Planungen im Gemüsegarten
Grundlage einer jeder Planung im Gemüsegarten ist zunächst die Datenermittlung. Vielleicht haben Sie ein Gartentagebuch geführt und darin Anbaufläche und Ertrag der jeweiligen Gemüsekultur vermerkt. Falls nicht, kann man als Anhaltswert eine Gemüsefläche von ca. 40m2/pro Person und ca. 26 m2 Beerenobstfläche/Person bei weitgehender Vollversorgung, also ohne Zukauf von Frisch-, TK-gemüse oder Konserven, Kantinenessen usw., annehmen. Bei einem geringeren Selbstversorgungsgrad reicht eine Gesamtfläche von ca. 25 m2/Person aus.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Fruchtfolge / Fruchtwechsel
Ist erst einmal festgelegt, was gesät bzw. gepflanzt wird, stellt sich die Frage: Auf welches Beet kommt was? Zur Vorbeugung von Erkrankungen wie z. B. der Kohlhernie und erhöhtem Schädlingsbefall ist auf eine weite Fruchtfolge zu achten. Außerdem wirkt der Fruchtwechsel Bodenverdichtung und Gareschwund entgegen, ermöglicht eine bessere Nährstoffausnutzung und berücksichtigt die Eigenunverträglichkeit bestimmter Pflanzen (z.B. Erbsen, Gurken, Zwiebeln). Um diesen Gemüsekulturen eine günstige Fruchtfolge zu ermöglichen, ist es sinnvoll, auch Pflanzen, die eigenverträglich sind, wie z. B. die Tomate, jährlich einen anderen Standort zu geben.
Die geplanten Gemüsearten werden im ersten Schritt entsprechend ihrer Pflanzenfamilie sortieren. Eine Pflanze der gleichen Familie sollte möglichst erst nach 4 Jahren (besser 6 Jahren) wieder aufs gleiche Beet gepflanzt werden (Fruchtwechsel).
Auf einem Beet sollen Pflanzen mit sich ergänzendem Nährstoffbedarf abwechseln. Der Einfachheit halber betreibt man eine Zweifelderwirtschaft: Dazu wird das Gemüseland in zwei gleichgroße Flächen geteilt. Auf die eine Hälfte kommen alle Gemüse mit einem hohen Nährstoffbedarf, die sog. "Starkzehrer", auf die andere Hälfte die "Schwachzehrer". Im nächsten Jahr wechselt das Quartier, so dass nach einer Pflanze aus der Gruppe der Starkzehrer eine aus der Gruppe der Schwachzehrer folgt.
Ergeben sich keine gleichgroßen Stark- und Schwachzehrerquartiere, kann man mit einem Beet Schnittblumen oder Gründüngung auffüllen. Diese Einteilung erleichtert nicht nur die Planung, sondern vereinfacht auch die Düngung. Wird mit frischem Mist gedüngt, erfolgt dies nur auf dem Starkzehrerquartier, da viele Schwachzehrer negativ darauf reagieren (z. B. "Beinigkeit" von Möhren, stärkerer Befall von Gemüsefliegen). Dabei ist zu berücksichtigen, dass Lauch und Sellerie (obwohl Starkzehrer) auf vielen Böden bei frischer Mistdüngung ebenfalls zu stark unter Schädlingen leiden und in diesem Fall auf dem Schwachzehrerquartier angebaut werden. Der erhöhte Nährstoffbedarf wird dann durch entsprechende Düngergaben ausgeglichen. Bei der Verwendung von kompostiertem Mist oder Kompost entsteht dieses Problem nicht.
