Kleiner Frostspanner

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Kleiner Frostspanner
Operophtera brumata
Frostspanner.jpg
Larve auf einem Blatt
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse höhere Insekten
Pterygota
Ordnung Schmetterlinge
Lepidoptera
Unterordnung Glossata
Überfamilie Geometroidea
Familie Spanner
Geometridae

Der Kleine Frostspanner befällt Kernobst (z.B. Apfel), Steinobst (z.B. Kirsche, Pflaume)und die Hainbuche. Im Süßkirschenanbau gehört der Kleine Frostspanner zu den wichtigsten Schädlingen. Dieses Insekt ist ein unscheinbarer Kleinschmetterling von hellgrauer bis hellbrauner Farbe. Mit Beginn der ersten Nachtfröste ab Mitte Oktober schlüpfen die Tiere aus ihrem Bodenversteck, in dem sie den Sommer als Puppe verbringen.

Beschreibung

Die Männlichen Falter sind geflügelt und haben eine Flügelspannweite von 22 bis 30 mm, die Vorderflügel sind abgerundet, graubraun mit dunklen, welligen Querlinien, die Hinterflügel sind hell. Die Männchen fliegen bei Dunkelheit.

Die Weiblichen Falter sind flugunfähig, da ihre Flügel zu Stummeln zurückgebildet sind. Der Körper ist 5-7 mm lang, grau bis dunkelbraun mit gelbgrauer Sprenkelung. Die flugunfähigen Weibchen krabbeln an den Stämmen der Gehölze empor, um nach erfolgter Begattung ihre Eier an jungen Trieben abzulegen.

Ein Ei des Kleinen Frostspanners umfasst eine Größe von 0,5 x 0,4 mm, ist oval, blass gelblichgrün und färbt sich bald orangerot.

Die Raupe ist eine typische Spannerraupe mit nur einem Bauchfußpaar und einem Paar Nachschieber am Hinterende. Die anfangs grau gefärbte Raupe wird später typisch grünlich oder bräunlich mit drei weißlichen Längsstreifen und einem dunkelgrünen Mittelstreifen. Die Raupe wird etwa 25 mm lang. Zur Zeit des Knospenaufbruchs schlüpfen die Junglarven aus den Eiern und beginnen mit ihrem Fraß, der Ende Mai, Anfang Juni abgeschlossen ist.

Zur Verpuppung lassen sich die Tiere an einem Gespinstfaden zu Boden, um sich dort zu verpuppen. Die Puppe ist 7 bis 8 mm lang, braun und gedrungen.


Lebensweise

Schematische Darstellung der Entwicklung des Kleinen Frostspanners


Der Flug der adulten Männchen beginnt bei warmem Herbstwetter ab Mitte Oktober bis in den Januar, Hauptauftreten ist in der Regel im November und Dezember bei einer etwa 14 Tage dauernden Hauptflugphase. Tagsüber leben die Falter versteckt, ab der Abenddämmerung fliegen die Falter und die Flugstärke kann mittels Pheromonfallen überwacht werden. Die flugunfähigen Weibchen schlüpfen aus den im Boden ruhenden Puppen. Sie suchen Obstbäume auf und klettern in den Kronenbereich. Nach der Kopulation legen sie 100 bis 300 Eier einzeln oder zu mehreren in Vertiefungen oder Rindenritzen der Zweige. Der sich entwickelnde Embryo verfällt in ein Ruhestadium, erst zum Ende des Winters erfolgt die Raupenentwicklung. Der Schlupf beginnt mit dem Öffnen der Knospen bis zur Blütezeit. Der Schlupf der Räupchen kann sehr verzettelt sein und sich bis Anfang Mai hinziehen. Die jungen Räupchen können vom Wind von Baum zu Baum getragen werden und sich so ausbreiten. Die Raupen sind sehr gefräßig, fressen Blüten und Blattknospen aus oder junge Blattbüschel werden lose zusammengesponnen und durchlöchert, später werden auch Früchte geschädigt. Die erwachsenen Raupen lassen sich an einem Spinnfaden zur Erde und verpuppen sich in 5 bis 15 cm Tiefe.

Schadbild

Im Frühjahr zeigen junge Blätter und Triebspitzen Fraßstellen. Meist werden die Schäden erst ab Mitte Mai wahrgenommen. Zu diesem Zeitpunkt sind die grünen Larven des Kleinen Frostspanners deutlich zu erkennen. Auffällig ist die schiebende Art der Fortbewegung, bei der sich der Körper abwechselnd katzenbuckelartig krümmt und wieder streckt. Bei starkem Befall kann es zu Kahlfraß kommen. Ähnliche Schäden werden durch die braungefärbte Larve des Großen Frostspanners und anderer Schmetterlingslarven verursacht, die jedoch seltener auftreten. Man findet ausgefressene Knospen, Blüten und Blätter, bis hin zum Kahlfraß bzw. Blattskelette. Zerfressene Blattbüschel werden durch Spinnfäden verklebt.

