Adernminierfliege

Aus Hortipendium
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Blattadernminierfliege
Liriomyza huidobrensis
Minierfliege9.JPG
Schäden von Adernminierfliegen
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse höhere Insekten
Pterygota
Ordnung Zweiflügler
Diptera
Unterordnung Fliegen
Brachycera
Familie Minierfliegen
Agromyzidae


Die Blattadernminierfliege Liriomyza huidobrensis stammt aus Süd- und Mittelamerika und verbreitete sich ab 1985 über Nordamerika und Hawai. In Nordeuropa wurde die Art erstmals 1987 in den Niederlanden an Kopfsalat im Gewächshaus gefunden. In einigen Ländern Mittel- und Osteuropas kommt sie nicht vor. Die schädlichste Art der Minierfliegen in Deutschland kommt an zahlreichen Gemüse-, Zier- und Wildpflanzen in Gewächshäusern und im Sommer auch im Freiland vor. Häufig werden Gurken, Bohnen, Tomaten, Kopfsalat, Endivien, Radies, Chrysanthemen, Margeriten, Primeln, Gerbera, Melonen und diverse Unkräuter befallen.

Biologie

Lebenszyklus und Erscheinungsbild

Ei – 3 Larvenstadien – Puppenstadium – Insekt

Die Fliege ist 1,8-2,5 mm groß und schwarz-gelb mit einem gelben Rückenschildchen. Die Larven sind bis zu 3,5 mm lang, beinlos und hellgelb. Die etwa 2,2 mm große Puppe kann hellgelb bis schwarz sein, ist aber meistens gelblich bis rötlich braun. Sie befindet sich im Boden oder hängt an Blättern. Meist überwintert der Schädling, da er im Freien nur bis -8°C überleben kann. Eine Überwinterung in kalten, leeren Gewächshäusern ist für 9 oder mehr Wochen möglich, aber über 90% der überwinternden Puppen sterben ab. Im Frühjahr fliegen die Weibchen aus und legen jeweils bis zu 580 Eier in die Blätter. Dabei bohrt das Weibchen mit dem gezahnten Legebohrer ein Loch zumeist in die Blattoberseite. Das kann auch ohne Eiablage nur zur Ernährung geschehen. Dieses runde Loch bleibt als Fraßpunkt auf dem Blatt sichtbar. Die Eiablegelöcher sind dagegen oval und schwer zu entdecken. Die Männchen haben keine Legebohrer und ernähren sich von den Fraßpunkten der Weibchen sowie von Nektar und Honigtau, wie die Weibchen auch. Die Larven schlüpfen nach 2-3 Tagen und fressen sich durch das Schwamm- und Palisadengewebe der Blätter. Dabei entstehen Gangminen die meist stark verzweigt sind oder entlang beider Seiten der Blattadern verlaufen. Der Beginn der Minen ist auf der Blattoberseite sichtbar, der größere Teil auf der Blattunterseite. Manchmal entstehen auch Platzminen. Die Kutikula und die Blattstiele bleiben erhalten. Reicht ein Blatt nicht zur Ernährung einer Larve aus, kann sie durch den Blattstiel in ein anderes Blatt gelangen. Zur Verpuppung schneidet die Larve in den frühen Morgenstunden mit ihren Mundwerkzeugen ein Loch in das Blatt, kriecht nach eine Stunde aus dem Blatt und lässt sich zu Boden fallen, um sich zu verpuppen. Dabei dringt sie etwa 5 cm tief in den Boden ein. Wenige Larven verpuppen sich auch am Blatt.

Populationsentwicklung

Die Population kann sich unter günstigen Bedingungen schnell aufbauen. Die Entwicklung verläuft vermutlich bei höheren Temperaturen etwas schneller als bei anderen Liriomyza-Arten. Bei 19°C dauert das Eistadium 2 Tage, die Larvenstadien 6 Tage und das Puppenstadium 8 Tage. Die Zeit vom Schlupf aus der Puppe bis zur ersten Eiablage dauert dann nochmal ein bis zwei Tage. Bei diesen und etwas höheren Temperaturen dauert der Lebenszyklus also zwei bis zweieinhalb Wochen.


Das Populationswachstum von Liriomyza huidobrensis an Chrysanthemen bei 26,7°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50-60%[1]

Entwicklungszeit in Tagen '
Ei 3
Larve 4,7
Weibliche Puppe 9,3
Männliche Puppe 8,5
Lebensdauer Weibchen 12,2
Sterblichkeit während der Entwicklung in % 64%

Schäden

Die Weibchen von Liriomyza huidobrensis erzeugen viele Fraßpunkte auf den Blättern, von 650 pro Weibchen bei Tomaten bis hin zu 1300 bei Chrysanthemen. Diese Minierfliegenart verursacht größere Schäden als die Tomatenminierfliege Liriomyza bryoniae. Die oben beschriebenen Fraßpunkte und Minen beeinträchtigen die Photosynthese, bei stärkerem Befall altern die Blätter vorzeitig und können abfallen. Geschieht das bei vielen Blättern, können die Pflanzen sich nicht mehr weiterentwickeln und sterben ab. Denkbar ist auch eine Besiedelung der geschädigten Stellen durch Pilze und Bakterien. Bei Zierpflanzen und Blattgemüse lassen sich (stärker) befallene Pflanzen aus optischen Gründen nicht vermarkten.

Bekämpfung

In der biologischen Bekämpfung werden die Schlupfwespenarten Dacnusa sibirica und Diglyphus isaea erfolgreich eingesetzt. Andere Gegenspieler wie die Schlupfwespen Opius pallipes und Chrysocharis spec. können auch parasitieren. Für eine chemische Bekämpfung eignen sich die Wirkstoffe Abamectin und Milbemectin gegen Larven und adulte Tiere. Pyrethroide, Neonicotinoide und die Wirkstoffe Spinosad und Azadirachtin können gegen adulte Tiere eingesetzt werden. Es ist die Zulassungssituation zu beachten. Liriomyza huidobrensis kann schnell Resistenzen gegenüber chemischen Insektiziden entwickeln.

Quellen

  1. M. P. Parella & J. A. Bethke, 1984: Biological studies of Liriomyza huidobrensis (Diptera: Agromyzidae) on chrysanthemum, aster and pea. Journal of Economic Entomology 77: 342-345

R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 

CABI und EPPO Liriomyza huidobrensis[1] am 23.01.15


Siehe auch