Blechnum gibbum

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Rippenfarn, Zwerg-Baumfarn
Blechnum gibbum
(Labill.) Mett.
Blechnum.jpg
Blechnum gibbum
Systematik
Klasse Echte Farne
Polypodiopsida
Ordnung Tüpfelfarnartige
Polypodiales
Familie Rippenfarngewächse
Blechnaceae
Gattung Rippenfarn
Blechnum


Der Blechnum gibbum (Rippenfarn, Zwerg-Baumfarn) ist die bekannteste und beliebteste Pflanze der ungefähr 191 Rippenfarngewächse. Der Name blechonon ist die griechische Bezeichnung für einen Farn. Das Artepitheton stammt von dem lateinischen Wort gibbus ab und bezeichnet die höckerigen Fiederblättchen[1].

Die Pflanze wurde um 1860 in Neukaledonien entdeckt und nach Europa gebracht. Am Heimatstandort herrschen ausgeprägte saisonale Temperaturunterschiede. Von Mitte Mai bis Mitte September herrscht die relativ kühle und trockene Jahreszeit mit einer Temperatur von 13 bis 25°C. Während der Regenzeit von Mitte November bis April liegt die Temperatur zwischen 22 bis 36°C[2].

Der stammbildende Rippenfarn ist eine ausdauernde Zimmerpflanze und genügsame Grünpflanze. Lediglich während der winterlichen Ruhezeit sollte eine Standorttemperatur bei ungefähr 16 bis 18°C eingehalten werden. In geräumigen Zimmern kommen die langen sprossbürtigen Farnwedel, der an einen Palmenschopf erinnert, besonders zur Geltung.

Zwei weitere Rippenfarngewächse, der B. brasiliense und B. moorei, sind für Liebhaber und Pflanzenexperten interessant. Problematisch ist der Anspruch nach hoher Luftfeuchte und einer gleichmäßig hohen Zimmertemperatur[3].


Botanik

Rosette eines Blechnum gibbum

Aus botanischer Sicht sind die Pflanzen Stauden mit aufrechten oder kriechenden Rhizomen. Die primären Leitgewebe sind als Dictyostele angeordnet. Jedes einzelne Leitbündel ist konzentrisch und von einem Perizykel und einer Endodermis umgeben[4].

Bei älteren Exemplaren entwickelt sich ein bis zu 1 m langer Stamm. Normalerweise wachsen die Pflanzen aufrecht mit zwei unterschiedlichen Wedelformen in trichterförmigen Rosetten. An den Blättern sind Spreuschuppen vorhanden. Die fertilen Wedel unterscheiden sich von den sterilen im Aufbau grundsätzlich. Die sporentragenden Wedel entstehen meist im Rosettenzentrum und besitzen sehr schmale, rippenähnliche Fiederblätter. Die Sori sind länglich und verschmelzen zu zwei Reihen auf der Blattunterseite. Die sporenlosen Wedel werden 15 bis 50 cm lang und besitzen einfache, glattrandige Fiederblättchen.

Farnwedel eines Blechnum gibbum

Blechnm gibbum (Labill.) Mett. (Rippenfarn, Zwerg-Baumfarn) ist in Neukaledonien und Vanuatu beheimatet. Er besitzt einen kurzen, bis 1 m hohen schwarzen Stamm. Die Blattstiele sind kurz, stark und am Grunde mit pfriemlichen schwarzen Schuppen besetzt. Die Wedel können eine Länge von 1 m erreichen. Die Fiederchen sind oftmals gewellt[5] und mit zahlreichen gabeligen Adern besetzt. Sori sind auf der ganzen Fläche zwischen Mittelrippe und Rand verteilt[6].

Die Wedel der Sorte 'Silver Lady' sind hellgrün gefärbt mit einem silbrigen Glanz[7]. Die Sorte 'Irina' ist sehr raschwüchsig. Die bis zu 10 cm langen und 1 cm breiten Fiedern stehen dicht und aufrecht an leicht überhängenden Blattstielen[8].

