Stecklenberger Krankheit

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Stecklenberger Krankheit
Prunus necrotic ringspot virus
Synonyme
nekrotisches Ringfleckenvirus der Kirsche, PNRSV, sour cherry necrotic ringspot virus
Stecklenbergerkrankheit Sauerk.2 .jpg
an Sauerkirsche
Systematik
RNA-Viren
Einzel (+)-Strang-RNA-Viren (ss(+)RNA: positive single stranded RNA or mRNA-like)
Ordnung nicht bestimmt
Familie Bromoviridae
Gattung Ilarovirus

Die Stecklenberger Krankheit (Prunus necrotic ringspot virus, PNRSVO) ist die wirtschaftlich bedeutendste Viruskrankheit in Sauerkirschen. Stecklenberger wird verursacht durch das Nekrotische Ringfleckenvirus der Prunus-Arten (Prunus necrotic ringspot virus). Das Virus gehört zu den samen- und pollenübertragbaren Kirschen-Ringflecken-Viren. Die Schäden in gepflegten Erwerbsanlagen können bei abgängigen Bäumen 80% bis zum Totalausfall betragen. Infolge von Neuinfektionen sinken die Erträge aufgrund starker Blütenausfälle auf bis zu 20% im Vergleich zu gesunden Bäumen gleichen Alters. Nach Abklingen der Schockreaktion können die befallenen Bäume wieder normales Blühpotential zeigen, die Erträge bleiben aber bis zu einem Drittel unter dem Niveau virusfreier Bäume.

Krankheitsbild

Typische Symptome sind Enationen am vierten bis sechsten Blatt des Triebes, sind aber nicht regelmäßig an allen Blättern zu finden, eine Reduktion des Triebwachstums und eine zunehmende Verkahlung der Triebe. Ältere Blätter zeigen die Viruserkrankung durch hellgrüne, braune, oft ringförmig ausgebildete Fleckung. Auf den jüngsten Laubblättern zeigen sich Ringflecken und Nekrosen. Spezifisches Hauptsymptom ist die durch die Schockreaktion entstehende Verkümmerung der Blütenknospen. Einhergehen kann auch ein Verbräunen und Vertrocknen der Blütenknospen vor ihrer Entfaltung. Die Blüten sind entweder klein und kurzgestielt oder vertrocknen innerhalb der Knospenschuppen. Mit Frostschäden ist das Symptom nicht zu verwechseln, da Rinden- und Kambialgewebe an der Knospenbasis nicht braun verfärbt ist. Oft treten Erholungsphasen auf, die aber nicht von Dauer sind.

Beschreibung

Das kugelförmige Virus hat eine Größe von 21 bzw. 22 bis 23 mm. Der thermale Tötungspunkt liegt zwischen 55 und 62° C. Das Virus wird durch Pfropfung, Okulation, Pollen, Samen und Wurzelkontakt weiter verbreitet. Auch soll eine Nematoden-Übertragung mittels Longidorus macrosoma möglich sein. Zum Wirtspflanzenkreis gehören Prunus avium, Prunus cerasus, Prunus domestica, Prunus persica und verschiedene krautige Pflanzenarten.

Biologie

Man unterscheidet im Auftreten der Stecklenberger Krankheit den akuten und den chronischen Befallsverlauf. Das akute Stadium ist an der Schockreaktion im Jahr nach der Infektion zu erkennen, z.B. durch Übertragung mittels virushaltigen Pollens. Mit der Erholungsphase geht die chronische Phase einher. Wird der Erreger durch Pfropfung übertragen, ist ein chronischer Krankheitsverlauf zu erwarten. Beachtenswert ist die unterschiedliche Anfälligkeit der Sauerkirsch-Sorten. Besonders anfällig reagiert die Sorte ,Schattenmorelle'.


Bekämpfung

Eine direkte Bekämpfung der Stecklenberger Krankheit ist nicht möglich. Wichtig ist die Verwendung virusfreien Pflanzmaterials in Verbindung mit gezielter Bestandskontrolle. Durch Wärmebehandlung an Jungbäumen (38°C über 60 bis 80 Tage) ab Juli kann das Virus in gewissem Umfang eliminiert werden. Spitzenteile von Langschossern (Bildung durch Schnitt angeregt) sind dann meist virusfrei. Wichtig ist die Verwen-dung gesunden Pflanzmaterials, daher entsprechend getestete Pflanzen verwenden. Prunus avium- und P. mahaleb-Sämlinge können schon mit Ringfleckenviren verseucht sein. Die Selektion gesunder Mutterpflanzen erfolgt durch Testung mit Prunus serrulata Shirofugen (Gummifluss, Nekrosenbildung im Bereich der eingesetzten Knospe), Pfirsichsämlingen, Vogelkirsche Mazzard F12/1 und mit Cucumus sativus (hellgrüne Flecke auf den Abreibeblättern, Herzblattnekrose). Junganlagen sind auf Befallssymptome zu kontrollieren, bei Befall sind Jungbäume zu roden. Junganlagen möglichst in Gesundlagen aufpflanzen.

Quelle

Weblinks