Nährelemente und ihr Verhalten im Boden

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Hauptartikel: Boden- und Substrateigenschaften


Ursächlich für die Mineralstoffkonzentration in der Pflanze ist die im Boden vorhandene Nährstoffmenge. Der bestehende Zusammenhang zwischen Nährstoffgehalt in der Pflanze und -vorrat im Boden macht es möglich, dass auch die Bodenanalyse unter Einbeziehung von Richtwerten eine Aussage über den Versorgungszustand der Pflanze macht. Im Normalfall erfüllt die Bodenanalyse für die gärtnerische Praxis folgende Aufgaben:

  • Beurteilung des Ernährungszustandes
  • Aufstellung eines Düngungsprogramms
  • Aufspüren von Ursachen einer Fehlernährung


Beurteilung des Ernährungszustandes

Bei nicht durch die Bodenanalyse zu klärenden Ernährungsstörungen kann nur die Pflanzenanalyse endgültigen Aufschluss bringen.

Zu den wichtigsten Voraussetzungen für die Produktion qualitativ hochwertiger Zierpflanzen gehört neben der Beherrschung aller anderen Wachstumsfaktoren die Einhaltung von Richtwerten der Nährstoffe und des Salzgehaltes im Boden und Substrat. Erst bei Abweichungen treten Mangel- oder Überschusserscheinungen auf, deren Ausmaß vom Grad der Fehlernährung abhängig ist. Die "Kunst des Kultivierens" oder der "grüne Daumen" besteht u.a. auch darin, durch bedarfsgerechte Düngung nicht von den Richtwerten abzuweichen. Der entscheidende, für alle Betriebe erste Schritt hierzu ist die schematische Berechnung der Nährstoffmenge, die basierend auf den Pflanzenentzügen in einem bestimmten Zeitraum auszubringen ist. Die Nährstoffmenge ist durch betriebliche Gegebenheiten zu modifizieren wie:

Lichtangebot Mit steigender Photosynthese verwertet die Pflanze mehr Nährstoffe, das Wachstum steigt mit dem Angebot
Temperatur Im Bereich des Temperaturoptimums in Verbindung mit hoher Beleuchtungsstärke ist die Nährstoffmenge zu erhöhen;
niedrige Bodentemperatur senkt die Nährstoffaufnahme → das Angebot ist zu senken
Gießwasser Hoher Salzgehalt erhöht die Salzkonzentration in Boden und Substrat, im Extremfall können Salzschäden auftreten;
besonders zu beachten sind der Natrium- und Chloridgehalt;
vorhandene Nährstoffe müssen eventuell auf die Düngung angerechnet werden;

weiches Wasser (< 8° dH Carbonathärte) senkt den pH-Wert, hartes Wasser erhöht ihn: mögliche Folgen sind Festlegung oder unerwünschte Freisetzung von Nährstoffen

Bewässerungssystem Unterschiede in der Nährstoffkonzentration ergeben sich z.B. durch den Nährstoffvorrat im Substrat, die Jahreszeit und das Bewässerungssystem (siehe auch Einfluss betrieblicher Faktoren auf die Nährstoffkonzentration bei Bewässerungsdüngung)

Düngungsprogramm

Optimalbereiche der Nährstoffversorgung

Die Nährstoffe, deren Untersuchung von größter Bedeutung ist, sind Stickstoff (N) und Kalium (K). Sie werden in größter Menge von der Pflanze aufgenommen und ihr Optimalbereich in der Pflanze (besonders Stickstoff) ist relativ eng (Abb. 1), so dass Mangel- oder Überschussernährung bereits bei geringen Abweichungen vom Optimum sichtbar auftreten.

