Anthurium scherzerianum

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Kleine Flamingoblume
Anthurium scherzerianum
Schott
Anthurium scherzerianum de.jpg
Kleine Flamingoblume
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Monokotyledonen
Ordnung Froschlöffelartige
Alismatales
Familie Aronstabgewächse
Araceae
Gattung Flamingoblumen
Anthurium


Anthurium scherzerianum (Kleine Flamingoblume) wurde im Jahr 1857 von H. W. SCHOTT, dem Direktor der Schlossgärten zu Schönbrunn, anlässlich einer Weltreise in Guatemala aufgefunden und nach Europa gebracht. Benannt ist die Art nach seinem Reisebegleiter, dem Wiener Arzt Karl v. SCHERZER. Die erste Pflanze wurde 1862 in Hamburg von H. WENDLAND ausgestellt[1]. Die deutsche Bezeichnung geht auf die Form des Blütenkolbens zurück, der an den Hals eines Flamingos erinnert.

Es sind schöne Topfpflanzen, wenn der Anspruch nach höherer Luftfeuchte erfüllt wird. Meistens werden nur Jungpflanzen angeboten, da ältere Exemplare mit der Zeit einen Stamm bilden und verkahlen. Bei guter Pflege gedeihen Anthurien in fast jedem warmen Zimmer. Die Hauptblütezeit liegt im Frühjahr. Wechselnde Feuchte und Staunässe schaden den Pflanzen[2].

Die zierlicheren Hybriden sind reichblütiger als A. andraeanum. Die Blütenstände sind rot, rosa und lachsfarben gefärbt. Auch mehrfarbige Formen mit gespänkelten, gefleckten oder getuschten Spathen sind im Handel zu finden[3]. Voll erblühte Pflanzen zeigen eine leicht nach unten gebogene Blütenscheide, die keinen Glanz aufweist. Der Blütenkolben steht aufrecht und ist meistens spiralig gerollt.


Botanik

Anthurium scherzerianum Schott (Kleine Flamingoblume) ist in Guatemala und Costa Rica beheimatet.

Die tief-dunkelgrünen harten Blätter werden von etwa 10 cm langen Stielen getragen. Sie bleiben kleiner als A. andraeanum. Die Spatha kann bis zu 22 cm lang werden. Die Blütezeit beginnt im Februar und reicht bin in den Mai hinein. Auch außerhalb dieser Monate erscheinen einzelne Blütenstände. Der Kolben wird im Knospenzustand von der Spatha umschlossen. Im weiteren Wachstumsverlauf rollt sich das Hüllblatt auf und die dicht gedrängten Einzelblüten werden frei. Zunächst erscheinen die weiblichen Organe in Form von kleinen Höckern. Diese sondern einen klebrigen Tropfen ab, an dem der Pollen haftet und den Narben zur Befruchtung zugeführt wird. Wenn sie absterben strecken sich die Antheren und springen auf[4]. Erst ein Jahr nach der Befruchtung wachsen die weißen, gelb oder rot gefärbten Beeren aus dem Kolben heraus und hängen an Fäden herab[5].

Selbstbestäubungen auf dem gleichen Kolben sind zwar möglich, für einen sicheren Fruchtansatz sind aber mehrere Pflanzen zu halten[6]. Die künstliche Bestäubung ist mit einem feinen Pinsel vorzunehmen. Die Reife der zu bestäubenden Blüten ist an der Tröpfchenabsonderung, die Reife des Pollen liefernden Blütenstandes am Stäuben erkenntlich[7].

Der Chromosomensatz beträgt 2n = 30. Die Pflanze gilt, aufgrund von Calciumoxalat-Kristallen sowie löslichen Salzen der Oxalsäure, als Giftpflanze[8]. Sie wird als „giftig“ eingestuft[9]. Die Giftigkeit wird zusätzlich durch das Verhältnis von freier zu kristallin gebundener Oxalsäure bestimmt.

