Faltenwespen

Aus Hortipendium
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Faltenwespen
Vespidae
AD2009Sep09 Vespula germanica 05.jpg
Vespula germanica im Landeanflug
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Hautflügler
Hymenoptera
Unterordnung Stechimmen
Apocrita

Die Faltenwespen (Vespoidea) sind eine Familie in der Ordnung der Stechimmen (Apocrita). Weltweit sind ca. 800 unterschiedliche Arten bekannt von denen 16 Arten in Deutschland registriert wurden. Die große Familie lässt sich in 2 Unterfamilien unterscheiden, den Feldwespen (Polistinae) und den Echten Wespen (Vespinae), die den meisten Menschen als Störenfriede bei dem Genuss von Nahrungsmitteln bekannt sind. Alle mitteleuropäischen Faltenwespen leben in sozialen Verbünden, den Wespen-Staaten.

Aussehen

Alle Faltenwespen tragen eine gelb-schwarze Musterung, die insbesondere für Wirbeltiere eine Warnfärbung darstellt.

Den Namen Faltenwespen trägt diese Familie auf Grund der in Ruhe längs gefalteten Vorderflügel. Die Hinterflügel sind dauerhaft durch Häkchen mit den Vorderflügeln verbunden. Alle Faltenwespen tragen zur Verteidigung einen Wehrstachel. Manche Arten benutzen den Stachel wahrscheinlich auch zum Töten von Beutetieren.

Lebensweise

In den gemäßigten Zonen Mitteleuropas überwintern an einem geschützten Ort nur die begatteten Weibchen. Die männlichen Insekten und die gegen Ende der Flugsaison noch lebenden Larven sterben wahrscheinlich aus Futtermangel. Im Frühjahr gründen die begatteten Weibchen neue Staaten. Die Staaten bauen sich während des Sommers auf und gehen mit den ersten Frösten des gleichen Jahres wieder zu Grunde. Ein Staat besteht aus einer oder mehrerer Königinnen, den Arbeiterinnen und später im Jahr aus männlichen Tieren, die die überwinternden Weibchen begatten.


Die Nester bestehen bei allen Faltenwespenarten aus papierartigem Material. Dies besteht bei Echten Wespen aus verwittertem und/oder frischem Holz und bei bei den Feldwespen aus Pflanzenfasern. Damit die Holz- bzw. Pflanzenfasern zu einem wasserunlöslichen, hornartigen Material verarbeitet werden können, geben die Wespen ein chitinhaltiges Sekret ab, das als Bindemittel dient. Jede Wespenart baut Nester mit einer artspezifischen Form.

Die Larven der Faltenwespen ernähren sich haupsächlich von zerkauten Insekten und Spinnen und werden damit von den Arbeiterinnen innerhalb des Nestes gefüttert. Die ausgewachsenen Wespen ernähren sich nur zu einem geringen Teil von tierischer Nahrung. Der größte Teil der tierischen Beute wird von den Nestgenossen an die Larven verfüttert. Die Hauptnahrung der adulten Tiere besteht aus Blütennektar, süßen Obst- und Baumflusssäften, Fruchtfleisch und Honigtau von Blattläusen. Faltenwespen gehören zu den holometabolen Insekten und durchlaufen während ihrer Entwicklung die Stadien: Ei - 3 Larvenstadien - Puppe - Wespe. Die Verpuppung findet in einem Gespinstkokon innerhalb des Nestes statt (Pupa libra).

Stachel und Stich

Im Gegensatz zu dem Stachel der Honigbiene bleibt der Stachel nach dem Stich nicht in der menschlichen Haut stecken. Dies liegt an der anatomischen Form des Stachels. Zum einen zerschneiden die Widerhaken an den Stechborsten bei der Stechbewegung die an ihnen haftenden Bindegewebsfasern der Haut und zum anderen ist der Stachel stärker durch Muskeln im Hinterleib der Wespen befestigt.

Die Zusammensetzung des Wespengiftes ist von Art zu Art unterschiedlich. Allen gemein und verantwortlich für den Schmerz ist der Anteil von Histamin, 5-Hydroxitryptamin und bei Hornissen Acetylcholin. Ein Stich einer Hornisse fühlt sich zwar schmerzhafter an, ist aber nicht giftiger als ein Stich anderer Wespenarten. Bei einer normalen Reaktion des Körpers ist ein Wespenstich nicht gefährlich. Versuche bei Ratten ergaben eine LD50 mit 154 Stichen/kg Körpergewicht. Bei Allergikern hingegen kann ein einzelner Stich einen lebensbedrohlichen Kreislaufkollaps hervorrufen.

Ein Alarmpheromon in der Giftdrüse, das bei Gefahr in Richtung des Störenfriedes abgegeben wird, animiert die Nestgenossen zum sofortigen Angriff.

Gattungen und Arten

Echte Wespen (Vespinae)

Gattung Kurzkopfwespen (Vespula)

  • können sehr große Staaten mit bis zu 4.000 Arbeiterinnen bilden
  • Wespen fliegen bis Oktober/November
  • sammeln Nahrung an Süßwaren, zuckerhaltigen Getränken und Frischfleisch
  • Arten:
Vespula germanica - Deutsche Wespe
Vespula vulgaris - Gemeine Wespe
Vespula rufa - Rote Wespe
Vespula austriaca - lebt sozialparasitisch von V. rufa

Gattung Hornissen (Vespa)

  • die größten einheimischen Faltenwespen
  • Arten:
Vespa crabro - die einzige Art in Mitteleuropa

Gattung Langkopfwespen (Dolichovespula)

  • Wespen fliegen nur bis August/September
  • häufig anzutreffen auf Doldenblütlern
  • Staaten mit bis zu 100 Arbeiterinnen
  • Arten:
Dolichovespula media - Mittlere Wespe oder auch Kleine Hornisse
Dolichovespula saxonica - Sächsische Wespe
Dolichovespula norwegica
Dolichovespula sylvestris
Dolichovespula omissa - lebt sozialparasitisch von D. sylvestris
Dolichovespula adulterina - Kuckuckswespe - lebt sozialparasitisch von D. saxonia und D. norwegica

Feldwespen (Polistinae)

Gattung Feldwespen (Polistes)

  • in Mitteleuropa mit mehreren Arten
  • Nestgründung nicht selten polygyn (=Gründung von mehreren Weibchen)
  • Arten:
Polistes dominulus - Französische Feldwespe
Polistes biglumis
Polistes nympha
Polistes bischoffi - Zierliche Feldwespe
Polistes atrimandibularis - lebt sozialparasitisch von anderen Polistes-Arten

Quelle

W. Jacobs, M. Renner und K. Honomichl (1998): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8274-0799-0

H. Bellmann (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer. Kosmos. Stuttgart. ISBN 3-440-07682-2