Esskastanie
Esskastanie | |
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Castanea sativa | |
Philip Miller (1768) | |
Synonyme | |
Edel-Kastanie, Marone, Castanea vesca, Castanea vulgaris | |
Castanea sativa in voller Blüte
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Systematik | |
Klasse | Bedecktsamer Magnoliopsida |
Gruppe | Eudikotyledonen |
Kerneudikotyledonen | |
Rosiden | |
Eurosiden I | |
Ordnung | Buchenartige Fagales |
Familie | Buchengewächse Fagaceae |
Gattung | Castanea Kastanie |
Die Esskastanie (Castanea sativa) gehört zu der Familie der Fagaceae (Buchengewächse). Die essbaren Früchte sind botanisch gesehen Nüsse, weshalb sie auch zum Schalenobst gezählt werden.
Inhaltsverzeichnis
Standort
Die Kastanie meidet kalkhaltige Böden, sie gedeiht am besten auf Verwitterungsböden des Buntsandsteines. Ausgesprochene Sonnenlagen werden gemieden, dafür ist die Kastanie allerdings kalibedürftig. Kieselsäurereiche Böden (Porphyr, Sandstein, Granit) mit pH-Werten von 4,5 bis 6,0 werden bevorzugt. Die Kastanie ist nicht frostempfindlicher als der Apfel (-15 bis -17 °C). Sie gedeiht auch außerhalb von Weinbauklimaten, dort fruchtet sie jedoch schlechter. Jungtriebe und einjähriges Holz sind gegen Spätfröste empfindlich, jedoch treiben sie spät aus. Die Kastanie braucht viel Licht und Wärme, an Südhängen ist sie jedoch meist nicht vertreten. Auf kalkhaltigen, alkalischen Böden können Chlorosen an den Blättern auftreten. Um dies zu verhindern, sollten Böden mit einem höheren pH-Wert regelmäßig mit einer Torf- oder Rindenauflage versehen werden, um den pH-Wert geringfügig abzusenken. Des weiteren verträgt sie keine Staunässe sowie Bodenverdichtungen.
Morphologie
Der Kastanienbaum wird 25 bis 30 m hoch, die Stämme sind fast alle drehwüchsig. Die Rinde ist anfangs glatt und olivbraun, im Alter mit tiefe Längsrillen versehen, bräunlich-grau. Die Blüten sind einhäusig, getrenntgeschlechtlich und verströmen einen eigenartigen Geruch. Männliche Blüten liegen als 10 bis 20 cm lange Kätzchen in Knäulen vor. Dahinter die weiblichen Blüten, schon sehr früh ausgebildet als Achel (= Fruchthülle = Capula). Die Blüte ist von Anfang Juni bis Ende Juli mit den Reben. Bestäubung erfolgt durch den Wind, auch durch Insekten, vorwiegend die Honigbiene. Gute Befruchtung geschieht nur bei warmem und trockenem Wetter. Die Castanea sativa ist meist selbstunfruchtbar, da die männlichen und weiblichen Blüten nie zu derselben Zeit reifen. Deshalb sollte man immer mehrere Sorten zusammenstellen. Die Fruchthülle (Achel) mit 1 bis 3 Früchten ist anfangs grün, später bräunlich-gelb, vierlappig aufspringend, weich-stachelig, zu 1 bis 3 zusammenstehend. Reifezeit ist von Mitte September bis Anfang November. Erste Früchte findet man ab dem 15. bis 20. Jahr, bei veredelten Sorten schon ab dem 3. Jahr. Die beste Fruchtproduktion liegt mit etwa 100 Jahren vor, ab 200 Jahren geht der Ertrag deutlich zurück. Der Baum weist eine sehr starke Regenerationskraft vor. Von der Blüte bis zur reifen Frucht kann man eine Zeit von 100 – 120 Tagen veranschlagen.
Lagerung
Man sollte die Kastanie in feuchtem Sand einschichten und bei Kellertemperatur lagern. Im Kühllager bei 0 °C ist sie 6 Monate haltbar.
Vermehrung
Verbreitet werden die Früchte durch Krähen, Eichelhäher, Eichhörnchen und Siebenschläfer. Die Pflanzen daraus fallen nicht sortenecht an. Über Winter sollte man sie im feuchten Sand halten. Zur Anzucht Früchte 8 Tage lang in Wasser einlegen, im Frühjahr im Freiland aussäen (20 x 20 cm). Nach dem ersten Standjahr verschulen. Sorte aufpfropfen oder okulieren (da jedoch starke Kallusbildung), oder Stockausschläge aufschulen. Für den eigenen Anbau hat man auch die Möglichkeit, Jungbäume zu kaufen und einzupflanzen. Diese werden im Fachhandel als Containerware angeboten.
