Gallmücken
Gallmücken | |
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Cecidomyiidae | |
Synonyme | |
Itonididae | |
Aufgeschnittene Galle mit Larve der Buchengallmücke Mikiola fagi
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Systematik | |
Klasse | Insekten Insecta |
Ordnung | Zweiflügler Diptera |
Unterordnung | Mücken Nematocera |
Die Familie der Gallmücken (Cecidomyiidae) gehört der Unterordnung der Mücken (Nematocera) an, welche wiederum zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera) gehört. Weltweit sind über 5.000 Arten bekannt, in Deutschland etwa 700 Arten, von denen zahlreiche Arten ind Wald und Feld schädlich sind. Es gibt aber auch räuberische Arten, die als Nützlinge eingesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Aussehen
Die adulten Tiere sind klein (1 bis 4 mm Körperlänge) und zierlich mit perlschnurartigen Fühlergliedern. Die Beine sind lang und dünn, die Flügel breit, oft behaart und die Aderung ist stark reduziert. Der Körper ist beim Weibchen nach hinten verjüngt und mit einem Legeappart ausgestattet. Die kurzen Mundwerkzeuge der Adulten sind nicht stechend, sondern zum Auflecken von offenen Säften vorgesehen. Die Komplexaugen sind bei Gallmücken oft durch Stirnbrücken miteinander verbunden, die Punktaugen fehlen in der Regel ganz.
Die Larven der Gallmückenarten sind gestaltlich sehr verschieden. Die Kopfkapsel und die Mundteile sind bei allen meist stark reduziert. Die Mandibeln sind aber in der Regel vorhanden und hochgradig an die Ernährung angepasst. Sie besitzen stechend-schneidende Mundwerkzeuge, die wie Messerchen schräg gegeneinander arbeiten. Oft sind die Larven gelblich, orange oder rot gefärbt und besitzen auf ihrem Körper winzige Dörnchen, Papillen oder Haare. Alle Gallmückenlarven sind beinlos. Das letzte (oder vorletzte) Larvenstadium weist bei den meisten Arten eine artspezifisch gestaltete Brustgräte auf.
Larve einer räuberischen Gallmücke (Aphidoletes aphidimyza) in einer Blattlauskolonie
Lebensweise
In Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen bilden Gallmücken eine bis mehrere Generationen pro Jahr.
Gallmückenlarven durchlaufen meist drei, selten vier, Larvenstadien bevor sie sich verpuppen (Pupa obteca = Mumienpuppe).
Die Verpuppung findet entweder an der Wirtspflanze in der Galle oder im Boden statt. Ab und an wird auch eine widerstandsfähige "Scheinpuppe" in der letzten Larvenhaut gebildet, die der Larve zur Überwinterung oder ggf. zum Überliegen dient.
Nach Vorkommen und Ernährung werden drei Gruppen von Larven unterschieden:
- Jäger und Parasitoide
- Diese Larven jagen bzw. parasitieren in und an anderen Tieren. Insbesondere Blattläuse und Milben sind ein beliebtes Ziel. Einige Arten wurden zudem in Fraßgängen von Borkenkäfern gefunden.
- Saprophage Larven
- Diese Larven sind in modernden Pflanzenteilen, unter der Rinde oder auch an Baumsäften zu finden. Ihre Nahrungsquelle sind hauptsächlich Pilze.
- Phytophage Arten
- Diese Larven sind an oder in frischem Pflanzengewebe, häufig in Gallen, anzutreffen. Diese Gallmückenarten sind in der Regel wirtsspezifisch.
Als Nützling im Hausgarten
In kleinen Gewächshäusern (unter 10 m²) und Wintergärten mit nur geringem Pflanzenbestand und in Wohnräumen sollten keine Räuberischen Gallmücken eingesetzt werden, da hier trotz Befeuchtung nicht die erforderliche Luftfeuchte zu erreichen ist. Da die Tiere in der Zeit von Oktober bis Anfang April in Winterruhe gehen, die durch kurze Tage ausgelöst wird, ist der Einsatz dieses Nützlings nur im Sommerhalbjahr sinnvoll. Bei trockener Sommerwitterung und hoher Sonneneinstrahlung sinkt auch in größeren Gewächshäusern mit üppigem Pflanzenbestand die relative Luftfeuchte oftmals weit unter 50 %. Ein regelmäßiges und täglich mehrmals wiederholtes Besprühen der Pflanzen und des Bodens ist dann erforderlich, um den Nützlingen optimale Vermehrungsbedingungen zu geben. Werden die Pflanzen nicht im gewachsenen Boden gezogen, kann es zu Problemen bei der Verpuppung kommen, da die verpuppungsreifen Larven auf feuchten Boden oder Substrat angewiesen sind, in dem sie ihren Kokon anlegen können. Wird die erste sich entwickelnde Blattlauskolonie (ein 'Muttertier' und einige Jungtiere) entdeckt, ist der richtige Einsatzzeitpunkt für die Räuberische Gallmücke gekommen. Die Ausbringung erfolgt gemäß der beiliegenden Anweisung. Nach einer Woche sollte der Nützlingseinsatz wiederholt werden. Nach anfänglichen Erfolgen durch die Räuberische Gallmücke kann es im Laufe des Sommers immer wieder zu einer Massenvermehrung von Blattläusen kommen, die dann häufig nicht mehr ausreichend durch den Nützling verhindert werden kann.
Der Nützling wird als Puppe geliefert. Diese Puppen befinden sich normalerweise in Torf oder einem anderen Substrat, in dem sie nicht zu erkennen sind. Bezüglich der Einsatzmenge gibt es sehr unterschiedliche Empfehlungen. Im Gemüsebau (Gurke, Paprika) rechnet man 2 Puppen pro m² je Freilassung. Am besten erkundigt man sich vorab bei den Nützlingsanbietern nach Liefereinheiten und Preisen.
Gattungen und Arten
Räuberisch
- Aphidoletes aphidimyza (an Blattläusen)
- Feltiella acarisuga (an Spinnmilben)
- Endaphis spp. (an Blattläusen und Blattflöhen)
- Endopsylla spp. (an Blattläusen und Blattflöhen)
- Arthrocnodax spp. (an Milben)
- Acaroletes spp. (an Milben)
- Lestodiplosis spp. (als Eimieter in Gallen anderer Gallenerzeuger)
An Pilzen
- Mycophila spp.
An Gräsern und krautigen Pflanzen
- Contarinia medicaginis (Luzernenblütengallmücke)
- Contarinia merceri (Gelbe Fuchsschwanzgallmücke)
- Contarinia nasturtii (Kohldrehherzgallmücke)
- Contarinia pisi (Erbsengallmücke)
- Contarinia tritici (Gelbe Weizengallmücke)
- Dasineura affinis (Veilchenblattrollgallmücke)
- Dasineura alopecuri (Rote Fuchsschwanzgallmücke)
- Dasineura alpestris (Arabisgallmücke)
- Dasineura brassicae (Kohlschotengallmücke)
- Dasineura ignorata (Rote Luzernensproßgallmücke)
- Dasineura trifolii (Kleeblattgallmücke)
- Diarthronomyia chrysanthemi (Chrysanthemengallmücke)
- Haplodiplosis equestris (Sattelmücke)
- Mayetiola destructor (Hessenmücke)
- Mayetiola poae
- Sitodiplosis mosellana (Rote bzw. Orangerote Weizengallmücke)
An Laubholz und Laubsträuchern
- Anisostephus betulinum oder Diplosis betulina (Birke)
- Arnoldiola quercus (Eiche)
- Contarinia acerplicans (Ahorn)
- Contarinia corylina (Haselgallmücke)
- Contarinia petioli (Pappel)
- Contarinia pyrivora (Birnengallmücke)
- Contarinia quinquenotata (Tagliliengallmücke)
- Contarinia tiliarum (Lindenknospengallmücke)
- Dasineura acrophila (Esche)
- Dasineura crataegi (Weißdorngallmücke)
- Dasineura fraxini (Esche)
- Dasineura gleditchiae (Gleditsia)
- Dasineura plicatrix (Brombeerblattgallmücke)
- Dasineura rosarum (Rosenblattgallmücke)
- Dasineura thomasiniana (Linde)
- Dasineura tiliamvolvens (Linde)
- Didymomyia tiliacea oder D. reaumuriana (Linde)
- Harmandia cavernosa (Pappel)
- Harmandia tremulae (Pappel)
- Hartigiola annulipes (Buchenblattgallmücke)
- Helicomyia saliciperda (Weidenholzgallmücke)
- Iteomyia capreae (Weide)
- Janetiella lemei (Ulme)
- Lasioptera rubi (Brombeersaummücke oder Himbeergallmücke)
- Macrodiplosis dryobia (Eiche)
- Macrodiplosis volvens (Eiche)
- Mikiola fagi (Buchengallmücke)
- Monarthropalpus buxi (Buchsbaumgallmücke)
- Parallelodiplosis cattleyae (Cattleyagallmücke)
- Resseliella oculiperda oder Thomasiniana oculiperda(Okuliergallmücke)
- Rhabdophaga clausilia (Weide)
- Rhabdophaga heterobia (Weidensproßspitzengallmücke)
- Rhabdophaga marginemtorquens (Weidenblattrandgallmücke)
- Rhabdophaga rosaria (Weidenrosengallmücke)
- Rhabdophaga salicis (Weidenrutengallmücke)
- Thomasiniana theobaldi (Himbeerrutengallmücke)
- Zygiobia carpini (Hainbuche)
An Nadelholz
- Cecidomyia baeri (Nadelnknickende Kieferngallmücke)
- Cecidomyia pini (Kiefernharzgallmücke)
- Dasineura laricis (Lärchenknospengallmücke)
- Dasineura abietiperda (Fichtentriebgallmücke)
- Kaltenbachiola strobi (Fichtenzapfenschuppengallmücke)
- Oligotrophus spp. (Wachholder)
- Taxomyia taxi (Eibengallmücke)
- Thecodiplosis brachyntera (Kiefernnadelscheidengallmücke oder Nadelkürzende Kieferngallmücke)
Quellen
W. Jacobs, M. Renner und K. Honomichl (1998): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart. ISBN 3-8274-0799-0
H. Bellmann (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer. Kosmos. Stuttgart. ISBN 3-440-07682-2
D. V. Alford (1997): Farbatlas der Schädlingean Zierpflanzen. Ferdinand Enke Verlag. Stuttgart. ISBN 3-432-27841-1