Nährlösungskonzentration für Schnittblumen

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Hauptartikel: Düngung im Zierpflanzenbau

Nach der Einstellung der Richtwerte entspricht der Weg der Berechnung der Nährlösungskonzentration dem der Topfpflanzendüngung, auch bei veränderten Düngungssystemen. Für die Berechnung der Nährlösungskonzentration wird die Düngerkonzentration ermittelt. Dies setzt sich aus den Berechnungen des Fehlbedarfs, des Stickstoffgehalts im Gießwasser, der mit der Düngung zugeführten Wassermenge, der Stickstoffkonzentration und der Berechnung der Düngerkonzentration zusammen.


Berechnung des Fehlbedarfs

Stickstoffaufnahme

Der Stickstoffentzug wird vor Kulturbeginn für den jeweiligen Kulturzeitraum festgelegt, z.B. bei mehrjährigen Kulturen (Rosen, Gerbera, Edelnelken) für ein Jahr und bei Kurzzeitkulturen (Chrysanthemen, Trachelium) für die Dauer des Satzes. Im Gegensatz zu Topfpflanzen wird der Entzug in g pro m2 angegeben. Die für den Topfpflanzenanbau wichtigen Größen Stickstoffgehalt der Jungpflanze und Stickstoffgehalt im Substrat spielen keine Rolle. Der Gehalt der Jungpflanze ist gemessen am Gesamtentzug vernachlässigbar und der Stickstoffgehalt im Boden befindet sich nach der Bodenanalyse im Optimum.


Berechnung des Stickstoffgehalts im Gießwasser

Stickstoffgehalte über 5 mg pro l im Gießwasser müssen auf die Düngung angerechnet werden. Die über das Wasser gelieferte Gesamtmenge ergibt sich aus der Wassermenge, mit der ein m2 Beetfläche während der Kulturdauer bewässert wird. Die Menge ist u.a. abhängig von der Kulturdauer, der Jahreszeit und dem Bewässerungsverfahren. Als Faustzahl gelten für Tropfbewässerung 400 bis 500 mm und für Düsenrohrbewässerung 1000 bis 1200 mm pro Jahr.

Beispiel: Wie viel Stickstoff pro m2 wird über das Gießwasser bei einem Stickstoffgehalt von 12 mg pro l geliefert?
Kulturdauer: ein Jahr, Bewässerungssystem: Düsenrohr, Wasserverbrauch 1200 mm


  • Berechnung der Stickstoffmenge
1200 l x 12 mg = 14400 mg = 14,4 g N/m2
Mit dem Gießwasser werden bereits 14,4 g Stickstoff pro m2 geliefert. Diese Menge ist vom Fehlbedarf abzuziehen, um die zu düngende Stickstoffmenge zu ermitteln, z.B. Rosen mit einem jährlichen Entzug von 60 g Stickstoff pro m2.
Fehlbedarf
./. N-Gehalt im Gießwasser
60,0 g/m2
14,4 g/m2
Fehlbedarf 45,6 g/m2


Berechnung der mit der Düngung zugefügten Wassermenge

Im Schnittblumenanbau sollte auf das Streuen von Düngergranulaten verzichtet werden, da die Schwankungen des Salzgehalts im Boden sehr hoch sein können. Daher bleibt nur die flüssige Ausbringung mit der Bewässerung. Dem Betriebsleiter muss die Wassermenge bekannt sein, die für die Ausbringung des Düngers benötigt wird. Die unterschiedlichen Bewässerungssysteme verbrauchen unterschiedliche Wassermengen.

Tropfbewässerung

Eine Tropfstelle liefert in der Stunde 3,0 - 3,5 l Wasser. Auf den laufenden Meter Bewässerungsrohr sind üblicher¬weise 3 Tropfstellen installiert und auf einem 1 m breiten Beet 2-3 Schläuche ausgelegt. Die durchschnittliche Wassermenge pro m2 und Gießvorgang beträgt bei einer üblichen Bewässerungsdauer von 10 - 15 Minuten 5 - 8 l. Der Jahresver-brauch liegt bei 400 - 500 mm.

Düsenrohrbewässerung

Eine Düse liefert in der Stunde ca. 35 l Wasser. Auf einem m2 ist üblicherweise eine Düse installiert. Die durchschnittliche Wassermenge pro m2 und Gießvorgang beträgt bei einer üblichen Bewässerungsdauer von 10 Minuten 5 - 7 l. Der Jah¬resverbrauch liegt bei 1000-1200 mm.
Anstelle der Rechnung mit Durchschnittswerten ist jedem Betriebs¬leiter zu empfehlen, bei seinem installierten Bewässerungssystem die Wassermenge pro Gießvorgang für die übliche Bewässerungsdauer zu ermitteln.

Anzahl Düngungen

Bei Bewässerungsdüngung wird im Sommerhalbjahr ca. vier- bis achtmal, im Winterhalbjahr ca. ein- bis zweimal pro Woche gedüngt.
Die genauere Düngerdosierung ist auf Basis der wöchentlichen Entzüge möglich. Pro m2 und Woche wird nur soviel Nährstoff zugeführt, wie entzogen wird. Die Anzahl der Düngungster-mine bestimmt der Betriebsleiter.

