Trichogramma brassicae

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Schlupfwespe
Trichogramma brassicae
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Trichogramma brassicae
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Hautflügler
Hymenoptera
Überfamilie Erzwespen
Chalcidoidea
Familie Trichogrammatidae
Gattung Schlupfwespe
Trichogramma

Weltweit sind etwa 150 Trichogramma-Arten bekannt. Die Schlupfwespe wird weltweit in Freilandkulturen eingesetzt. Eine große Bedeutung kommt dem Einsatz von Trichogramma brassicae gegen den Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) zu. Diese Art wird auch unter Glas eingesetzt. Trichogramma dendrolimi und Trichogramma cacoeciae werden zur Bekämpfung des Apfel-, Apelschalen- und Pflaumenwicklers eingesetzt. Mit Trichogramma evanescens können Lagerschädlinge wie die Dörrobst, Mehl- und Getreidemotten bekämpft werden. Im Zierpflanzenbau können verschiedene Trichogramma-Arten gegen verschiedene Zünslerarten wie z.B. gegen Duponchelia fovealis eingesetzt werden.

Geschichtliches

In Russland und den Vereinigten Staaten wurden bereits in den frühen 20er Jahren Trichogramma zur biologischen Kontrolle eingesetzt. Ab 1930 nahm die Bedeutung wegen der Verbreitung von preiswerten chemischen Insektiziden ab. Nur in Ländern, in denen chemische Pflanzenschutzmittel damals nicht verfügbar waren, wie China oder Russland, wurde der biologische Pflanzenschutz weiter verfolgt. Aus Umweltschutzgründen wurden in den 80er Jahren im Westen Untersuchungen über den Einsatz von Trichogramma wieder aufgenommen.

Biologie

Entwicklungszyklus und Erscheinungsbild

Ei - 4 Larvenstadien – Puppe – Insekt

Die Schlupfwespe legt ihre Eier in die Eier der Motte. Die Anzahl der Eier, die sich entwickeln können, hängt der der Größe des Motteneis ab, von einer bis hin zu 30 per Wirt. In Eiern des Maiszünslers werden in der Regel zwei bis drei Eier pro Mottenei abgelegt. Das Trichogramma-Ei ist glasig, 0,14 mm lang und 0,04 mm im Durchmesser. Die 24 Stunden nach der Eiablage schlüpfende Larve hat außer ihren sichelförmigen Mundwerkzeugen keine charakteristischen Merkmale. Die Larve verbraucht den gesamten Inhalt des Motteneis. Sie können sich nur richtig in frisch gelegten Eiern entwickeln, je älter die Eier sind, umso weniger werden sie parasitiert und umso höher ist die Sterblichkeit der Larven. Nach vier Larvenstadien im Mottenei entwickelt sich die Puppe, das Mottenei färbt sich schwarz. Die Puppe hat Harnsäurekristalle im Hinterleib und zunächst eine helle Farbe, die sich entwickelnden Facettenaugen sind deutlich zu erkennen. Kurz vor dem Schlupf sind auf dem Hinterleib der Puppe deutlich Streifen zu erkennen.

Die Schlupfwespen schlüpfen immer früh morgens aus. Weibchen sind 0,6 mm lang und haben einen schwarzen Kopf mit roten Augen, ein schwarzes Brustteil, einen gelbgestreiften Hinterleib und helle Beine. Die Beine haben jeweils drei Fußglieder. Die Vorderflügel sind schlingenförmig, die Hinterflügel sehr klein. Weibchen haben abgewinkelte Fühler mit einem verdickten Ende, Männchen gebogene mit langen Haaren.

Populationswachstum

Die einheimische Trichogramma-Art kann ab 12-15°C angewendet werden. Bei dem Temperaturoptimum von 25°C dauert die Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Tier etwa 10 Tage, bei 23°C 12 Tage. Männchen schlüpfen etwas früher aus als Weibchen. Die Entwicklungszeit im Wirtsei hängt ab von der Temperatur und in geringerem Maße vom Wirt. Über 38°C findet keine Entwicklung mehr statt, über 32°C keine Eiablage. Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt bei 70-75%. Es werden mehrere Generationen pro Jahr gebildet, nur wenige Tiere überdauern den Winter als Vorpuppe. Die Wirtsart hat einen wesentlichen Einfluss auf die Qualität der sich entwickelnden Schlupfwespe. Die Größe der Wirtseier spielt eine große Rolle. Kleine Eier werden nicht parasitiert, bei größeren Eiern ist die Gefahr einer Superparasitierung (Parasitierung von einem Ei durch mehr als einem Weibchen) größer. Die Eier des Maiszünslers sind ideal geeignet für die Entwicklung von Trichogramma brassicae.