Jungpflanzenanzucht

Vermehrung

Der Rippenfarn wird über Aussaat der Sporen vermehrt. Pro Quadratmeter Substrat genügen 1 bis 2 g Farnsporen. Als Aussaatgefäße kommen entweder neue oder desinfizierte Schalen in Frage. Bei einer Verwendung von Weißtorf sollte dieser mit 4,0 g CaCO3 pro Liter aufgekalkt werden. Weiterhin kann auch gut Torfkultursubstrat 1, Einheitserde P oder ähnliche Mischungen verwendet werden. Die Sporen sind Lichtkeimer, etwa 1500 Lux sind zur Keimung erforderlich. Die Schalen werden nur mit einer Glasplatte abgedeckt und einer dünnen Styroporplatte schattiert. Die Aussaattemperatur sollte zwischen 18 bis 20°C betragen. Zum Wachstum der Prothallien und der Befruchtung der Archegonien ist eine hohe Luftfeuchte erforderlich. Eine Anstaubewässerung mit salzarmen Wasser ist ideal. Zur Verhinderung von Vermehrungskrankheiten ist eine Aussaat der Sporen auf Nährböden im Wachstumsraum zu empfehlen[9].

Eine In vitro Vermehrung wird nicht angewendet.

Mutterpflanzen

Mutterpflanzen werden zur Sporenernte benötigt. Sie sollten bei 15°C im Winter, im Sommer bei 18°C und höher stehen.

Kultur

Licht

Während der Weiterkultur stellen die Pflanzen keinen besonderen Anspruch an das Licht. Im Sommer ist eine Beschattung auf etwa 20 bis 30 kLux notwendig. Ältere Sätze und Mutterpflanzen dürfen keine volle Sonne erhalten. Bei Lichtmangel tritt leicht eine Blattvergilbung ein[10]. Während der Wintermonate kann eine Zusatzbelichtung notwendig werden.

Temperatur

Sowohl für die pikierten Prothallien als auch später nach dem Erscheinen der ersten Blätter sind 18 bis 20°C günstig. Im Winterhalbjahr erleiden die Pflanzen bei einer Temperatur unter 15°C Wachstumsstockungen.

Luftfeuchte

Die Luftfeuchtigkeit kann nach dem Pikieren gesenkt werden. Blechnum brasiliense und B. moorei benötigen höhere Luftfeuchte als B. gibbum[11], dem ungefähr 60% genügen. Besonders nach dem Gießen sollte gelüftet werden, um Moosbewuchs durch übermäßige Substratfeuchte zu verhindern. Im Winterhalbjahr genügen geringe Wassergaben.

Der Rippenfarn verträgt nur sehr salzarmes Wasser. Die oberen Werte je Liter Wasser für die Gießwasserqualität sind: 250 mg Gesamtsalz, 50 mg Cl, 50 mg Na, 100 m SO5, 1 mg Fe und 0,5 mg B. Die Gesamthärte sollte 6°dH betragen, davon 4°dH Karbonathärte.

Düngen

Besonders Jungpflanzen sind empfindlich gegen Überdüngung. Zusätzlich sollte der Topfballen ständig feucht gehalten werden, sonst droht Wedelvertrocknung.

Eine Nachdüngung im Sommer erfolgt wöchentlich mit stickstoffhaltigen Mehrnährstoffdüngern (z.B. 20-5-10), ansonsten mit ausgeglichenen (15-11-15). Je nach Jahreszeit, Beleuchtungsstärke und Pflanzenalter wird eine Konzentration von 0,5 bis 1‰ verwendet. Im Winter werden die Düngergaben auf 2 bis 4 Wochen ausgedehnt.

Der Gesamtnährstoffbedarf bis zur verkaufsfertigen Pflanze im 10er Topf beträgt 200 mg N.

Eine CO2- Düngung mit 800 vpm ist höchstens im Frühjahr und Herbst wirtschaftlich einsetzbar.

Substrat

Als Substrat sind Einheitserde P, Gemisch aus aufgekalktem Weißtorf (4 g CaCO3/ l) und Einheitserde T (50:50, Vol.), Torfkultursubstrat 1 oder ähnliche Mischungen geeignet. Der pH-Wert sollte bei 5,0 liegen. Folgende Nährelementgehalte sind anzustreben: 70 bis 140 mg N, 50 bis 100 mg P2O5, 100 bis 200 mg K2O, 30 bis 60 mg Mg und 0,5 bis 1,0 g wasserlösliche Salze pro Liter Substrat. Für Jungpflanzen gelten immer die unteren Werte.

