Glossar Pflanzenschutz

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Glossar

Diese Wörterliste erklärt Fachausdrücke und Abkürzungen, die im Pflanzenschutz von Belang sind.


Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

A

Abdrift
Die Verfrachtung von Pflanzenschutzmittel in der Behandlungsflüssigkeit durch Luftbewegung auf Nichtzielflächen.
Adulte
Ausgewachsene und geschlechtsreife Insekten bzw. Milben.
Akarizide
Pflanzenschutzmittel mit einer speziellen Wirkung gegen Milben (Spinnentiere). Es besteht in der Regel keine Wirkung gegen Insekten.
akropetal
Mittel wird im aufsteigenden Saftstrom der Pflanze geleitet
Antagonist
Gegenwirkung z.B. zweier Substanzen oder Organismen
Apothecium
(Plural: Apothecien); offene, schüssel-, oder becherförmige Fruchtkörper bei Schlauchpilzen (Ascomyceten), siehe auch Perithecium
Applikation
Anwendung eines Pflanzenschutzmittels
Atemgift
Mittel wirkt über die Atmungsorgane

B

B
Abkürzung für das chemische Element Bor
Basidie
Sporangium der Basidiomycetes
Basidiomycetes
Ständerpilze
Basidiosporen
(auch Ballistosporen); ungeschlechtliche Sporen, sogenannte Sommersporen, sorgen für eine massenhafte Verbreitung der Rostpilze
basipetal
Mittel wird im absteigenden Saft der Pflanze geleitet
Berührungsgift
Kontaktgift; Mittel, das durch bloße Berührung in den Körper eindringt
biozid
Leben tötende Substanz
Botrytizid
Mittel zur Bekämpfung von Botrytis
BBA
Früher: Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, siehe JKI
BMELV
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
BfR
Bundesinstitut für Risikobewertung, Benehmensbehörde im Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel
BVL
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Zulassungsbehörde für Pflanzenschutzmittel

C

Ca
Abkürzung für das chemische Element Calcium

D

Driesche
aufgelassener Weinberg

E

EFSA
European Food Safety Authority, Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit
Emulsion
feinste Verteilung einer Flüssigkeit in einer anderen, in der sie nicht löslich ist
Eradikative Wirkung
Diese Pflanzenschutzmittel können eine bereits längere Zeit vorhandene Infektion erfolgreich bekämpfen (wenn schon Befallssymptome sichtbar sind). Bisher gibt es diese Wirkstoffe nur für die Bekämpfung von ektoparasitischen Pilzen wie den Mehltau.
ES
Entwicklungsstadium

F

Formulierung
Zubereitung eines Pflanzenschutzmittels (PSM); ein PSM beinhaltet neben dem Wirkstoff noch zahlreiche Begleitsubstanzen, z.B. Haftmittel, Netzmittel, Lösungsmittel u.v.a.
Fraßgift
wirkt bei fressenden Schädlingen nach Aufnahme des Mittels in den Verdauungskanal
fungistatische Wirkung
das Wachstum von Pilzen hemmende Wirkung
Fungizide
Pflanzenschutzmittel, die eine Wirkung auf pilzliche Infektionen der Pflanzen besitzen.

G

GHS
Global Harmonized System, Global harmonisiertes System zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, Verordnung (EG) Nr. 1272/2008

H

Hemimetabolie
unvollkommene Verwandlung der Insekten. Bei dieser Entwicklung sehen die Larven und Adulten oft fast gleich aus (mit Ausnahme der Flügel) und haben in der Regel dieselbe Ernährungsweise.
Herbizide
Pflanzenschutzmittel, mit denen unerwünschter vegetativer Beiwuchs (Unkräuter/Ungräser) bekämpft werden kann.
Holometabolie
vollkommene Verwandlung bei höher entwickelten Insekten (in der Regel durchläuft die Entwicklung mehrere Larvenstadien, die oft eine von den Adulten unterschiedliche Form und Lebensweise zeigt)

I

Imago
Plural: Imagines; geschlechtsreifes Volltier der Insekten
Indikation
Die Indikationen beschreiben die Anwendung eines Pflanzenschutzmittels. Mit den Indikationen ist vorgegeben, gegen welchen Schadorganismus, in welcher Kultur, wie oft und in welcher Konzentration das Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden darf. Diese Ausführungen sind für den Anwender verpflichtend. Ein Gebrauch der Pflanzenschutzmittel außerhalb der vorgegebenen Indikationen ist nicht Rechtens und kann strafrechtlich verfolgt werden.
Inkubationszeit
Dauer von der Infektion bis zum Sichtbarwerden des Befalls
Insektizide
Pflanzenschutzmittel, mit den Insekten bekämpft werden.