Beispiel: Welche Wassermenge wird für die Düngung von Rosen bei Bewässerungsdüngung benötigt?
Düngungswochen: 45, Bewässerungshäufigkeit: von April - September 5 mal pro Woche, von Januar - März sowie Oktober - November einmal pro Woche, Wassermenge pro Gießvorgang: 6 l pro m2

  • Berechnung der Wassermenge
26 Düngungswochen x 5 Bewässerungen x 6 l = 780 l/m2
19 Düngungswochen x 1 Bewässerung x 6 l = 114 l/m2
Wassermenge gesamt = 894 l/m2


Berechnung der Stickstoffkonzentration

Die Stickstoffkonzentration wird aus der mit der Düngung zugeführten Wassermenge und der zu düngenden Stickstoffmenge berechnet.

Beispiel: Wie hoch ist die Stickstoffkonzentration, wenn eine zu düngende Stickstoffmenge von 45,6 g pro m2 mit einer von Wassermenge von 894 l ausgebracht werden soll?

  • Berechnung der Stickstoffkonzentration
894 l Wasser enthalten 45,6 g N

1 l Wasser enthält x g N
x = = 0,05 g N/l


Berechnung der Düngerkonzentration - Mehrnährstoffdünger

Bei Verwendung von Mehrnährstoffdüngern ist die Konzentration abhängig vom Stickstoffgehalt des verwendeten Düngers. Die Auswahl richtet sich nach dem Nährstoffverhältnis der Pflanze.


Beispiel: Wie hoch ist die Düngerkonzentration, wenn die Stickstoffkonzentration 0,067 g pro l beträgt und sich kein Stickstoff im Gießwasser befindet? (Nährstoffverhältnis 1 : 0,8)

  • Berechnung mit einem Dünger mit dem Nährstoffverhältnis 8-8-6
8 g Stickstoff in 100 g Dünger

0,067 g Stickstoff in x g Dünger
x = = 0,84 g Dünger/l


Beispiel: Wie hoch ist die Düngerkonzentration unter Berücksichtigung des Stickstoffgehalts im Gießwasser bei einer Stickstoffkonzentration von 0,05 g pro l?

  • Berechnung des neuen Nährstoffverhältnisses
Bei einem Verhältnis N : K2O = 1 : 0,8 entspricht einem N-Fehlbedarf von 60 g ein K2O-Fehlbedarf von 48 g. Bei einer zu düngenden N-Menge von nur noch 45,6 g erhöht sich der K2O-Anteil.
x = = 1,0


  • Berechnung der Düngerkonzentration mit einem Dünger mit dem Nährstoffverhältnis 1 : 1, z.B. mit der Formulierung 15-10-15
15 g Stickstoff in 100 g Dünger

0,05 g Stickstoff in x g Dünger
x = = 0,33 g Dünger/l

Berechnung der Düngerkonzentration - Einzeldünger

Die Berechnung verläuft analog der Rechnung bei der Topfpflanzendüngung, das gilt auch für die Berechnung der Einstellung des Düngermischers.

Beispiele:

Bewässerungsdüngung
  • Kultur: Gerbera
  • Stickstoffgehalt im Gießwasser: -- mg/l
  • Düngungszeitraum: ganzjährig (50 Wochen)
  • Bewässerungssystem: Tropfbewässerung
1. Fehlbedarf
N-Entzug 60 g/m2
2. Berechnung des Stickstoffgehalts im Gießwasser
N-Gehalt im Gießwasser ______ mg/l
Gesamtwasserzufuhr/m2 ______ l
durch das Gießwasser gelieferte N-Menge

______ g/m2
3. Zu düngende Stickstoffmenge
Fehlbedarf ./. durch das Gießwasser gelieferte Menge 60 g/m2
4. Berechnung der mit der Düngung zugeführten Wassermenge
100 Bewässerungen mit 5 l Wasser/m2
aufgenommene Wassermenge = 500 l/m2
5. Berechnung der Stickstoffkonzentration
500 l Wasser enthalten 60 g N (zu düngende Menge)
x = = 0,12 g N/l
6. Berechnung der Düngerkonzentration
Neues N : K2O- Verhältnis = ___ : ___
Nährstoffgehalt des Düngers 15 : 5 : 25

g Dünger/l = = 0,8 g/l


Düngung auf Grundlage der wöchentlichen Entzüge
  • Kultur: Chrysanthemen
  • Stickstoffgehalt im Gießwasser: 22 mg/l
  • Düngungszeitraum: 10 Wochen
  • Bewässerungssystem: Tropfbewässerung, 6 mm/Düngungstermin


1. Fehlbedarf
N-Entzug 30 g/m2
2. Berechnung des Stickstoffgehalts im Gießwasser
N-Gehalt im Gießwasser 22 mg/l
Gesamtwasserzufuhr/m2 150 l
durch das Gießwasser gelieferte N-Menge

3,3 g/m2
3. Zu düngende Stickstoffmenge
Fehlbedarf ./. N-Gehalt im Gießwasser 26,7 g/m2
4. Berechnung der wöchentlichen Entzüge
wöchentl. Enzug = =
wöchentl. Entzug im Sommerhalbjahr (x 1,4)
wöchentl. Entzug im Winterhalbjahr (x 0,6)
26,7 g N/m2
_____ g N/m2
_____ g N/m2
5. Berechnung der Stickstoffmenge pro Düngungstermin
Anzahl Düngungen/Woche: 3
N-Menge/Düngung (wöchentl. Entzug/Anzahl Düng.)
= 0,89 g N
6. Berechnung der Stickstoffkonzentration
6 l Wasser enthalten 0,89 g N (N-Menge/Düngung)
= 0,15 g N/l
7. Berechnung der Düngerkonzentration
Neues N : K2O- Verhältnis = 1 : 1,7
Nährstoffgehalt des Düngers 15 : 5 : 25
g Dünger/l = = 1,0 g/l

Quelle

Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße.