Pseudomonas syringae pv. mors-prunorum

Aus Hortipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche
Bakterienbrand des Steinobstes
Pseudomonas syringae pv. mors-prunorum
Pseudomonas-Blattsymptome an Zwetsche.jpg
Pseudomonas-Blattsymptome an Zwetsche
Systematik
Abteilung Proteobacteria
Klasse Gammaproteobacteria
Ordnung Pseudomonadales
Familie Pseudomonadaceae
Gattung Pseudomonas syringae

Der Bakterienbrand an Steinobst (an Süßkirschen, Sauerkirschen, Pflaumen u.a.) hat in den Hauptanbaugebieten eine große Bedeutung. Als Erreger werden Pseudomonas syringae pv. mors-prunorum und auch Pseudomonas syringae pv. syringae angeführt. Nachgewiesen wurde der Erreger bisher in Europa, Südafrika und vereinzelt in Nordamerika.

Schadbild

Man unterscheidet Symptome an Holz, Blättern, Knospen, Blüten und Früchten. Die Symptome können von März bis Mai sichtbar werden.

Knospen und Blüten

Im Frühjahr können die Knospen vollständig stecken bleiben durch Verkümmerung und Einschnürung an der Knospenbasis. Kelch- und Blütenblätter verfärben sich schwarz, wobei die Blüten häufig im Ballonstadium sitzen bleiben. Auch an den Blütenstielen sind längliche, eingesunkene, schwärzliche Streifen zu erkennen.

Blätter

An den Blättern erscheinen rundliche bis eckige wenige mm große Flecke. Sie sind bräunlich gefärbt und zeigen einen hellen Rand. Das verbräunte, abgestorbene Gewebe bricht aus dem Blatt heraus, was ein schrotschussartiges Symptom, Durchlöcherung der Blattspreite, erzeugt. Ab Ende Mai treten die Blattinfektionen mit schrotschußähnlichen Symptomen auf. Die Löcher sind jedoch ölig durchscheinend und mit gelblichem Ring umgeben.

Früchte

Problematisch kann der Befall an Früchten sein. Anfänglich dunkle Stellen vergrößern sich und dringen tief in das Fruchtfleisch, zum Teil bis zum Stein, ein. Mit der einhergehenden Deformation wird die Frucht vollkommen entwertet.

Triebe

An den Trieben zeigt sich die Infektion durch Rissbildung und braune Verfärbungen. Die bakterielle Verbräunung geht auch auf das ältere Holz über, bis zur Zerstörung der Kambiumschicht. Der Rindenbereich reißt auf und stirbt ab. Dünne Triebe können bei umfassendem Befall absterben, an stärkeren Ästen ist das Dickenwachstum gestört und die Rinde fällt im Befallsbereich ein. Dieses Schadbild ähnelt dem von Frostplatten. Oft ist der Pseudomonas-Befall auch mit Gummifluss verbunden. Bei stammumgreifendem Befall kann auch der ganze Baum innerhalb weniger Jahre absterben.

Rinde

Auf der Rinde bilden sich nach erfolgreichen Infektionen an Stamm und Ästen rillige eingesunkene schwarz-rote Läsionen. Diese reissen im April, Mai auf und es kommt zu Gummifluß (Harzfluß). Bei stärkeren Stamminfektionen sterben die Bäume komplett ab.


Biologie

Der Erreger gehört zu den aeroben fluoreszierenden gehölzpathogenen Pseudomonaden. Er ist stäbchenförmig, gramnegativ und besitzt in der Regel polar 2 bis 4 Geißeln.

Der Erreger kann in den Knospen überwintern. Ende Mai/Anfang Juni stirbt das Bakterium im Holz ab und ist dann nicht mehr nachweisbar.

Niederschlagsreiche Frühjahre scheinen das Auftreten des Bakterienbrandes zu begünstigen. Das Entwicklungsoptimum liegt zwischen 15° und 17°C. Der Befall ereignet sich während der verschiedenen Stadien der Blatt- und Blütenentwicklung. Der Knospenbereich ist besonders gefährdet, da sich hier die Freuchtigkeit besonders lange hält. Infektionen greifen schnell auf Blätter, Blütenstiele und Blüten über. Junge Blätter sind stark anfällig.

Bei regnerischem Wetter sind Früchte stark gefährdet, befallene Früchte reifen in der Regel weiter und werden nicht abgestoßen. Größere Befallsstellen an Ästen und Stamm kann durch aktives bzw. passives Vordringen der Bakterien zwischen den Zellwänden hervorgerufen werden. Während des Sommers sterben die Erreger in den Infektionsstellen häufig ab.

Infektionen sind aber auch im unbelaubten Zustand über Blattnarben und Knospenschuppen möglich. Bei Zwetschen scheinen vor allem Wunden durch Winterschnitt und Frostrisse die wichtigsten Eintrittspforten zu sein, letztere ermöglichen dem Erreger die Stämme zu infizieren.

Die Sortenanfälligkeit bei Sauerkirschen ist sehr unterschiedlich. Schattenmorelle, Morellenfeuer und Köröser sind wenig anfällig, Rubinweichsel und Beutelspacher Rexelle sind stark anfällig.

Auftreten

Der Erreger ist an allen Steinobstkulturen zu finden, vorallem aber an Zwetschen und Kirschen. Die Unterlagen ‚Myrobalane’ und ‚INRA 655/2’ gelten als anfällig, die Unterlage ‚Fereley’ als hoch anfällig für Ast- und Stammnekrosen [1].

Bekämpfung

Eine direkte Bekämpfung des Bakterienbrandes gestaltet sich sehr schwierig aufgrund des langen Zeitraumes, in dem Infektionen möglich sind. Standardmäßig werden Kupferspritzungen zum Blattfall und zum Austrieb empfohlen, die aber erfahrungsgemäß besonders in niederschlagsreichen Phasen nicht immer ausreichend wirksam sind.

Außer Kupferpräparaten stehen keine chemischen Bekämpfungsmaßnahmen zur Verfügung. Vorbeugende Kulturmaßnahmen wie ausgeglichene Düngung, Unkrautfreiheit, Bekämpfung pilzlicher Erreger sowie das Ausschneiden von nekrotisierten Trieben im Winter und neu befallener Triebe im Frühjahr.

Ungünstige Lagen, wie Frostlagen und staunasse Böden, sind für den Anbau zu meiden.

Der Baumschnitt sollte nach der Ernte und nicht im Winter stattfinden, da die Schnittwunden im Winter schlechter verheilen. Befallene Ast- und Stammpartien sollten bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden. Versuche am LTZ Augustenberg in Stuttgart haben gezeigt, dass das Weißeln der Stämme die Gefahr von Frostrissen mindert und damit Stamminfektionen verringert [2].

Einzelnachweise

  1. Trautmann, Moltmann: 2008
  2. Hinrichs-Berger: 2005

Quelle

  • Werner Dahlbender und Günter Hensel (2010): Pflanzenschutz in Süß- und Sauerkirschen. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Oppenheim. 
  • Uwe Harzer (2011): Praxisanleitung "Zwetschen, Pflaumen, Mirabellen" - Qualitätsproduktion. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Rheinbach. 
  • Dr. H.-J. Krauthausen (2013): Pseudomonas an Steinobst. DLR Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin. Neustadt an der Weinstraße. 

Weblinks