Jungpflanzenanzucht

Vermehrung

Die Kleine Flamingoblume wird über Saatgut und Gewebekultur vermehrt.

Nach der Bestäubung, die am besten im Frühjahr durchgeführt wird, reifen innerhalb von ca. 10 Monaten die roten Beeren mit 2 bis 4 Samenkörnern. Die Samen werden herausgelöst und mit lauwarmem Wasser abgespült[10].

Die Samen sollten möglichst frisch ausgesät werden, da die Keimkraft schnell nachlässt. Bereits nach 24 Stunden ist mit einem deutlichen Verlust der Keimfähigkeit zu rechnen, nach 2 bis 3 Tagen sind gereinigte Samen kaum noch zu verwenden[11] Falls nicht sofort ausgesät wird, sind gebeizte, unbeschädigte Beeren bei 10 °C ca. zwei Wochen zu lagern[12]. Zweihundert bis dreihundert Korn werden in eine 20 x 30 cm Schale ausgesät. Die Pflanzen keimen sowohl bei Licht als auch bei Dunkelheit. Licht fördert aber die Keimung[13]. Die Samen laufen bei einer Lufttemperatur von 20 bis 25 °C nach 10 bis 14 Tagen auf. Die Substrattemperatur sollte mindestens 20 °C betragen. Als Substrat wird z. B. Torfkultursubstrat 1 verwendet. Dies kann auch mit Torf im Verhältnis 1 : 1 gemischt werden[14]. Ungefähr 10 Wochen nach dem Auflaufen werden die Jungpflanzen pikiert. Die Pflanzen werden entweder zu zweit oder dritt in einen 7 bis 8 cm Zwischentopf, oder als Kleinpflanze in einen 10 cm Endverkaufstopf gesetzt. Für größere Endverkaufstöpfe werden die Pflanzen im Abstand von 6 cm in Zwischenkisten gepflanzt[15].

Es ist auch möglich, erdlose Aussaaten durchzuführen. Dabei werden die Samen in Petrischalen auf Zellstoff ausgelegt, und nach dem Auflaufen in Aussaatsubstrat pikiert. Vorteil dieser Methode ist, dass das Auftreten von Vermehrungspilzen verringert wird[16]. Hydrokulturaussaaten werden in Blähton einer Mischung aus 50 % 2/4 mm und 50 % 4/8 mm durchgeführt.

Bei der Gewebekultur besteht die Möglichkeit, bestimmte Genotypen mit gewünschten Eigenschaften zu verklonen. Durch die technische Entwicklung konnten vermehrt Sorten erzeugt werden, die zur Verbesserung des Sortimentes beitrugen. Es sind weiterhin spezielle Laboreinrichtungen erforderlich, sodass oft Spezialbetrieb diese Arbeiten ausführen[17]. Da Anthurien als Fremdbestäuber stark heterozygot sind, treten bei Sorten aus Sämlingen starke Unterschiede auf. Durch die vegetative Massenvermehrung lassen sich hohe Vermehrungsraten bei ausgelesenen Genomtypen erreichen. Experimente ergaben, dass Segmente des unreifen Blütenkolbens (Spadix) eine beträchtliche Regenerationsfähigkeit aufweisen. Lediglich in den Primärkulturen ist mit hohen Verlusten durch Bakterienbefall zu rechnen. Etablierte Kulturen von Spadix-Kallus lassen sich praktisch unbegrenzt vermehren [18].

Mutterpflanzen

Als Mutterpflanzen kommen streng selektierte Bestände in Frage. Die Gewinnung des Vermehrungsmaterials erfolgt durch Spezialbetriebe. Durch die Methode der Gewebekultur entfallen umfangreiche Bestände der Mutterpflanzenhaltung. Die gewonnenen Klonsorten sind in ihren Ertragsverhältnis und Klimaansprüchen sehr einheitlich. Eine optimale Kulturführung für alle Pflanzen des Bestandes ist dadurch möglich[19].

