Triebsterben an Buchsbaum

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Triebsterben an Buchsbaum
Cylindrocladium buxicola
HENRICOT 2002
Synonyme
C. pseudonaviculatum Crous, J.Z. Groenew. & C.F. Hill
Cylindrocladium buxi- 506 09- 02DLR-RLP-GH.jpg
Sporen und Sporenträger von Cylindrocladium buxicola
Systematik
Abteilung Ascomycota
Unterabteilung Pezizomycotina
Klasse Sordariomycetes
Unterklasse Hypocreomycetidae
Ordnung Hypocreales
Familie Nectriaceae
Hauptfruchtform Cylindrocladium buxicola


Das durch den Pilz Cylindrocladium buxicola verursachte Triebsterben an Buchsbaum wurde 1994 erstmals in England beobachtet und beschrieben. Danach häuften sich Berichte über Befallsauftreten, in Europa z.B. 2000 in Belgien, danach auch in den Niederlanden, Frankreich, Italien und Irland. Ab 2004 ist die Krankheit auch in Deutschland nachweisbar, zunächst mehr in Norddeutschland, danach aber zunehmend in Richtung Süden und seit 2006 auch erstmals in Rheinland-Pfalz. Betroffen sind sowohl Baumschulen und Friedhöfe als auch Privatgärten. Die Schäden haben inzwischen ein verheerendes Ausmaß angenommen und stellen die weitere Kultur dieses oft Garten-prägenden Ziergehölzes ernsthaft in Frage.

Krankheitsbild

Infizierte Pflanzen zeigen an den jüngeren Blättern orange-braune Flecken mit einem dunklen Rand, die mit fortschreitendem Krankheitsverlauf zusammenfließen. Ältere Blätter hingegen zeigen dunkle Flecken oder auch eine Braunfärbung des gesamten Blattes. Die Rinde der Triebe ist streifenförmig dunkel bis schwarz gefärbt. Bei einem weiteren Fortschreiten der Krankheit kommt es zu einem Blattfall und zum Absterben der Triebe. Bei höherer Luftfeuchtigkeit bildet sich auf der Blattunterseite ein weißer Pilzrasen, der allerdings bei trockenerer Witterung nur spärlich zu erkennen ist.


Von C. buxicola werden ausschließlich Pflanzen aus der Familie der Buchsbaumgewächse (Buxaceae) befallenen, Buchsbaum und Pachysandra sind dabei diejenigen mit gärtnerischer Bedeutung. Prinzipiell können offenbar alle Buxus erkranken, als sehr anfällig gilt vor allem "Suffruticosa", aber auch andere Sorten wie "Rotundifolia", "Handwortiensis", "Raket" und "Blauer Heinz" werden häufig befallen. Weniger anfällig sind "Arborescens", "Elegantissima" und Buxus microphylla "Faulkner" bzw. "Herrenhausen".

Verwechslungsmöglichkeit: Die Schadbilder bei Cylindrocladium sind nicht immer ganz eindeutig und können mitunter auch mit denen anderer pilzlicher Erreger verwechselt werden, die Blattflecken zum Beispiel mit dem Buchsbaumrost (Puccinia buxi), das Triebsterben mit Volutella buxi oder Fusarium buxicola. Seit dem Auftreten des Buchsbaumzünslers tritt ein weiterer Schaderreger auf, der zu Verbräunungen am Buchsbaum führt. Bei näherem Hinsehen erkennt man bei diesem Schädling aber deutliche Fraßspuren an den Blättern.

Lebensweise

Infektionsquellen sind neben bereits befallenen Blättern mit frischer Sporulation auch abgefallenes Laub und Pflanzenrückstände am Boden sowie Dauersporen aus den Vorjahren. Die Überdauerung mit diesen sogenannten Chlamydosporen in abgestorbenem Pflanzenmaterial ist für mindestens vier Jahre möglich. Damit es zu einer Infektion mit Cylindrocladium buxicola kommen kann, sind vor allem eine mehrstündige Blattnässe und anhaltend hohe Luftfeuchtigkeit notwendig. Nach der Sporenkeimung wächst der Pilz direkt in das gesunde Pflanzengewebe hinein. Dies erfolgt direkt über die Kutikula, der Pilz kann aber auch über Wunden in die Pflanze eindringen. Das Wachstum des Pilzes ist bereits ab 5°C möglich, bei Temperaturen von mehr als 30°C stellt er das Wachstum ein. Unter optimalen Bedingungen erscheinen nach etwa einer Woche die ersten Blattflecken und bei anhaltend günstigen Bedingungen für den Pilz kann es innerhalb weniger Wochen zu erheblichem Triebsterben kommen. Nach heutigem Wissensstand kann die Erkrankung auch latent vorliegen. Das bedeutet, dass der Buchsbaum den Erreger in sich trägt, ohne Symptome zu zeigen. Es ist nicht bekannt, wann und weshalb die Erkrankung schließlich zum Ausbruch kommt.


Bekämpfung

Nur visuell gesund erscheinende Buchsbaumpflanzen kaufen und für die Neupflanzung verwenden! Alternative Pflanzenarten für den Verwendungszweck als kleine Hecke oder schnittfeste und standorttolerante Immergrüne sind leider kaum vorhanden. Ausreichende Blattnässe ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Infektion. Daher sollte als weitere vorbeugende Maßnahme darauf geachtet werden, bei der Pflanzung windoffene, sonnige Lagen zu bevorzugen, um das Abtrocknen der Pflanzen zu fördern. Eine Zusatzbewässerung sollte direkt an die Wurzel gegeben werden (z.B. Tröpfchenbewässerung) und nicht über das Laub erfolgen. Erkrankte Pflanzen sind zusammen mit dem herab gefallenen Laub und der obersten Bodenschicht zu entfernen und über den Hausmüll zu entsorgen. Verwendete Geräte und Werkzeuge sollten nach Abschluss der Arbeiten an erkrankten Pflanzen gründlich gereinigt und nach Möglichkeit desinfiziert werden, bevor weitere Pflanzungen bearbeitet werden. Versuche zeigen, dass mit Fungiziden bei vorbeugender Anwendung befriedigende Bekämpfungserfolge erzielt werden können. Einsetzbar sind Kontaktmittel wie Dithane NeoTec (Mancozeb) oder Polyram WG (Metiram) sowie Präparate mit systemischen Wirkstoffen wie Score (Difenoconazol) oder Stratego (Propiconazol + Trifloxistrobin). Bitte den jeweils aktuellen Zulassungsstand beachten! Sobald Symptome sichtbar sind, sollte der vorhandene Befall zuerst entfernt werden.

Aktuelle Zulassungssituation für den Profibereich
Aktuelle Zulassungssituation für den Hausgarten

Quellen

Brand, T. (2005): Occurrence of Cylindrocladium buxicola B. Henricot on boxwood in Northwest-Germany. In: Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzdienst. 57. Nr. 12. Seite 237-240. 


http://www.indexfungorum.org

Weblinks