Europäische Steinobstvergilbung

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Europäische Steinobstvergilbung
Phytoplasma prunorum
Synonyme
European Stone Fruit Yellows, ESFY, Chlorotisches Blattrollen
ESFY Weinbergspfirsich 3.JPG
ESFY an Weinbergspfirsich
Systematik
Tenericutes
Mollicutes
Ordnung Acholeplasmatales
Familie Acholeplasmataceae
Gattung Phytoplasma

Die Europäische Steinobstvergilbung, meist unter der Bezeichung European Stone Fruit Yellows (kurz ESFY) bekannt, wird von der Phytoplasmose Candidatus Phytoplasma prunorum verursacht. Die Krankheit breitet sich seit Jahren immer weiter aus und kann enorme wirtschaftliche Schäden an einigen Steinobstarten auslösen. Mittlerweile ist sie wohl eine der bedeutendsten Krankheiten an Pfirsich und Aprikose.

Schadbild

Die Schadsymptome unterscheiden sich teilweise je nach Sorte, Unterlage und Kulturbedingungen. Der Befall äußert sich im vorzeitigen Austreiben der Blätter im Spätwinter (Januar/Februar). Der Austrieb gesunder Bäume findet hingegen erst zur Blütezeit im Frühjahr statt. Dem verfrühten Austrieb folgt eine teilweise verspätete Blütezeit. Bei Aprikosen und Pfirsich tritt im Spätsommer ein chlorotisches, konisches Blattrollen auf. Die Blätter rollen sich vom Blattrand her zusammen. An Pfirsich kann zusätzlich zum Blattrollen eine rötliche Verfärbung der Blätter auftreten. Ist die Infektion jedoch noch sehr frisch, tritt dieses Symptom an Pfirsich teilweise nur in abgeschwächter Form auf. Die Früchte werden notreif, trocknen ein und fallen schließlich ab. Sie sind unterentwickelt und oftmals braun und runzelig. Auch der Laubfall findet bereits im August/September und somit verfrüht statt. Die Obstbäume sterben häufig schlagartig innerhalb einer Vegetationsperiode ab.

Lebensweise

Bei dem Erreger von ESFY handelt es sich um ein Phytoplasma, ein sehr kleines, zellwandloses Bakterium. Die Phytoplasmen überwintern zum Großteil in den Wurzeln. Im Frühjahr beginnen sie das Phloem der Bäume zu besiedeln. Als Wirtspflanzen dienen hauptsächlich Aprikose, Japanische Pflaume, Pfirsich und Nektarine. Auch Bittermandeln und Mirabellen werden manchmal befallen. In den Leitungsbahnen der Gehölze vermehrt sich die Phytoplasmose, breitet sich dort aus und verursacht letztendlich das rasche Absterben des Baumes. Die Phytoplasmen sind unbeweglich und können sich nur in lebenden Pflanzenteilen vermehren. Aus diesem Grund ist für die Übertragung auf andere Bäume ein Vektor erforderlich. Hierfür sorgt der Pflaumenblattsauger (Cacopsylla pruni), der an befallenen Bäumen saugt und die Krankheit schließlich an gesunde Bäume abgibt. Hauptwirte des Pflaumenblattsaugers sind die Schlehe (Prunus spinosa) und die Wild-Pflaume (Prunus cerasifera), an denen das Insekt sich im Sommer vorwiegend aufhält. Nichtsdestotrotz kann sich Cacopsylla pruni auch auf Aprikosen vermehren. Der Blattsauger hält sich dort wohl vorwiegend auf den Stockausschlägen auf und infiziert diese mit der Phytoplasmose.

Bekämpfung

Eine direkte chemische Bekämpfung des Bakteriums ist nicht möglich. Es können jedoch befallsmindernde mechanische und anbautechnische Maßnahmen getroffen werden. Zum einen ist es wichtig, nur gesundes und zertifiziertes Pflanzmaterial zu verwenden. Zum anderen müssen befallene Bäume gerodet werden, da sie als Inokulumquelle dienen können. Die Wurzelausschläge sollten konsequent beseitigt werden, da die Populationsdicht des Pflaumenblattsaugers dort am größten ist. Die Verwendung von Unterlagen mit geringer Neigung zur Bildung von Wurzelausschlägen ist aus diesem Grund empfehlenswert. Nach Möglichkeit sollten außerdem Schlehenhecken in direkter Nähe zur Anlage entfernt werden, da in diesen Bereichen mit erhöhtem Vorkommen des Pflaumenblattwicklers zu rechnen ist.
Eine chemische Bekämpfung des Pflaumenblattsaugers bietet sich an, da die Ausbreitung der Krankheit so eingedämmt werden kann.
Indikationszulassung

Quellen

  • Uwe Harzer (2012): Mittelempfehlungen und Hinweise zum Pflanzenschutz in Kernobst 2012. In: Fachzeitschrift für den Obstbau-Profi. Nr. 1. Seite 23 - 46. 
  • Isabelle Lampe, Uwe Harzer (2011): Die Europäische Steinobstvergilbung (ESFY) an Pfirsich und Aprikosen. In: Fachzeitschrift für den Obstbau-Profi. Nr. 1. Seite 16 - 43. 
  • Thekla Ackermann, Heinrich Höhn, Markus Bünter (2006): Europäische Steinobst-Vergilbungskrankheit (ESFY) - Überwachung 2006 in der Schweiz. In: Schweizerische Zeitung für Obst- und Weinbau. Nr. 22. Seite 8 - 11. 

Weblinks