Die Stickstoffernährung wird neben der Düngung vom Humusgehalt des Bodens oder Substrat beeinflusst. Humose Mineralböden und mit organischen Düngern versorgte bzw. komposthaltige Substrate sind biologisch hoch aktiv. Durch Mineralisierung organischer Substanz wird pflanzenverfügbarer Mineralstickstoff zunächst als Ammonium freigesetzt, der innerhalb weniger Tage in Nitrat umgewandelt wird. Voraussetzungen sind ein schwach saurer pH-Wert und normale Sauerstoffversorgung.
Die Umsetzungsgeschwindigkeit steigt mit zunehmendem Wärmeangebot, so dass in den Sommermonaten überhöhte Gehalte zu auftreten können. Die Stickstoffdüngung ist dann zu unterbrechen. In nicht oder gering aktiven Substraten (Weißtorf- / Tongemisch) treten diese Schwierigkeiten nicht in dem Maße auf.
Dagegen ist die Wirkung von Phosphat weniger kritisch zu beurteilen, da der Optimalbereich sehr weit ist und Überschusssymptome in der Praxis nicht auftreten. Häufig sind Gewächshausböden mit Phosphat überversorgt, so dass auf eine Düngung auch über mehrere Jahre verzichtet werden kann. Die hohen Gehalte beruhen auf dem Verhalten des Phosphats im Boden. In Abhängigkeit vom pH-Wert entstehen über einen längeren Zeitraum nicht lösliche Salze, und zwar Eisen- und Aluminium-Phosphat im sauren Bereich, Calcium-Phosphat im schwach sauren bis alkalischen Bereich. Alle Verbindungen reichern sich im Boden an und werden nicht ausgewaschen. Von der Festlegung im sauren Bereich sind neben Eisen weitere Spurennährstoffe wie Zink, Bor, Kupfer und Mangan betroffen.


Die folgende Tabelle gibt lediglich die Schwankungsbreite von Nährstoffgehalten an, für bestimmte Kulturen müssen artspezifische Werte herangezogen werden. Optimal ernährte Zierpflanzen weisen je nach Pflanzenart folgende Bereiche im Mineralstoffgehalt aus:

in %
N P K Ca Mg
2 - 5 0,2 - 0,7 1,8 - 5,5 0,5 - 2,0 0,2 - 0,8
in ppm
Fe B Mo Cu Mn Zn
50 - 1000 20 - 80 0,15 - 1,0 5 - 15 25 - 150 15 - 80



Wechselwirkungen zwischen Nährelementen - Ursachen einer Fehlernährung

Ursache für Nährstoffmangelerscheinungen sind neben unzureichender Versorgung wegen Entleerung des Bodens, Nährstoffauswaschung, pH-bedingter Festlegung und Sauerstoffmangels unharmonische Nährstoffverhältnisse im Boden. So kann es zu einer wechselseitigen Beeinflussung der Pflanzennährstoffe durch unkontrollierte Düngungsmaßnahmen kommen, d.h. Nährstoffe fördern sich (Synergismus) oder hemmen sich gegenseitig (Antagonismus) in der Aufnahme.


Gegenseitige Beeinflussung von Nährstoffen
Nährelement hemmt fördert

Stickstoff
(Nitrat)

Phosphat Calcium

Magnesium

Kalium

Stickstoff (Ammonium)

Calcium

Magnesium

Kalium

Phosphat

Sulfat

Kalium

Calcium

Magnesium

Ammonium

Nitrat

Magnesium

Calcium

Kalium

Ammonium

Nitrat

Natrium


Calcium

Chlorid

Nitrat

Calcium

Eisen

Mangan



Von praktischer Bedeutung sind folgende Nährstoffverhältnisse für einen Ionenantagonismus:

NH4/K K/Mg P/Fe Mn/Mg Cu/Mn Zn/Fe
NH4/Ca K/Ca P/Zn Mn/Fe Cu/Fe Ni/Fe
NH4/Mg K/Na P/Al Mn/Mo Cu/Mo Cr/Fe

K/B
Mn/Zn Cu/Zn SO4/Mo

Durch Bodenanalysen häufig festgestellte Ernährungsstörungen betreffen das Kalium-/Magnesiumverhältnis. Ein ausgewogenes Gleichgewicht besteht in Mineralböden bei einem Verhält-nis von 2 bis 3 : 1. Wegen der intensiven Durchwurzelung von Töpfen sind Nährstoffverhältnisse zwar weniger wichtig, die Beachtung verhindert aber schwerwiegende Düngefehler. Höhere Magnesiumgehalte hemmen die Kalium-, hohe Kaliumgehalte die Magnesiumaufnahme.
Zu beachten ist weiter, dass es bei einem durch Stickstoffüberschuss verursachten weiten Stickstoff-/Kaliumverhältnis zu relativen Kaliummangel kommt. Der Kaliumgehalt in der Pflanze befindet sich zwar im Optimum, gerät aber wegen übermäßiger Stickstoffdüngung in relativen Mangel. Sind nach einer Bodenanalyse die Nährstoffverhältnisse ausgeglichen, bleiben sie nur harmonisch, wenn entsprechend dem für die Pflanze spezifischen Stickstoff-/Kaliumverhältnis gedüngt wird.

Quellen

Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße. 


Einzelnachweise


Weblinks