Stickstoffdünger im Hausgarten
Stickstoff wird als "Motor des Wachstums" bezeichnet, denn er ist der Nährstoff, der das Wachstum am stärksten beeinflusst, sofern die übrigen, notwendigen Nährstoffe ausreichend verfügbar sind, wie es meistens der Fall ist. Stickstoff ist z.B. Bestandteil von Aminosäuren und damit von Proteinen (auch Eiweiß genannt) oder ist am Aufbau des Chlorophylls (Blattgrün) wesentlich beteiligt. Damit werden gut mit Stickstoff versorgte Pflanzen dunkler grün als schlechter versorgte; sie wachsen schneller, bilden mehr Blätter oder verzweigen sich stärker. Die generative Phase, also die Blüten- und Samenbildung, wird jedoch durch zu viel Stickstoff verzögert. Bekannt ist dies z.B. bei Erdbeeren, die dann viel Blätter haben und wenig Früchte. Die Pflanzen brauchen aber zunächst eine bestimmte Menge Stickstoff, um einen ausreichenden Blatt-Apparat aufzubauen, der dann über die Photosynthese (Aufbau von Kohlenhydraten aus Wasser und Kohlendioxid der Luft unter Nutzung der Energie des Sonnenlichts) die Blüten oder Früchte versorgt.
Inhaltsverzeichnis
Stickstoff wird als Nitrat aufgenommen
Die Pflanzen nehmen Stickstoff (N) überwiegend in Form von Nitrat [N03] auf, sie können aber auch Ammonium [NH4] aufnehmen oder - sogar über die Blätter – Harnstoff [CO(NH2)2]. Aus allen Düngern, auch aus den organischen, wird im Boden letztlich Nitrat gebildet. Ob der Stickstoff nun mit mineralischen oder organischen Düngern zur Verfügung steht, ist für die Pflanzen letztlich gleich. Mit Mineraldüngern kann man die Pflanzen gezielter ernähren, man kann aber auch kurzfristig bemerkbare Fehler machen, z.B. wenn man den Bedarf nicht kennt oder den Dünger nicht abwiegt. Bei organischen Düngern treten die Effekte falscher Düngung auch auf, aber erst später und länger anhaltend.
Wenn das Angebot an Nitratstickstoff zu groß ist, nehmen die Pflanzen ihn trotzdem auf und speichern ihn in ihren Zellen. In der Folge hat dann z.B. der Kopfsalat zuviel Nitrat, besonders wenn er im Winter im Gewächshaus wachsen muss, denn die Umwandlung von Nitrat in organische Verbindungen der Pflanze erfordert Licht.
Gartenkompost
Kompost sollte im Freizeitgarten die Grundlage der Düngung sein. 1 bis 3 kg/m² im Jahr - je nach Bedarf der Kultur - sind genug. Darüber hinaus besteht meist nur ein geringer oder überhaupt kein zusätzlicher Düngerbedarf.
Stallmist
Wer ihn bekommen kann oder aus der eigenen Viehhaltung bezieht, sollte im Garten vorsichtig damit umgehen. 1 - 2 kg/m² im Frühjahr reichen meist voll aus, auch für Gemüse. Mist ist aber nicht gleich Mist, besonders Pferdemist ist oft nur verunreinigtes Stroh mit geringerer Düngewirkung als Mist aus bäuerlicher Rinder- oder Schweinehaltung.
