Förderung von Nützlingen im Hausgarten

Aus Hortipendium
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Gartenrotschwanz (Weibchen)

Das Anbringen von Nisthilfen im Garten ist in vielen Gärten seit langem üblich. Meisen, Rotschwänzchen u.a. gefiederte Nützlinge danken es uns, indem sie viele Schädlinge vertilgen. Weniger bekannt ist, dass wir auch zur Ansiedlung nützlicher Insekten im Garten, Hilfestellung geben können.

Gartengestaltung

Damit sich Nützlinge im Garten etablieren und sich dort vermehren, gilt es zunächst günstige Lebensräume zu schaffen und alles zu unterlassen, was ihre Entwicklung stört. In einem artenarmen Garten, der nur aus Zierrasen, Thujahecke und einigen wenigen blühenden Pflanzen besteht, werden sich nur wenige Nützlinge ansiedeln. Ein naturnaher Garten mit vielen verschiedenen heimischen Sträuchern, blühenden Staudenbeeten, Reisighaufen und Trockenmauern bietet dagegen viele verschiedene Lebensräume und Nahrungsangebote für die verschiedensten Tiere.


In den Hecken nisten Vögel, die besonders während der Aufzuchtzeit einen enormen Nahrungsbedarf haben und eine Vielzahl schädlicher Insekten vertilgen. Auch Igel finden sich hier ein und können in Reisig- und Laubhaufen überwintern. Eidechsen lieben die warmen Steine, in deren Hohlräume sie sich verstecken können und artenreiche Blumenrabatten locken nicht nur Bienen, sondern auch andere nützliche Insekten wie Schwebfliegen an.

Ein solcher Garten bietet die besten Voraussetzungen für Nützlinge. Natürlich ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sorgsam zu überprüfen und allenfalls nützlingsschonende Mittel einzusetzen, um diese Bemühungen nicht zunichte zu machen.

Hummeln

In Deutschland gibt es 29 verschiedene Hummelarten, von denen zehn Arten bereits regional verschwunden sind. Auch im Garten spielen die Hummeln eine wichtige Rolle, denn im Gegensatz zu Bienen fliegen Hummeln auch bei kaltem, nassem und stürmischem Wetter, um Pollen und Honig einzutragen. So sind Hummeln (kurzrüsselige Hummeln) noch bei Temperaturen um 51° C flugfähig und fliegen frühmorgens bzw. noch spätabends.

Der Schutz der Hummeln ist aber nicht allein durch das Aufstellen von Nistkästen zu erreichen. Wichtig ist, dass man Trachtpflanzen (Wildkräuter, Wiesenkräuter) in der näheren Umgebung hat. Diese sollten erst nach dem Abblühen gemäht werden, damit die Bienen und Hummeln dort Pollen und Nektar holen können.

Die einfache Methode Hummeln anzusiedeln erfolgt mit Hilfe von Blumentöpfen. Hummeln sind Erdbewohner und benutzen gern alte Mäusenester als Niststätte. Der Tontopf (20 cm im Durchmesser) wird zur Hälfte mit trockenem Moos gefüllt und umgekehrt eingegraben. Als Regenschutz wird ein Erdwall um den Topf angelegt und eine Steinplatte aufgesetzt.

Pappkarton-Nistkästen werden aus möglichst stabilen Kartons von ca. 45 x 40 x 40 cm hergerichtet. Der Karton wird bis zur Hälfte mit Torf oder einem Gemisch aus Torf und Kleintierstreu gefüllt. In den Topf wird eine Nistkuhle gedrückt, in die man fein gezupfte, gegen Mottenfraß unbehandelte Polsterwolle legt. Hierdurch wird praktisch ein Mäusenest nachgeahmt. Über dieses Nest wird ein kleinerer (23 x 23 x 23 cm) Karton gestülpt. Zwischen großem Deckkarton und kleinem Karton stellt man aus Pappe einen kleinen Gang von 2 - 3 cm Breite her, den man in den Topf drückt. Die Pappkarton-Nistkästen werden in bienenstandähnlichen Freiständen untergebracht. Die Fluglöcher sollten nach Osten zeigen.

