Kamille Echte

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Echte Kamille
Matricaria recutita
Kamille Echte-1.JPG
Echte Kamille
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Asteriden
Ordnung Asternartige
Asterales
Familie Korbblütler
Asteraceae
Gattung Kamille
Matricaria

Die Echte Kamille (Matricaria recutita) ist eine einjährige, krautige Pflanze der besonderen Art aus der Familie der Korbblütler. Schon in der Antike, aber auch im Mittelalter, wurde sie als Heilpflanze geschätzt. Heute ist sie eine offiziell von der "Kommission E" anerkannte Heilpflanze. Bekannt und geschätzt sind vor allem die weißgelben Blütenköpfchen mit dem typischen Kamillengeruch.


Botanik

Die krautigen Pflanzen mit einem locker verzweigten Wuchs haben eine Höhe von 30 bis 50 cm, sind einjährig und kommen bei uns als Ackerunkraut vor. Kurzstielig oder sitzend findet man die grünen, 3-8 cm langen Blätter wechselständig an den Stängeln. Die Blattspreite ist 2-3-fach gefiedert. Mit einer Blütenbildung rechnet man ab Mitte Mai, die fanch bis zum Frost fortgeführt wird. Die Blütenköpfchen mit ihren gelben Röhrenblüten und den weißen Zungenblüten am Rand haben meist einen Durchmesser von 1,5-2.5 cm. Typisch für die Echte Kamille sind die hohlen Blütenköpfchen. Die 5-10 mm langen, weißen Zungenblüten biegen sich mit zunehmender Reife nach unten bzw. in Richtung Stängel. Bei der Bestimmung der Kamillen-Art ist auch der intensive Kamillenduft, den alle Pflanzenteile der "Echten Kamille" aufweisen, hilfreich.
Die Samen der Kamille sind eigentlich kleine Achänenfrüchte (Nüsse) mit nur 0,8-1,5 mm Länge. Auf der Innenseite haben sie 4-5 kleine Rippen, die mit Schleimdrüsen besetzt sind. Ein Pappus ist meist nicht vorhanden oder nur sehr klein. Bei einigen Früchten der Zungenblüten gibt es einen Pappus, der etwa gleichlang wie die Frucht ist.

Verwechselung
Damit es beim Anbau und der Verarbeitung der Blütenköpfe nicht zu einer Verwechselung kommt, sollte man auch die ähnlich aussehende Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis) kennen.


Herkunft, Geschichte und Verbreitung

Die Echte Kamille hat ihren Ursprung in Vorderasien. Aber schon Karl der Große hat mit seiner "Capitulare de villis", der Landgüter-Verordnung, den Anbau der Echten Kamille zur Pflicht gemacht. Im 16. Jahrundert war sie dann in Mitteleuropa schon verbreitet und wurde vielerorts als Heilpflanze benutzt.
Im Jahre 1987 wurde die die Echte Kamille zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.Wegn ihrer großen Bedeutung als Heilpflanzen wählte man sie 2002 nochmal zur Heilpflanze des Jahres.
Heute kommt die Echte Kamille an vielen Ort wild vor. Man findet sie vor allem in Getreidefeldern, auf Schuttplätzen und Wegesrändern. Die Echte Kamille liebt nährstoffreiche, eher kalkarme Böden.

Verbreitungskarten, natürliches Vorkommen


Anbau-Produzenten

Ein Großteil der bei uns verwendeten Kamille wird in anderen Ländern produziert. Es gibt jedoch auch einen einheimischen Anbau von Kamille mit einem hohen Qualitätsniveau.

agrimed: Hessische Erzeugerorganisation für Medizinal- und Gewürzpflanzen

  • Anschrift: agrimed Hessen e.V., 64521 Groß-Gerau / Wallerstädten
  • Angebot der Erzeugerorganisation: Trockenprodukte
  • Mitgliederzahl: rund 40 Landwirte
  • Anbaufläche insgesamt: 800-1.000 ha pro Jahr
  • Anbau in Hessen, Bayern und Rheinland Pfalz
  • Agrimed Homepage
  • Agrimed Handelware
  • Agrimd Anbau

Agrargenossenschaft Nöbdenitz eG

  • Anschrift: An der Lohmaer Kirche 6, 04626 Schmölln / OT Lohma
  • Landwirtschaftlicher Gemischtbetrieb mit vielen verschiedenen Produktionszweigen
  • Anbau, Trocknung und Aufbereitung von Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen, umfaßt ca.30% der Ackerfläche.
  • Agrar-Nöbdenitz Homepage
  • Agrar-Nöbdenitz Produktionsbereiche

Lampertswalder Sachsenland Agrar GmbH


Anbau

Direktsaat oder Pflanzung
Kamillepflanzen sind bezüglich des Standortes recht anspruchlos. So sind denn auch die meisten Ackerlandböden geeignet. Ungeeignet sind staunasse und saure Böden. Bei einem extrem niedrigen pH-Wert können in den Blütenköpfchen problematische Schwermetalle anreichern.
Um die Unkrautbekämpfung zu erleichtern sollten die ausgewählten Parzellen frei von Problemunkräutern sein.

