Süßkirschensorten
Auf dem Frischmarkt sind im Bereich der Tafelkirschen hellfrüchtige und schwarze Süßkirschen fast völlig verschwunden. Eine leistungsfähige Sorte sollte den folgenden Qualitätsansprüchen genügen:
- dunkelrote Farbe
- Fruchtgröße 28 mm oder größer (d.h. über 10 g Einzelfruchtgewicht)
- hohe Festigkeit
- Gleichmäßigkeit in Größe und Ausfärbung
- Transportfestigkeit und lange Haltbarkeit
- Eignung für mechanische Sortierung, Kühllagerung und Kleinverpackung
Dazu machen ein ausgeprägter Glanz der Fruchtschale und eine dunkelgrüne Farbe des Stieles eine Partie wertvoll.
Inhaltsverzeichnis
Sortenwahl
Für den Obstbauern zählen neben den äußeren Merkmalen zusätzlich die Produktivität, die Platzfestigkeit, die geringe Fäulnisanfälligkeit, eine homogene Reife, ein langer Stiel und eine geeignete Reifeperiode bei der Sortenwahl eine Rolle. Bei Neupflanzungen liegt der Schwerpunkt immer noch bei den Spätsorten und hier vor allem bei Regina und Kordia. Trotzdem werden in deutschen Anbaugebieten trotz der Konkurrenz aus den Mittelmeerländern zunehmend frühe und mittel-frühe Sorten angebaut, da auch außerhalb der Großhandelsschiene ein guter Markt für regional produzierte Kirschen vorhanden ist.
Klimatisch muß zwischen den norddeutschen und den süddeutschen Anbaugebieten unterschieden werden, was sich bisher in unterschiedlichen Sortimenten widerspiegelte: In Norddeutschland regnet es mehr, und wegen des starken Windes konnten lange keine Regenschutzüberdachungen installiert werden. So war die Platzfestigkeit Hauptkriterium bei der Sortenwahl. Inzwischen ist auch hier die Überdachung auf dem Vormarsch. Die Systeme haben große technische Fortschritte gemacht, so dass es mehr und mehr zu einer Sortimentsangleichung kommt.
Tafelkirschen
Die im folgenden beschriebenen Sorten haben im Bereich Tafelkirschen in den einzelnen Anbaugebieten eine Bedeutung, die jedoch stark schwanken kann.
Sortenübersicht
Sorte | Reifewoche | Blüte | S-Allele | intersteril mit ... | Ertrag | Eignung (Markteignung, Anbauwert) |
---|---|---|---|---|---|---|
Aida | 4.-5. Reifewoche, kurz nach ’Carmen’ | Hoch und früh einsetzend | Schöne Tafelfrucht, einfacher, produktiver Baum. Neuheit, zu der noch weitere Anbauerfahrungen fehlen | |||
Bellise®Bedel | Ende 3. Reifewoche | sehr früh | S1S9 | Brooks, Earlise, Sweet Early | Ertrag sehr früh einsetzend, Neigung zu Überbehang und Alternanz | Hoher Marktwert für Direktvermarktung und Handel, erste Sorte, die eine hohe Qualität aufweist. In Trockengebieten Hauptsorte. |
Burlat | 2. Reifewoche | früh | S3S9 | Charmes, Chelan, Naprumi, Tieton | Ertragsbeginn spät, mittlere, regelmäßige Erträge | vorzugsweise für die Direktvermarktung, Anbauumfang den Absatzmöglichkeiten anpassen, für Früh- und Trockengebiete, Nebensorte |
Carmen | 4. Reifewoche, kurz nach ‚Samba’. In Ungarn deutlich früher beschrieben. Noch nicht definitiv einzuordnen | mittelspät | S4S5 | derzeit keine bekannt | Früh einsetzend und hoch, regelmäßig. Lockerer Behang | Hohe Markteignung, derzeitig sollte die Sorte nur unter Überdachung angebaut werden. In Trockengebieten nur versuchsweise ohne Dach. |
Earlise®Rivedel | Beginn 2. Reifewoche, 5-0 Tage vor ‚Burlat’ | Hoch, früh einsetzend | Einstiegssorte für den Privatverkauf. Trockenklima und/oder Überdachung. Sehr ähnliche Sorten sind ‚Early Argot’, ‚Early Bigi’ und ‚Summertime’ (2 Tage später). | |||
