Phosphor-, Kalium- und Magnesiumdüngung nach dem Bilanzsystem

Aus Hortipendium
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Der Düngungsbedarf an Phosphor (P), Kalium (K) und Magnesium (Mg) muss nicht mit so hoher Genauigkeit bestimmt werden wie der Stickstoff-(N)-Düngungsbedarf. Da P, K und Mg im Boden gepuffert werden, führt eine überhöhte Düngung – anders als bei der Düngung mit Stickstoff – in der Regel nicht zu Schäden an den Pflanzen oder zu einer Beeinträchtigung der Umwelt. Auch wenn auf die Düngung einmal verzichtet wird, hat dies kurzfristig in der Regel keine Auswirkungen auf den Ertrag[1]. Daher ist es üblich, die P-, K- und Mg-Düngung zusammen für die Kulturfolge eines Jahres auszubringen.

Auswertungen von langjährigen Düngungsversuchen mit vielen Gemüsearten zeigen, dass eine Düngung mit P, K und Mg keinen Mehrertrag ergibt, solange der Boden ausreichende Gehalte an den jeweiligen Nährstoffen aufweist[2] [3]. Dies wirft die Frage auf, welcher Nährstoffgehalt des Bodens als "ausreichend" zu definieren ist. Antwort auf diese Frage geben Versuche, in denen der Zusammenhang zwischen Bodenanalysen und Pflanzenerträgen ermittelt wird. Diese Versuche zeigen jedoch, dass es für P, K und Mg kein Bodenanalyseverfahren gibt, mit dem man eine für alle Standorte und Pflanzenarten gleichermaßen zutreffende Grenze zwischen ausreichendem und nicht ausreichendem Nährstoffgehalt im Boden bestimmen kann. Ursache dafür ist, dass die Bodenanalyse nur anzeigt, wie viel P, K oder Mg mit der verwendeten Analysemethode aus dem Boden gelöst werden konnte. Die Nährstoffaufnahme der Pflanze wird aber nicht nur von der Löslichkeit des Nährstoffs, sondern auch von den Wechselwirkungen zwischen Pflanzenwurzel und Boden sowie den Standorteigenschaften und der Witterung beeinflusst [4].

Zur Ermittlung des Düngerbedarfs wird der Boden daher - ausgehend vom Ergebnis der Bodenanalyse - relativ grob in Nährstoffgehaltsklassen eingeteilt (Tabelle).

  • Liegt die Gehaltsklasse C vor, wird eine Düngung entsprechend der mit der Ernte vom Feld abgefahrenen Nährstoffmenge empfohlen (Nährstoffabfuhr),
  • ist der Nährstoffgehalt im Boden hoch oder sehr hoch (Klasse D oder E) wird die Düngermenge vermindert,
  • ist der Nährstoffgehalt im Boden niedrig oder sehr niedrig (Klasse A oder B) wird die Düngermenge erhöht.

Auf diese Weise wird langfristig der anzustrebenden (Klasse C) Nährstoffgehalt des Bodens erreicht und eine Nährstoffverarmung (Klasse A oder B) verhindert.


Düngungsbedarf für P, K und Mg in Abhängigkeit von der Nährstoffgehaltsklasse des Bodens
Nährstoffgehaltsklasse   Düngungsbedarf
E sehr hoch 0,0 * Nährstoffabfuhr keine Düngung
D hoch 0,5 * Nährstoffabfuhr
C anzustreben 1,0 * Nährstoffabfuhr Erhaltungsdüngung
B niedrig 1,5 * Nährstoffabfuhr
A sehr niedrig 2,0 * Nährstoffabfuhr stark erhöhte Düngung


Da wie oben dargestellt keine scharfen Grenzen für die einzelnen Gehaltsklassen ermittelt werden können, sind in der Literatur zum Teil erheblich unterschiedliche Grenzwerte der Gehaltsklassen beschrieben. Manche Autoren empfehlen auch unterschiedliche Korrekturfaktoren, z. B. 1,2 an Stelle von 1,5 in der Gehaltsklasse B. Diese Unterschiede haben jedoch unter praktischen Bedingungen keine pflanzenbaulichen Auswirkungen. Das bilanzierende Düngungssystem kann in der Regel ohne Ertragsrisiko angewandt werden, da die Grenzwerte ausreichende Sicherheitszuschläge enthalten. Einige Kulturen reagieren auf bestimmte Nährstoffe besonders positiv – z.B. Spinat und Sellerie auf Kalium oder Spinat und Zwiebeln auf Phosphat. Daher wird empfohlen, eine vorgesehene Düngung möglichst vor dem Anbau dieser stark reagierenden Kulturen auszubringen[1].


Die Bodenproben für die Analyse des Nährstoffgehalts werden aus der Ackerkrume (Ap-Horizont) entnommen, d.h. in der Regel aus der Bodenschicht von 0 bis 30 cm.


Zur Berechnung des Düngungsbedarfs muss neben der Gehaltsklasse des Bodens auch die Nährstoffmenge berücksichtigt werden, die mit den geernteten Produkten vom Feld abgefahren wird. Als Schätzwerte für die Nährstoffabfuhr eigenen sich Mittelwerte aus zahlreichen Feldversuchen. Bei praxisüblicher Düngung haben die unterschiedliche Gemüsesorten sowie die Höhe der Markterträge nur einen sehr geringen Einfluss auf die Nährstoffgehalte, d.h. die Nährstoffkonzentrationen in der Frischmasse sind bei den verschiedenen Gemüsearten recht konstant[5]. Daher können diese Schätzwerte auch für Standorte mit höherem oder niedrigerem Ertragspotenzial verwendet werden. Dazu berechnet man die vom Feld abgefahrenen Nährstoffmengen aus dem tatsächlichen Marktertrag und den Schätzwerten der mittleren Nährstoffkonzentration.


Einzelnachweise

  1. a b Scharpf H.C. in: Helmut Krug, Hans-Peter Liebig, Hartmut Stützel (Hrsg.): Gemüseproduktion. Ulmer, Stuttgart 2002
  2. Alt, D., Ladebusch, H., Melzer, O. 1998. Düngen mit Phosphor, Kalium und Magnesium. Gemüse, Spezial 34 (6), 2-7.
  3. Scharpf, H.C., Weier, U. 1990. Phosphor- und Kaliumdüngung von Gemüse - auf hochversorgten Böden oftmals unnötig ausgegebenes Geld. Industrielle Obst- und Gemüseverwertung 75 (5), 147-148.
  4. Kerschberger, M. 1997. Phosphordüngung nach Bodenuntersuchung und Pflanzenbedarf. VDLUFA Standpunkt, Darmstadt.
  5. Carmen Feller, Matthias Fink, Hermann Laber, Achim Maync, Peter-J. Paschold, Hans-Christoph Scharpf, Josef Schlaghecken, Klaus Strohmeyer, Ulrike Weier, Joachim Ziegler: Düngung im Freilandgemüsebau. In: Matthias Fink (Hrsg.): Schriftenreihe des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ). 2. Auflage. Heft 4, Großbeeren 2007, ISBN 1437-3394.