Pflanzenfamilie | Gemüseart |
Kreuzblütler | Blumenkohl, Brokkoli, Chinakohl, Grünkohl, Kohlrabi, Kopfkohl, Meerrettich, Radies, Rettich, Rosenkohl, Rucola |
Doldenblütler | Möhre, Sellerie, Fenchel, Pastinake, Petersilie, Dill |
Schmetterlingsblütler | Erbse, Bohne |
Liliengewächse | Zwiebel, Lauch, Schnitt- und Knoblauch, Spargel |
Gänsefußgewächse | Spinat, Rote Rüben, Mangold |
Korbblütler | Artischocke, Schwarzwurzeln, fast alle Salate : Kopf-, Eis-, Schnittsalat, Endivien, Chicorée, Zuckerhut, Radicchio |
Nachtschattengewächse | Tomate, Paprika, Aubergine, Kartoffel |
Kürbisgewächse | Gurke, Kürbis, Melone, Zucchini |
Baldriangewächse | Feldsalat |
Eiskrautgewächse | Neuseeländer Spinat |
Knöterichgewächse | Rhabarber |
Wasserblattgewächse | Phacelia |
Gräser | Zuckermais, Roggen |
Besonders im Bereich der Mischkultur ist auch eine Einteilung in Stark-, Mittel- und Schwachzehrer üblich. Zu den Mittelzehrern rechnet man hier vor allem die Wurzelgemüse. Entscheidet man sich für eine Mischkultur, d.h. pflanzt man mehrere Gemüsearten gleichzeitig auf einem Beet an, geht man etwas anders vor. Zunächst wird die Pflanzenkombination für jedes Beet festgelegt, wobei folgende Kriterien zu berücksichtigen sind:
- Mittelzehrer mit Schwachzehrern oder Starkzehrern kombinieren
- tief- mit flachwurzelnden Pflanzen zusammen pflanzen
- Pflanzen, die den Boden wenig beschatten, mit solchen kombinieren, die mehr beschatten
- sich positiv beeinflussende Pflanzen (z.B. Möhren/Zwiebeln) zusammen pflanzen
Im nächsten Jahr erfolgt ein Wechsel der Beetbepflanzung (Kombination bleibt erhalten), so dass die Gemüsearten zu anderen Pflanzenfamilien als im letzten Jahr bzw. in den letzten Jahren gehören. Um sich diese Arbeit zu erleichtern, kann man in Gartenbüchern nachschlagen. Hier findet man Vorschläge bewährter Kombinationen.
Kulturfolge
Nachdem die Hauptkultur geplant ist, müssen die Vor- und Nachkulturen festgelegt werden. Dadurch sind 2-3 Ernten/Jahr vom gleichen Beet möglich. Der Ertrag /m2 wird erhöht und die Gefahr der Nährstoffauswaschung und des Gareschwundes wird verringert.
Bei der Planung sollten Sie wie folgt vorgehen:
- Feststellen der Aussaat-/Pflanzzeit der Hauptkultur (= Kultur, die am längsten auf dem Beet steht) sowie deren Erntezeit
- Aussuchen einer Gemüsekultur ( z.B. Kopfsalat), die bei früher Aussaat/Pflanzung bis zur Pflanzung der Hauptkultur (z.B. Tomaten) abgeerntet ist. Diese Kultur bezeichnet man als Vorkultur, da sie vor der Hauptkultur angepflanzt wird, und/oder
- Aussuchen einer Kultur ( z.B. Winterroggen als Gründüngung), die nach Ernte der Hauptkultur (z.B. Tomaten) noch gesät bzw. gepflanzt werden kann. Diese Kultur bezeichnet man als Nachkultur, da sie nach der Hauptkultur angepflanzt wird.
- Hat man eine langsam wachsende Hauptkultur, kann man ggf. eine schnell wachsende Zwischenkultur (z.B. Radieschen) wählen. Sie steht zusammen mit der Hauptkultur auf dem Beet, jeweils eine Reihe zwischen zwei Reihen der Hauptkultur. Bis die Hauptkultur so groß ist, dass sie den vollen Platz benötigt, ist die Zwischenkultur geerntet.
Anbauplan
Um diese Planung über einen Turnus von mindestens vier Jahren einzuhalten, erstellt man einen Anbauplan. Am besten zeichnet man die einzelnen Beete auf und macht darin Eintragungen zu folgenden Punkten:
- Fläche der Kultur (z. B. ganzes Beet, 2 Reihen, 1m2)
- Haupt-, Vor-, Nach-, Zwischenkultur mit Sorte
- Saat-/Pflanzzeitpunkt
- Saat- bzw. Pflanzabstände, Bedarf an Jungpflanzen
- Angaben zur Düngung
Im Laufe des Jahres kann dieser Plan mit weiteren Notizen wie Erntemengen, Schädlingsbefall, Hinweise zur Witterung usw. ergänzt werden und ist dann Grundlage der nächstjährigen Planung.
Einteilung in Beete
Um das Land beim täglichen Ernten nicht festzutreten, wird die Fläche in einzelne Beete eingeteilt. Diese werden am zweckmäßigsten 1,20 m breit angelegt. Zwischen den Beeten bleibt ein Weg von 30 cm Breite. Im Folgenden werden Beispiele zur Bepflanzung der Beete angegeben:
Hierauf kann man 3 Reihen Weiß-, Rot-, Wirsing-, Blumen- oder Rosenkohl pflanzen:
Nach der Ernte sind Kohlstrünke mit gallenartigen Wucherungen an den Wurzeln gegen Kohlgallenrüsslerbefalls dem Müll zuzuführen. Auch Strünke mit Fäulnis können pilzbefallen sein und sollten nicht kompostiert werden. | |
Ein anderes Beet wird mit Sellerie, Kohlrabi oder Buschbohnen gepflanzt. Diese Kulturen werden ebenfalls in
Sellerieblätter, die im Sommer von der Blattfleckenkrankheit befallen sind, sollten unverzüglich entfernt werden. | |
Beet 3 ist für Gurken vorgesehen.
