Düngung Schnittblumen im Freiland

Aus Hortipendium
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Hauptartikel: Düngung im Zierpflanzenbau

Die Düngung im Freiland entspricht im wesentlichen der Düngung unter Glas:

  • Einstellen der Richtwerte nach Bodenanalyse je nach Bodenart vor Beginn der Vegetationsperiode (leichter Boden: niedriger Richtwert, schwerer Boden: höherer Richtwert)
  • Düngung des Pflanzenentzugs
  • zeitliche Düngerverteilung unter Berücksichtigung von Umweltaspekten
  • Stickstoffdüngung besonders beachten (Kontrolle während der Kulturdauer, vor der Düngung den Bodenvorrat messen, nach Bedarf düngen durch Verrechnung von Entzug und Vorrat im Boden)


Phosphor und Kalium

Die Grunddüngung dient zum Auffüllen der Richtwerte und zur Deckung des Pflanzenentzugs in einer Düngergabe. Der Zeitpunkt der Düngung liegt von Herbst bis Frühjahr in Abhängigkeit von der Bodenart. Der Termin richtet sich nach der Auswaschungsgefahr:

  • leichte Böden nur im Frühjahr
  • schwere Böden auch im Herbst

Nachdüngungen sind nicht erforderlich. Bei salzbedürftigen Kulturen (z.B. Statice) führt eine zusätzliche Kaliumdüngung am Vegetationsbeginn (März) zu einer Ertragssteigerung. Verwendet werden dabei 40 kg K2O/ha, geeignet sind Cl-haltige Dünger. Die Kaliumdüngung erhöht das Trockengewicht durch Steigerung der Photosynthese. Es kommt zu einer erhöhten Celluloseproduktion
Das N: K2O-Verhältnis hat nur geringe Bedeutung, die Böden gleichen aufgrund des großen Wurzelraumes unharmonische Nährstoffverhältnisse teilweise aus. Damit entfällt die Verwendung des Stickstoffs als Leitelement, da nur Stickstoff entsprechend des Entzugs nachgedüngt werden muss.


Magnesium

Die Grunddüngung wird wie bei Phosphat und Kalium durchgeführt. Der Magnesiumgehalt im Boden ist in Beziehung zum Kaliumgehalt einzustellen, das Verhältnis K2O: MgO soll 2 bis 3 : 1 betragen, bei z.B. 30 mg K2O/100 g Boden liegt der optimale Magnesiumgehalt bei 10 bis 15 mg MgO/100 g Boden. Antagonismus zwischen Kalium und Magnesium ist zu beachten.


pH-Wert und Kalkdüngung

Die Bodenart bestimmt den pH-Wert. Dieser steigt mit steigendem Tonanteil. Optimale Werte für Sand liegen um pH 5,5, für Lehm pH 6,5 bis 7. Bei für eine Bodenart überhöhten pH-Werten ist keine Kalkung erforderlich. Bei optimalem pH-Wert wird nur die Erhaltungskalkung durchgeführt. Günstig ist Hüttenkalk mit 100 bis 150 kg/ha, der Siliziumgehalt mobilisiert Phosphat im Boden und verstärkt die Zellwand.


Stickstoffdüngung

Bedarfsorientierte Stickstoffdüngung
Bedarfsorientierte Stickstoffdüngung im Freiland

Das Ziel ist die Verminderung der Nitratverlagerung in das Grundwasser, da Stickstoff in Form von Nitrat einer starken Auswaschung unterliegt. Der Nitratgehalt im Boden wird so niedrig gehalten, dass der Vorrat nur für einen Teil der Kulturdauer ausreicht und durch weitere Düngungen der Sollwert aufgefüllt wird. Der Pflanzenentzug darf auf keinen Fall mit einer Düngung gedeckt werden. Vor jedem Düngungstermin wird der Nitratstickstoff-Gehalt mit Hilfe des Nitratschnelltests gemessen wird. Der vorhandene Stickstoffvorrat wird auf die Düngungshöhe angerechnet. Der Messwert stellt den Saldo aus Stickstoffverlusten (Auswaschung, Denitrifizierung, Festlegung, Entzug) und Stickstoffgewinnen (Nachlieferung aus Mineralisierung) dar.

