Blutlaus

Aus Hortipendium
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Blutlaus
Eriosoma lanigerum
Blutlaus 10 2009.JPG
Blutlausbefall an einem Apfeltrieb
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse höhere Insekten
Pterygota
Überordnung Schnabelkerfe
Hemiptera
Ordnung Pflanzenläuse
Sternorrhyncha
Unterordnung Blattläuse
Aphidina
Familie Blasenläuse
Pemphigidae

Die Blutlaus (Eriosoma lanigerum) ist ein Schädling aus der Unterordnung der Blattläuse, der den sogenannten Blutlauskrebs auslöst. Die Laus saugt an den Trieben und verursacht dadurch Wucherungen und Knoten. Bei Blutlausbefall kann es zu massiven Stamm- und Astschäden und Fruchtverschmutzungen kommen. Zieht der Befall sich über mehrere Jahre, kann es zu einer Schwächung des Baumes und einer verzögerten Holzreife kommen.

Schadbild

Ab Mitte Mai treten an Wund- und Schnittstellen, etwas später auch an jungen Trieben, bläulichweiße, wattebauschähnliche Gebilde auf. Darin befinden sich Kolonien der graubraunen Läuse. Durch die Saugtätigkeit der Blutläuse kommt es zu krebsartigen Rindenwucherungen und Knoten, dem sog. Blutlauskrebs. An diesen Wundstellen kommt es oftmals zu einer Sekundärinfektion durch Pilze, wie den Obstbaumkrebs oder Rindenbrand. Sowohl starkwachsende, als auch hagelgeschädigte Bäume bieten den Blutläusen gute Vermehrungsbedingungen. An ihnen kann es somit zu einem verstärkten Befall kommen. Bei stärkerem Befall an jungen Trieben können diese eintrocknen.

Biologie

Schematische Darstellung des Entwicklungszykluses der Blutlaus (Eriosoma lanigerum)

Die Blutlaus gehört zur Gruppe der Blattläuse. Die Überwinterung erfolgt durch ungeflügelte Läuse am Stammgrund und am Wurzelhals in Borkenrissen. Die Larven ertragen Temperaturen von bis zu -25° C, strenge Winter überleben sie jedoch meist nur im Wurzelhalsbereich. Nach der Winterruhe wandern die Larven im Frühjahr auf die Triebe und Zweige von Obstbäumen. Ab Mitte/Ende Mai erfolgt die Wollbildung und die Bildung erster Kolonien. Verstärkt kommt dies an altem Holz vor, im Sommer jedoch auch in Blattachseln von Neuwüchsen. Im Sommerhalbjahr vermehren sich die Tiere auf ungeschlechtlichem Wege sehr schnell, es kann bis zu 10 Generationen pro Jahr geben. Zu dieser Zeit kommen auch geflügelte Blutläuse vor. Häufig werden im Laufe des Sommers viele Blutläuse von winzig kleinen Schlupf- oder Zehrwespen parasitiert. Mit einer Lupe kann man an den abgetöteten schwarzgefärbten Blutläusen das Loch erkennen, aus dem die fertige Blutlauszehrwespe geschlüpft ist. Leider reichen auch hohe Parasitierungsraten durch diesen Nützling nicht immer aus, um einen starken Befall im nächsten Frühjahr zu verhindern.
Die Blutlauslarven sind ungefähr einen Millimeter groß, bräunlich gefärbt und haben einen körperlangen Saugrüssel. Sie halten sich in Rindenritzen und Wunden (verstärkt in Krebswunden) auf. Teilweise sind sie auch in alten Kolonien zu finden.
Die Adulten erreichen eine Größe von 2 mm und sind braunrot gefärbt. Sie haben keine Hinterleibsröhrchen. Unter dem Schutz von watteartigen Wollbüscheln saugen sie am Holz der Obstbäume. Zerdrückt man die Blutläuse, tritt eine rote Flüssigkeit aus. Diese Eigenschaft ist auch der Grund für ihren Namen.

Bekämpfung

Die Bäume sollten regelmäßig auf Koloniebildung kontrolliert werden. Ab Mai sollten deshalb regelmäßig die Blattachseln von Jungtrieben in Anlagen mit Krebsbefall auf Blutläuse untersucht werden. Auch Anlagen mit Bodentriebbildung sollten überprüft werden. Pflanzung in Folie erhöht ebenfalls das Befallsrisiko. Deshalb sollten auch diese Bäume regelmäßig kontrolliert werden.
Die Schadensschwelle liegt bei 8 bis 10 Kolonien pro 100 Triebe, bzw. bei 2 % befallener Bäume. Wird diese Grenze überschritten und bleiben nützliche Parasiten, wie die Blutlauszehrwespe aus, sollten Bekämpfungsmaßnahmen ergriffen werden.
Speziell für die Blutlaus-Bekämpfung ist in Deutschland kein Mittel zugelassen. Es muss somit die Nebenwirkung von allgemeinen Blattlaus-Bekämpfungsmitteln genutzt werden. Es sollten nur selektive Pflanzenschutzmittel mit hohem Brühaufwandeingesetzt werden, da so natürliche Gegenspieler geschont werden. Bei massiven Wachsausscheidungen ist der Zusatz eines Netzmittels sinnvoll. Des weiteren kann, falls die Möglichkeit besteht, am Tag vor der Behandlung die Überkronenberegnung eingeschaltet werden, um die Wachsausscheidungen abzuspülen. Nützlinge wie die Zehrwespen reagieren auf breit wirksame Insektizide sehr empfindlich. Da sie aber weitere chemische Bekämpfungsmaßnahmen ersetzen können, sollten sie auf jeden Fall geschützt und somit bei der Mittelwahl berücksichtig werden.
Zu den Gegenspielern der Blutlaus gehört neben Ohrwürmern, Marienkäfern und Florfliegen vor allem die Blutlauszehrwespe (Aphelinus mali). Sie entwickelt sich im Frühjahr meist langsam, was die Entwicklung der Blattläuse erleichtert. Im Sommer vermehrt sich die Zehrwespe meist sehr schnell, was den Befall der Läuse eindämmt. Viele Blattlauskolonien brechen zusammen. Die Parasitierung einer Blutlaus erkennt man an ihrer dunkleren Färbung und ihrer Unbeweglichkeit. Um dies zu kontrollieren, muss die Wolle, die die Blutläuse umgibt, wegblasen. Die Parasitierung kann auch gefördert werden, indem man von der Zehrwespe besetzte Triebe in die Bäume hängt.
Indikationszulassung für die chemische Bekämpfung der Blutlaus

Quellen

  • Prof. Dr. Fritz Winter (2002): Lucas' Anleitung zum Obstbau. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-5545-1
  • Uwe Harzer (2012): Mittelempfehlungen und Hinweise zum Pflanzenschutz in Kernobst 2012. In: Fachzeitschrift für den Obstbau-Profi. Nr. 3. Seite 149 - 163. 

Weblinks