Je länger es gelingt Mehltaubefall an den Gurken zu verhindern, um so größer wird die Ernte ausfallen. Hier ist ggf. der Einsatz eines Fungizides bei Befallsbeginn ratsam. | |
Von Kopfsalat, Frühkohlrabi und Porree kommen vier Reihen auf das Beet.
Da der Porree zur Entwicklung längere Zeit braucht und hauptsächlich erst im Spätsommer kräftig wächst, kann in den Reihen wechselweise Salat und Frühkohl gepflanzt werden. |
Beispiele für Beetpflanzungen
2 Bepflanzungen / Vegetationszeit | Beet 1 | Beet 2 | Beet 3 | Beet 4 |
Frühjahr | Steckzwiebeln und Möhren (reihenweise im Wechsel, insgesamt 4 Reihen) | Lauch und Möhren (reihenweise im Wechsel, insgesamt 4 Reihen) | Kohlrabi (Mittelreihe), Frühkartoffel (je 1 Reihe auf beiden Seiten)Radies (je 1 Randreihe ) | Erbsen (2 Mittelreihen), Rettich (je 1 Randreihe ) |
Sommer | Zuckerhut und Radies (reihenweise im Wechsel, insgesamt 4 Reihen) | Chinakohl (3 Reihen) und Feldsalat (2 Reihen) reihenweise im Wechsel | Herbstblumenkohl (je 1 Außenreihe) und Herbstsalat (2 Reihen in der Mitte) | Erdbeeren |
1 Bepflanzung/ Vegetationszeit | Beet 1 | Beet 2 | Beet 3 | Beet 4 |
Frühjahr bis Herbst | Schwarzwurzel (3 Reihen) und Frühporee (2 Reihen) reihenweise im Wechsel | Blumenkohl oder Fenchel (Mittelreihe) und Knollensellerie (je 1 Randreihe ) | Gurken (Mittelreihe), Radies (je 1 Reihe auf beiden Seiten), Steckzwiebeln (je 1 Randreihe ) | Tomaten (Mittelreihe), Kopfsalat (je 1 Reihe auf beiden Seiten), Radies (je 1 Randreihe ) |
Anlage erstellen
Was sind die ersten Schritte? | Wie führe ich diese aus? | Womit arbeite ich? |
Boden lockern | im Herbst ca. 25-30 cm tief grobschollig lockern und/oder im Frühjahr (bzw. direkt vor der Aussaat/Pflanzung) ca. 10 cm tief |
Spaten oder Grabegabel Kultivator, Grubber |
ggf. Grunddüngung | Kompost (3l/m²) und/oder Volldünger (nach Bedarf!) oberflächlich einarbeiten | Kultivator, Grubber |
Beet einteilen | Breite zwischen 0,80 und 1,20 m, Schnüre spannen und einen ca. 30 cm breiten Weg (Fußlänge) abtreten, | 2 Schnüre, Metermaß |
Boden einebnen | durch rechen gleichmäßige Oberfläche schaffen (keine “Kuhlen” ), dabei Steine auslesen und grobe Schollen zerschlagen -> Saatbeet muss feinkrümelig sein: Je feiner der Samen, desto feinkrümeliger das Saatbeet! | Gartenrechen |
Reihen markieren | mit Rillenzieher oder Gerätestiel entlang der gespannten Schnur Reihen markieren | Rillenzieher |
Sortenwahl
Ein guter Gemüseanbau beginnt bei der richtigen Sortenwahl. Die Eigenschaften der einzelnen Sorten sollten vor der Pflanzung bekannt sein. Teilweise bekommt man resistente und widerstandsfähige Gemüsejungpflanzen schon im Gartencenter oder beim örtlichen Gärtner, aber nicht immer. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an mehrfach-resistenten Sorten, z. B. blattlausresistenten Kopfsalat, gegen Mehltau resistenten Spinat oder gegen Möhrenfliege resistente Möhren etc. Die folgenden Jungpflanzenbetriebe haben diese widerstandsfähigen Sorten im Angebot und verkaufen diese auch für den Hausgarten (ab 1 Kiste!). Fragen Sie deshalb ganz gezielt nach diesen neuen Sorten.