Biologisches Gärtnern im Ziergarten

Aus Hortipendium
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Biologisches Gärtnern wird oft in Verbindung mit dem Nutzgarten gesehen. Der Ziergarten kann ebenso ein wertvoller, artenreicher Zwischenbereich zwischen „Natur“ und „Kultur“ (=Nutzpflanzenbereich) sein. Er bietet die Möglichkeit für eine größere, lebendigere Artenvielfalt, aktiven Naturschutz vor der Haustür, weniger Pflegearbeit ohne dabei verwildert auszusehen. Ein nach ökologischen Kriterien geplanter Ziergarten wirkt sich auf den ganzen Garten sowie die benachbarten Grundstücke positiv aus und ist durch seine Schönheit Seelennahrung.

Merkmale eines „biologischen“ Ziergartens

Im „biologischen“ Ziergarten wird genauso wie im biologischen Nutzgarten aus Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutz verzichtet und auf einen bewussten Einkauf von Gartenmaterialien und Pflanzen geachtet. Sein Hauptmerkmal besteht aber in seinem Artenreichtum von heimischen Wildspflanzen. Die Pflanzen werden nach den Bedingungen des Gartens ausgesucht. Aus dem Reich von tausenden heimischen Pflanzenarten gibt es immer einige die Ihnen gefallen werden. Standortgerechte Pflanzen sind gesund, setzen sich gut gegen unerwünschte Beikräuter durch und bereiten Ihnen viel weniger Arbeit.

Natürlicher Artenreichtum

Die Auswahl erfolgt von vorwiegend heimisch oder heimisch gewordenen Pflanzen, die standortgerecht und ökologisch wertvoll sind. Im Laufe der Zeit siedeln sich hier sogar die Wildformen wie Wegwarte oder wilder Feldsalat von Nutzpflanzen sowie essbare Wildkräuter wie Knoblauchrauke, Guter Heinrich und Schildampfer an.

Rückzugsgebiet für Insekten und anderen Gartentieren

Wildpflanzen aber auch zahlreiche Schmuckstauden bieten Amphibien, Kleinsäuger, Vögeln, Insekten und vor allem Nützlingen Lebensraum und Nahrung. Nicht nur für Kinder ist es spannend wie viele neue, tierische Gartengäste die Pflanzen besuchen.

Aktiver Naturschutz im Garten

Viele Wildpflanzen wie der rosafarbene Hauhechel, der blaue Wiesenstorchschnabel oder die filigrane weiße Graslilie sind durch die intensive Nutzung der Landschaft so selten geworden das sie uns nun wieder fast exotisch vorkommen. Andere wie die violette Wiesenflockenblume oder die dunkelrosa Wegmalve belohnen uns mit einer langen Blütezeit. Viele blühfreudige Wildblumen wie die violetten Küchenschellen, die gelben Schlüsselblumen oder das gefleckte Knabenkraut stehen unter Naturschutz. Bei über 22 Millionen* bundesweiten Hausgärten bestehen gute Ausssichten das diese wertvollen Arten fortbestehen und sich weiterentwickeln können.

Pflegeleichter Garten

Viele Wildpflanzen sind wesentlich robuster als ihre gezüchteten Verwandten. Sie vertragen mehr Kälte, Hitze, Trockenheit und können auf ungünstigen Böden gedeihen. Durch die hohe Artenvielfalt können sich viele Nützlinge ansiedeln und die Schädlinge in Schach halten.

Vor- und Nachteile

Vorteile Nachteile
  • In der Natur selten gewordene Pflanzen samt den an sie angepassten Insekten können hier einen Lebenraum finden
  • Insgesamt erhöht sich die Artenvielfalt und es siedeln sich mehr Nützlinge an
  • Durch die verstärkte Ansiedlung von Nützlingen werden die Nutzpflanzen besser bestäubt und vor großen Schädlingspopulationen bewahrt.
  • Diese Gärten brauchen bei sachgerechter Anlage weniger Wasser, Dünger und Pflege
  • Ziergärten bieten einen beruhigen Ausgleich zu der Arbeit im Nutzgarten und zum Alltag
  • Schönheit für die Seele
  • Wie bei jedem Garten sollte sich jeder über die passenden Pflanzen gut informieren
  • Viele Wildpflanzen können sich massiv ausbreiten und andere Arten verdrängen
  • Die Blüheigenschaften von Wildpflanzen sind nicht so optimal wie von gezüchteten Exemplaren (z.B. kleiner Einzelblumen, kürzere Blütedauer)
  • Den Pflanzen muss mehr Raum gegeben werden

Umweltbewuststes Einkaufen

Beim Einkauf von Pflanzen und sonstigen Gartenbedarf sollten Sie auf die Herkunft und Produktionsweise achten. Heimische Produkte sind vielleicht teurer, unterliegen aber auch mehr Umweltauflagen (Sicherheit für den Verbraucher) und haben in der Regel kürzere Transportwege. Versuchen Sie so viel wie möglich eigenes Material zu verwenden, z.B. indem Sie sich einen Komposthaufen anlegen und die Blumenbeete mit Herbstlaub abdecken. Wildpflanzen und deren Sämereien sind über spezielle Gärtnereien zu ziehen. Wildpflanzen oder Samen sollten nicht der Natur entnommen werden. Bei den unter Naturschutz stehenden Arten ist die Entnahme sogar untersagt.

Sammeln von Wildpflanzensamen

Laut Gesetz ist nur die Entnahme eines Handstraußes an Blüten oder Samenständen aus der Natur erlaubt. Für den Hausgebrauch reicht diese Menge an Fruchtständen. Entnehmen Sie der Natur nur das was Sie wirklich an Pflanzen brauchen.

  • Behandeln Sie die Natur achtsam und verlassen die Wege nicht. Viele Pflanzen die mitten auf der Wiese wachsen sind auch am Wegrand zu finden.
  • Nehmen Sie nur von den Stellen Saatgut, wo viele Pflanzen einer Art wachsen, denn in erster Linie sollen sie am Naturstandort weiterwachsen.
  • Prägen Sie sich zur Blütezeit die Standorte und Pflanzen ein, von denen Sie sammeln möchten und bestimmen, (fotografieren) Sie die Pflanze. Sie werden mehr Bezug zu Ihren Gartenpflanzen haben, wenn Sie diese kennen.
  • Ernten Sie nur wenige Fruchtstände und füllen diese, nach Arten getrennt, in beschriftete Tüten
  • Bestellen Sie größere Mengen von Saatgut bei den Händlern ihres Vertrauens. Achten Sie auf autochtones Saatgut. Autochtones Saatgut wurde in bestimmten Regionen gesammelt und sollte in den gleichen oder ähnlichen Regionen wieder ausgebracht werden. Eine Wildpflanzenart kann sich an einen neuen Standort innerhalb von Jahren oder Jahrzehnten so verändern, das sie für einzelne Insekten an ihrem Ausgangsort unbrauchbar wird.

Quellen

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