Organische und mineralische Handelsdünger
Im Handel sind sowohl organische, als auch organisch-mineralische und rein mineralische Stickstoffdünger erhältlich, ebenso auch Mehrnährstoffdünger. Bei den organischen N-Düngern sind Hornmehle oder Hornspäne zu nennen. Diese enthalten bis etwa 14 % Stickstoff in Form von stabilen Strukturproteinen, der sehr langsam verfügbar wird. Bedeutung haben auch Mehrnährstoffdünger (mit z.T. recht phantasievoll klingenden Namen) unter Verwendung von Geflügelkot oder Exkrementen von Rindern oder Schweinen. In diesen Stoffen liegt der Stickstoff nicht nur in Protein- o.ä. Bindung, sondern auch in Ammoniumform vor. Damit ist er zum Teil langsam und zum Teil schneller verfügbar
Mineralische Stickstoffformen
Die mineralischen Stickstoffformen unterscheiden sich ebenfalls in ihrer Wirkungsgeschwindigkeit. Zur kurzfristigen Behebung von Stickstoffmangel sollten schnell wirksame N-Formen eingesetzt werden. Nitrat wirkt am schnellsten, gefolgt von Ammonium, das abhängig von Bodenfeuchte und Temperatur i. d. R. innerhalb von 2 Wochen von Bodenbakterien in Nitrat umgewandelt (nitrifiziert) wird. Beim Kalkammonsalpeter (27 % N) liegt der Stickstoff je zur Hälfte als Ammonium und Nitrat vor. Harnstoff (46 % N) und Kalkstickstoff (ca. 20 % N) müssen im Boden erst in Ammonium und Nitrat umgewandelt werden und sind damit langsamer, d.h. über Wochen bis wenige Monate verfügbar.
Der Zusatz von Nitrifikationshemmstoffen (z. B. bei ENTEC-Düngern) verzögert die Nitrifikation von Ammonium-N-Düngern. Dadurch soll die Nitratauswaschung reduziert werden. Eine gute Wirkung liegt vor allem auf leichten Böden oder bei hohen Niederschlägen nach der Düngung vor. Geeignet sind diese Dünger z.B. zu Kartoffeln zur Düngung bei Wachstumsbeginn, da die N-Aufnahme größtenteils etliche Wochen nach der Düngung erfolgt. Bei speziellen Langzeitdüngern (Harnstoffkondensate) ist die N-Wirkung besonders stark verzögert.
Nebenwirkungen
Harnstoff sowie Ammoniumsulfat wirken versauernd auf den Boden. Dieser pH-Einfluss kann gezielt genutzt werden, z.B. zur Erhöhung der Manganverfügbarkeit für Kartoffeln.
Kalkstickstoff weist bei gezieltem Einsatz eine Wirkung (durch Cyanamide) gegen keimende Pflanzen (Unkräuter), pilzliche Krankheitserreger, Schnecken etc. auf. Gemahlener Kalkstickstoff hat zusätzlich eine Ätzwirkung (durch Branntkalk, CaO) auf feuchten Blättern. Kalkstickstoffstäube sollte man nicht einatmen und schon gar nicht mit Alkohol hinunterspülen. Der verstärkt nämlich die Wirkung der Cyanamide. In Freizeitgärten ist daher von einer Verwendung von Kalkstickstoff eher abzuraten.
Wann und wie viel düngen?
N-haltige Mineraldünger und organische Dünger, die Ammonium-N enthalten, dürfen nur zur Vegetation ausgebracht werden, sonst wird der Stickstoff nicht aufgenommen, sondern als Nitrat ausgewaschen und belastet das Grundwasser. Diese Dünger müssen nach Bedarf der wachsenden Kulturen eingesetzt werden.
Während bei Möhren, Radieschen, Zwiebeln oder Kräutern etwa 5 g N/m² genügen, können es bei Spätkohl auch ca. 15 g sein. Den meisten Kulturen genügen 10 g N/m². Im Bereich der Gehölze besteht meist kein zusätzlicher N-Bedarf, insbesondere wenn z.B. Kompost eingesetzt wird.
10 g N entsprechen z.B. etwa 37 g Kalkammonsalpeter (27 % N) oder 66 g eines Produktes mit 15 % N.
Beachten sie bei allen Handelsdüngern die Anwendungsempfehlungen der Hersteller und wiegen Sie den Dünger für eine bestimmte Flächeneinheit ab. Die Herstellerempfehlungen sind immer ausreichend bemessen, denn die Produkte müssen wirken. Zuschläge nach dem Motto "Viel hilft viel" sind unnütz und schaden der Umwelt.