Mutterpflanzen können geteilt werden, indem bewurzelte Seitensprosse vorsichtig abgetrennt werden. Ältere Pflanzen neigen zum Verkahlen. Bei diesen Pflanzen empfiehlt es sich, durch Abmoosen die Stammköpfe neu zu bewurzeln[20].

Kultur

Die Kultur der Anthurium scherzerianum ist relativ energieintensiv. Erfolgreiche Betriebe verfügen über energieeinsparende Maßnahmen wie Isolierglas bzw. Stegdoppelplatten und Energieschirm. Zusätzlich sollte möglichst eine Kurzkultur mit früh- und reichblütigen Sorten erfolgen. Eine hohe Flächenausnutzung mit hohen Stückzahlen ist notwendig[21] [22].

Licht

Ein Einfluss der Tageslänge auf die Blütenbildung ist nicht bekannt. Von Mitte Oktober bis Anfang März brauchen die Kulturen nicht schattiert zu werden, sonst wird auf ca. 20 klux schattiert. Ein enger Pflanzenabstand ist zu vermeiden. Lichtmangel führt zu weicher Laubbildung und eingeschränkter Blütenbildung. Zu hohe Lichtintensitäten führen zu raschem Abblühen der Pflanzen und zu Verhärtungen an den Jungpflanzen[23]. Starke Schwankungen bei der Einstrahlungsintensität führen zu Aufhellungen an den Spathen.

Eine wirtschaftliche Zusatzbelichtung sollte bei Jungpflanzen gegeben werden, wenn die Aussaattermine in die Wintermonate fallen. Die Beleuchtungsdauer beträgt ca. 10 Stunden bei einer Beleuchtungsstärke von mindestens 1000 lux[24].

Temperatur

Die Lufttemperatur sollte zwischen 22 bis 25 °C liegen, die Bodentemperatur zwischen 10 und 22 °C. Die fleischigen Wurzeln sind empfindlich gegen kalte Temperaturen, daher darf auch im Winter die Bodentemperatur nicht unter 18 °C liegen[25].

Zur Förderung des Blütenansatzes wird ca. sechs Wochen lang die Tag/Nachttemperatur auf 15 °C gesenkt. Die Kühlzeit sollte in die Wintermonate zur Energieeinsparung gelegt werden. Nach weiteren vier Wochen, wenn die Temperatur wieder auf 22 bis 25 °C angehoben wurde, setzt die Blüte ein. Es sind pro Pflanze etwa vier bis fünf Blumen zu erwarten. Einige Sorten benötigen zur Blüteninduktion keine Kühlphase. Sie können in kürzerer Kulturzeit als blühfähige Ware vermarktet werden[26].

Generell sollte ab 27 °C gelüftet werden. Es sollte aber nicht am Morgen erfolgen, da sonst die Pflanzen durch einfallende Kaltluft Schäden nehmen. Wichtig ist auch die Temperatur des Gießwassers. Es sollte nicht unter 16 °C liegen. Bei hohen Temperaturschwankungen sind gelblich-grüne Flecken (Blattpocken) auf den Blättern zu finden[27].

Luftfeuchte und Bewässerung

Eine hohe Luftfeuchte ist für die Anthurienkultur sehr geeignet. Bei einer Luftfeuchte von 60 bis 70 % im Sommer und 80% im Winter sollte sich aber kein Wasser auf den Pflanzenoberflächen bilden. Abhilfe ist durch Lüften oder eine Temperaturerhöhung zu erreichen[28].

Bei heißem Sommerwetter darf die Luftfeuchte nicht unter 55 % sinken. Andernfalls sind Verbrennungen an Blätter und Spathen zu erwarten. Der Einsatz einer Nebelanlage (FOG-System) kann notwendig sein.

