Selbstanzucht aus Samen

Aus Hortipendium
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Oft möchte der Hobbygärtner eine bestimmte Lieblingssorte an Sommerblumen oder Tomaten über Samen vermehren. Grundsätzlich sollte man vorher kritisch überlegen, bei welchen Gemüsearten oder Zierpflanzen eine Aussaat tatsächlich sinnvoll ist. Seltene Sorten sind z.B. oft kaum oder nur schwierig als Jungpflanzen zu bekommen. Von anderen Pflanzen benötigen Sie vielleicht eine so große Stückzahl, dass die Aussaat sich gegenüber dem Kauf lohnt. Sinnvoll erscheint die Eigenanzucht auf diese Art in der Regel nur für die frühen Pflanzungen unter Folie, im Kleingewächshaus oder Freiland (z.B. Sellerie, Lauch, Kohlarten, Salat) und für solche Pflanzen, die auf Grund ihres Wärmebedürfnisses erst nach den Eisheiligen ins Freiland dürfen (Paprika, Tomaten, Auberginen, Physalis).

Geeignete Kulturräume

Helle, nicht zu warme Räume wie Wintergarten oder Kleingewächshaus mit ausreichenden, gut belichteten Stellflächen sind geeignete Kulturräume. Es gilt: Je wärmer, umso heller der Standort. Die Fensterbank eignet sich deshalb nur bedingt dazu, da dieser Standort oft nicht hell genug, dafür aber oft zu warm ist. Dies führt zu übermäßigem Längenwachstum und damit schlechter Pflanzenqualität.

Saatgut

Möglichst frisches Saatgut verwenden! Altes Saatgut keimt schlecht (ggf. Keimprobe machen: bei unter 50% Keimfähigkeit nicht mehr aussäen!). Selbst gewonnenes Saatgut enttäuscht oft, da bei Hybridsorten die Nachkommen nicht mehr deren Qualität haben. Außerdem können Kreuzungen entstanden sein. Pilliertes Saatgut, das mit einer Schutzschicht, die zum Teil einem fungiziden Wirkstoff enthält, welcher Auflaufkrankheiten verhindert, umgeben ist, ist etwas teurer. Es kann allerdings auch schon im Endabstand gesät werden, was zwar das Pikieren erspart, aber einen größeren Platzbedarf erfordert.

Saatgutgewinnung aus eigenem Pflanzenbestand

Prinzipiell lassen sich von allen blühenden Gartenpflanzen Samen gewinnen. F1-Hybriden sind dazu weniger geeignet, da diese Pflanzen teilweise unfruchtbaren Pollen besitzen, der eine Bestäubung/Befruchtung der benachbarten Pflanzen dann unmöglich macht. Außerdem besitzen die Nachkommen der F1-Pflanzen nicht unbedingt die Eigenschaften der Mutterpflanze, da es sich um Kreuzungen handelt. In der F2-Generation spalten sich die Eigenschaften der F1-Hybriden maximal auf und vermischen sich neu, so dass die entstehenden Pflanzen ganz unterschiedliche Eigenschaften haben. Diese können interessant und nützlich sein, aber auch genau das Gegenteil; deshalb wird im konventionellen Massenanbau kein Saatgut von F1-Hybriden für den eigenen Nachbau gewonnen.

Aber auch bei anderen Pflanzen, wie Kartoffeln, Obstbäumen und Beerensträuchern, die normalerweise vegetativ, d. h. durch Teile der Pflanze (Knolle, Zweige), vermehrt werden, wachsen aus den Samen nicht die gleichen Pflanzen wie die Mutterpflanzen; denn diese Gewächse sind ebenfalls zumeist "Mischlinge".

Auch bei allen anderen Pflanzenarten können sich Kreuzungen ergeben, wenn verschiedene Sorten einer Art zusammen wachsen; auch dann erwachsen aus den Samen nicht die gleichen Pflanzen wie die, von denen man den Samen genommen hat, sondern "Mischlinge"; manchmal kann das zu bedenklichen Ergebnissen führen, wenn sich z. B. Zucchini mit Zierkürbissen vermischen. Dabei kann deren bitterer Geschmack vererbt werden, der durch das giftige Cucurbitacin bedingt ist (es können sich allerdings nur Zucchini mit Zierkürbissen vermischen, nicht aber der Rote Hokkaido, der Butternut oder der Moschus-Kürbis, da diese anderen Kürbis-Arten angehören).

Geeignete Pflanzen

Trotzdem kann es für Gartenliebhaber und auch für Kinder interessant sein, selbst Samen zu gewinnen. Besonders geeignet dafür sind Einjahresblumen wie Sonnenblumen, Ringelblumen, Tagetes oder Rittersporn. Aber auch von Gemüsearten wie Erbsen, Bohnen, Tomaten und Kürbissen lassen sich leicht Samen gewinnen.

Von anderen Gemüsearten, wie Zwiebeln, Möhren oder Kohlgewächsen, ist dies etwas aufwändiger, da die Pflanzen einmal überwintert werden müssen, bevor sie blühen und Samen bilden, aber ebenfalls ohne größere Probleme möglich.

Wichtig ist: Samen werden immer von den schmackhaftesten, ertragreichsten und gesündesten, mit einem Wort: den besten Pflanzen gewonnen.