Der Gesamtentzug wird auf die in Wochen festgelegte Kulturdauer verteilt, z.B. entspricht 100 kg/ha Entzug in 10 Wochen einem wöchentlichen Entzug von 10 kg/ha.

Stickstoffentzüge von Schnittstauden
Pflanzjahr Ertragsjahre
Aster amellus, Erigeron-Hybriden, Gladiolus-Hybriden, Lupinus-Hybriden 4 40 6 60
Aconitum napellus, Alchemilla mollis, Bellis, Carlina, Convallaria, Gentiana, Helichrysum, Narcissus, Gräser 6< 60 12 120
Allium, Alstromeria, Aquilegia, Aster dumosus, Aster novi-belgii, Campanula, Coreopsis, Dahlia, Gentiana ‘Royal blue’, Goniolimon, Gypsophila, Helenium, Phlox paniculata, Heleborus, Lilium, Limonium, Eryngium 6 60 18 180


Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen ist besonders auf großen Flächen eine wöchentliche Düngung nicht durchführbar. Die Anzahl Düngungen muss daher ein Kompromiss zwischen betrieblichen Möglichkeiten, Ansprüchen der Pflanze und Umweltschonung sein. In der Praxis wird so vorgegangen, dass vor Kulturbeginn ein Mindestvorrat eingestellt wird. Die Höhe ist pflanzenspezifisch und zusätzlich von der Bodenart abhängig. Sie ist um so höher, je früher eine Kultur auf Mangelernährung reagiert. Das Aneignungsvermögen für Nährstoffe ist pflanzentypisch unterschiedlich, 30 bis 40 kg N/ha haben sich bewährt. Mit sinkendem Aneignungsvermögen steigt der Mindestvorrat. Der Mindestvorrat muss zu jedem Zeitpunkt der Kultur im Boden vorhanden sein, um das Risiko der Mangelernährung auszuschließen. Zum Erntezeitpunkt ist nur noch der Mindestvorrat im Boden vorhanden. Bei jedem Düngungstermin werden die Mengen zum Auffüllen des Mindestvorrats und der Pflanzenentzug gedüngt. Der Sollwert ist der anzustrebende Stickstoffgehalt im Boden an einem Düngungstermin. Er entspricht der Summe aus dem Entzug bis zum nächsten Düngungstermin und dem Mindestvorrat.

Die Düngungshöhe ist die Differenz zwischen Sollwert und Messwert. Folgende Messergebnisse sind möglich:

Messwert < Sollwert = Düngung zum Auffüllen des Sollwerts
Messwert = Sollwert = keine Düngung
Messwert > Sollwert = keine Düngung

Die nutzbare Bodenschicht entspricht der zu untersuchenden durchwurzelten Bodenschicht der Kultur. Gemessen wird bis in 90 cm Tiefe, die in 30 cm Horizonte aufgeteilt werden. Die Summe der Messergebnisse aller untersuchten Horizonte entspricht dem Stickstoffvorrat im Boden. Vorteil der Erfassung tieferer Bodenschichten ist die Berücksichtigung des Stickstoffvorrats des gesamten durchwurzelbaren Raums. In tiefere Schichten verlegter Stickstoff wird auf die Düngung angerechnet, dadurch sinkt die Düngungshöhe, die Auswaschung wird vermindert. Durch den Anbau tief wurzelnder Pflanzen im Herbst wird der Boden entleert, z.T. bereits Vorschrift. Die Stickstoffrestmenge zur Ernte sollte auf den Mindestvorrat abgesunken sein. Für diese Menge besteht Auswaschungsgefahr im Herbst, da es keine Folgekultur gibt.