Die Bewässerung der Anthurien kann im Anstauverfahren oder mit Bewässerungsschläuchen erfolgen. Es sollte erst gewässert werden, wenn das Substrat im Topf leicht abgetrocknet ist. Für stauende Nässe sind die Wurzeln sehr anfällig. Die Wasserhärte des Gießwassers sollte ständig kontrolliert werden. Die Karbonathärte sollte 8 °dH und die Gesamthärte 12 °dH nicht überschreiten[29]. Die Rinnenbewässerung oder Ebbe-Flut Verfahren sind auch im Gebrauch.

Düngen

Die Grunddüngung erfolgt in folgenden Mengen: Pikierlinge 0,2 g/m3, Jungpflanzen 0,5 bis 1 kg/m3 und Pflanzen im Endtopf 1 bis 2 kg/m3.

Bei Jungpflanzen erfolgt die Nachdüngung mit N- betonten Mehrnährstoffdüngern (z. B. 20/5/10+Sp) in einer Konzentration von 1 ‰. Während der Blütenbildung wird Kalium-betonter Mehrnährstoffdünger verwendet (8/15/20+Sp), ansonsten findet während der Wachstumszeit ein ausgeglichener Dünger Verwendung (15/11/15+Sp). Eine Düngermenge von wöchentlich 100 ml bei 2 ‰ pro Topf ist ausreichend[30].

Der Einsatz von Depotdüngern ist, aufgrund der langen Standzeit der Kultur, gut möglich. Dem Substrat werden 1,5 bis 3 g/l (Zwischentopf bis Endtopf) zugemischt. Ein Nährstoffverhältnis von 16/8/12/4 ist günstig. Die erste Flüssig- Nachdüngung erfolgt dann nach ca. 5 Wochen[31].

Anthurien reagieren auf hohe Borgehalte mit Blattrandnekrosen. Ein Auftreten der Schäden wird durch sehr niedrige pH-Werte begünstigt, da die gegebene Bormenge dann leicht aufgenommen wird. Bei einem pH-Wert von 5 sollte der Höchstgehalt an Bor etwa 0,5 mg/l betragen.

Anthurium scherzerianum Hybriden reagieren positiv auf eine CO2 Düngung. Besonders bei hohem Lichtangebot sollte ein ausreichendes Angebot mit bis zu 900 vpm herrschen. Die Kulturzeit kann so um bis zu 2 Wochen verkürzt werden, bei höherer Blattmasse und größeren Spathen[32].

Für die Hydrokultur sind Spezialdünger (15/7/22/6) mit einer Aufwandsmenge von 1 g/l zu verwenden.

Substrat

Die Wurzeln sind sehr Lufthungrig, daher sollte möglichst lockeres, grobes Substrat zum Einsatz kommen. Torfkultursubstrat 1 sollte mit 20 bis 30 % Styromull aufgelockert sein. Oftmals wird eine Mischung von Torf und TKS 1 im Verhältnis 1:1 verwendet. Als Ersatz für Weißtorf können auch Zusätze von Steinwollflocken genutzt werden.

Bei der Hydrokultur kann Blähton oder vergleichbare Substrate verwendet werden.

Pflanzung

Pikierte Einzelpflanzen werden zu dritt in einen 8 cm Topf gesetzt. Bei dem Zukauf von Pflanzen wird meistens der 11 bis 12 cm Endtopf verwendet.

Das Topfen sollte man so durchführen, dass die Pflanzen nicht zu hoch stehen, da sie im Alter noch hochwachsen und umfallen können. Auf ein starkes Festdrücken sollte verzichtet werden. Je nach Topfgröße wird auf 25 bis 20, bei Bedarf auf nur 16 Pflanzen pro m2 gerückt. Dreiertuffs im 8 cm Topf stehen zu 50 bis 60 Stück pro m2.

Neue Sorten kommen im Sommer 4 bis 5 Monate, im Winterhalbjahr 6 bis 7 Monate nach dem Topfen in den Endtopf zur Blüte[33].

Die Sämlinge der Hydrokultur- Anthurien werden in den 6 cm Gittertopf pikiert. Nach ca. 30 Wochen werden sie in den 11 bis 12 cm Hydrokulturendtopf gesetzt.