Samengewinnung

Vor der Samengewinnung müssen die Samen gut ausreifen. Erst wenn die Früchte reif sind (Tomaten, Paprika) oder sich die Samen leicht bzw. von selbst aus den Samenhüllen lösen, kann man sie bei trockenem Wetter ernten. Anschließend trocknet man die Samen noch einige Tage an einem trockenen Ort nach, füllt sie in Tüten, beschriftet sie mit den wichtigen Angaben (Sortennamen oder Pflanzenbeschreibung, Erntedatum) und bewahrt sie bis zur Aussaat trocken, kühl und dunkel auf.

Samen, die sich im Fruchtfleisch befinden wie z.B. bei Tomaten oder Kürbissen, löst man aus den vollreifen Früchten und lässt sie zwei bis drei Tage in Wasser gären, damit die äußeren, dünnen, oft schleimigen Hüllen der Samen von Bakterien und Pilzen aufgelöst werden; diese Hüllen dienen oftmals dazu, die Keimung der Samen zu verhindern. Anschließend spült man sie in einem Sieb ab und legt sie zum Trocknen auf eine saugfähige Unterlage, von der man die Samen nach dem Trocknen gut ablösen kann. Erst wenn sie völlig trocken sind, werden sie in Tüten verpackt.

Wenn man Apfel-, Birn-, Kirsch-, Pfirsich- oder Pflaumenbäume durch Samen (Kerne/Steine) vermehren will, kann man diese nach der Ernte in feuchte, aber nicht nasse Erde säen; sie keimen zumeist im folgenden Frühjahr. Weitere Maßnahmen, wie z. B. das Knacken/Aufbrechen der Steine, sind nicht nötig. Beachten Sie jedoch: Aus diesen, aus Samen gezogenen Bäumen entsteht nicht die gleiche Sorte wie der Baum, von dem die Frucht stammt, da diese Obstarten oft nicht reinerbig sind oder eine Bestäubung durch eine andere Sorte stattgefunden haben kann. Will man eine bestimmte Sorte vermehren, muß man Reiser/Zweige von dem gewünschten Baum schneiden und damit einen Sämling/Wildling veredeln.

Aussaaterde

Eine gute Aussaaterde ist steril, nährstoffarm, humos und durchlässig. Normale Blumenerden und selbstgemischte Erden erfüllen diese Bedingungen meist nicht. Am besten ist ein gekauftes Substrat, speziell für Aussaaten. Die Aussaatgefäße werden bis ca. 1 cm unter Topfrand mit Erde gefüllt. Die Größe der Saatgefäße richtet sich nach Anzahl gewünschter Pflanzen und Pflanzenart. In der Regel reicht ein 10 er Topf (oberer Durchmesser 10 cm).

Aussaat

Je nach Größe können die Samen einzeln in die Töpfe (z.B. Kürbis, Zucchini - jeweils zwei Samen /Topf, später wird der schwächere Keimling entfernt) oder gleichmäßig breitwürfig in Schalen und Kästen gesät werden.

Grundsätzlich gilt für alle Dunkelkeimer: Samendicke gleich Saattiefe. Tipp: Ganz feines Saatgut mit Zeitungspapier abdecken, es hält auch feucht, ist undurchsichtig und nicht zu dick.

Lichtkeimer werden nur angedrückt, aber nicht mit Erde bedeckt. Entsprechende Hinweise finden sich auf den Samentüten.

Temperatur

Die meisten Pflanzen wie Tomate, Gurke, Paprika und Artischocken brauchen warme Temperaturen (20 bis 24 °C) zum Keimen. Dabei soll die Erde mindestens genauso warm wie die Umgebungsluft sein. Tipp: Saatschalen auf eine Styroporplatte stellen.

Bewässerung

Die Erde muss ständig feucht, jedoch auf keinen Fall nass sein. Dazu ist es zunächst ausreichend, sie mit einem Blumensprüher gut anzufeuchten und die Aussaattöpfe oder -schalen mit einer Abdeckhaube oder Folie abzudecken. Nach der Keimung kann mit der Gießkanne vorsichtig ( damit die Erde nicht weggespült wird) gegossen werden. Vor dem Gießen mit dem Finger die Feuchte überprüfen!

Weiterkultivierung

Sobald die ersten Laubblätter sichtbar werden, wird in Töpfe oder Pikierschalen pikiert (vereinzelt). Danach ist für genügend Wasser, Licht, Wärme und Platz zu sorgen. Steht die Auspflanzung an den endgültigen Standort bevor, müssen die Pflanzen durch Temperatursenkung und Belüftung abgehärtet werden.

Stecklinge anstatt Aussaat

Neben der Aussaat bietet sich für viele Zierpflanzen (z.B. Fuchsien, Geranien, Fleißiges Lieschen, Oleander, Gummibaum, Buchsbaum) auch die Vermehrung über Stecklinge an. Januar bis März ist dazu die beste Zeit! Dazu gut ausgereifte, jedoch noch nicht verholzte Triebenden abschneiden. Die Stecklinge werden in die Erde gesteckt, angegossen und hell (jedoch keine direkte Sonne) und warm aufgestellt. Als Verdunstungsschutz wird eine Folie über den Kasten gespannt. Über einzelne Töpfe kann man auch Müllbeutel stülpen.


Siehe auch