Schnaken
Schnaken | |
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Tipulidae | |
Synonyme | |
Stelzmücken, Schneider, Langbein | |
Eine Schnake
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Systematik | |
Klasse | Insekten Insecta |
Ordnung | Zweiflügler Diptera |
Unterordnung | Mücken Nematocera |
Die Familie der Schnaken (Tipulidae) ist eine der ursprünglichsten Gruppen der Ordnung der Mücken (Nematocera). Charakteristisch für diese Familie sind die überlangen und leicht abbrechbaren Beine. Weltweit sind 4.000 Arten bekannt von denen ungefähr 150 Arten in Deutschland leben. Schädigend an Kulturpflanzen treten nur die Larven mit den kauend-beißenden Mundwerkzeugen auf. Im Ökosystem sind die Schnaken-Larven wichtige Helfer im Zerkleinern von Laub und Nadeln, von morschem Holz in feuchten bis nassen Böden oder in Süßwasser. Bei einem Massenauftreten können im Grünland oder Rasen erheblicher Schaden entstehen. Die in Europa schädlichsten Arten sind die Sumpf- oder Wiesenschnake (Tipula paludosa), Kohlschnake (Tipula oleracea), die Herbstschnake (Tipula czizeki) und die Gefleckte Schnake (Nephrotoma appendiculata).
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Flügel der Schnaken sind lang und schmal. Die mittelgroßen bis sehr großen Mücken sind langsame Flieger. Die Männchen sind an dem kolbenförmigen Abdomen zu erkennen, während das Weibchen eine spitzes Hinterteil zur Eiablage im Boden aufweist. Die Mundwerkzeuge der adulten Tiere sind nur zum auflecken geeignet, nicht zum stechen.
Die Larven leben dicht unter Erdoberfläche in Erdröhren und ernähren sich von zerfallendem und frischem pflanzlichen Material. Sie sind schmutzig grau bis braun gefärbt, walzenförmig und mit ledriger Haut und können je nach Schnaken-Art bis zu 60 mm lang sein. Charakteristisch für die Larven ist die sogenannte "Teufelsfratze" am Hinterleib. Dies sind zwei mächtige Tracheenstämme, die in zwei Stigmen enden und wie Augen aussehen.
Biologie
Das Weibchen legt bis zu 1300 Eier, vor allem auf Unkrautböden, an feuchten Stellen. Je nach Sorte überwintert Ei oder Larve. Die Larven sind etwa 4 cm lang, grau, mit stumpfen Kopf, ohne Kopfkapsel und Füße und liegen unter der Pflanzendecke. Diese vergilbt, welkt, stirbt ab. Nach der Verpuppung erscheint das Tier als Wiesenschnake im Spätsommer.
Schadbild
Die Wiesen- bzw. Sumpfschnake (Tipula paludosa) und die Kohlschnake (Tipula oleracea) verursachen bei vermehrtem Auftreten Schäden durch Wurzelfraß der Larven, welche dicht unter der Bodenoberfläche fressen. Nachts können die Larven auch ihre Erdgänge verlassen und oberirdisch an Pflanzenteilen fressen. Sie bevorzugen feuchte Standorte, wo sie am Wurzelwerk einen ähnlichen Schaden wie Drahtwürmer anrichten. Bei starkem Befall kommt es zu einer fleckenhaften Vergilbung bis hin zum Absterben der Grasnarbe. In der Landwirtschaft und im Gartenbau sind besonders Klee, Wildgräser, Salat, Rasen und Getreide betroffen. In anderen Regionen sind einzelne Arten Schädlinge an Reis, Tabak, Zuckerrohr und Baumsämlingen.
Tipps für den Hausgarten
Igel, Krähen, Maulwürfe, Spitzmäuse, Stare und Werren fressen die Larven gerne. So sollten die Nützlinge in ihrem Garten begünstigt werden. Eine intensive Bodenbearbeitung ist dringend erforderlich. Es können zusätzlich entweder Köder aus Weizenkleie und Zucker ausgelegt werden, welche nachts abgelesen werden oder man kann in Wiesen schwarze Plastikfolie oder schwarzen Karton über feuchtes Gras legen, welches morgens abgelesen wird. Im Frühjahr sollten die Larven je nach Befallsstärke alle paar Tage an der Erdoberfläche abgesammelt werden. Um die Schnaken an der Eiablage zu hindern, sollte das oftmalige Begehen der betroffenen Fläche gefördert werden, da die Schnaken sich in ihrer Eiablage dadurch gestört fühlen. Sollen Schäden im Frühjahr/ Sommer verhindert werden, dann müssen im vorhergehenden Spätsommer die jungen Larven bekämpft werden. Zur Auswahl stehen derzeit 2 biologische Möglichkeiten:. Insektenpathogene Nematoden der Art Steinernema carpocapsae (Bodentemperaturen müssen 4-5 Tagesstunden 15°C liegen) oder Einsatz des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) bei niedrigeren Temperaturen Mit beiden Methoden werden Wirkungsgrade von 80-90% beim Einsatz gegen die Junglarven L1 und L2 Ende und einem Einsatz während des Zeitraumes September bis Ende November erreicht. Behandlungsbeginn ist 2-3 Wochen nach dem Flug der Schnaken.
Quellen
W. Jacobs, M. Renner und K. Honomichl (1998): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8274-0799-0
H. Bellmann (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer. Kosmos. Stuttgart. ISBN 3-440-07682-2
D. V. Alford (1997): Farbatlas der Schädlinge an Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag. Stuttgart. ISBN 3-432-27841-1