Die Verfügbarkeit von Wasser und Nektar als Futter hat einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung und Fruchtbarkeit von weiblichen adulten Schlupfwespen. Bei Schlupf aus der Puppe tragen die Weibchen bereits Eier in sich, die sofort abgelegt werden können, während weitere Eier noch reifen. Die Anzahl der Eier hängt stark von der Wirtsart und der Größe des Wirtseis ab, die Anzahl, die gelegt wird, hängt von den Umweltbedingungen ab. So werden zum Beispiel bei 20°C im Durchschnitt von einem Weibchen 73 Eier in die Eier der Kohleule (Mamestra brassicae) abgelegt. Die Mehrzahl dieser Eier wird in den ersten beiden Tagen nach dem Schlupf abgelegt. Das Geschlechterverhältnis ist abhängig vom Wirt, von der Trichogrammaart und –rasse, von den klimatischen Bedingungen und von der Anzahl der abgelegten Eier pro Wirtsei. In der Regel beträgt das Verhältnis sieben Weibchen zu drei Männchen.

Parasitierung

Nach Schlupf und Paarung kann das Weibchen sofort mit der Eiablage beginnen. Wenn das Weibchen durch Berührung mit den Fühlern das Ei als Wirt akzeptiert, klettert die Schlupfwespe auf das Ei. Durch das Schlagen mit den Fühlern auf das Wirtsei wird dessen Größe gemessen, um die Anzahl der Eier zu bestimmen, die in dem Ei abgelegt werden. Mit dem Legestachel bohrt sich die Schlupfwespe durch die Eierhülle und legt ein Ei oder mehrere Eier ab. Das Weibchen bestimmt selbst, ob es befruchtete (daraus entstehen Männchen) oder unbefruchtete Eier (daraus entstehen Weibchen) ablegt, denn das Sperma wird getrennt aufbewahrt. Verschiedene Geschlechter können sich zusammen in einem Ei entwickeln. Ein parasitiertes Ei ist innen und außen markiert, so dass es nicht nochmals parasitiert wird, das Weibchen kann die Markierung aber nur einmal nach der Eiablage erkennen. Bei 24°C werden die parasitierten Eier nach 4 Tagen gleichmäßig schwarz. Die Eier der meisten Mottenarten können parasitiert werden. Probleme gibt es nur bei haarigen oder mit Flügelschuppen bedeckten Eiern wie bei der Zuckerrübeneule (Spodoptera exigua) oder wenn die Eier in mehreren Lagen übereinander abgelegt werden wie bei Gemüseeule (Lacanobia oleracea). Sehr kleine oder versteckt liegende Eier werden auch schlecht parasitiert. In der Annahme, das Haufen von Eiern leichter entdeckt werden als verstreut gelegte Eier, werden die Eier wie z.B. von der Tomaten-Goldeule schlechter parasitiert. Jedoch ist es weniger wahrscheinlich, dass alle Eier parasitiert werden je größer die Eigelege sind. Die Suche an der Pflanze erfolgt von unten beginnend und wird auf ein Gebiet eingegrenzt, wenn ein passendes Ei gefunden wird.

Ausbringung

Die Ausbringung erfolgt in der Regel zu den Flugzeiten der Schädlinge, die in Gewächshausern deutlich früher auftreten als im Freiland. Eine Ausbringung über die ganze Vegetationsperiode ist häufig sinnvoll. Die auf Getreide- (Sitotroga ceralella) oder Mehlmotteneiern (Ephestia kuehniella) in Massen vermehrten Schlupfwespen werden als parasiterte Eier ausgebracht, die in definierter Menge auf Karton oder in Kugeln oder Kapseln aufgeklebt sind. Kartonkarten werden im Abstand von höchstens 10 x 10 m in die Pflanzen gehängt, es werden 4 bis 6 Anwendungen im Abstand von 14 Tagen empfohlen.

Im Zierpflanzenbau können Trichogramma gegen Duponchelia fovealis eingesetzt werden. Dessen Raupen treten an Poinsettien, Rosen Gerbera, Cyclamen und anderen Kulturen auf. Ein Einsatz ist auch bei den häufig unter Glas vorkommenden Eulenraupen, wie z.B. der Kohleule an Cyclamen, möglich. Dabei werden unter Glas 3000 durch Schlupfwespen parasitierte Eier pro Karte auf 50 qm ausgebracht.

Der Einsatz von Trichogramma an Paprika gegen den Maiszünsler funktioniert gut, ist aber nur in Gebieten mit Maisanbau nötig. Die gegen Apfel-, Apelschalen- und Pflaumenwicklers ausgebrachten Trichogramma dendrolimi und T. cacoeciae werden als Karten mit einer Karte pro 12-15 qm Standfläche mit 3-4 Ausbringungen im Abstand von 3 Wochen bei Apfelschädlingen und 2 bis 3 Ausbringungen beim Pflaumenwickler eingesetzt. Das bedeutet 3-4 Karten pro Hochstamm, 2-3 Karten pro Halbstamm oder eine Karte pro jeden 3. Baum bei Pillar- und Spindelformen.

Kugeln und Kapseln werden in die Bestände geworfen. Gegen den Maiszünsler werden je Hektar 100 Kugeln mit mindestens 1000 durch Trichogramma parasiterte Eier zweimal im Abstand von 10-14 Tagen ausgebracht. Die Kugeln ermöglichen eine maschinelle Ausbringung mit mehr als 100 ha pro Tag.

Quellen

R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 

AMW Nützlinge Trichogramma[1] am 25.01.14


Weblinks