J

JKI
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, hervorgegangen aus dem Zusammenschluss der früheren Biologischen Bundesanstalt (BBA) mit weiteren Bundesinstituten, zuständig für alle Bereiche des Kulturpflanzenbaus, Benehmensbehörde für die Bereiche Wirksamkeit, Phytotoxizität, Anwendung und Nutzen von Pflanzenschutzmitteln im Rahmen des Zulassungsverfahrens
Jungpflanzen
"Jungpflanzen" oder "Jungpflanzenanzucht" sind Pflanzen in der Anzucht, die sich noch nicht am endgültigen Standort bzw. noch nicht in der Weiterkultur zur verkaufsfähigen Ware befinden. Es handelt sich also z.B. um Pflanzen, die noch nicht ins Freiland oder Gewächshaus ausgepflanzt sind oder um Pflanzen vor dem Topfen in den Endtopf. Die anschließend an den Endstandort verpflanzte Kultur ist dann keine Jungpflanze mehr. Junge Pflanzen von Kulturen, die in Direktsaat produziert werden, sind in diesem Sinne keine Jungpflanzen.
Juvenilstadien
Jugendstadien von z. B. Insekten und Milben

K

K
Abkürzung für das chemische Element Kalium
kanzerogen
krebserregend
Konidien
auch Konidiosporen, ungeschlechtlich gebildete Sporen von Schlauchpilzen, die durch Umbildung von Hyphen oder an Konidiophoren (Konidienträgern) gebildet werden
Kontaktgift
siehe Berührungsgift
Kontamination
Verunreinigung mit Fremdstoffen
Kurative Wirkung
Bezeichnet die Wirkung eines Mittels, wenn es Infektionsstellen aktiv bekämpft und diese im Anfangsstadium stoppen kann.

L

M

Metaboliten
Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln
Metamorphose
Verwandlung, Entwicklung
Mg
Abkürzung für das chemische Element Magnesium
Mikrogramm (µg)
1 Millionstel Gramm = 1 Tausendstel Milligramm (0,001 mg)
MoA
MoA ist die Abkürzung für Mode of Action (Wirkungsweise). Fungizide, Insektizide und Herbizide haben eine spezifische Wirkungsweise. Die Komitees aus FRAC, IRAC und HRAC haben Listen zusammen gestellt, in denen die Pestizide hinischtlich ihrer Wirkstoffe und Wirkungsweisen in bestimmte Gruppen und Untergruppen eingeteilt werden. Tritt eine Resistenz in einer Wirkstoffgruppe auf, wird diese Minderwirkung bei allen Wirkstoffen aus dieser Gruppe (gleiche Wirkungsweise (MoA)) auftreten. In diesem Fall spricht man von einer Kreuzresistenz. Um Resistenzbildungen zu vermeiden und ein gutes Resistenzmanagment durchführen zu können, müssen bei der Anwendung von Spritzfolgen Wirkstoffgruppenwechsel vorgenommen werden.
MUFV
Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz
mutagen
Eigenschaft einer Substanz, Veränderungen in den Erbeigenschaften hervorzurufen
MWVLW
Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz

N

N
Abkürzung für das chemische Element Stickstoff
Nematizid
nematodentötendes Mittel
Nekrose
Gewebetod, Absterben von Organteilen
Nymphe
Bei manchen Arten von Insekten kommt das Jungtier in relativ ausgereifter Form zur Welt. Dies wird als Nymphe bezeichnet. Die Nymphe ähnelt der Erwachsenenform, besitzt aber noch keine oder nur teilweise ausgebildete Flügel und keinen Fortpflanzungsapparat. Sie verwandelt sich durch einen allmählichen Vorgang ohne Puppenstadium zum ausgewachsenen Tier.
Nützling
Der Begriff Nützlinge umfasst eine Gruppe von Insekten und Milben, die auch als "natürliche Feinde" von Schädlingen bezeichnet werden. Sie bekämpfen die Schädlinge, indem sie sich entweder räuberisch von ihnen ernähren oder sie parasitieren, d.h. sie legen ihre Eier in dem Wirtstier ab. Nützlinge finden ihren Einsatz hauptsächlichen im Biologischen Pflanzenschutz. Hier sollen sie zu einem verminderten Pestizideinsatz beitragen. Zu den bekanntesten Nützlingen gehören die Florfliege (Chrysoperla carnea), der Marienkäfer (Coccinella septempuncata) und die Raubmilbe (z.B. Phytoseiulus persimilis).

O

Ovizide Wirkung
Spezielle Wirkung der Pflanzenschutzmittel, die die Eientwicklung der Insekten und Milben unterbindet.

