Dacnusa sibirica

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Schlupfwespe
Dacnusa sibirica

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Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Hautflügler
Hymenoptera
Überfamilie Schlupfwespenartige
Ichneumonoidea
Familie Brackwespen
Braconidae
Unterfamilie Alysiinae
Gattung Schlupfwespe
Dacnusa


Die Schlupfwespe Dacnusa sibirica ist in Europa beheimatet und wird seit 1981 zur Bekämpfung von Minierfliegen eingesetzt. Dacnusa ist ein Endoparasitoid, der seine Eier in der Wirtslarve ablegt. Häufig erfolgt der Einsatz in Kombination mit der Schlupfwespe Diglyphus isea. Beide Arten können spontan in Gewächshäuser einwandern.

Biologie

Entwicklungszyklus und Erscheinungsbild

Ei – Larve – Puppe – Insekt

Die Schlupfwespe legt einzeln 50 bis 100 Eier bevorzugt in das erste und zweite Larvenstadium der Minierfliege ab, es können aber alle Larvenstadien parasitiert werden. Die Minierfliegenlarve frisst nach der Parasiterung weiter, verpuppt sich im Boden und stirbt dann ab. Aus der Wirtspuppe schlüpft dann das adulte Insekt. Das Erscheinungsbild der Wirtslarve ändert sich bei einer Parasitierung nicht.

Die Eier der Schlupfwespe sind oval und weiß. Die transparenten Larven haben einen kleinen, zugespitzten Kopf mit kleinen rötlich-braunen Mundwerkzeugen. Die Larve kann sich erst nach der Verpuppung der Minierfliegenlarve vollständig entwickeln. Die Lage in der Puppe ist genauso wie die vorherige Lage der Minierfliege. Der Kopf liegt an der gleichen Stelle. Nach der vollständigen Aufnahme des Inhaltes der Minierfliegenpuppe verpuppt sich die die Schlupfwespenlarve. Nach der Entwicklung zur adulten Schlupfwespe, beißt die Schlupfwespe mit den Mundwerkzeugen ein Loch in die Kutikula der Minierfliegenpuppe, um diese zu verlassen. Die Gesamtentwicklungszeit beträgt bei 22°C 16 Tage. Die Schlupfwespe ist schwarz, schlank und zwei bis drei mm lang. Sie hat lange Fühler mit mindestens 16 Segmenten und zwei Flügelpaare, die im Ruhezustand über den Hinterleib zusammen gelegt werden.

Populationswachstum

Das Populationswachstum der Schlupfwespe ist schneller als das der Minierfliegen. Bei niedrigen Temperaturen wird die Minierfliegenpopulation gut kontrolliert. Die Schlupfwespe kann in der Puppe der Minierfliege im Gewächshaus überwintern, im Frühling erfolgt dann eine Bekämpfung aus dem Bestand heraus. In jungen Wirten dauert die Entwicklung der Eier und des ersten Larvenstadiums länger als beim Wirt, der Parasit häutet sich zum ersten Mal, wenn die Larve der Minierfliege sich verpuppt hat. Nach dem Schlupf der adulten Schlupfwespen erfolgt eine sofortige Paarung, danach können die Weibchen Eier ablegen. Die Reproduktionskapazität der Schlupfwespe hängt von der Temperatur und von der Art der Pflanze ab. Bei höheren Temperaturen werden deutlich weniger Eier abgelegt (siehe Tabelle). Die Schlupfwespe legt auch z.B. an Chrysanthemen weniger Eier ab als an Salat. Das Geschlechterverhältnis kann variieren, ist aber unter normalen Bedingungen ausgeglichen.

Das Populationswachstum von Dacnusa sibirica und Liriomyza bryoniae auf Tomaten bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60-80%[1][2][3]

Temperatur °C 12 15 18 20 22 25 27 30
Entwicklungszeit Ei bis Adulte in Tagen
Liriomyza bryoniae 77,8 41,4 32,4 19,6 15,1 14,2
Dacnusa sibirica 54 32,1 26,6 15,7 13,4 12,8
Lebenszeit Adulte in Tagen
Liriomyza bryoniae 13,6 9 8,7 6,6
Dacnusa sibirica 20,2 11,4 7,4
Anzahl Eier pro Weibchen
Liriomyza bryoniae 92 144 67,3 163
Dacnusa sibirica 225 94 55,6 48
Anzahl Eier am Tag pro Weibchen
Liriomyza bryoniae 6,7 15,2 23,3
Dacnusa sibirica 11,4 14,2 8,6

