Phosphatdüngung

Aus Hortipendium
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Phosphatdüngungen (oder auch Phosphordüngungen) sind meist nicht notwendig, da die natürliche Phosphorversorgung der Böden oftmals ausreichend gut ist. Dennoch werden die Böden auch heute noch durch Volldünger oder Stallmistgaben mit Phosphor (P2O5) versorgt.

Verfügbarkeit für die Pflanze

Genau wie das Nitrat (NO3-) wird das Phosphat (Dihydrogenphosphat H2PO4-) als negativ geladenes Ion aufgenommen. Deshalb müsste man auch beim Phosphat hohe Auswaschungsverluste befürchten. Überraschenderweise kommt es aber nur selten zur Auswaschung.

Im Bodenprofil findet man eine starke Phosphor-Anreicherung in den oberen Bodenschichten. Die unteren Bodenschichten hingegen weisen nur einen geringen Phosphorgehalt auf.

Die löslichen Düngerphosphate werden im Boden sehr schnell chemisch gebunden oder ausgefällt. Zu Beginn sind die Bindungen noch locker und die Ausfällungsreaktionen lassen sich umkehren. Sinkt die Phosphatkonzentration der Bodenlösung, füllt locker gebundenes Phosphat sie wieder auf. Die Ausfällung des Phosphats und die Wiederauflösung finden im ständigen Wechsel statt. Die labilen Phosphate altern mit der Zeit, kristallisieren aus und werden langfristig festgelegt. Dadurch entsteht sogenanntes stabiles Phosphat. Vor allem auf schlechten Böden ist das stabile Phosphat für die Pflanzen blockiert und kann nicht ausgewaschen werden.

Düngermenge

Es wurde lange angenommen, dass nur etwa 15 bis 20 Prozent des Phosphatdüngers von der Pflanze genutzt wird und der Rest als stabiles Phosphat im Boden festgelegt wird. Daher wurde eine Düngermenge empfohlen, die deutlich über dem Entzug durch die Pflanzen lag. Dies resultierte in einer allmählichen Anreicherung vieler Böden mit Phosphat. Heute ist jedoch bekannt, dass den Pflanzen langfristig gesehen das ganze Phosphat zur Verfügung steht. Eine Ausnahme stellen hierbei stark verarmte Böden dar.

Je nach Boden und Pflanzen sollten bestimmte Düngungsmaßnahmen getroffen werden. Auf schlecht versorgten Böden, sollte eine platzierte Düngung durchgeführt werden. Hier bietet sich beispielsweise eine Reihendüngung an. Bei dieser Form der Düngung wird in relativ hoher Konzentration bei wenig Bodenkontakt unmittelbar in Wurzelnähe gebracht. Verglichen mit Stickstoff- oder Kaliumdüngern ist die Gefahr von Salzschäden durch Phosphatdünger sehr gering. Die Düngung sollte bei geringen Niederschlägen, weitem Pflanzenabstand, tiefwurzelnden Pflanzen und bei solchen mit kurzer Vegetationszeit erfolgen. Siehe dazu auch Phosphor-, Kalium- und Magnesiumdüngung nach dem Bilanzsystem.

Nährstoffversorgungsstufen

Vor der Düngung sollte eine Bodenuntersuchung durchgeführt werden, an deren Ergebnissen sich die Düngermenge orientiert. Je nach festgestellten Nährstoffgehalten kann eine Einteilung in unterschiedliche Nährstoffversorgungsstufen vorgenommen werden. Diese sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt. Langfristig anzustreben ist die Versorgungsstufe C. Diese Richtwerte gelten in ähnlicher Weise auch für die Nährstoffe Kalium und Magnesium.