Pflanzung

Ungefähr 12 Wochen nach der Aussaat werden die Pflanzen mit ca. 1550 Prothalliumstücke (Durchmesser ca. 1,5 cm je Stück) je Quadratmeter pikiert. Nach weiteren 6 bis 8 Wochen (abhängig von der Jahreszeit) werden sie ein 2. mal pikiert (ca. 650 Pfl. pro m2) oder in 5 cm Gittertöpfe vereinzelt. Anfangs kann ein enger Stand mit 400 Töpfen je je m2, nach insgesamt 20 Wochen ein Standraum mit ca. 120 Töpfen je m2 gewählt werden. Nach 20 Wochen sind die ersten Jungpflanzen bereits verkaufsfertig. Bei Verwendung von 12er Töpfen ist eine Kulturzeit von 9 bis 12 Monate notwendig. Der Endabstand liegt bei 40 Pflanzen pro m2[12].

Stutzen

Stutzen, sowie der Einsatz von Wachstumsregulatoren ist nicht erforderlich.

Pflanzenschutz

Wie alle Farne reagiert auch der Rippenfarn empfindlich auf viele synthetische Pflanzenschutzmittel. Es sind Probespritzungen durchzuführen. Die aktuelle Zulassungssituation ist zu einzuhalten.

Allgemein können folgende Krankheiten und Schädlinge auftreten:

  • Vermehrungskrankheiten (Rhizoctonia solani, Pythium sp., u.a.): Verbräunen und Faulen der Prothallien, später Absterben; Stengelgrund- und Wurzelfäule an jungen Pflanzen; Hygienemaßnahmen bei Substrat, Geräte und Gefäße einhalten
  • Spinnmilben (Tetranychidae): Anfangs helle Sprenkel auf Blätern, später absterben; auch Grau- und Gelbfärbung der Blätter möglich; Blattunterseits feine Gespinste
  • Blasenfüße (Thysanoptera): Blätter mit hellen Sprenkeln und typischen schwarzen Kottröpfchen; später Vergilben und Absterben ganzer Blätter; auch verkorkte Stellen sind möglich; ca. 1 mm lange, gelbliche Larven oder dunkle, schlanke Vollinsekten
  • Schild- und Schmierläuse (Coccina): braune Höcker oder von weißen Wachsausscheidungen bedeckte, plumpe Läuse; Verschmutzung durch Russtaupilze
  • Trauermücken (Sciaria- und Lycoria- Arten): Besonders junge Pflanzen vergilben; bis zu 7 mm lange, glasig durchscheinende Larven befressen Vorkeime und die jungen Wurzeln

Ernte und Vermarktung

Qualität

Der Rippenfarn sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Stamm und Belaubung aufweisen[13]. Das aufrechte Rhizom sollte eine gut ausgebildete, palmähnliche Wedelkrone haben. Sehr zierend wirken Pflanzen mit schmalen, sporenbildenden Wedeln in der der Mitte der Rosette. Die am Grunde schwarz beschuppten Wedelstiele sollten arttypisch ausgeprägt sein.

Markt

Die Marktbedeutung ist relativ gering.

Im Gegensatz zu Adiantum wird der Blechnum gibbum auch oft als Schnitgrün oder für Dekorationszwecke verwendet.

Haltbarkeit

Die Pflanze ist relativ transportempfindlich. Die Pflanzen sollten immer feucht gehalten werden, Ballentrockenheit ist zu vermeiden[14]. Die Wedel sind knickempfindlich. Bei engem Stand können die Fiederblätter vergilben. Wird die winterliche Ruhezeit (Oktober bis Februar) eingehalten sowie ein halbschattiger Standort gewählt, ist der Rippenfarn eine dauerhaft attraktive Grünpflanze.

Standort und Pflege beim Endverbraucher

Gruppe von Blechnum gibbum als Innenraumbegrünung

Der Blechnum gibbum bevorzugt einen halbschattigen Standort und ist relativ pflegeintensiv. Während der Wintermonate liegt die optimale Standorttemperatur zwischen 13 und 20°C[15]. Während der Sommermonate sollte besonders auf hohe Luftfeuchte geachtet werden. Die Wedel sollten nicht besprüht werden[16]. Weiterhin der Wurzelballen nicht austrocknen, schon nach 2 bis 3 Tagen erleidet die Pflanze deutliche Schäden. Eine übermäßige Wassergabe sowie Staunässe ist ebenfalls schädlich.

Während der Wachstumszeit ist 14-tägig eine schwache Düngerlösung von 0,05 % zu geben.