Stutzen

Stutzen, sowie der Einsatz von Wachstumsregulatoren ist nicht notwendig.

Pflanzenschutz

Die Aussaaten sind leicht einem Befall durch Vermehrungspilze ausgesetzt. Hohe Temperaturen und Luftfeuchte begünstigen den Befall dieser Krankheiten. Beim Umpflanzen sollten die leicht zerbrechenden Wurzeln sehr geschont werden.

Anthurien reagieren auf viele Pflanzenschutzmittel empfindlich. Es sind Probespritzungen durchzuführen. Die aktuelle Zulassungssituation ist zu berücksichtigen.

Allgemein können folgende Krankheiten und Schädlinge auftreten[34].

  • Wurzel- und Stammgrundfäule (Pythium- Arten): von Wurzel auf Stengelgrund übergreifende Weichfäule; erst Gelb-, später Schwarzfärbung der Blätter; Pflanzen vergilben und sterben ab
  • Stammfäule (Phytophthora- Arten): Blätter sind fahlgrün und stumpf; Stengelgrund schwarzbraun gefärbt; Welken und absterben der Pflanze
  • Blattfleckenkrankheit (Septoria anthurii u.a.): graubraune Blattflecken mit schwarzem Grund und gelben Hof; Im Zentrum der Flecke schwarze Fruchtkörper; Blätter welken und vergilben
  • Echter Mehltau (Erysiphe communis): Weißer, später bräunlicher, mehliger Belag auf den Blättern
  • Blasenfüße (Thysanoptera): Auf den Blättern, besonders entlang der Blattadern, kleine silbrige bis braune Fleckchen, Blüten oder Blütenscheiden fleckig und missgebildet
  • Spinnmilben (Tetranychidae): Blätter anfangs mit hellen Sprenkeln, später braun und vertrocknend; blattunterseits winzige Milben in feinen Gespinsten
  • Schmierläuse (Coccina): plumpe, wenig bewegliche Läuse mit braunen Schilden oder Wachsausscheidungen; helle Saugstellen zu erkennen
  • Blattpocken (abiotische Ursache): hell bis graugrüne, meist pocken- oder schwielenartige Blattflecken; tritt bei niedriger Temperatur und hoher Luftfeuchte ein
  • „Doppelblätter“ (abiotische Ursache): auf der Blattunterseite zum Teil vollständig ausgebildete Blattoberweiten; sog. Zwillingsblätter

Ernte und Vermarktung

Qualität

Als Topfpflanze werden sie normalerweise mit mindestens bis drei Blüten verkauft.

Markt

Die Pflanzen sind ganzjährig im Angebot. Als Muttertagsgeschenk sind sie besonders beliebt.

Im Jahr 2006 lag der Durchschnittspreis an Versteigerungen in den Niederlanden bei 3,89 € bei einem Gesamtumsatz von 44,86 Mio. €. Von 2005 zu 2006 stieg der Verkauf um 12,9 %.

Als blühende Zimmerpflanzen stehen Flamingoblumen (Hauptsächlich wohl A. scherzerianum) auf Platz 9, mit 4 % des Gesamtumsatzes von 1290 Mio Euro, der umsatzstärksten Pflanzen im Jahr 2008[35].

Haltbarkeit

Als Zimmerpflanze in lufttrockenen Wohnräumen sind sie nicht dauerhaft haltbar. Ein Wintergarten oder ein Kleingewächshaus sollten für optimale Wachstumsbedingungen zur Verfügung stehen. Die Pflanzen entwickeln nach dem Kauf meistens nur noch im Frühjahr Blüten[36]. Im Laufe der Zeit bilden die Pflanzen einen Stamm mit kurzen Luftwurzeln und verkahlen. Sie können durch Abmoosen wieder verjüngt werden. Eine Unterbepflanzung mit Jungpflanzen oder weiteren Sorten wirkt ebenfalls zierend.

