Viröse Kleinfrüchtigkeit

Aus Hortipendium
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Kleinfrüchtigkeit der Kirsche
Little Cherry Virus
Synonyme
Cherry little cherry closterovirus, Cherry little cherry virus, LChV1, Little cherry closterovirus 1
LChV.jpg
Befall durch LCHV an Süßkirsche, die oberen kleinen Früchte zeigen eine Infektion
Systematik
RNA-Viren
Einzel (+)-Strang-RNA-Viren (ss(+)RNA: positive single stranded RNA or mRNA-like)
Ordnung nicht bestimmt
Familie Closteroviridae
Gattung Closterovirus

Die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche (Little Cherry Virus, LChV), kurz „Little Cherry“ genannt, ist eine sehr ernstzunehmende Viruskrankheit, da Früchte von infizierten Bäumen aufgrund mangelnder Fruchtgröße und Fruchtqualität nicht vermarktungsfähig sind und der wirtschafliche Schaden sehr groß sein kann.


Symptome

Als Hauptsymptom tritt eine Veränderung der Fruchteigenschaften auf. Die Früchte infizierter Bäumen bleiben deutlich kleiner, bei starker Ausprägung erreichen die Früchte nur ein Drittel der normalen Fruchtgröße. Die Früchte sind nicht genießbar, da sie kaum Aroma aufweisen, wenig Süße haben und leicht bitter schmecken können. Bei dunkelroten Sorten unterbleibt oft eine vollständige Ausfärbung. Die Fruchtsymptome können von einem Jahr zum anderen schlagartig auftreten, wobei einzelne Ast- bzw. Baumpartien als auch der gesamte Baum betroffen sein können. Infizierte Bäume zeigen in der Regel einen gesunden Laubstand, in Einzelfällen kann der Wuchs etwas weniger kräftig sein. Eine Gesundung tritt in der Regel nicht ein, offensichtlich wird die Symptomausprägung aber durch trockene, heiße Bedingungen gefördert. Neben Fruchtsymptomen können auch Veränderungen am Blatt auftreten. Im Spätsommer kann eine vorzeitige Rot- bzw. Bronzefärbung der Interkostalfelder auftreten. Die Blattverfärbungen gelten aber nicht als sicherer Indikator. Sind Fruchtsymptome zu erkennen, müssen nicht zwangsläufig Blattsymptome auftreten und umgekehrt.

Beschreibung

Erste Symptome des Virus an Kirschbäumen wurden 1933 in British Columbia, Kanada, beschrieben. Japan wird als Ursprungsland vermutet. 1999 wurde in British Columbia eine zweite Art des Little Cherry Virus entdeckt, die vermutlich schon seit längerer Zeit gegenwärtig ist. Bisher sind drei Closterovirus-Stämme, die mit LChV in Verbindung gesetzt werden, beschrieben worden. Es sind dies LChV-1 aus Deutschland, LChV-2 aus USA und LChV-3 aus British Columbia. Mittlerweile tritt die Krankheit auch in Südafrika, Australien, Neuseeland sowie West-, Mittel- und Südeuropa auf. Zu den Wirtspflanzen zählen neben Süßkirschen (Prunus avium) und Sauerkirschen (Prunus cerasus) vor allem Zierkirschen wie z.B. Prunus serrulata, Prunus sieboldii oder Prunus subhirtella.


Biologie

Das Virus wird vorwiegend durch vegetative Vermehrung übertragen. Auch die Übertragung durch Wurzelkontakt zwischen kranken und gesunden Pflanzen gilt als sehr wahrscheinlich. Außerdem kann das Virus durch die Schmierlaus Phenacoccus aceris verbreitet werden. Dieser Weg scheint jedoch in Europa, obwohl diese Schmierlaus hier heimisch ist, aber nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, ganz im Gegensatz zur Übertragung in Nordamerika.

Ein recht aufwendiger und langfristiger Nachweis ist die Pfropfung auf holzige Indikatoren. Dabei ist ein Ergebnis erst frühestens im folgenden Jahr zu erkennen. Wesentlich schneller, dabei sehr spezifisch und empfindlich, ist der Nachweis mittels Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) möglich. Untersucht werden Blattproben, die aus ca. 30 Blättern (mit Blattstiel) je Baum bestehen. Die Blattentnahme sollte etwa im Zeitraum Mitte August bis Mitte September erfolgen.


Bekämpfung

Kontrollieren Sie zur Ernte Ihre Anlagen. Werden symptomatische Bäume oder Astpartien gefunden, kann bei Bedarf mittels Blattprobe eine PCR-Analyse auf LChV durchgeführt werden. Ist ein Befall nachgewiesen, wird dringend empfohlen, den betreffenden Baum zu roden, direkte Bekämpfungs- oder Behandlungsmaßnahmen sind nicht möglich. Meist ergibt sich die Rodung zwangsläufig aus wirtschaftlichen Gründen, da infizierte Bäume in der Regel nicht gesunden. Bei Neupflanzungen von Süßkirschen sollte zu vorhandenen Befallsstellen ein Abstand eingehalten werden. In Junganlagen ist es ratsam, regelmäßig auf Symptome zu kontrollieren, um bei Befall frühzeitig Bäume ersetzen zu können.

Quellen

  • Werner Dahlbender und Günter Hensel (2010): Pflanzenschutz in Süßkirschen. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Oppenheim. 

Weblinks