Flechten

Aus Hortipendium
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Weder Krankheit noch Schmarotzer

Flechten (Alice Chodura) 2

Flechten sind eine enge Gemeinschaft (Symbiose = Lebensgemeinschaft zu beiderseitigem Nutzen) aus niederen Pilzen und Algen und weniger als höher entwickelte Pflanzen durch ein Abschlussgewebe nach außen geschützt. Sie können grau, gelb oder rot sein. Fälschlicher Weise wird das Auftreten von Flechten oft als Pilzbefall oder Krankheit gedeutet. Flechten wachsen außen auf der Rinde und schädigen die von ihnen besiedelten Bäume nicht. Treten Flechten auf abgestorbenen Zweigen auf, so sind sie nicht Verursacher des Absterbens. Sie haben lediglich die bereits geschwächten Zweige oder sogar erst das Totholz besiedelt.

Flechten als Indikator

Flechten reagieren besonders empfindlich auf Schadgas und werden häufig als Bioindikatoren für Luftverunreinigungen verwendet. Das Zentrum vieler Städte wird als Flechten-Wüste bezeichnet, da dort wegen des hohen Schwefeldioxidgehaltes der Luft keine Flechten leben können. Daher findet man auch an Stachelbeeren, die durch Schwefelspritzungen vor dem amerikanischen Mehltau geschützt werden, keine Flechten.
Sie treten oft in älteren, ungepflegten und nicht geschnittenen Anlagen auf, in denen keine Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden. Oft sind sie auch ein Hinweis, dass die Pflanzen z.B. wegen einer Unterversorgung (Trockenheit) oder einem Schädlingsbefall (z.B. Obstbaumsplintkäfer) nicht mehr wüchsig sind. Denn Flechten wachsen nur auf "ruhigem" Untergrund und hoher Flechtenbesatz deutet darauf hin, dass kein nennenswertes Dickenwachstum stattgefunden hat. Flechten an Obstbäumen treten darüber hinaus in feuchten Lagen und bei langjährig ungeschnittenen und ungedüngten Bäumen auf.

Maßnahmen

Besonders die farbigen Flechten werden oft als bedrohlich empfunden und im Hinblick auf Kinder oder Haustiere als potentielle Gefahr angesehen. Dies ist nicht so! Eine Bekämpfung ist daher nicht notwendig. Falls die Flechten optisch stören, kann man sie an dickeren Ästen und an den Stämmen abbürsten oder ein Kalkanstrich (Branntkalk mit Wasser und gegebenenfalls Tapetenkleister vermischen) schafft Abhilfe. Auf jeden Fall sollte ein Augenmerk auf die fehlende Wüchsigkeit der Gehölze gelegt und diese durch geeignete Maßnahmen (z.B. Schnitt, Düngung, wässern) verbessert werden.

Quellen

Gartenakademie Rheinland-Pfalz, Eva Morgenstern