Vorteile des Düngungssystems:

  • Der Stickstoffgehalt im Ernteprodukt sinkt, was besonders bei Gemüse erwünscht ist.
  • Der Stickstoffgehalt im Boden ist zum Erntetermin bekannt. Es können noch Maßnahmen gegen Verlagerung in den Untergrund ergriffen werden.
  • Die Ernterückstände werden für die Düngermenge berücksichtigt
  • Die Nitratauswaschung wird vermindert
  • Keine zeitweise Über- und Unterversorgung der Pflanze
  • Geringere Düngerkosten

Düngermenge

Zur Erinnerung: Die Düngungshöhe ist die Differenz zwischen Sollwert und Messwert.

Messwert < Sollwert = Düngung zum Auffüllen des Sollwerts
Messwert = Sollwert = keine Düngung
Messwert > Sollwert = keine Düngung

Am Beispiel der Statice wird die Berechnung der Düngermenge dargestellt. Sie setzt sich zusammen aus der Ermittlung des Sollwertes und der Berechnung der Stickstoffmenge (Düngermenge), die in der Kultur eingesetzt werden muss.

Berechnung des Sollwerts

Entzug
+ Mindestvorrat
130 kg N/ha
40 kg N/ha
= Sollwert 170 kg N/ha

Berechnung der Stickstoffmenge:

Sollwert
- Messwert
170 kg N/ha
60 kg N/ha
= Stickstoffmenge 110 kg N/ha

Bei mehreren Düngungsterminen könnte die Berechnung der Sollwerte wie folgt aussehen (vor jedem Düngungstermin wird der N-Gehalt (kg N/ha) gemessen und mit dem Sollwert verrechnet. Aus dieser Differenz ergibt sich die notwendige Stickstoffmenge (Düngungsmenge):

N-Messung vor jedem Düngungstermin (kg N/ha)
1. Messung
Düngung
2. Messung
Düngung
3. Messung
Düngung
Sollwert
Messwert
60
110
150
90
65
80
Stickstoffmenge - 60 -


Stauden

Die Düngung von Stauden wird am Beispiel der Staticien erläutert. Staticen sind salzverträgliche Pflanzen, daher reiche drei Düngungstermine aus:

  1. zu Beginn des Austriebs (Ende März)
  2. vor Beginn der Hauptwachstumsphase (Ende April)
  3. nach dem Schnitt

Der letzte Düngungstermin hat für kräftige Pflanzen im Herbst zu sorgen und verhindert Frostschäden. Die Düngermenge am letzten Termin ist so zu bemessen, dass am Ende der Vegetationsperiode der Boden durch Pflanzenentzug entleert ist.Die am jeweiligen Düngungstermin zu verabreichende Düngermenge entspricht rechnerisch dem Pflanzenentzug bis zur nächsten Düngung, ändert sich aber aufgrund der Stickstoffdynamik im Boden.


Sommerblumen

Bei salzverträglichen Arten bietet sich die Düngung wie bei Stauden an. Bei salzempfindlichen Arten gibt es zwei Möglichkeiten:

a) Düngung mit wasserlöslichen Salzen
Es wird ein gleich bleibender Stickstoffgehalt im Boden bis zum Sichtbarwerden der Blütenknospen angestrebt, z.B. 50 kg/ha. Der Boden ist am Kulturende entleert.
Bewässerungsdüngung ist gut geeignet.
Es handelt sich um eine arbeitsaufwendige Methode, da der Stickstoffgehalt wöchentlich gemessen werden muss.

b) Düngung mit Depotdüngern
Der Stickstoffbedarf wird bei der Pflanzung in einer einmaligen Gabe gedeckt, z.B. Auffüllen des Bodenvorrats auf 100 kg/ha. Das Verfahren ist wenig arbeitsaufwendig.
Das Düngungsverfahren gut geeignet bei Verwendung von Mulchmaterial wie Papier und abbaubare Folie.
Bei einer einmaligen Düngung ist die Mineralisierung bei der Düngungshöhe zu berücksichtigen (100 bis 120 kg/ha), bei mehrmaliger geht sie in den Messwert ein.


Quellen

Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße. 


Einzelnachweise


Weblinks