Scharka
Das Scharka-Virus umfasst als Wirtspflanzenkreis viele Steinobstarten sowie krautige Pflanzen. Die Krankheit Scharka tritt vor allem bei Zwetschen auf, wobei es in der Anfälligkeit und in der Symptomausprägung Sortenunterschiede gibt. Vorallem Hauszwetschen sind hoch anfällig. Die Scharka-Krankheit ist für den Erwerbsanbau von großer wirtschaftlicher Bedeutung, da sie die wichtigste Virose bei Pflaume und Zwetsche ist. Kranke Früchte besitzen keinerlei Marktwert und es sind Ertragsverluste mit bis zu 90 % möglich.
Inhaltsverzeichnis
Biologie
Bei dem Erreger der Scharka-Krankheit handelt es sich um ein filamentöses Virus mit einer Länge von ca. 750 nm und einem Durchmesser von etwa 15 nm.[1] Das Virus kann mechanisch durch Pfropfung und durch die Saugtätigkeit von Blattläusen (Hopfenblattlaus, Große Pflaumenlaus, Kleine Pflaumenlaus, Mehlige Pflaumenlaus, Pfirsichblattlaus) übertragen werden. Die Ausbreitung durch Pflanzensauger (Vektoren) erfolgt hauptsächlich im Mai sowie ab September bis zum Vegetationsende.
Bei dem Scharka-Virus sind verschiedene Virusstämme bekannt. Diese Stämme können hinsichtlich ihrer biologischen und epidemiologischen Eigenschaften unterschieden werden. Dies betriftt ihre Virulenz, die Übertragbarkeit durch Blattläuse und die Symptomausprägung in der Pflanze. Es werden folgende Stämme unterschieden:[2]
- D-Stamm (Dideron) (PPV-D) - insbesondere an europäischer Pflaume (Prunus domestica) und Aprikose (Prunus armeniaca), stark verbreitet in Mittel- und Westeuropa sowie in einigen Mittelmeerländern [2]
- M-Stamm (Marcus) (PPV-M) - Verbreitung erfolgt schneller als beim D-Stamm, hat eine größere Bedeutung beim Pfirisch (Prunus persica), aber befällt auch die Europäische Pflaume, ruft meist stärkere Symptome als der D-Stamm hervor, kommt hauptsächlich in Süd- und Osteuropa vor (aber auch Westeuropa nachgewiesen) [2]
- EA-Stamm (El Amar) (PPV-EA) - die Verbreitung ist bislang auf Ägypten beschränkt, wurde dort in Aprikose (Prunus armeniaca) nachgewiesen [2]
- C-Stamm (cherry) PPV-C - befällt Süß- und Sauerkirsche, die Isolate aus Süßkirsche wurden in Moldawien, Italien, Russland, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und Tschechien nachgewiesen, die Isolate aus Süß- und Sauerkirschen konnten auf Sorten von Prunus domestica übertragen werden [2]
- rekombinanter Stamm (PPV-Rec): entstanden aus PPV-M und PPV-D (Rekombinationsereignis im NIb-Gen), ist in ganz Zentral- und Südosteuropa verbreitet, befällt insbesondere die Europäische Pflaume (Prunus domestica) und Aprikose (Prunus armeniaca), die natürliche Übertragung auf Pfirsich (Prunus persica) ist möglich, aber selten, etliche der bislang dem D- und M-Stamm zugeordnete Isolate gehören zum rekombinanten Stamm [2]
Schadbild
Die Schadbilder fallen sehr vielfältig aus und sind sortenabhängig.
Bei Pflaumen und Zwetschen zeigen sich an den Blättern ab Mai/Juni sortenabhängig verwaschene, hell- bis olivgrüne Ringe. Bei starker Symptomausprägung entstehen violette oder nekrotische Blattflecken. An den Früchten entstehen ring-, linien- oder pockenartige Einsenkungen bis hin zur Verkrüppelung. Unter den Schadstellen färbt sich das Fruchtfleisch rötlich und ist von gummiartiger, zäher Beschaffenheit. Auch am Stein können dunkle runde Flecke oder Ringe entstehen. Geschädigte Früchte schmecken fade oder bitter, reifen vorzeitig und fallen ab.
An den Blättern von Pfirsichen treten eher selten gelbliche Adernaufhellungen, unregelmäßige Flecke oder Ringflecke auf. An der Fruchthaut sind diffuse, gelbliche Ringbildungen zu erkennen.
An Aprikosenblättern werden ab Juni/Juli hellgrüne bis dunklere Ringe, Linien und Bänder sichtbar. An den Früchten entstehen buckelartige Deformationen, an der Fruchtschale blasse oder dunkle, auch nekrotisch eingesunkene Ringe, die sich durch das Fruchtfleisch bis zum Stein fortsetzen. Auf dem Stein bilden sich helle Ringe. Das Fruchtfleisch geschädigter Früchte ist trocken, schwammig und geschmacklos.
Bekämpfung
Die Krankheit kann nicht direkt chemisch bekämpft werden. Zur Eindämmung müssen vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden:
- Verwendung von gesundem Pflanzmaterial
- Wahl weniger anfälliger, toleranter Sorten
- Vektorenbekämpfung im Mai/Juni und September
- sofortige Rodung und Vernichtung erkrankter Bäume (vor allem in Gesundlagen).
Quelle
- ↑ EPPO, 2004: Diagnostic protocols for regulatet pests: Plum pox potyvirus. EPPO Bulletin 34: 247 - 256
- ↑ a b c d e f Michael Neumüller: Die Hypersensibilität der Europäischen Pflaume (Prunus domestica L.) gegenüber dem Scharka-Virus (Plum pox virus). Universität Hohenheim, Fakultät Agrarwisschenschaften, Stuttgart, 2005
- Uwe Harzer (2011): Praxisanleitung "Zwetschen, Pflaumen, Mirabellen" - Qualitätsproduktion. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Rheinbach.