Verticillium dahliae

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Verticillium-Welke
Verticillium spp.
Verticillium dahliae.jpg
Mit Verticillium dahliae infizierte Sonnenblume
Systematik
Abteilung Ascomycota
Unterabteilung Pezizomycotina
Klasse Sordariomycetes
Unterklasse Hypocreomycetidae
Ordnung Hypocreales
Familie Hypocreaceae
Gattung Verticillium
Hauptfruchtform keine
Nebenfruchtform Verticillium

Verticillium dahliae, auch als Verticillium-Welke bezeichnet, ist ein bodenbürtiger Welkepilz der an zahlreichen Zier- und Obstgehölzen erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen kann . Mit seinen widerstandfähigen Mikrosklerotien kann der Erreger bis zu 10 Jahre im Boden überdauern. [1]

Schadbild

An den oberirdischen Pflanzenteilen zeigen einzelne Blätter und/oder Triebe Welkesymptome. Typischerweise verläuft die Blattwelke von außen nach innen. Im Laufe der Zeit stirbt die gesamte Pflanze ab. Die Leitungsbahnen zeigen punktuelle Verbräunungen.

Krankheitsverlauf

Verticillium dahliae ist ein bodenbürtiger Pilz, der mit seinen Mikrosklerotien bis zu 15 Jahre im Boden überdauern kann. Die Keimung, d.h. die Ausbildung eines Keimschlauchs, wird durch die Wurzelausscheidungen der Wirtspflanzen angeregt. Der Pilz dringt mit dem Keimschlauch in das Wurzelgewebe (Leitungsbahnen) ein und bildet dort Hyphen und Konidien. Er wächst innerhalb der Pflanze im Zentralzylinder von unten nach oben und wird passiv über den Wasserstrom in der Pflanze verteilt. Die Pflanze versucht die Infektion mit Verticillium abzuwehren, indem sie in den Leitungsbahnen sogenannte "Thyllen" ausbildet. Mit dieser Maßnahme versucht die Pflanze die Längsausbreitung des Pilzes zu vermeiden. Durch die Thyllen verstopfen immer mehr Leitungsbahnen und der Wassertransport wird gehemmt. Es entstehen die typischen Welkesymptome an den oberirdischen Pflanzenteilen. Dies führt in der Regel bis zum absterben der gesamten Pflanze. In den Blättern bildet der Pilz neue Überdauerungsorgane (Mikrosklerotien).

Wirtspflanzen

Nicht befallen werden Einkeimblättrige Pflanzen sowie Koniferen [2].

Ackerbaukulturen:
Von den Ackerbaukulturen ist die Kartoffel und die Sonnenblume sehr anfällig.

Gemüsebau:
Im Gemüsebau sind Tomaten, Gurken, Erbsen und Bohnen gefährdet. Bei Verticilliumbefall an Kohl handelt es sich um eine Infektion mit Verticillium longisporum.

Obstkulturen:
Im Obstbau sind insbesondere Erdbeeren und Himbeeren von einer Infektion mit Verticillium bedroht. Befallen werden aber auch diverse Kern- und Steinobstarten.

Zierpflanzen- und Baumschulkulturen:
Der Wirtspflanzenkreis im Bereich der Zierpflanzenbau und der Baumschule ist sehr groß. Insbesondere Chrysanthemen sind häufig befallen. Dianthus und Rosa zählen ebenfalls zu häufiger befallen Pflanzenarten. Bei den Gehölzen sind häufig Ahorne (v.a. Fächerahorn), Perückenstrauch, Trompetenbaum, Eberesche, Robinie oder auch Mandelbäumchen betroffen [3].

Im Folgenden eine Liste der empfindlichen sowie der resistenten Gehölzarten.

Empfindliche Gehölze Weniger empfindliche Gehölze

Bekämpfung

Die Bekämpfung von Verticillium dahliae wird als äußerst schwierige angesehen. Die Erfassung des bodenbürtigen Erregers mittels chemischer Bodenentseuchungsmittel gilt aufgrund der umweltschädlichen Auswirkungen der Präparate als problematisch, wodurch zahlreiche Präparate in den letzten Jahren in Deutschland bzw. in der EU einem Anwendungsverbot unterliegen. Gleichzeitig müssen in den Anbaugebieten zahlreiche Flächen als hochgradig verseucht eingestuft werden. Die starke Ausbreitung auf den landwirtschaftlichen Flächen ist zu einem Teil auf den sich ausbreitenden Kartoffelanbau zurückzuführen, da der Anbau dieser Wirtspflanze zu einer Verschleppung des Erregers und zu seiner Anreicherung im Boden führen kann.[1]

In der Baumschule kann der Pilz am besten durch vorbeugende Maßnahmen wie Desinfektion von Komposterden, Stellflächen und Kulturgefäßen durch Hitze und durch kulturtechnische Maßnahmen wie das Entfernen kranker Pflanzen unterdrückt werden. Im Zierpflanzenbau kann der Versuch unternommen werden, die Ausbreitung durch Gießbehandlungen zu verhindern.

Im Freilandanbau ist die Einhaltung einer Fruchtfolge zwingend erforderlich. So sollten beispielsweise Erdbeeren nicht auf Flächen angebaut werden, wo Kartoffeln innerhalb der letzten 15 Jahren angebaut wurden.


Nachweis von Verticillium dahliae im Labor

Selektivnährmediumg mit Verticillium
  • Aufschlämmung einer Bodenprobe 50 g trockener Boden (2 mm)/100 ml Aqua dest.
  • Nasssiebung der Bodensuspension 1 mm – 0,125 mm – 0,020 mm
  • Gewinnung einer Bodenfraktion zwischen 20 und 125 m, Überführung in 100 ml Aqua dest.
  • Ausplatten auf Selektivnährmedium, Aliquot: 0,5 ml/Platte; Inkubation bei 20° C im Dunkeln
  • Auszählen der colony forming units (cfu)/ g trockener Boden
  • Viele versprengte punktförmige Kolonien = Verticillium tricorpus
  • Strahlig, sternförmige Kolonie = Verticillium dahliae


siehe auch Infoblatt zur Bodenuntersuchung der FH Osnabrück oder Infoblatt der ages.at

Quellen

  1. a b Neubauer, C., Schacht, H., Heitmann, B.:Untersuchungen zu Auftreten und Bekämpfung der Verticillium-Welke in Baumschulen. AGIP-Forschungsvorhaben, Abschlussbericht, FH Osnabrück, 2007
  2. Arbofux - Verticillium-Welke an Laubgehölzen
  3. Pflanzenschutzamt Hamburg, gefunden am 05.11.2010
  • Index Fungorum
  • P.M. Kirk, P.F. Cannon, D.W. Minter and J.A. Stalpers CABI Europe - UK (Hrsg.) (2011): Ainsworth & Bisby's Dictionary Of The Fungi. 10. Auflage. CPI Group (UK) Ltd. Croydon. ISBN 978-1-84593-933-5

Weblinks