In Jahren mit starkem Auftreten verursachen die Räupchen des Kleinen Frostspanners in Süß- und Sauerkirschen schwere bis sehr starke Fraßschäden an Blatt- und Blütenbüscheln bis zum Kahlfraß. Ab Beginn der Fruchtentwicklung fressen vorhandene Räupchen halbseitig die heranwachsenden Früchte aus (sog. Löffelfraß). Die Früchte verkorken, werden missgebildet oder fallen vorzeitig ab. In unbehandelten Anlagen kann dies zum totalen Ernteverlust führen.

Schadschwelle

In Süß- und Sauerkirschen ist die Schadschwelle erreicht, wenn 3 bis 4 Räupchen je 100 Blatt- bzw. Blütenbüschel kurz vor bzw. ab Beginn der Blüte gefunden werden. Bei Pflaumen wird die Schadensschwelle erst bei 10 - 15 Räupchen pro 100 Blütenbüschel erreicht.
Die Bäume sollten spätestens ab Blühbeginn in kurzen Zeitabständen auf frisch aufgewanderte Räupchen in den Blütenbüscheln kontrolliert werden. Ist die Schadensschwelle überschritten, empfiehlt es sich, eine gezielte Massnahme gegen die jungen Raupenstadien durchzuführen.

Bekämpfung im Erwerbsgartenbau

Die Behandlung sollte bei warmen Temperaturen von mindestens 15 °C durchgeführt werden, damit gewährleistet ist, daß die Räupchen durch die erhöhte Fraßaktivität genügend Wirkstoff des Insektizids aufnehmen.
Beim Einsatz von Mineralöl- bzw. Rapsöl-Präparaten kann eine Nebenwirkung auf abgelegte Eier auftreten. Erfolgversprechend ist die Bekämpfung der Räupchen zum Hauptschlupf mit den Wirkstoffen Indoxacarb oder Tebufenozid. Beim Einsatz von Thiacloprid ist eine gute Wirkung auf junge Räupchen bis maximal Larvenstadium L2 zu erwarten. Alternativ ist auch die Verwendung von Azadirachtin, Pyrethrin-Präparaten oder Bacillus-thuringiensis-Präparaten möglich. Bei der Bekämpfung von Frostspannerräupchen werden in der Regel andere Schmetterlingsraupen wie Goldafter, Schwammspinner, Schlehenspinner, aber auch Eulenraupen wie Pyramideneule und Blaukopf miterfasst. Die Prognose kann durch das Anbringen von Leimringen erfolgen. Anhand der festgestellten Weibchen auf den Leimringen kann auf einen Befall im Frühjahr in der Anlage geschlossen werden.
Indikationszulassung Steinobst
Indikationszulassung Kernobst

Bekämpfung im Hausgarten

Ab Anfang Oktober können gefährdete Gehölze mit Leimringen oder Leim zum direkt aufstreichen geschützt werden. Solche mit Raupenleim bestrichenen Gürtel sind im Fachhandel erhältlich. Sie werden rechtzeitig vor Flugbeginn des Schädlings fest am Stamm der Gehölze und gegebenenfalls auch am Baumpfahl befestigt. Die flugunfähigen Weibchen bleiben auf ihrer Wanderung in die Krone auf dem Raupenleim kleben und werden so an der Eiablage gehindert. Die Leimringe sollten regelmäßig auf festen Sitz und ausreichende Funktionstüchtigkeit kontrolliert werden. Verschmutzte oder eingetrocknete Leimringe sind zu erneuern. Um das Hochwandern der Raupen, die im Februar/März unterhalb des Leimringes schlüpfen können, zu verhindern, ist das Anbringen eines neuen Leimringes im Februar oberhalb der alten Stelle - nach Entfernung des alten Leimringes - zu empfehlen. Einsatz von Bacillus-thurigiensis-Präparate im Frühjahr bei Temperaturen über 15°C gegen die Raupen. Bekämpfungsmöglichkeiten in Ziergehölzen im Hausgarten

Bekämpfungsmöglichkeiten in Obstgehölzen im Hausgarten

Quelle

  • *Werner Dahlbender und Günter Hensel (2010): Pflanzenschutz in Süßkirschen. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Oppenheim. 
  • Uwe Harzer (2011): Praxisanleitung "Zwetschen, Pflaumen, Mirabellen" - Qualitätsproduktion. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Rheinbach. 

Weblinks