Direktsaat

Die Direktsaatkultur ist Standard. Es kann sowohl im Hertst, etwa Ende August bis Ende September oder im Frühjahr, etwa im März gesät werden. Teilweise wird zu verschiedenen Saatterminen, gestaffelt gesät. So kann man die Ernteperiode verlänger. Als Lichtkeimer und wegen der sehr kleinen Samen wird auf die Bodenoberfläche gesät. Aber Vorsicht, bei stärkerem Wind können die Samen verwehen. Als Sägeräte eignen sich sich die im Gemüsebau bekannten Maschinen.

  • Reihenabstand: 25-30 m
  • Saatstärke: 1-3 kg/ha

Pflanzkultur

Europaweit gibt es auch Betriebe (vowiegend kleinere), die die Pflanzkultur bevorzugen. Jungpflanzenbetriebe übernehmen die Anzucht und beginnen diese im Dezember bzw. Januar. An den Endstandort ausgepflanzt wird, je nach Region, im Frühjahr wenn der Boden bereit und der Boden frostfrei.

  • Reihenabstand: 30-40 cm
  • Abstand in der Reihe: 15 cm
  • Pflanzen je qm: ca. 15
  • Doppelreihen: können voteilhaft sein

Anbauhinweise im Internet


Saatgut und Keimung

Kamille Saatgut unterliegt nicht den Vorschriften der Saatgutgesetze. Die Samen sind sehr klein, länglich und nur 1,0 bis 1,4 mm lang.

TKM
in Gramm
Korngröße 1 Gramm Keimfähigkeit Keim-
temperatur
Keimdauer in Tagen Saatgutangebot Saattiefe
0,04-0,08 g Länge: 1,0-1,4 mm 12.500 - 25.000 Korn Möglich
> 80 %
10-30 °C
optimal 15-25°C
bei 20°C in 10 Tagen Normalsaatgut 2-5 mm


Saatgutübertragbare Krankheiten

  • Alternaria alternata (Blattflecken)
  • Colletotrichum sp. (Welke)
  • Puccinia sp. (Rost)
  • Septoria matricariae (Blattflecken)


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Bilder zu Saatgut und Keimung


Echte Kamille – Zuchtbetriebe und Saatgutlieferanten mit ihren Sorten

Für den Anbau der Echten Kamille unter den unterschiedlichsten Bedingungen im Freiland gibt es verschiedene Saatgutanbieter. Vor Beginn des Anbaus ist es hilfreich, alle wichtigen Zucht- und Saatgutbetriebe kennen zu lernen. Hier eine Auswahl wichtiger Betriebe mit ihrem Saatgutangebot. (Stand Febr. 2020).

1) Aromapflanzen und Saatgut in Bechtheim / Deutschland
Sorte: Bodegold

2) Bobby-Seeds in Kall-Sötenich / Deutschland
Sorte: Bodegold

3) Jelitto Samen in Schwarmstedt /Deutschland
Sorten: Bodegold und Zloty Lan

4) Pharmasaat in Artern / Deutschland
Sorte: Bodegold, Goral, Lutea, Zloty Lan

5) WeberSeeds in Valls / Niederlande
Sorte: Bodegold und Zloty Lan


Pflanzenernährung und Düngung

Die Echte Kamille ist bezüglich ihrer Nährstoffansprüche im Vergleich zu den bekannten Gemüsearten recht anspruchslos. Die Nährstoffversorgung erfolgt nach folgenden Grundsätzen.

Düngestratgie

  • Düngung unter Berücksichtigung von Bodenuntersuchungsergebnissen
  • P-, K-, Mg- Bedarfsmengenberechnung an Hand der Feldabfuhrwerte
  • pH-Wert Einstellung, je nach Bodenart auf etwa pH-6,0 bis 7,0
  • Stickstoffversorgung unter Berücksichtigung gemessener Nmin-Werte und zu erwartendern N-Nachlieferung
  • Standard N-Bedarf: 40-60 kg N/ha

Phosphor-, Kali- und Magnesium-Feldabfuhrwerte bei einer Ernte von 800 kg Trockemasse je ha
(Werte nach Heinrich Abraham in "Kulturanleitung Kamille, 2015)

  • P2O5: 80-100 kg/ha
  • K2O: 70-100 kg/ha
  • MgO: 3-5 kg/ha

Weiter Hortigate Infos


Beikrautregulierung

Vor Beginn eines Anbaus sollte man sich mit den Möglichkeiten einer umweltfreundlichen Bekrautregulierung beschäftigen. Näheres dazu im folgenden Artikel.


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Pflanzenschutz

Schwarze Bohnenlaus

Kamillebestände können von einer ganzen Reihe von Krankheiten und Schädlingen befallen werden. Teilweise sind sogar Totalausfälle möglich.

