Hypoaspis

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Raubmilbe
Hypoaspis
Hypoaspis miles Ruisinger.jpg
Hypoaspis miles
Systematik
Klasse Spinnentiere
Arachnida
Ordnung Mesostigmata
Familie Laelapidae

Die Raubmilbenarten Hypoaspis miles und Hypoaspis aculeifer sind in Europa und Nordamerika beheimatet. Sie leben im Boden und sind selten auf den Pflanzen zu finden. Die Tiere sind im Freiland hauptsächlich im Sommer aktiv, nur Weibchen überwintern. Sie bevorzugen feuchte dunkle Plätze, und sind nicht besonders tolerant gegenüber trockenen Bedingungen. Seit 1995 werden Hypoaspis gegen bodenbewohnende Organismen und Thripse unter Glas eingesetzt.

Biologie

Entwicklungszyklus

Ei – Larve – Protonymphe – Deutonymphe – adulte Milbe

Die Larve besitzt 3 Beinpaare, die Nymphenstadien und die adulten Tiere 4 Beinpaare. Hypoaspis miles ist mit einer Größe von bis zu 1 mm ein ziemlich große Milbenart. Körper und Beine sind braun. Die weiblichen Tiere sind größer als die männlichen und haben einen gut sichtbaren weißen Streifen am Ende des Körpers. Die Eier, Larven und ersten Nymphenstadien sind weiß, im weiteren Verlauf der Entwicklung werden die Nymphen hellbraun. Die beiden Arten Hypoaspis miles und H. aculeifer ähneln sich stark im Aussehen. Hypoaspis aculeifer ist etwas schlanker und glänzender und hat auffälligere, fast dornige Haare an den Beinen während die Haare an den Beinen von H. miles weich sind. Das Rückenschild von H. aculeifer ist rund, das von H. miles zugepitzt. Der Körper des Weibchens ist etwa 0,6 mm lang. Die Eier sind oval und glatt und 0,35 mm lang. Das erste Larvenstadium ist anfangs 0,37 mm lang und wächst innerhalb kurzer Zeit auf 0,44 mm. Die Protonymphe hat eine Länge von 0,5 bis 0,62 mm, die Deutonymphe von 0,6 bis 0,8 mm mit einem blassgelben bis hellbraunen Rückenschild.

Entwicklungsdauer in Tagen der verschiedenen Stadien von Hypoaspis miles bei verschiedenen Temperaturen mit der Mehlmilbe Acarus siro als Beute [1]

Temperatur °C 15 20 24 28
Ei 11,9 5,9 4 3,1
Larve 3,1 1,9 1 1
Nymphen 18,6 9,7 6,5 5,5
Gesamt Ei – adultes Tier 33,6 17,5 11,5 9,6


Entwicklungsdauer in Tagen von Hypoaspis aculeifer mit Blindspringern (Onichiurus, Familie der Springschwänze) als Nahrung bei verschiedenen Temperaturen [2]

Temperatur °C 15 22 28
Ei 10,9 5,1 3,5
Larve 3,8 1,6 1,1
Protonymphe 12,2 4,4 3,3
Deutonymphe 13 4,6 3,9
Gesamt Ei - adultes Tier 39,9 15,7 11,8
Geschlechterverhältnis (% ♀ - ♂) 65 80 30
Überlebensrate in % 72 52 56
Anzahl Eier pro Weibchen 82 87 51
Anzahl Eier pro Tag 0,42 1,9 2,3
Lebensdauer in Tagen 194 45 23