P

P
Abkürzung für das chemische Element Phosphor
Perithecium
Perithecien (Pl.); birnen-, kugel- oder flaschenförmige Fruchtkörper bei Schlauchpilzen (Ascomyceten)
Persistenz
chemische Stabilität eines Stoffes, Wirkungsdauer
Pestizid
Pflanzenschutzmittel
Pflanzenstärkungsmittel
Pflanzenstärkungsmittel sind Stoffe, die die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen Schadorganismen erhöhen, Pflanzen vor nichtparsitären Beeinträchtigungen schützen oder für die Anwendung von Schnittpflanzen bestimmt sind. Sie unterliegen nicht der Zulassung durch das Pflanzenschutzgesetz (PflSchG). Laut BVL vom 05.11.2007 werden Gibberellinsäurehaltige Produkte zum 31. März 2008 von der Liste der Pflanzenstärkungsmitel gestrichen. Grund für diese Entscheidung sind die wachstumsregulatorischen Wirkungen der Gibberellinsäure. Einzige Ausnahme sind die Blumenfrischhaltemittel, da diese Mittel der gesetzlichen Definition von Pflanzenstärkungsmitteln entsprechen.
phytosanitär
pflanzengesundheitlich
Phytotoxizität
Bezeichnet die Verträglichkeit eines Pflanzenschutzmittels gegenüber der Kulturpflanze. In manchen Fällen kann es zu einer Unverträglichkeit nach der Ausbringung kommen und die Pflanze stark schädigen. Insbesondere Blüten und junges Pflanzengewebe können empfindlich reagieren, im Detail wird nach Blattverträglichkeit und Blütenverträglichkeit unterschieden.
Population
Gesamtheit aller Individuen einer Art auf einer bestimmten Fläche
prophylaktisch
vorbeugend; Mittel müssen vor der Infektion (präventiv) auf die zu schützenden Pflanzenteile gebracht werden
PSM
Pflanzenschutzmittel
Pyknidie
Fruchtkörper bei Schlauchpilzen in denen asexuelle Sporen entstehen (Pyknosporen)

Q

R

Resistenz
Resistenz bedeutet Widerstandsfähigkeit eines Organismus gegen eine schädigende Einwirkung. Diese Widerstandsfähigkeit kann für den Anbauer zum Vorteil sein. Beispiel: Resistenz einer Pflanzenart gegen einen bestimmten Schadorganismus. Allerdings können auch die Schadorganismen ihre Widerstandsfähigkeit gegen Pflanzenschutzmittel erhöhen. Dies betrifft in der Regel Pflanzenschutzmittel, die nur einen Wirkort im Schadorganismus (one-site-inhibitors) haben und damit den Schadorganismus nicht über mehrere Wege bekämpfen. Um eine Resistenzbildung zu vermeiden ist es sehr wichtig, nicht immer das gleiche Mittel mit dem gleichen Wirkstoff zu verwenden, sondern einen Wirkstoffwechsel mit einem Mittel aus einer anderen Wirkstoffgruppe vorzunehmen.

S

saprophytisch
auf oder von faulenden Stoffen lebend
Suspension
schwebefähige Verteilung feinster Teilchen einer festen Substanz in einer Flüssigkeit
synergistisch
sich gegenseitig beeinflussend im Sinne einer gesteigerten Wirkung
Systemische Wirkung
Nach der Applikation wird das Pflanzenschutzmittel von der Pflanze aufgenommen und der Wirkstoff im Gefäßsystem in der gesamten Pflanze verteilt. Je nach Ausbringung kann die Aufnahme über Wurzeln oder die oberirdischen Pflanzenteile erfolgen

T

Teleutospore
Überwinterungsform von Sporen, werden in den Uredosporenlagern oder an anderen Orten im Herbst gebildet
teratogen
zu Missbildungen bei Embryonen und Föten führend
Tiefenwirkung
Hat die gleiche Bedeutung wie Translaminar. Der Wirkstoff der Pflanzenschutzmittel durchdringt das benetzte Pflanzengewebe von der Blattoberseite bis zur Blattunterseite. Es erfolgt keine Verteilung in der gesamten Pflanze über das Gefäßsystem, d.h. diese Mittel haben einen lokalen Wirkort und der Neuzuwachs wird nicht geschützt.
Toxizität
Giftigkeit, akute: durch eine einmalige hohe Dosis hervorgerufene Giftwirkung, chronische: durch eine längere Zeit andauernde Aufnahme kleiner Stoffmengen hervorgerufene Giftwirkung
Translaminar
Bezeichnet die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln, deren Wirkstoffe das getroffene Blattgewebe von der Blattoberseite zur Blattunterseite durchdringen. Diese Mittel werden nicht in der gesamten Pflanze mit dem Saftstrom verteilt und haben daher nur einen lokalen Wirkort, d.h. sie wirken ausschließlich auf den benetzten Pflanzenteilen.

U

UBA
Umweltbundesamt, Einvernehmensbehörde im Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel
Uredosporen
Sporenform

V

W

Wartezeit
Zeit zwischen letzter Anwendung eines Pflanzenschutzmittels und der Ernte. Dadurch soll die Überschreitung der zulässigen Höchstmenge eines Stoffes auf die Produkte verhindert werden.

X

Y

Z

Quellen

B. Altmayer, B. Fader, M. Harms, R. Ipach, U. Ipach, H.-P. Lipps, K.-J. Schirra, B. Ziegler (2010): Sachkunde im Pflanzenschutz (Weinbau). 6. überarbeitete Auflage. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin. Neustadt an der Weinstraße.