Standort und Pflege beim Endverbraucher

Die Kleine Flamingoblume ist eine attraktive Topfpflanze. Sie benötigt einen absonnigen bis halbschattigen Standort. Bei Temperaturen von 18 bis 24 °C gedeiht sie am besten. Kurzfristig darf sie auch auf 12 °C sinken, damit die Pflanzen besser zur Blüte gelangen. Dauerhafte Temperaturabsenkungen führen zu Wachstumsstockungen, von denen sie sich nicht mehr erholt. Probleme bereiten den Pflanzen Luftfrockenheit, Ballentrockenheit und hohe pH-Werte. Die Luftfeuchte sollte mindestens 50 bis 60 % betragen, wenn möglich mehr. Praxismischungen von Lauberde, Torf, Kiefernborke und Sumpfmoos, aber auch Einheitserde gemischt mit Styromull, sind geeignet[37]. Flachere Gefäße haben sich bewährt, da die Flamingoblume ein ausgesprochener Flachwurzler ist. Verpflanzt werden sie alle 2 Jahre. Es sollten immer 2 bis 3 Pflanzen in einen Topf gesetzt werden, um volle Pflanzgefäße und größeren Flor zu erreichen.

Eine schwache Düngung im Sommer mit 0,1 % und im Winter mit 0,05 % ist alle 2 bzw. 4 Wochen zu geben. Mäßige Wassergaben mit weichem (möglichst Regenwasser), handwarmen Wasser sind günstig. Ebenso müssen die Blätter regelmäßig mit einem feuchten Tuch abgewaschen werden, denn nur ein staubfreies Blatt bringt eine volle Wuchsleistung.

Besonders bei trockener Luft sitzen an der Blattunterseite Spinnmilben oder auch gelegentlich Schildläuse, die mit Pflanzenschutzstäbchen rechtzeitig beseitigt werden können. Die Behandlung wird nach zwei Wochen wiederholt, um die neu ausgeschlüpften Schadtiere zu erfassen.

Seitenknospen von Anthurium scherzerianum können zur Vermehrung verwendet werden. Das Abmoosen kann bei großen, stammbildenden Pflanzen durchgeführt werden. Ein Stammteil, möglichst schon mit Wurzelansätzen, wird mit Moos umwickelt und feuchtgehalten. Sobald die Wurzeln das Moos durchwachsen haben wird der Trieb abgeschnitten und neu eingetopft. Aussaaten sind auch für Hobbygärtner möglich, aber schwer[38]. Die Blüten müssen Fremdbestäubt werden. Mit einem Pinsel werden an sonnigen Tagen Blütenstaub vom Kolben einer Pflanze auf die Narbe einer anderen Blüte übertragen werden[39].

Züchtung

Seit 1925 wird die Kleine Flamingoblume züchterisch bearbeitet. Pionierarbeit leisteten BERGMANN, Ferrières, LINDEN, Gent, DALLIÈRES, Brüssel, FROEBEL, Zürich und DE OUD, Aalsmer. Fast alle eingeführten Anthurien fanden ihren Weg über Frankreich, Belgien oder England.

Der geringe Handelswert war dadurch zu begründen, dass die Pflanzen einen ungleichmäßigen Wuchs, mit schmalen Spathen und ungenügender Ausfärbung hatten. Innerhalb langwierigen Selektion wurden folgende Züchtungsziele angestrebt: einheitlicher Pflanzenaufbau, große und runde Form der Spatha ohne Rollung, gerade Spadix, aufrechter Blütenstiel, geringe Wärmebedürftigkeit und Reichblütigkeit[40].

Durch Selektion der schönsten Typen konnten Kulturformen mit intensiv gefärbten, leuchtend rote Blütenscheiden gefunden werden. Die ursprünglich matt rote Farbe wurde durch Einkreuzung anderer Arten, u. a. die weißblütige A. williamsii, mit lachsfarbenen und rosa Farbtönen ergänzt[41].