Hummelkasten Modell "Münden" ist eher für "Profis". Er besteht aus Holz und ist ein Modell, das für langjährige Benutzung geeignet ist. Er besteht aus drei Elementen, dem äußeren, hölzernen Schutzkasten, dem eigentlichen Nistkasten aus Pappe sowie einem kleinen Deckkasten. Die Außenwände sollten eine Stärke von 15 mm besitzen. Zu seiner Herstellung sind Fichten-, Lärchen- oder Kiefernholz geeignet. Das Modell "Münden" kann frei im Garten aufgestellt werden.

Solitärbienen

Stängelbündel werden aus hohlen Stängeln von Schilf, Reet, Stroh oder Bambus, markhaltige Stängel von Himbeere, Brombeere, Holunder, Heckenrose, Sommerflieder etc. zusammengestellt. Es werden 20 cm lange Stängelstücke gebündelt und mit Blumendraht oder einer Schnur zusammengebunden. Die Nisthilfen werden an etwas windgeschützten Stellen verteilt aufgehängt.

Hartholzklötze sind Baumscheiben oder Holzklötze (25 x 15 x 10 cm) aus Hartholz, z.B. Eiche oder Buche. In das Holz werden Löcher von 2 - 10 mm Durchmesser mit einer Tiefe von 3 - 9 cm gebohrt. Der Holzblock wird unregelmäßig angebohrt, damit möglichst viele Löcher entstehen.

Florfliegen

Florfliegen sind wichtige Nützlinge im Garten. Ihre Larven können innerhalb ihrer Entwicklungszeit einige hundert Blattläuse vertilgen. Florfliegen überwintern als ausgewachsene Tiere.

Das Florfliegenhäuschen dient als Überwinterungsplatz und bietet optimalen Schutz gegen natürliche Feinde und ungünstige Witterung. Das Quartier wird mit Weizenstroh fest ausgestopft und in der Winterzeit (September bis Frühjahr) ausgehängt. Es besitzt zwei Stellen mit lamellenförmigen Öffnungen an denen die Tiere einfliegen können. Das Quartier hat die Maße 28,5 x 30,5 x 30 cm. Die Firma Schwegler bietet Florfliegenhäuschen an. Man kann diese Quartiere aber auch selbst bauen. Dabei ist zu beachten, das ein Anstrich mit roter Farbe die meisten Florfliegen anzieht.

Marienkäfer

Marienkäfer sind im Garten wichtige Helfer gegen Blattläuse. Will man sie ansiedeln, so ist darauf zu achten, dass die ersten zuwandernden Tiere nicht durch Spritzungen beeinträchtigt werden. Wichtig ist auch den Marienkäfern Überwinterungsquartiere wie Laubhaufen unter Hecken anzubieten. Diese sollten trocken, vor Staunässe geschützt sein und gut besonnt sein. Hilfreich ist es, das Laub auf den Staudenbeeten bis Ende März liegenzulassen. Marienkäfer schätzen ein vielfältiges Blütenangebot während der gesamten Vegetationsperiode.

Nistkästen für Vögel

Zu Beginn der Saison sollten Sie auch an die Nützlinge denken, die einen wichtigen Beitrag zur biologischen Bekämpfung vom Schädlingen im Garten leisten. Deshalb sollten Vogel - Nistkästen gereinigt werden und bei Bedarf zusätzliche aufgehängt werden. Vögel vertilgen schädliche Raupen (Frostspanner, Eulen, Wickler).

Grundsätze:

  • 1-2 Nistkästen pro Garten mit 32 mm Einflugloch für Kohlmeise, Feldsperling, Gartenrotschwanz,
  • 1 Nistkasten pro Garten mit 26 mm Einflugloch für Blaumeisen,
  • 1 Halbhöhle pro Garten für Hausrotschwanz, Bachstelze, Grauschnäpper
  • Nistkästen senkrecht hängen
  • Abstand zwischen den Nistkästen ca. 5-10 m
  • Flugloch nicht zur Wetterseite ausrichten
  • Freien Ein- und Ausflug gewähren
  • Nistkästen auf Augenhöhe anbringen, um Kontrollen und Reinigung zu erleichtern
  • Möglichst ungestörte Plätze auswählen
  • Reinigen: Nistkästen mit Wasserstrahl reinigen, alte Nester entfernen

Weblinks