Eine Teilung der Pflanzen ist nur möglich wenn sich, im äußerst seltenen Fall, Seitensprossen bilden. Normalerweise wird die Pflanze über Sporenaussaat vermehrt.

Größere Exemplare sind ein attraktiver Blickfang in Wintergärten oder entsprechenden Empfangsräumen.

Züchtung

Durch Züchtungsarbeit ist die Sorte 'Silver Lady' entstanden. In Nordamerika ist sie weit verbreitet[17].

Die wichtigsten Züchtungsziele sind: Schnellwüchsigkeit, buschiger Wuchs, Widerstandsfähigkeit gegen Ballentrockenheit, niedrige Temperaturansprüche und reicher Sporenansatz. Für die Verwendung als Topfpflanze ist ein kompakter Wuchs, Fiederfärbung, dichte Belaubung, gewellte Blätter und gute Zimmerhaltbarkeit entscheidend[18].

Quellen

Für diesen Artikel wurden folgende Quellen vorwiegend genutzt:

v. Hentig, W.-U. (Hrsg.), R. Röber, W. Wohanka (1987): Blechnum gibbum u. a. Arten. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau. Paul Parey. Berlin und Hamburg. 

Herwig; Rob (1983): Pareys Zimmerpflanzen Enzyklopädie. Verlag Paul Parey. Berlin - Hamburg. ISBN 978-3489610243

Erhardt, W., E. Götz, N. Bödeker & S. Seybold (2008): Der große Zander. Nr. Band 1, Band 2. Ulmer Verlag. Stuttgart. ISBN 978-3800154067


Einzelnachweise

  1. Herwig, R. (1983): Name von Blechnum. In: Pareys Zimmerpflanzen Enzyklopädie. Verlag Paul Parey, Berlin – Hamburg.
  2. Schubert, M. und R. Herwig (1982): Herkunft des Blechnum. In: Wohnen mit Blumen. BLV Verlag München.
  3. Kummert, F. (1982): Blechnum. In: Das große Buch der Zimmerpflanzen. Südwest Verlag, München.
  4. Erhardt, W. (2008): Blechnum. In: Der große Zander. Band 1 und 2. Ulmer Verlag, Stuttgart.
  5. Herwig, R. (1983): Blechnum gibbum. In: Pareys Zimmerpflanzen Enzyklopädie. Verlag Paul Parey, Berlin – Hamburg.
  6. Stahn, B., J. Kühn und H.-G. Kaufmann (1987): B. gibbum. In: Grünpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, Berlin.
  7. Nickel, E. (2010): Shorter tree fern: Blechnum gibbum 'Silver Lady' In: Blechnum gibbum 'Silver Lady' am 18.06.2012.
  8. Stahn, B., J. Kühn und H.-G. Kaufmann (1987): B. gibbum 'NPO Irina'. In: Grünpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, Berlin.
  9. v. Hentig, W.-U. (1987): Vermehrung von Blechnum gibbum. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau. Verlag Paul Parey, Berlin - Hamburg.
  10. v. Hentig, W.-U. (1987): Licht bei Blechnum gibbum. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau. Verlag Paul Parey, Berlin - Hamburg.
  11. Kummert, F. (1982): Blechnum, Rippenfarn. In: Das große Buch der Zimmerpflanzen. Südwest Verlag, München.
  12. v. Hentig, W.-U. (1987): Licht bei Blechnum gibbum. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau. Verlag Paul Parey, Berlin - Hamburg.
  13. Jacob, T. & G. Thomas-Petersein (1998): Blechnum. In: Lexikon Heimpflanzen, Bibliographisches Institut, Leipzig.
  14. Schubert, M. und R. Herwig (1979): Blechnum. In: Wohnen mit Blumen. BLV Verlag München.
  15. Jemlich, H. und M. Manke (1988): Rippenfarn. In: Farne. Verlag für die Frau, Leipzig.
  16. Herwig, R. (1983): Pflege der Blechnum. In: Pareys Zimmerpflanzen Enzyklopädie. Verlag Paul Parey, Berlin-Hamburg.
  17. Unknown (2011): Blechnum gibbum In: Blechnum gibbum: Dwarf tree fern am 19.06.2012.
  18. Stahn, B., J. Kühn und H.-G. Kaufmann (1987): Blechnum gibbum. In: Grünpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, Berlin.

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