Giorgia | Beginn 4. Reifewoche | mittelspät | S1S13 | derzeit keine bekannt | Früh einsetzend und hoch. Neigung zu Überbehang | Gut zu vermarkten, wenn Durchmesser > 26 mm, guter, gleichmäßiger Träger, aber keine Premiumsorte |
Grace Star | Ende 4. Reifewoche | früh | S4S9 | selbstfruchtbar | Früh einsetzend, sehr produktiv mit Neigung zu Überbehang, dann kompakter Fruchtbehang | Hoch bei entsprechender Standortwahl (Trockengebiet auf guten Böden und mit Zusatzbewässerung) und guter Kulturpflege |
Kordia | 6. Reifewoche, bei Unterbehang deutlich früher | mittelspät | S3S6 | Techlovan, Duroni 3 | spät einsetzend, nur mittleres Niveau. Früchte locker hängend. | Markteignung hoch, aber nur an den Standorten wirtschaftlich anbaubar, wo ausreichend hohe Erträge erzielt werden können. Bei Neuanlage dringend auf Optimierung der Befruchtungsverhältnisse achten. |
Korvik und Early Korvik | 4.-5. Reifewoche, ‚Korvik’ soll 5 Tage später als ‚Early Korvik’ reifen | mittelspät | S2S6 | mittelhoch und regelmäßig, wohl produktiver als ‚Kordia’ | Noch Unsicherheiten bezüglich der Reifezeit und des Geschmacks. Aufgrund der guten äußeren Fruchtqualität und früheren Reife eine mögliche Ergänzung der marktbekannten ‚Kordia’. Versuchsweiser Anbau | |
Paulus | 5. Reifewoche, an einigen deutschen Standorten auch später | Selbstfertil | sehr hoher Ertrag möglich | Gleichmäßigerer und höherer Ertrag als bei der zur selben Zeit reifenden ’Schneiders’, muss in Deutschland noch umfangreicher geprüft werden. Sehr gute Fruchtqualität. | ||
Regina | 7. Reifewoche | sehr spät | S1S3 | Giant Red, Oktavia, Samba, Satin, Sumbigo, Sumbola, Van | Mittleres Ertragsniveau, bisweilen zu niedrig. Bei Neuanlage auf Optimierung der Befruchtungsverhältnisse achten. Hohe Behangsstabilität, daher großes Erntefenster. Früchte locker hängend, Überbehang selten, aber möglich. | In den Neupflanzungen der vergangenen 20 Jahre mit Abstand wichtigste Sorte. Hohe äußere Fruchtqualität verbunden mit guter Haltbarkeit. |
Rita | Sehr früh , 8 Tage vor ’Burlat’ | Fruchtbar, früh einsetzend | Sehr früh reifende Sorte, verwertbare Erträge nur mit Vogelschutz und Regenschutz. Nicht lagerfähig | |||
Rubin | 6. Reifewoche, zusammen mit ‚Kordia’ | Früh einsetzend und hoch, deutlich höher als ‚Kordia’. Neigung zu Überbehang mit Alternanzeffekt | Qualitätsfrucht, obwohl der Vergleichssorte ‚Kordia’ unterlegen. Anbauwert begründet sich zusätzlich in der sehr späten Blüte und der Bestäubungs-Kompatibilität mit ‚Regina’. | |||
Samba®Sumste | 4. Reifewoche | sehr früh | S1S3 | Satin, Sumbigo, Sumbola, Van, Giant Red, Oktavia, Regina | Früh einsetzende und trotz früher Blüte regelmäßige Erträge. An steilem, starkem Holz verstärkt rötelanfällig | Hoch, da Partien homogen und ansprechend wirken und gut haltbar sind. Vor allem für Trockengebiete, dort oft Hauptsorte |
Satin®Sumele | 4.(-5.) Reifewoche | mittelfrüh | S1S3 | Etwas schwankend, Überbehang möglich. | Als interessante Neuheit, besonders wegen der hohen Fruchtqualität, in der 4. Reifewoche für den versuchsweisen Anbau empfohlen. Auch noch in der 5. Reifewoche zu beernten, da Festigkeit und Schalenfarbe lange stabil bleiben. | |
Schneiders späte Knorpel | 5. Reifewoche | mittelspät | S3S12 | Noire de Meched, Belge, Ziraat 0900 | Früher unsicher, mit produktiven Unterlagen wie Gisela 5 oder aus dem Formenkreis von Prunus cerasus jedoch verbessert. Früchte locker hängend. | hoch auf entsprechend produktiven Unterlagen und in Trockengebieten oder unter einer Folienüberdachung |