Pflanzenschutz
Phytophthora cinnamomi (Tintenkrankheit):
- Wurzeln verfärben sich durch ausgeschiedene Gerbstoffe blau. Blattvergilbungen, Astpartien sterben ab, vornehmlich im Mittelmeerraum an Castanea sativa
Endothia parasitica (Kastanienrindenkrebs):
- zerstört Rinde und Holz, hat fast alle Kastanien in den USA zerstört (Castanea dentata), heimische Castanea sativa weniger anfällig, aber zunehmende Schäden auch in der Pfalz, Japanische Kastanie (Castanea crenata) resistent, Hybridsorten mit C. cren. in Frankeich (Bournett, Marigoule, Marsol)
Der Wurm in der Kastanie ist der frühe und der gewöhnliche Kastanienwickler (vorbeugende Bekämpfung durch Leimring um den Stamm), außerdem schadet auch der Kastanienrüsselkäfer.
Verwendung
Die Kastanie gilt als Charakterbaum der Landschaft am Haardtrand, dort sind einige Exemplare 300 bis 700 Jahre alt (graue Riesen). Am Gebirgsrand schließt sie sie emporsteigenden Weinberge an. Sie ist eines der stattlichsten heimischen Laubgehölze. Zudem wird sie als Wildfutter, bes. für Wildschweine (das Fallen der Kastanien erschreckt sie jedoch, sie kommen erst, wenn alle Kastanien abgefallen sind), verwendet. Als Bienenweidepflanze (Kastanienhonig)ist sie kräftig im Geschmack und sehr pollenreich, sie bietet 10.000 bis 100.000 Pollen pro g Honig. Das Holz wird als Bauholz, Brennholz, Stallstreu, Viehfutter und für Fässer genutzt. Verkauft wird es heute in den Alpenraum als Lawienensicherung. Schon seit dem Mittelalter wird es von Winzern für Weinfässer und als Rebenpfähle genutzt (im 16. bis 17. Jahrhundert Rückgang der Flächen durch die Ausweitung der Rebfläche und der ausschließlichen Verwendung von Kastanienholz als Rebenpfähle). Barriqueausbau erfolgt für Rotwein und Schnäpse. Die Frucht ist sehr kalorienreiche, vitaminreiche Dauernahrung für den Winter. Das Aroma ist nussartig, leicht süß. Die spez. Zusammensetzung an Kohlehydraten ist sehr bekömmlich für Diabetiker. Die Kastanie hat einen sehr niedriger Gehalt an Mineralstoffen (1,1 %. Sie enthält meist Kalium, Eiweiß (2,9 %) und Fett (1,9 %), viele Vitamine (Vit. C 25 mg pro 100 g Frucht), Kohlenhydrate (43 %) aus Stärke und Saccarose bestehend.
Die jährliche Produktion weltweit beträgt rund 1 Mio Tonnen, wobei alleine China ca. 850.000 to erzeugt. In Europa werden in Italien und Frankreich größere Mengen von Maronen produziert, die häufig nach Deutschland exportiert werden. Dementsprechend groß ist auch das Angebot an Sorten.
Sortenvorkommen
Bei den in der Pfalz wachsenden wilden Kastanien am Haardtrand handelt es sich um ein heterogenes Sortengemisch. An erster Stelle sind Sorten zu nennen, die gegen den gefürchteten Kastanienrindenkrebs resistent sind. Dieser hat in den USA die Bestände einer anderen Kastanienart, nämlich Castanea dentata fast völlig vernichtet. Obwohl die in der Pfalz heimische Castanea sativa eigentlich als wenig anfällig gilt, wurde diese Krankheit erstmals auch dort gefunden.
International hat man versucht, die resistente japanische Castanea crenata einzukreuzen. Das Ergebnis sind resistente Hybridsorten wie z. B. die französichen `Marigoule`und `Marsol`.
Schöne große, hellbraune Früchte bringen auch die Standardsorten `Tisenser` aus Südtirol und `Ecker` aus Österreich. Daneben gibt es Sorten aus Tschechien, Rumänien und Ungarn.
Esskastanienbäume sind landschaftsprägende und typische Bäume des Haardtrandes mit imposantem Blüten- und Fruchtschmuck. Bei guten Standortbedingungen können die Bäume sehr alt werden, bestes Beispiel ist der „dicke Keschdebaam“ in Dannefels mit einem Stammumfang von sage und schreibe 8,60 cm und einem geschätzten Alter von 600 Jahren. Wer Kastanien pflanzen will, sollte auf ausreichenden Standraum, entsprechende Böden und eine funktionierende Bestäubung achten.
Quellen
Franz Schmidt Die keusche Frucht. Verlag Hörner/Mauer. Offenbach. ISBN 3-937329-20-1
Julius Wilde (1936): Kulturgeschichte der rheinpfälzischen Baumwelt. Teil 2: Bäume seit der Römerzeit bis 1500. Pfälzischer Presseverlag.
Friedrich-Schuricht (1985): Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst. Neumann Verlag Leipzig.
Stoll-Gremminger (1986): Besondere Obstarten. Verlag Eugen Ulmer.
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold (2008): Der große Zander - Enzyklopädie der Pflanzennamen. Bd.2: Arten und Sorten. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 978-3-8001-5406-7