Encarsia formosa

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Encarsia formosa
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Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Hautflügler
Hymenoptera
Unterordnung Leg- und Stechwespen
Apocrita
Überfamilie Erzwespen
Chalcidoidea
Familie Aphelinidae

Die Erzwespe Encarsia formosa ist eine Gattung in der Familie der Aphelinidae und wird zu der großen Gruppe der Schlupfwespen gezählt. Dieser Nützling wird heute in Spezialbetrieben in großen Mengen gezüchtet, da er ein natürlicher Fein der Weißen Fliege ist. Ursprünglich stammt dieses Insekt aus Süd- und Mittelamerika. Die erwachsenen Erzwespen sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen, da sie nur 0,7 mm lang sind.

Biologie

Entwicklungszyklus der Weißen Fliege (WF) und der Schlupfwespe (SW)
Parasitierte Eier der Weißen Fliege auf einem Tomatenblatt

Die Schlupfwespe Encarsia formosa benötigt für ihre Entwicklung Wärme und Licht. Unter 12° C werden keine Eier abgelegt und die Aktivität des Nützling ist bei schwachem Lichtangebot im Winter gering. Die Bekämpfung der Weißen Fliege durch die Schlupfwespe Encarsia formosa erfolgt durch das Aussaugen der beiden ersten Larvenstadien sowie durch die Parasitierung der älteren Larvenstadien. Die Weibchen legen ihre Eier in die Larven der Weißen Fliege. Die Entwicklung der Schlupfwespe über mehrere Larvenstadien und ein Puppenstadium vollzieht sich ausschließlich in der Larve des Wirtes. Die vom Parasiten befallene Larve der Weißen Fliege färbt sich schwarz und stirbt ab. Die Schlupfwespe bohrt sich nach abgeschlossener Verpuppung ein Loch in die Larvenhülle und verlässt diese. Die erwachsene Schlupfwespe ernährt sich von den Honigtauausscheidungen der Weißen Fliege. Außerdem saugt sie den Körpersaft junger Larven der Weißen Fliege, die daraufhin absterben. Die Entwicklung vom Ei bis zur erwachsenen Schlupfwespe dauert je nach Temperatur zwei bis drei Wochen.

Einsatz im Produktionsgartenbau

Im Zierpflanzenbau haben sich Ausbringungsverfahren bewährt, die sich an Pflanzenzahlen und weniger an der Fläche orientieren. Die Ausbringung erfolgt wöchentlich von Kulturbeginn an mit 3 Encarsia pro 10 Pflanzen. In der Praxis hat sich auch eine zweiwöchige Ausbringung mit 6 Encarsia pro 10 Pflanzen bewährt, wodurch die Kosten des Verfahrens gesenkt werden können. Die Schlupfwespen werden als parasitierte Puparien, die auf Sticker oder Hänger geklebt wurden, geliefert. Die Nützlingslieferanten erstellen vor der Bestellung auf Wunsch einen detailierten Einsatzplan für die gesamte Kulturzeit.

Wichtig für den Erfolg der biologischen Bekämpfung ist eine rechtzeitige Planung und Vorbereitung:

  • Der Jungpflanzenbetrieb sollte über den geplanten Einsatz von Encarsia informiert werden.
  • Langwirkende, nützlingsschädigende Präparate dürfen in diesem Fall in der Vermehrung nicht eingesetzt werden.
  • Mit dem Nützlingslieferanten muß die Vorgehensweise unter Angabe der Pflanzenzahl, Kulturbeginn und Kulturdauer abgesprochen werden.
  • Unkräuter, Restpflanzen oder andere für Weiße Fliege anfällige Pflanzen sind aus dem Haus zu entfernen.
  • Genaue Kontrolle der zugekauften Jungpflanzen!
  • Bestandskontrolle mit Hilfe von Gelbtafeln.

Die erste Freilassung sollte unmittelbar nach dem Topfen erfolgen, dabei werden die Sticker gleichmäßig im Bestand verteilt. Bei einem starken Anfangsbefall sollte eventuell die Nützlingsanzahl erhöht werden. Die Verwendung von Blattdüngern und Wachstumsregulatoren ist möglich, auf Netzmittel muß dagegen verzichtet werden.


Einsatz im Haus- und Freizeitgarten

Encarsia formosa sollte in nur in der Zeit von März bis Oktober in geheizten Gewächshäusern und Wintergärten eingesetzt werden. In ungeheizten Gewächshäusern ist der Einsatz erst ab Ende Mai empfehlenswert. Eine Freilassung der Schlupfwespen im Freiland, z. B. an Balkon oder Kübelpflanzen, ist nicht sinnvoll. Grundsätzlich sollte bedacht werden, dass alle Nützlinge nur dann eine ausreichende Bekämpfungswirkung erzielen, wenn sie rechtzeitig bei beginnendem Befall ausgebracht werden. Man sollte daher seine Pflanzen regelmäßig auf Befall kontrollieren. Wird die erste Weiße Fliege festgestellt, sind umgehend die Schlupfwespen zu bestellen und bei Ankunft der Lieferung sofort auszubringen. 7 bis 10 Tage später ist eine zweite Freilassung des Nützlings empfehlenswert. Da Schlupfwespen nur eine begrenzte Lebensdauer haben, ist für die zweite Freilassung eine erneute Bestellung erforderlich. Schwirren die Weißen Fliegen schon deutlich herum, ist es für den Nützlingseinsatz in der Regel zu spät. Die Schlupfwespe kann während des Sommerhalbjahres gut in beheizten und ungeheizten Wintergärten und in Gewächshäusern z. B. bei Gurken und Tomaten eingesetzt werden. Erfahrungsgemäß funktioniert der Nützlingseinsatz bei Auberginen nicht ausreichend.

Die Schlupfwespe wird meist auf Pappstreifen geliefert, auf denen die parasitierten Larven der Weißen Fliege aufgeklebt sind. Aus diesen schwarzgefärbten Puppen schlüpfen dann die Schlupfwespen und breiten sich schnell im Gewächshaus oder Wintergarten aus. Bezüglich der Einsatzmenge gibt es sehr unterschiedliche Empfehlungen. Im Gemüsebau (Gurke, Tomate) rechnet man 5 Puppen pro m² je Freilassung. Als Mindestfreilassungsmenge sollten 100 Schlupfwespen auf 10 m² Gewächshausfläche angesehen werden. Besser sind höhere Aufwandmengen und vor allem die schon erwähnte Wiederholung der Freilassung, welche die Kosten verdoppelt. Am besten erkundigt man sich vorab bei den Nützlingsanbietern nach Liefereinheiten und Preisen.

Quelle

W. Jacobs, M. Renner und K. Honomichl (1998): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8274-0799-0

H. Bellmann (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer. Kosmos. Stuttgart. ISBN 3-440-07682-2

D. V. Alford (1997): Farbatlas der Schädlingean Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag. Stuttgart. ISBN 3-432-27841-1


Einzelnachweise


Weblinks