Für Aussaaten können auch F1 Hybriden erzeugt werden. Diese haben den Vorteil, dass Einheitlichkeit und Wüchsigkeit vereint werden. Im Mittel werden je Kolben ca. 148 Beeren mit 2,8 Samen geerntet. Als Sameneltern der F1- Sorte können pollenfertile Pflanzen verwendet werden, wenn ihre Kolben nur so lange bestäubt werden als der Pollen nicht reif ist. Bei den Inzuchtnachkommenschaften zeigen sich rezessive Merkmale wie Chlorophylldefekte, abweichende Blütenfarben und Pollensterilität. Ab der zweiten Inzuchtgeneration zeigen sich auffällige Wuchsdepressionen[42].

In den 1990er Jahren wurde verstärkt auf eine frühere Blüte, Reichblütigkeit und kompakteren Pflanzenwuchs gezüchtet. Als Minitypen sind vor allem 'Renata', von BOCK aus Bremen, und 'Amazone' von ZWINKEL aus den Niederlanden anzusehen. Weitere wichtige Züchter sind: ARNDT aus Borken-Burlo, RUSINSKI aus Grolsheim, SEIDL aus Lüllingen, OUD aus den Niederlanden und Fa. JÖRGENSEN aus Dänemark (RÖBER 1994). Vertreter der Gruppe mit größerem Habitus und breiteren Blättern sind 'Flamenco', 'K 26' und 'Rot'.

Quellen

Für diesen Artikel wurden folgende Quellen vorwiegend genutzt:

v. Hentig, W.-U. (Hrsg.), R. Röber, W. Wohanka (1994): Anthurium scherzerianum Hybriden. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau. 5. Auflage. Paul Parey. Berlin und Hamburg. 

Röber, R. (Hrsg.) (1994): Topfpflanzenkulturen. 7. Auflage. Ulmer Verlag. Stuttgart. ISBN 978-3800151363

Zimmer, K., F. Escher, E. Gugenhahn und O. Kneipp (1991): Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. 3. Auflage. Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 978-3800151349

Fischer-Klüver, G. (2007): Anthurium scherzerianum. In: DeGa. Nr. 49. Seite 27 - 28. 

Erhardt, W., E. Götz, N. Bödeker & S. Seybold (2008): Der große Zander. Nr. Band 1, Band 2. Ulmer Verlag. Stuttgart. ISBN 978-3800154067