Parasitierung

Die Schlupfwespen sind hoch effizient beim Entdecken von mit Minierfliegen befallenen Pflanzen. Die Minierfliegenlarve und deren Gänge werden mittels der Fühler und des Legestachels schnell lokalisiert. Größere Larven werden schneller entdeckt. Parasitierte und nicht parasitierte Larven und sogar besuchte und nicht besuchte Blätter können unterschieden werden. Bei einer hohen Parasitierungsrate kann eine Superparasitierung erfolgen, wenn mehr als ein Ei in eine Wirtslarve gelegt wird. Es entwickelt sich dann nur eine Schlupfwespe pro Minierfliegenpuppe. Es schlüpfen zwar Larven aus allen Eiern, die sich aber mit ihren Mundwerkzeugen attackieren. Verwundete oder tote Larven werden vom Immunsystem des Wirtes erkannt und eingekapselt. Eier werden anscheinend nicht angegriffen. Die in Deutschland eingeschleppten Liriomyza huidobrensis, L. trifolii und L. bryoniae und die einheimischen Phytomyza-Arten werden parasitert. Die Larve von Liriomyza trifolii wird schwerer parasitiert als die von L. bryoniae, die Entwicklung ist aber in beiden Arten gut.

Ausbringung

Am günstigsten ist der Einsatz im Frühjahr und im Herbst wegen der nicht so hohen Temperaturen, ein Einsatz kann aber über das ganze Jahr erfolgen. Bei höheren Temperaturen eignet sich die Schlupfwespe Diglyphus isea besser zur Bekämpfung, es erfolgt häufig ein Einsatz beider Arten, die bei den Nützlingslieferanten auch als Gemisch angeboten werden. Bei beginnendem Minierfliegenbefall sollte eine Schlupfwespe pro qm Kulturfläche mit mindestens zwei Wiederholungen freigelassen werden. Vorbeugend ist ein Einsatz bei gefährdeten Kulturen in geringer Menge denkbar. Da die Schlupfwespen sehr gut wirken, wird auch ein stärkerer Befall noch gut bekämpft. Der Einsatz erfolgt als adulte Tiere, die in Kunststoffdöschen geliefert werden. Die Mindestbestellmenge liegt bei 250 Tieren. Die Behälter werden erst im Gewächshaus geöffnet und durch Klopfen gleichmäßig über dem Pflanzenbestand ausgebracht. In Befallsherde sollte eine höhere Menge ausgebracht werden. Die Dosen verbleiben vor Wasser geschützt noch im Bestand, damit alle Tiere die Behälter verlassen können. Die Ausbringung sollte nicht in der Nähe von Leimtafeln erfolgen, die eventuell als Sitzflächen genutzt werden würden. Zur Erfolgskontrolle können Kriterien wie eine höhere Zahl an Schlupfwespen im Vergleich zu den Minierfliegen, weniger Fraßpunkte und Gangminen in jungen Blättern und zurückgehende Fangzahlen auf den Gelbtafeln herangezogen werden.

Quellen

  1. 22°C: Hendrikse, A., R. Zucchi, J.C. van Lenteren & J. Woets, 1980: Dacnusa sibirica Telenga und Opius pallipes Wesmael (Hym., Braconidae) in the control of the tomato leafminer Liriomyza bryoniae Kalt. Bulletin IOBC/WPRS 3(3): 83-98
  2. Andere Temperaturen: Minkenberg, O.P.J.M., 1990: On seasonal inoculative biological control. Governing Liriomyza populations by parasitoids. Thesis. Ponsen & Looijen BV – Wageningen: 230 pp.
  3. Nedstam, B., 1985: Development time of Liriomyza bryoniae Kalt. (Diptera: Agromyzidae) and two of its natural enemies, Dacnusa sibirica Telenga (Hymenoptera: Braconidae) and Cyrtogaster vulgaris Walker (Hymenoptera: Pteromalidae) at different constant temperatures. Meddelingen Faculteit Landbouwwetenschappen Rijksuniversiteit Gent 50/2a: 411-417


R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

B. Lamparter (1992): Nützlingseinsatz im Gemüsebau unter Glas. Thalacker Verlag. Braunschweig. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 

E. Richter (Hrsg.) (2009): Nützlingseinsatz im Zierpflanzenbau unter Glas. DPG Selbstverlag. Braunschweig. 

Weblinks