Pflaumenwickler

Aus Hortipendium
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Pflaumenwickler
Cydia funebrana
Synonyme
Laspeyresia funebrana, Grapholita funebrana
Pflaumenwickler larve.jpg
Pflaumenwickler
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse höhere Insekten
Pterygota
Ordnung Schmetterlinge
Lepidoptera
Unterordnung Glossata
Überfamilie Tortricoidea
Familie Wickler
Tortricidae

Der Pflaumenwickler (Cydia funebrana oder auch Laspeyresia funebrana) ist einer der wirtschaftlich bedeutendsten Schädlinge im Pflaumen-, Zwetschen- und Mirabellenanbau. Befallene Früchte fallen ab, so dass bei schwachem bis normalen Fruchtansatz der Befall eine unwillkommene Ausdünnung nach sich zieht.

Schadbild

Die jungen Früchte verfärben sich bläulich und fallen ab, es entsteht ein Einbohrloch (2mm) mit Gummitröpfchen. Das Fruchtfleisch um den Kern wird angefressen, im Fraßgang befinden sich Kotkrümeln. Notreife von Früchten.

Biologie

Der Lebenszyklus von Cydia funebrana in einer schematischen Darstellung

Der Falter hat matte purpurgraue Vorderflügel und eine Spannweite von ca. 14 mm. Die Hinterflügel sind braungrau gefärbt. Die Raupen sind kaminrot, 10 bis 12 mm lang, Kopf und Halsschild sind bräunlich gefärbt. Die Eier sind durchscheinend silbrig gefärbt und von flacher ovaler Gestalt.

Wirtspflanze ist die Zwetsche. Die zweite Generation verursacht größeren Schaden, da die erste noch durch den Junifall ausgeglichen wird. Adulte überleben 15-18 Tage, Eiablage: 30-50 Eier /Weibchen, Entwicklungsdauer der Eier ist sehr temperaturabhängig.
Überwinterung der Raupe im Kokon unter der Borke, Verpuppung im Frühjahr (April). Der Falter schlüpft im Mai/Juni, Eiablage 2-3 Wochen nach der Blüte, 10-14 Tage später schlüpfen die Raupen und bohren sich ins Innere der Früchte. Nach einigen Wochen verlassen die erwachsenen Raupen die Früchte und verpuppen sich am Boden, im Juli/ August treten die Falter der 2. Generation auf, Eiablage auf reifende Früchte.


Bekämpfung

Regulierung in der integrierten Produktion

Zur Kontrolle des Falterfluges können im Handel erhältliche Pheromonfallen Verwendung finden, die spätestens ab Anfang/Mitte April in den Anlagen angebracht werden müssen. Diese dienen nur der Prognose und nicht der Bekämpfung.
Die Bekämpfung der 1.Generation im Mai sollte nur bei schwachem Fruchtbehang bzw. bei Frühsorten in extremen Befallslagen erfolgen. Bei späten Sorten und hohem Fruchtansatz kann diese Maßnahme unterbleiben.
Die Bekämpfung der 2.Generation muß bei mittelspäten und späten Sorten auf jeden Fall durchgeführt werden und richtet sich nach Falterflug und Eiablage. Dazu sind in der Regel zwei Behandlungen im Abstand von ca. 3 Wochen (in der Regel Anfang Juli und Ende Juli/Anfang August) erforderlich.
In Deutschland steht zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers nur der Wirkstoff Fenoxycarb zur Verfügung. Fenoxycarb wirkt in erster Linie ovizid, d.h. es sollte vor beginnender Eiablage eingesetzt werden. Zur Terminierung der Bekämpfungsmassnahmen sind die Warnhinweise der Pflanzenschutzdienste zu beachten.
Aktuelle Zulassungssituation für den Erwerbsanbau aus PS Info

Regulierung im biologischen Anbau

Isomate-OFM Rosso

Zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers (Cydia funebrana) können verschiedene Verfahren herangezogen werden, die einen Befall in der Regel nicht gänzlich verhindern können. Mit unterschiedlichen Verfahren ist es möglich, verschiedene Entwicklungsstadien des Pflaumenwicklers zu bekämpfen.

Schlupfwespen:
Trichogramma-Schlupfwespen parasitieren die frisch abgelegten Pflaumenwicklereier. Zurzeit werden Trichogramma zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers meistens nur bei Einzelbäumen oder kleineren Parzellen eingesetzt. Zu beachten ist beim Einsatz der Eiparasiten, dass einige Tage vor und während dem Einsatz keine Schwefelpräparate ausgebracht werden dürfen, da Trichogramma sehr schwefel-empfindlich sind. Zurzeit befindet sich eine spritzfähige Mischung mit Trichogramma im Versuchsstadium. Jedoch ist dieses Verfahren noch nicht praxistauglich.

Pflanzenschutzmittel:
Verschiedene Präparate (z.B. Bacillus thuringiensis-Präparate, NeemAzal-T/S) werden gegen die Larven eingesetzt. Jedoch weisen diese Präparate nur eine Teilwirkung gegen die Pflaumenwicklerlarven auf. Beispielsweise wird durch die Lebensweise der Pflaumenwicklerlarven unter Freilandbedingungen zu wenig Bacillus thuringiensis-Toxin aufgenommen und somit sind die Wirkungsgrade nicht zufriedenstellend.

Verwirrung:
Die Pheromonverwirrung wird gegen den Falter eingesetzt. Die Verwirrung mittels Isomate-OFM Rosso erbrachte nur bei geringen Populationsdichten und gutem Behang einen zufriedenstellenden Bekämpfungserfolg. Bei geringem Behang ist bei diesem Verfahren meistens ein höherer Befall zu verzeichnen, sodass die Pflaumenwicklerbekämpfung mittels Verwirrung nur ein Baustein einer Gesamtstrategie darstellen kann. Um eine erfolgreiche Bekämpfungsstrategie zu entwickeln, müssen weitere Verfahren getestet und optimiert werden.

Nematoden:
Möglichkeiten zur Reduzierung der diapausierenden Larven werden untersucht. Nach neuesten Erkenntnissen überwintert ein Großteil der Pflaumenwickler am Stamm. In einem Versuch am DLR Rheinpfalz konnten Ende Oktober am Stamm unter im Juni angebrachten Wellpapperingen eine hohe Anzahl diapausierende Pflaumenwicklerlarven bonitiert werden. Das Ausbringen dieser künstlichen Verstecke in Form von Wellpapperingen an der Stammbasis kombiniert mit einem gezielten Einsatz z.B. von entomopathogenen Nematoden, könnte zu einer deutlichen Reduktion der Ausgangspopulation führen.


Regulierung im Hausgarten

Der Einsatz von Nützlingen (Trichogrammma-Schlupfwespen) eignet sich zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers im Garten. Die in Fachgeschäften angebotenen Obstmadenfallen dienen nur zur Beobachtung des Schädlingsauftretens. Eine Bekämpfung des Pflaumenwicklers ist mit diesen Lockstofffallen nicht möglich. Aktuelle Zulassungssituation für den Haus- und Kleingarten

Siehe auch

Quelle

Uwe Harzer (2011): Praxisanleitung "Zwetschen, Pflaumen, Mirabellen" - Qualitätsproduktion. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Neustadt/Weinstraße. 

Weblinks