Wurzelfäulen

Aus Hortipendium
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Wurzel- und Wurzelhalsfäulen können bei Zierpflanzen durch verschiedene Gruppen von meist bodenbürtig lebenden Pilzen verursacht werden. Sie sind gerade an Beet- und Balkonpflanzen weit verbreitet. Insbesondere bei stark schwankender Wasserversorgung, bei mangelhafter Hygiene und bei ungünstigen Wachstumsbedingungen für die Pflanzen können sie zu erheblichen Ausfällen führen und den Zierwert von Rabatten u. ä. stark beeinträchtigen. Betroffen sind u.a. Begonie (Begonia sp.), Pantoffelblume (Calceolaria-Hybriden), Calibrachoa, Dahlie (Dahlia sp.), Fuchsie (Fuchsia hybr.), Impatiens (Impatiens sp.), Pelargonie (Pelargonium sp.), Stiefmütterchen (Viola), Surfinia (Petunia-Hybriden) und Eisenkraut (Verbena sp.), aber auch noch zahlreiche andere Zierpflanzenarten können befallen werden.

Krankheitsbild

Erstes Anzeichen für einen Befall mit Wurzelpilzen ist in der Regel das Welken der betroffenen Pflanzen, oft zunächst nur an einzelnen Trieben. Nach vorherigem Vergilben sterben die kranken Pflanzen häufig ganz ab, ohne an den oberirdischen Pflanzenteilen eindeutige Symptome zu hinterlassen. Erst wenn man solche Pflanzen aus dem Topf oder aus der Erde herausnimmt, erkennt man die verbräunten bis schwärzlichen, meist weichfaulen Feinwurzeln. Da welke Pflanzen generell zunächst einmal stärker gegossen werden, ist der Wurzelballen der kranken Pflanzen meist auffällig nass, denn mit Wurzelpilzen befallene Pflanzen können das verabreichte Wasser gar nicht mehr richtig aufnehmen. Häufig auftretende Symptombilder sind in den untenstehenden Abbildungen dargestellt. Diese Symptome können durchaus mit Nässe-, Trockenheits- oder Düngerschaden verwechselt werden.

Lebensweise der beteiligten Krankheitserreger

Am Krankheitsgeschehen sind mehrere Gruppen von bodenbürtigen Pilzen beteiligt. Zu den am häufigsten vorkommenden zählen Rhizoctonia solani, Sclerotinia-Arten, zahlreiche Fusarium-Arten, Thielaviopsis basicola und Myrothecium roridum, sowie aus der Gruppe der Oomyceten zahlreiche Pythium- und Phytophthora-Arten. Gemeinsame Merkmale zwischen den Gruppen/Arten sind nur schwer zu finden. Sie unterscheiden sich

  • in der systematischen Zugehörigkeit zu Gattungen, Familien und Ordnungen,
  • in der Breite des Wirtspflanzenspektrums (einige befallen nur eine einzelne Pflanzenart, andere ein ganzes Spektrum von Wirtspflanzen),
  • in der Art der Parasitierung (einige sind streng parasitisch, andere können auch saprophytisch (als Bestandszersetzer) Phasen ohne geeignete Wirtpflanzen überdauern),
  • im benötigten Lebensraum (einige sind streng bodenbürtig, andere treten phasenweise auch oberirdisch auf).

Es ist schwierig, die Lebensweise so vieler unterschiedlicher Erreger zusammenfassend darzustellen. Gemeinsam ist allerdings allen pilzlichen Wurzelfäule-Erregern, dass sie bevorzugt in feuchten bis nassen Substraten vorkommen und vorwiegend junge oder geschwächte Pflanzen befallen. Infektionsquellen sind meist bereits vorher kontaminierte Böden oder Kultursubstrate, gelegentlich werden die Erreger auch latent in zugekauften Jungpflanzen gefunden.

Bekämpfung

Das Auftreten von Wurzel- und Wurzelhalsfäulen hängt meist mit einer dauerhaften Vernässung des Wurzelballens zusammen. Als wichtige vorbeugende Maßnahme ist daher die Verwendung eines lockeren Erdsubstrates, das eine gute Durchlüftung des Wurzelraumes gewährleistet, zu nennen. Dieses Substrat sollte frei von pflanzenparasitären Bodenpilzen sein und bei Pflegemaßnahmen sollten die bekannten Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Übermäßig häufiges und zu starkes Gießen schadet grundsätzlich ("zu Tode gegossene" Zierpflanzen sind häufiger als vertrocknete!). Optimale Kulturbedingungen sind der beste Schutz vor Befall mit Wurzelfäule-Erregern.

Tritt erst einmal Befall in einem Bestand auf, hilft allenfalls ein konsequentes Entfernen der betroffenen Pflanzen, denn in den meisten Fällen erholen sich die welkenden Pflanzen nicht mehr. Gerade in nassen Substraten ist davon auszugehen, dass die Erreger sich schon ausgebreitet haben, so dass auch eine großzügige Entfernung der Nachbarpflanzen und auch später noch sorgfältige Befallskontrollen notwendig sind. Gefährdete Bestände sollten so trocken wie möglich gehalten werden, um das Wachstum neuer Wurzeln anzuregen. Die zur Bekämpfung von Wurzelfäulen zugelassenen Präparate wirken nur vorbeugend, so dass nach Auftreten der ersten Symptome Gegenmaßnahmen nur in Verbindung mit kulturtechnischer Optimierung Erfolg versprechen.

Quellen

Daughtrey, M. L., Wick, R. L., Peterson, J. L. (1995): Compendium of Flowering Potted Plant Diseases. APS Press. St. Paul, USA. ISBN 978-0890542026


Weblinks

http://www.pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de/pflanzenschutzinfothek