Gehaltsklasse
Bezeichnung
mg P2O5/100 g
(CAL, DL)
P-Düngung
A niedrig < 5 stark erhöht (2,5 x Entzug)
B mittel 5-10 höher (1,5 x) als Entzug
C hoch (= anzustreben) 11-20 wie Entzug
D sehr hoch 21-30 geringer (0,5 x) als Entzug
E besonders hoch > 30 keine Düngung

Wurzelbildung

Einen weiteren Einflussfaktor auf die Düngungshöhe stellt die Stärke der Wurzelbildung dar. Nur das Phosphat in unmittelbarer Wurzelnähe wird aufgenommen. Eine Humuszufuhr und regelmäßige Bodenbearbeitung fördern das Wurzelwachstum und, damit zusammenhängend, die Düngerausnutzung.

Pflanzenart

Auch die Pflanzenart spielt eine Rolle. Gräser, deren Wurzelwerk ein bis zu 10-fach größeres Bodenvolumen durchdringt als viele andere Pflanzen, kommen mit einem niedrigen Phosphatgehalt im Boden aus.

Düngemittel

Die Wirkung der verschiedenen Phosphatdünger hängt hauptsächlich vom pH-Wert des Bodens oder Substrates ab. Die beste Düngerverfügbarkeit liegt in einem pH-Bereich zwischen 6 und 6,5. Der pH-Wert kann durch eine Kalkung entsprechend eingestellt werden. Bei neutralem pH-Wert eignen sich vor allem wasserlösliche Phosphatdünger. Ist der pH-Wert sauer, sind wasserunlösliche Düngerformen zu bevorzugen (z.B. Hyperphos). Diese Düngungsmittel kommen dann zur Wirkung, wenn ausreichend H+-Ionen im Boden vorhanden sind, um Phosphat-Ionen aus dem Kristallgitter zu lösen. Deshalb werden diese Formen des Düngers auch fein vermahlen angeboten, da dies die Angriffsfläche für die H+-Ionen erhöht.

Zeitpunkt

Der Termin der Düngung hängt von der jeweiligen Form ab. Wasserlösliche Formen sollten als Grunddüngung zur Aussaat oder Pflanzung ausgebracht werden. Bei einer Düngung im Herbst besteht die Gefahr der Festlegung. Aus diesem Grund werden wasserlösliche Formen granuliert angeboten. Dadurch ist die Oberfläche kleiner, was eine zu schnelle Freisetzung und Festlegung der Phosphate verhindert. Schwer lösliche Formen sollten längere Zeit für der Aussaat oder Pflanzung oder sogar schon im Herbst ausgebracht werden. So kann vor allem bei niedrigen pH-Werten ein ausreichender Aufschluss gewährleistet werden.

Phosphat-Eutrophierung

Bei der Eutrophierung kommt es zu einer unerwünschten Erhöhung des Nährsalzgehaltes von Flüssen und Seen. Phosphate schaffen die Grundlage für die Massenvermehrung von Algen in Gewässern. Absterbende Algen werden von Bakterien abgebaut. Hierfür verbrauchen sie Sauerstoff, der schließlich im Wasser nicht mehr ausreicht. Als Resultat sterben viele Wasserlebewesen ab. Das Gewässer "kippt um" und Fäulnisprozesse werden eingeleitet.

Teilweise verantwortlich für diese Erscheinungen sind Gartenbau und Landwirtschaft. Wegen der schnellen Festlegung der Phosphate beträgt die jährliche Auswaschung aus lehmigen Böden nur etwa 0,3 bis 1 kg Phosphat, aus groben Sanden bis zu 5 kg Phosphat pro Hektar. Diese Mengen haben kaum Einfluss auf die Eutrophierung. Eine falsche Kulturführung hingegen kann durch oberflächlichen Bodenabtrag dazu führen, dass erhebliche Phosphatmengen in Oberflächengewässer gelangen. Den wichtigsten Einfluss haben jedoch phosphathaltige Waschmittel in kommunalen Abwässern.


Quellen

  • Werner Bergmann (1988): Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen. VEB Gustav Fischer Verlag. Jena. ISBN 3334002489
  • Martin Degen, Karl Schrader (2002): Grundwissen für Gärtner. Ulmer Verlag. Stuttgart. ISBN 3800111888
  • Holger Seipel (2007): Fachkunde für Gärtner. Verlag Dr. Felix Büchner. Hamburg. ISBN 9783582041555