Skeena | 6. Reifewoche, zusammen mit ‚Kordia’ | selbstfruchtbar | Früh einsetzend und hoch bis sehr hoch, büschelartiger Fruchtbehang, der die Ausbreitung von Fruchtmonilia begünstigt. | |||
Souvenir des Charmes (Bigarreau Moreau) | 1. - 2. Reifewoche, zusammen mit ‚Burlat’, 1. Pflücke 2-3 Tage früher | früh | Mittelhoch, aber regelmäßig | Auf produktiver Unterlage konkurrenzfähig zu Neuheiten in diesem Reifefenster. Nur Direktvermarktung. | ||
Sylvia | 4.-5. Reifewoche | spät | S1S4 | Sehr regelmäßig, durch den versteckten Fruchtbehang wird die Pflückleistung etwas eingeschränkt | Ursprünglich vor allem als Befruchter für ‚Regina’ gepflanzt hat sich ‚Sylvia’ aufgrund der regelmäßigen Erträge besonders in den trockeneren deutschen Anbaugebieten als wirtschaftliche Sorte erwiesen, auch wenn die Baumerziehung aufwändig und die Fruchtqualität nur guter Durchschnitt ist. | |
Sweet Early | 2. Reifewoche, kurz nach ‚Burlat’ | Mittel – hoch | Kaum Verbesserung zu ‚Burlat’ in der Fruchtqualität, Wüchsigkeit des Baumes kaum geringer. Versuchsweiser Anbau. | |||
Sweetheart®Sumtare | früh | S3S4 | selbstfruchtbar | früh einsetzend und hoch, am Ast kompakter Behang. Neigung zur Alternanz | Markteignung bei guter Fruchtgröße (sortierte Ware) gut. Anbauwert nur in Trockenklima gegeben. Wegen Pseudomonas-Anfälligkeit bereits während der Blüte überdachen. |
Adressensammlung
Name | Straße | PLZ, Ort | Land | Telefon Fax |
Internet | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Armhold, Julius | Baumschulen | Bergfried 25 | 21720 Guderhandviertel | Deutschland | 04142-2578 04142-3409 |
||
Fleuren | Boomkwekerijen | Veldstraat 56 | 5991 AE Baarlo | Niederlande | 0031-77-4772 100 0031-77-4771 312 |
http://www.fleuren.net verkoop@fleuren.net | |
Ganter | Markenbaumschule | Baumweg 2 | 79369 Wyhl (Kaiserstuhl) | Deutschland | 07642-1061 07642-2685 |
http://www.ganter-baden.de info@ganter-baden.de | |
Gräb | Hilmar und Gudrun Gräb | Bassenheimer Str. 49 | 56220 Kettig | Deutschland | 02637-940173 02637-940174 |
info@graeb.com | |
Klemens, Willi | Baumschule | Schloßbergstraße | 55218 Ingelheim | Deutschland | 06130-1480 06130-7856 |
http://www.obstbaumschule-klemens.de info@obstbaumschule-klemens.de |
|
Nicolai, Johan | Paul van Laer | Gorsemdorp 51 | 3803 Sint-Truiden | Belgien | 0032-(0)11- 683779 0032-(0)11-702001 |
http://www.nicolai.be info@nicolai.be | |
Nicolai, René | Mr. F. Geerdens | Lindestraat 22 | 3570 Alken | Belgien | 0032-11-312125 0032-11-316526 |
||
Oberdorla | Baumschulen GmbH | Burgstraße 57 | 99986 Oberdorla | Deutschland | 03601-75140 03601-751475 |
||
Obstgehölze Meckenheim | Ollheimer Str. 65 | 53913 Swisttal | Deutschland | 02255-948864 02255-948865 |
obstgehoelze@compuserve.de | ||
Schreiber, Robert | Baumschule | Schubertstraße 23 | 2170 Poysdorf | Österreich | 0043-(0)2552-2676 0043-(0)2552-3388 |
http://www.schreiber-baum.at robert@schreiber-baum.at | |
Siebenhaar | Baumschule | 91090 Gaiganz | Deutschland | 09199-238 09199-946 |
Quellen und Einzelnachweise
- M. Balmer, J. Lorenz (2010): Intensivierung im Tafelkirschenanbau. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Rheinbach.
- M. Balmer, Z. Szabó und E. Farkas (2010): Intensivier Süßkirschenanbau. Universität Debrecen Zentrum für Agrar- und Wirtschaftswissenschaften, Institut für Forschung und Entwicklung. Debrecen. ISBN 978-963-9732-95-7
- Winter, F. (1992): LUCAS‘ Anleitung zum Obstbau.. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart..