Meerrettich im Hausgarten

Aus Hortipendium
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Meerrettich in der Küche
Meerrettich Pflanzen

Meerrettich (Armorarica rusticana), mit seinen "Stangen" und dem typischen scharfen Geschmack ist eine altbekannte Würzpflanze aus der Familie der Kreuzblütengewächse und damit verwandt mit den Kohlarten, Radies, Rettich, Senf usw. Im Garten läßt er sich problemlos anbauen. Auf Grund der hervorragenden Winterhärte und seiner guten Lagefähigkeit hat man somit das ganze Jahr frische Meerrettich Wurzeln(Stangen) in der Küche.

Botanik

Meerrettichwurzeln: Vergleich Handelsware neben Wildpflanzen

Meerrettich ist eine sehr Frost tolerante, ausdauernde Staude. Meistens werden die Pflanzen rund 1 m hoch, gelegentlich aber auch noch wesentlich höher. Die grünen Blätter sterben im Herbst und Winter ab. Nach dem Neuaustrieb im Frühjahr bilden sie, etwa im Mai bis Juli, ihre Blütenstände. Die einzelnen Blüten sind nur 5-8 mm groß und haben, die für die Pflanzenfamilie typischen, vier Blütenblätter.
Wild wachsender Meerrettich findet man vor allem an feuchteren Stellen, Bachläufen und Flußtälern. Die Wurzeln sind meist unförmig und nicht so dick wie die im Handel erhältliche Meerrettichstangen.
Verzehrbar sind beim wilden Meerrettich, ebenso wie beim angebauten Meerrettich, die geschälten Wurzeln.
Die Vermehrung des Meerrettichs erfolgt über Wurzelstücke!

Bilder zur Meerrettichpflanze


Standortansprüche und Fruchtwechsel

Zur Erzielung hoher Erträge und guter Qualitäten ist es vorteilhaft, die Ansprüche der Pflanzen zu berücksichtigen. Mittelschwere, tiefgründige, humusreiche Böden sind vorteilhaft. Wenn auch ein hoher Grundwasserstand als vorteilhaft gilt, ist Staunässe sehr unvorteilhaft. pH-Werte von 6 bis 7,5 sind günstig.
Fruchtwechsel
Meerrettichpflanzen können auch im eigenen Garten von Krankheiten und Schädlinge befallen werden. Gefährlich sind vor allem Verticillium, bei der sich die Leitungsbahren in den Wurzel bräunlich verfärben sowie das Gurken Mosaik Virus, bei dem die Blätter ungewöhnlich fleckig vergilben.
Generell ist auch beim Anbau von Meerrettich ein sinnvoller Fruchtwechsel anzuraten. Ungünstige Vorkulturen sind: Auberginen, Blumenkohl, Chinakohl, Erdbeeren, Gurken, Tomaten, Kartoffeln, Pfefferminze, Raps, Rosenkohl und Sonnenblumen.

Bodenpflege und Nährstoffversorgung

Kompost als Basis der Düngung

Meerrettich liebt humose Böden. Steht kein bevorzugter Moorboden zur Verfügung so ist einer guten Humusversorgung große Aufmerksamkeit zu schenken. Zunächst ist einmal festzustellen welche Bodenverhältnisse vorliegen. Bei einem, seit vielen Jahren erfolgreich genutztem Gemüsebeet ist die Düngung recht einfach. Größere Anstrengungen sind jedoch nötig, wenn wir es mit einem humusarmen, vielleicht auch noch verdichteten Boden zu tun haben.
Maßnahmen bei schlechten Bodenverhältnissen

  • Bei einem größeren Anbau, eine Bodenuntersuchung auf ph, P205, K20 und Mg durchführen lassen.
  • Boden tief lockern.
  • Humus- und Nährstoffversorgung optimieren, z.B. 5 cm Kompost aufbringen und leicht einmischen.
  • Pflanzloch mit Kompost füllen.

Maßnahmen bei einem guten Gemüsebeet-Boden

  • Hier gehen wir davon aus, dass der Humusgehalt durch den Anbau von Meerrettich, ohne zu Tun gesichert ist.
  • Durch das Absterben der Blätter im Herbst bleibt die organische Masse mi ihren Nährstoffen im Beet
  • Somit sind nur die mit der Ernte vom Beet entnommenen Nährstoffe zu ersetzen.
  • Pro qm werden im Garten mit der Meerrettich-Ernte maximal 3 kg Wurzel entnommen
  • Diese Nährstoffabfuhr können wir mit einer jährlichen Kompostgabe von 3 l/qm sehr gut ersetzen

Mineraldüngereinsatz
Sollte einmal, auf Grund einer extrem schlechten Nährstoffversorgung und entsprechender Bodenanalysenergebnisse eine mineralische Düngung nötig werden, unbedingt chlorhaltige Dünger vermeiden und schwefelhaltige Düngemittel bevorzugen.
Weitere Infos


Erster Start mit gekauften Topfpflanzen

Meerrettich Topfpflanze von Dehner

Der Anbau von Meerrettich erfolgt als Pflanzkultur. Für den Einstieg wird man eine oder mehrere Topfpflanzen kaufen und diese in Reihen pflanzen.

  • Pflanztermin: Vorwiegend im Frühjahr. Generell aber während er ganzen Vegetationszeit.
  • Trockene Topfpflanzen vor dem Pflanzen gut anfeuchten.
  • Reihenabstand: 70-80 cm.
  • Abstand in der Reihe: 40-50 cm.
  • Pflanztiefe: Gleiche Ebene wie im Topf.
  • Angießen.

Pflanzeneinkauf
Wer neu in den Meerrettich Anbau einsteigen will, kann sich problemlos einige Pflanzen kaufen und dann bei Bedarf im nächsten Jahr mit eigenen Wurzelstücken selber weiter vermehren. Im Folgenden einige Pflanzenanbieter.


Anbau mit den eigenen Fechsern

Lage der Fechser im Boden

Die Meerrettich Vermehrung erfolgt mit Hilfe dünner Wurzelstücke (Fechser) . Diese fallen bei der Ernte des Meerrettichs an. Entsprechende Wurzelstücke werden gesammelt und auf 30 cm Länge eingekürzt. Um den Kopf bzw. Wurzelteil am Pflanztag leicht erkennen zu können, wird das obere Ende glatt und das untere Ende schräg angeschnitten. Pro Meerrettichpflanz lassen sich zwei bis drei gute Fechser gewinnen. Zwei cm dicke Wurzelstücke sind besonders geeignet. Sie sollten aber mindestens bleistiftstark sein.

Überwinterung der Fechser
Die bei der Meerrettich-Stangen-Ernte und Aufbereitung anfallenden Fechser werden auf die gewünschte Länge (z.B. 30 cm) geschnitten. Zur Überwinterung stellt man die Fechser in einen kühlen Keller mit Sandeinschlag oder senkrecht in einen Freilandquartier. Vor der Pflanzung im Frühjahr werden die Fechser im Mittleren teil abgerieben, um so die dort begonnene Wurzelbildung zu verhindern.

Bilder zur Fechsergewinnung

Anbauanleitungen


Pflegearbeiten

Blatt- und Wurzelbildung

Mit dem Anwachsen der gepflanzten Fechser bilden diese neue Wurzeln und treiben am oberen Fechserteil meist mehrere grüne Triebe aus.
Etwa Ende Mai bis Anfang Juni haben die gepflanzten Fechser Bestände Wurzeln und Austriebe gebildet, die einer Pflegemaßnahme bedürfen. Damit sich kräftige, möglichst glatte Stangen bilden können, werden bei den Pflegearbeiten überflüssige Austriebe von Hand ausgebrochen. Dazu wird der obere Fechserteil freigelegt. Danach wird der freigelegte Fechser wieder zurückgelegt und mit Erde bedeckt.
Etwa im Juli und August wird dass Ausbrechen der überflüssigen Triebe noch mal wiederholt. Da durch das Freilegen der Fechser die Pflanzen stark gestreßt werden, führt man die Arbeiten bevorzugt an kühlen, trüben bzw. bewölkten Tagen durch.

Bewässerung
Ein höherer Wasserbedarf besteht beim Meerrettichanbau nach der Fechserpflanzung und während Dickenwachstums der Stangen im August und September. Auf Parzellen mit einem höheren Grundwasserstand und den üblichen Niederschlägen ist selten eine Bewässerung nötig. Mit zunhemender Klimaerwärmung und länger anhaltenden Trockenperioden kann sich doch der Beregnungsbedarf in der Zukunft erhöhen.


[[Meerrettich Pflanzenschutz | Pflanzenschutz

Meerrettich kann von verschiedenen Krankheiten und Schädlingen empfindliche geschädigt werden. Die wichtigsten sind: Die vorhandenen Fotos zeigen z.T. das übliche Krankheitebild des Meerrettichs, jeoch an verwanden Gemüsearten.

  • Alternaria Blattflecken
  • Erdföhe
  • Turnip mosaic Virus
  • Verticillium Wurzelverbräunungen
  • Weißer Rost


Meerrettich Ernte

Meerrettich wird im Spätherbst oder Winter geerntet. Man wartet mit der Ernte bis die Blätter im Herbst vergilben und absterben. Der Ernte beginnt je nach Regio etwa Ende Oktober bis Mitte November. Da der Meerrettich außerordentlich winterhart ist, kann die Ernte grundsätzlich während des ganzen Winter bis zum Frühjahr stattfinden. Natürlich nur bei frostfreiem Boden und nicht zu feuchtem Boden. Man sollte die Ernte aber beenden bevor der Neuaustrieb der Wurzeln beginnt.
Fechsergewinnung
Die jungen Seitenwurzeln werden als Pflanzematerial (Fechser) für das nächste Jahr benötigt. Da Wurzelreste im Beet bei den Folgekulturen zum Problem werden können, alle Teile einsammeln.

Wert als Nahrungs- und Heilmittel

Meerrettich-Stange

Meerrettich, vor allem in frischer Form verwendet, wird oft als Heilmittel angepriesen. Es soll vorteilhaft sein bei Erkältungskrankheiten und Harnweg-Infektionen. Als wirksame Inaltsstoffe stehen Senföle im Vordergrund. Zu bedenken ist aber auch, das es schädliche Nebenweirkungen, wie Schleimhautreizungen geben kann. Kinder, Schwangere und Stillende sollten Meerrettich nicht zu sich nehmen. Der Verzehr von Meerrettich kann generell einen wertvollen Betrag zur gesunden Ernährung des Menschen leisten. So empfehlen z.B. die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ und die „Deutsche Krebsgesellschaft“ im Rahmen der Kampagne „5 am Tag“, fünf Mal am Tag eine Portion Obst und Gemüse zu essen.

Einen umfassenden Überblick über gesundheitliche Wirkungen von Gemüse findet man über die Internetseite „Gemüse-ist-mehr als eine Nahrungsmittel". Hier werden Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt in knapper, gut lesbarer Form aufgelistet und die vorbeugende Wirkung von Gemüse auf viele, meist chronische Erkrankungen dargelegt.

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Weitere Informationen


Meerrettich in der Küche

Meerrettich zubereiten

Meerrettich kann in der Küche zu vielseitig verwendet werden.

  • Meerrettich Auflauf
  • Meerrettich Butter
  • Meerrettich Dipp
  • Meerrettich Dressing
  • Meerrettich Pasta
  • Meerrettich Pesto
  • Meerrettich Soße
  • Meerrettich Vinaigrette

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Rezepte


Meerrettich Museum

Museum in Baiersdorf

Meerrettichmuseum in Baiersdorf.jpg Im fränkischen Baisersdorf gibt es eine Meerrettichmuseum. Das Museum ist aus einer Initiative des Heimatvereins Baiersdorf und der Familie Schamel entstanden.


Meerrettich Videos


Meerrettich Bilder im Internet


Einzelnachweise


Zum Erwerbsanbau: Meerrettich

Mit umfangreichen Informationen zu allen Anbaufagen.

Autoren

  • Schlaghecken Josef, Neustadt/Wstr.


Quellen

  • Anbau und Sortenhinweise für den Gemüsebau 2003/2004, Josef Schlaghecken, Gerhard Engl, Achim Maync, Joachim Ziegler, Neustadter Hefte, DRL Rheinpfalz in Neustadt/Wstr. 10/2002
  • Düngung im Gemüsegarten in Hortipendium
  • Düngung mit Kompost in Hortipendium
  • Gemüsebau Fruchtwechsel in Hortipendium
  • Gemüseproduktion, Helmut Krug, Paul Parey Verlag Berlin, 1986, ISBN= 3-489-54222-3
  • Handbuch des speziellen Gemüsebaus, Georg Vogel, Ulmer Verlag Stuttgart, 1996, ISBN= 3-8001-5285-1
  • Kompost in Hortipendium
  • Meerrettich im Erwerbsbetrieb in Hortipendium
  • Meerrettich Pflanzenschutz in Hortipendium
  • Pflanzenschutz im Gemüsebau, Crüger Gerd und andere, Ulmer Verlag Stuttgart, 2002, 4.Auflage
  • Scharfes aus Franken, Petra Jacob, Zeitschrift "Gemüse", 5/2020, Seite 25-27


Siehe auch in Hortipendium


Weblinks


Wasabi, der Japanische Meerrettich

Wasabi Stange und Reibe

Wasabi (Eutrema japonicum), der Japanische Meerrettich gehört zur gleichen Pflanzenfamilie wie unser Meerrettich und hat geschmacklich gesehen gewisse Ähnlichkeiten. Die geschmacksbildenden Senföle und Sinigrin verliert aber im Gegensatz um Meerrettich relativ an Schärfe.
In der Japanischen Küche spielt Wasabi eine große Rolle. So z.B. bei der Zubereitung von Sushi.

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