Sauerkirschsorten

Aus Hortipendium
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Je nach Verwendungszweck werden an die Sauerkirsch-Sorten entsprechende Anforderungen gestellt, die zumeist nur von einem bestimmten Sortenspektrum erfüllt werden können. Ein züchterisches Ziel ist die Verbesserung des Sortimentes besonders im Hinblick auf höhere Krankheitstoleranz bei guter Produktivität.

Anforderungen an Sorteneigenschaften

Anbau für die Verarbeitung zu Glaskonserve Anbau für die Verarbeitung zu Fruchtsaft
Anforderungen an Sorteneigenschaften:
  • Fruchtgröße >20 mm
  • Säure >10 [g/l], Zucker >15 [g/l]
  • stabile, intensive Rotfarbe außen /innen
  • leichte Entsteinung, aromatisch
  • gut ablösbar vom Fruchtstiel
  • produktiv, krankheitstolerant

Sorten im Anbau:

  • Schattenmorelle (Sortengruppe)
  • Heimanns-Gruppe (H. Rubinweichsel, Fanal, Beutelspacher Rexelle, etc.)
  • Morellenfeuer (Kelleriis 16)
  • neu: Gerema
Anforderungen an Sorteneigenschaften:
  • Säure > 18 [g/l], Zucker >16 [g/l]
  • Fruchtsaft mit stabiler intensiver Rotfärbung
  • typisches kräftiges Kirschenaroma
  • gut ablösbar vom Fruchtstiel
  • produktiv, krankheitstolerant

Sorten im Anbau:

  • Überschuß aus Konservenkirschen (Schattenmorelle, Heimanns-Gruppe, Morellenfeuer)
  • Schwäb. Weinweichsel
  • Stevnsbaer

Generative Eigenschaften

'Schattenmorelle' und 'Heimanns Rubin/Beutelspacher Rexelle' dienen nachwievor als Maßstab zur Beurteilung der Ertragseigenschaften. Aus früheren Sortenprüfungen ging hervor, dass die Ertragsleistung sehr stark differieren kann, je nach Typ/Selektion/Herkunft innerhalb der Sortengruppe oder der Sensitivität gegenüber Stecklenbergervirose (PNRV). Folgendes ist deutlich:

  • Schattenmorelle 'Vowi' zählt zusammen mit 'Boscha' und der rheinhessischen Bestträgerselektion 'S 2' zu den leistungsstarken Schattenmorellen-Typen
  • Die Mutanten aus der Sortengruppe 'Heimanns Rubin/Beutelspacher Rexelle' liegen auf höherem Ertragsniveau als Schattenmorelle 'Vowi'
  • Sortenneuheiten, mit Eignung für die maschinelle Ernte – wie 'Gerema', 'Morina', 'Ungarische Traubige'- liegen knapp unter dem Ertragsniveau eines Bestträgers „Schattenmorelle“-Gruppe; viele neue Sorten liegen in der Produktivität deutlich niedriger


Die Produktivität steht in engem Zusammenhang zu den Blühkonditionen (Befruchtersorten, Blühtermin, Witterungsverlauf um die Blüte und Nachblüte). Von den neuen Sorten zählen 'Morina' und 'Ungarische Traubige' zur Gruppe der Frühblüher – ähnlich wie die Sortengruppe 'Heimanns Rubin/Beutelspacher Rexelle'
'Ungarische Traubige' - eine thüringische Selektion aus der ungarischen Landsorte 'Ujfehertoi fürtös'- blühte in allen Jahren später als die Ursprungssorte.
Die Blühzeit von 'Gerema' liegt spät, in den meisten Jahren nach Schattenmorelle.

Toleranzeigenschaften

Nach künstlicher Infektion mit Stecklenbergervirose (PNRV) bei den Sorten 'Morina' und 'Ungarische Traubige' waren visuell keine Symptome zu beobachten. Der Blick auf die Ertragsbeeinflussung zeigt, dass wir noch nicht von PNRV-toleranten Sorten sprechen können. Dennoch ergeben sich bei der Beurteilung der Toleranzeigenschaften unterschiedliche Bewertungen der einzelnen Sorten, die für die jeweilige Krankheitsdisposition eines Obststandortes berücksichtigt werden können.