Krankheiten

Falscher Mehltau (Paraperonospora leptosperma)
Die Blätter bekommen zunächst gelbliche Aufhellungen, die später verbräunen und sogar absterben. Auf den Blättern und Stängeln erscheinen weiße Konidienträger sowie ein Sporenrasen. Auch die Blütenköpfe können geschädigt werden, sie bleiben steril und faulen. Es kann zu deutlichen Ertragsverlusten und zum vorzeitigen Zusammenbruch eines Bestandes kommen. Besonders bei starken Temperaturdifferenzen zwischen Tag und Nacht und die damit auftretenden Blattnässe fördern den Befall.

Echter Mehltau (Golovinomyces cichoracearum var. cichoracearum)
Weißlicher Belag auf den Blättern. Das Wachstum der Pflanzen wird geschwächt, mit Ertragminderung ist zu rechnen.

Fusarien (Fusarium species)
Wurzelkrankheit der Kamille

Alteraria-Arten (Alternaria species]

Schädlinge

Schwarze Bohnenblattlaus (Aphis fabae)
Man findet die Schwarze Bohnenlaus meist an den Treibspitzen und unter den Blütenköpfen. Die Saugschäden führen zu Deformierungen und vorzeitigem Absterben der Blätter. Eine Reihe von Nützlingen leben unter anderem von der Blattlausart.
Ein stärkerer Besatz mit Blattläusen aber mit Nützlingen zur Erntezeit kann zur Verunreinigung des Erntegute führen.

Kleine oder Grüne Zwetschgenblattlaus (Brachycaudus helichrysi)
Die kleine Blattlaus ist grünlich bis bräunlich und bevorzugt die Treibspitzen der Kamillenpflanzen. Vorzeitiges Absterben der Blätter ist möglich. Die Blattlausart lebt wirtswechseld auf Zwetschgenbäume.

Kamillenglattkäfer (Olibrus aeneus]
Die Käfer sind nur 2-3mm Groß. Schädlich sind die Larven. Eier werden in die Blüte oder in der Nähe abgelegt. Die Larven fressen in Blütenkörbchen, die dann verbräunen. Bei starkem Befall zerfallen die Blüten beim Trocknen. Beachtliche Schäden sind möglich. Eine Larve kann mehrere Blüten befallen bzw. schädigen. Pro Jahr gibt es nur eine Käfergeneration. Der Käfer überwintert als erwachsenes Tier im Boden

Kamillenstängelrüssler (Microplontus rugulosus)
Die Larven des Rüsselkäfers entwickelt sich in den Stängeln der Kamillenpflanzen. Die Eiablage erfolgt im Frühsommer. Die Käfer treten je nach Klimaraum etwa von Mai bis Oktober auf. Bei stärkerem Befall verfärben sich dei Stängel rot-braun und die betroffenen Pflanzenteile kümmern bzw. welken. Die Überwinterung erfolgt als erwachsene Käfer.

Blasenfüße (Thrips tabaci)
Die Thripse schädigen an Blätter und Blüten. Zunächst erscheinen weiße Punke, später gibt es deformierte Blätter, die verbräunen und vertrocknen. Auch die blüten können zerstört werden.

Zugelassene Pflanzenschutzmittel

Sucheinstellung Gemüsekultur: Echte Kamille
PS Info: Aktuelle Zulassungssituation für den Erwerbsgartenbau


Erntetechnik

Kamille Vollernter: Alibaba
Kamille Vollernter: ATB-Potsdam

Moderner Kamillenanbau erfolgt großflächig und mit Vollernter.

Maschinenhersteller
Alibaba

Europrima

Videos Kamillen Ernte

Weitere Ernteinfos


Marktangebote

Produktionsmengen

Die Produktion von Kamillenblüten hat weltweit gesehen ein sehr große Bedeutung.

Getrocknete Droge

  • Weltproduktion: 7-8 Mio. kg
  • Wichtigste Produktionsländer: Ägypten, Argentinien, Polen und Balkanländern
  • Bedarf in Deutschland: 2,8-3,2 Mio. kg
  • Wichtigste Produktionsstandorte in Deutchland:
  • Anbaufläche Deutschland: Stieg von ca. 1989 mit 200 ha auf rund 1.200 ha
  • Wichtigste Anbauregionen in Deutschland: Thüringen, Hessen und Sachsen

Quelle


Gesundheitlicher Wert

Die Echte Kamille ist eine offiziell anerkannte Heilpflanze. Schon in der Antike und im Mittelalter fand sie eine große Wertschätzung. Mit Hilfe der modernen Wissenschaft und der Anerkennung als Heilpflanze durch die "Kommission E" hat die Echte Kamille ihre Bedeutung weiter gesteigert.

Weitere Informationen


Kamille Videos Allgemein


Siehe auch in Hortipendium


Bilder im Internet


Weblinks



Quellen


Literaturrecherche

Vifabio: Matricaria recutita

Google Scholar: Matricaria recutita


Echte Kamille als Unkraut

Die Echte Kamille kann als unerwünschte Pflanzen in verschiedenen Ackerbau- und Gartenbaukulturen Schaden anrichten.