Hypoaspis miles können im Temperaturbereich von 12 bis 30 °C eingesetzt werden. Die Entwicklung dauert bei niedrigen Temperaturen lange, bei 10°C wächst die Population nicht, aber bereits ab 12°C findet ein langsames Wachstum statt. Bei 32°C ist die Mortalität der Eier sehr hoch und die Weibchen, die sich aus diesen Eier entwickeln, sind kaum in der Lage Eier zu legen. Die Milben leben lange und können 3 bis 4 Wochen ohne Futter überleben, oder sogar noch länger, wenn sie vorher gut ernährt waren. Eier können dann aber nicht mehr gelegt werden. Die Eilegerate ist stark abhängig von der Beute. Mit Strohmilben (Thyrophagus) als Nahrung werden 10 Eier in der Lebenszeit gelegt, mit Trauermücken (Sciaridae) als Futter 32 Eier. Die Rate wird nicht durch eine Paarung beeinflusst. Nicht befruchtete Weibchen bringen nur männliche Tiere hervor, befruchtete Weibchen beide Geschlechter. Eine Population besteht zu 50-70 % aus weiblichen Tieren. Hypoaspis aculeifer erreicht bei 22°C ein optimales Populationswachstum. Bei H. miles liegt die Optimaltemperatur bei 25°C.

Fraßverhalten

Die polyphagen Raubmilben der Art Hypoaspis miles ernähren sich von im Boden lebenden Insekten wie Fliegen-, Mücken- und Käferlarven, Nematoden, Milben, Thripspuppen und Springschwänzen. Alle Entwicklungsstadien (außer die Eier) sind Räuber. Trauermückenlarven werden bevorzugt gefressen, gefolgt von Thripspuppen, Springschwänzen, Nematoden, Minierfliegenpuppen und Gallmücken. Hypoaspis miles kann bis zu 8 Trauermückenlarven im 1. Stadium oder 0,2-0,6 im 4. Stadium fressen. Eier werden kaum gefressen. Von Tyrophagus-Modermilben können 9 bis 10 pro Tag verzehrt werden. Hypoaspis aculeifer ernährt sich auch polyphag von Zwiebelmilben (Rhyzoglyphus robini), Trauermückenlarven und –eiern, Springschwänzen, Nematoden, Modermilben (Tyrophagus putrescentiae), Thripspuppen und anderen bodenlebenden Organismen. Falls keine Nahrung vorhanden ist, fressen Weibchen ihre Eier und manchmal auch Männchen. Es kommt vor, dass mehrere Milben an einem Beutetier fressen.

Ausbringung

Hypoaspis-Raubmilben werden in einer Mischung aus Vermiculit und Torf mit 100 bis 125 Tieren/qm vorbeugend oder bei akutem Befall mit 250 Tieren/qm gleichmäßig über das Substrat des Pflanzenbestandes verteilt ausgebracht. Die Ausbringung erfolgt ein- bis zweimal, die Raubmilben brauchen etwas Zeit, um sich soweit zu vermehren, dass sie einen Befall unter Kontrolle bringen. Hypoaspis-Raubmilben können auch den Befall durch Sumpffliegen (Ephydridae) und Schmetterlingsmücken (Psychodidae) vermindern oder im Falle von Sumpffliegen auch ganz ausrotten. Der Einsatz ist in allen Erd-, Substrat- und Steinwollkulturen möglich. Hypoaspis können in Zierpflanzen- und Gemüsekulturen und in Topfkräutern ausgebracht werden. Sie dienen auch als Ergänzung zur Thripsbekämpfung.

Quellen

  1. Wright, E.M. & Chambers, R.J., 1994: The biology of the predatory mite Hypoaspis miles (Acari Laelapidae), a potential biological control agent of Bradysia paupera (Dipt.: Sciaridae), Entomophaga 39 (2): 225-235
  2. Chi, H., 1980: Feind-Beute-Beziehungen zwischen Onychiurus fimatus Gisin (Collembola, Onychiuridae) und Hypoaspis aculeifer Can. (Acarina, Laelapidae) unter Einfluss von Temperatur und Insektiziden, Dissertation, Georg August Universität, Göttingen, S. 77 ff


R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 

M. Ruisinger (2009): Wer gegen wen? Raubmilben im Focus!. Monatsschrift 05/09. 

Weblinks