Einzelnachweise

  1. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Kleine Flamongoblume. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  2. Fischer-Klüver, G. (2007): Anthurium scherzerianum. In: DeGa 49/2007, S. 27-28.
  3. Miessner, E. (1968): Anthurium scherzerianum. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  4. Miessner, E. (1968): Aussaat von Anthurium. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  5. Röber, R. (1994): Botanik von Anthurium. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 7. Aufl., Stuttgart.
  6. Steib, T. (1994): Anthurium scherzerianum Hybriden. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 6. Aufl., Stuttgart.
  7. Maurer, M. (1979): Anthurium scherzerianum Hybriden F1 Züchtung. In: Gb+Gw 35/1979, S. 832-834.
  8. Bös, B. (2011): Anthurium scherzerianum In: Giftpflanze: Flamingoblume am 09.01.2012.
  9. Roth, L., M. Daunderer und K. Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte. Nikol Verlag, 4. Aufl., Hamburg 2006.
  10. Röber, R. (1994): Vermehrung von Anthurium scherzerianum. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 7. Aufl., Stuttgart.
  11. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Samenvermehrung bei Anthurium scherzerianum. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  12. Maurer, M. und S. Brandes (1979): Die Lagerung der Samen von Anthurium scherzerianum Hybriden. In: Gartenbauwissenschaft 03/1979, S. 103-106.
  13. Bachthaler, E. (1977): Keimung von Anthurium scherzerianum Hybriden. In: Gartenbauwissenschaft 03/1977, S. 136-138.
  14. v. Hentig, W.-U. (1994): Vermehrung von Anthurium scherzerianum. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau, Verlag Paul Parey, 5. Aufl., Stuttgart.
  15. Röber, R. (1994): Vermehrung von Anthurium scherzerianum. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 7. Aufl., Stuttgart.
  16. Miessner, E. (1968): Vermehrung von Anthurium. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  17. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Gewebekultur von Anthurium scherzerianum. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  18. Geier, T. und G. Reuter (1981): Vegetative Vermehrung von Anthurium scherzerianum durch Gewebekultur. In: Zierpflanzenbau 11/1981, S. 477.
  19. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Anzucht der Jungpflanzen von Anthurium scherzerianum. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  20. Miessner, E. (1968): Vermehrung von Anthurium. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  21. Schmidt, K. (1984): Erfahrungen mit Topf-Anthurien. In: Deutscher Gartenbau 47/1984, S. 2115.
  22. Gasseling, P. und K. Roth (1984): Anthurium-scherzerianum-Hybriden nur bei straffer Kultur wirtschaftlich. In: Gb+Gw 17/1984, S. 414-416.
  23. v. Hentig, W.-U. (1994): Licht bei Anthurium scherzerianum. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau, Verlag Paul Parey, 5. Aufl., Stuttgart.
  24. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Ansprüche und Kulturverlauf von Anthurium scherzerianum. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  25. Horn, W. (1996): Kulturpraxis bei Anthurium scherzerianum. In: Zierpflanzenbau, Blackwell-Wissenschaftsverlag, Berlin-Wien.
  26. v. Hentig, W.-U. (1994): Temperatur bei Anthurium scherzerianum. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau, Verlag Paul Parey, 5. Aufl., Stuttgart.
  27. Fischer-Klüver, G. (2007): Temperatur bei Anthurium scherzerianum. In: DeGa 49/2007, S. 27-28.
  28. Fischer-Klüver, G. (2007): Luftfeuchte bei Anthurium scherzerianum. In: DeGa 49/2007, S. 27-28.
  29. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Feuchte und Bewässerung von Anthurium scherzerianum. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  30. Fischer-Klüver, G. (2007): Düngung bei Anthurium scherzerianum. In: DeGa 49/2007, S. 27-28.
  31. Röber, R. (1994): Substrat, Düngung und Wasser bei Anthurium scherzerianum. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 7. Aufl., Stuttgart.
  32. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): CO2 Düngung von Anthurium scherzerianum. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  33. Röber, R. (1994): Kultur von Anthurium scherzerianum. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 7. Aufl., Stuttgart.
  34. v. Hentig, W.-U. (1994): Krankheiten und Schädlinge bei Anthurium. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau, Verlag Paul Parey, 5. Aufl., Stuttgart.
  35. Niehues, R. (2009): Die wichtigsten Pflanzen im grünen Einzelhandel. In: DeGa P&H 04/2009, S. 12-13.
  36. Röber, R. (1994): Hinweise für den Verkauf von Anthurium scherzerianum. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 7. Aufl., Stuttgart.
  37. Röth, J. (1989): Anthurium scherzerianum. In: Pflanzer fürs Zimmer. Neumann Verlag, 3. Aufl., Leipzig-Radebeul.
  38. Herwig, R. (1987): Anthurium scherzerianum. In: Zimmerpflanzen. Zomer und Keuning Boecken, Ede.
  39. Herwig, R. (1983): Vermehrung der Anthurie. In: Pareys Zimmerpflanzen Enzyklopädie. Verlag Paul Parey, Berlin-Hamburg.
  40. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Züchtung von Anthurium scherzerianum. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  41. Miessner, E. (1968): Anthurium scherzerianum. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  42. Maurer, M. und S. Brandes (1979): Die Lagerung der Samen von Anthurium scherzerianum Hybriden. In: Gartenbauwissenschaft 03/1979, S. 103-106.

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