Sorten

Sauerkirschen werden zwar kaum von der Kirschfruchtfliege befallen, dafür aber von anderen Krankheiten wie der Monilia-Spitzendürre, dem Bakterienbrand oder der Stecklenbergervirose. Doch wenn man robuste, resistente oder wenig anfällige Sorten auf schwachwachsenden Unterlagen auswählt, kann man die Bäume leicht kultivieren, denn sie stellen nur geringe Ansprüche an Boden und Klima und sind vielfältig verwendbar.

Sorte Reifezeit Eigenschaften
Morina Ende Juni robuste Sorte mit hohen Zucker- und Säurewerten
Gerema Anf. Juli schwachwachsende Sorte mit niedriger Säure, robuster als Schattenmorelle
Ung. Traubige Mitte Juli robuste Sorte mit sehr hohen Zucker- und Säurewerten Vowi Mitte Juli geringe Monilia-Anfälligkeit, geringe Anfälligkeit für die Stecklenberger-Krankheit
Schwäb. Weinweichsel Ende Juli geringe Monilia-Anfälligkeit, geringe Anfälligkeit für Bakterienbrand
Karneol Ende Juli geringe Monilia-Anfälligkeit, resistent gegen Stecklenberger-Krankheit
Unterlage Eigenschaften
Prunus mahaleb stark wachsend, für sandige, trockene Böden, gute Fruchtgröße - für Streuobst/Hochstamm
Maxma 14 mittelstark wachsend, für mittlere + bessere Böden - gut geeignet für kleinkronige Bäume im Garten
GiSelA 5 mittelschwach wachsend, für gute Böden - gut geeignet für kleinkronige Bäume im Garten


Sorten für die Handernte

Sortenneuheiten konkurrieren mit der Schattenmorelle. Fruchtqualität, Ertrag, Pflückbarkeit und Krankheitstoleranz werden an der Schattenmorelle gemessen. Eine Ausdehnung des Reifezeitraumes ist wünschenswert. Für diese Produktionsmethode hat sich bislang noch keine Alternative zur Schattenmorelle gefunden. Allerdings lohnt es sich auf den Sortentyp zu achten. Mit 'Vowi', 'Boscha' und 'S 2' sind virusfreie Herkünfte verfügbar, die im Ertrag deutlich über einem Standard Typ liegen. Ihre Ertragsleistung liegt dreimal höher gegenüber den minderwertigeren Herkünften.

Sorten für die maschinelle Ernte

'Morina' - eine Kreuzung aus 'Köröser' x 'Reinhardts Ostheimer Weichsel' - liegt in der Reifezeit kurz vor der Schattenmorelle. Die Sorte kommt verzögert in Ertrag und erreicht eine Produktivität von 60-70 % eines Schattenmorellen-Bestträgers wie z.B. Vowi. Die Eignung zur maschinellen Ernte ist ebenso wie die Fruchtqualität und die Widerstandsfähigkeit hervorragend. Ihre Hauptbedeutung wird daher in erster Linie in halbintensiven, bzw. ökologischen Produktionsverfahren zu finden sein.
Für die 'Ungarische Traubige' trifft dies in ähnlicher Weise zu. Die thüringische Selektion aus der ungarischen Landsorte 'Ujfehertoi fürtös' liegt auf ähnlichem Ertragsniveau wie gut tragende Schattenmorellen-Typen und ist somit deutlich besser als das Original. Die Moniliatoleranz ist besser als bei 'Gerema' und der Schattenmorelle, aber nicht ausreichend, um vollständig auf Pflanzenschutzmaßnahmen verzichten zu können. Die Bäume wachsen kräftig und bilden leicht aufrechte Leitäste. Fruchtqualität und die Eignung zur maschinellen Ernte sind hervorragend. Die Tatsache, dass die Sorte bei uns - anders als in Ungarn - nicht ausreichend selbstfruchtbar ist und die Befruchter nicht definitv geklärt sind, erlaubt zur Zeit höchstens einen versuchsweisen Anbau.

Quellen

Werner Ollig, Gartenakademie Rheinland-Pfalz