Bekämpfung Gemeines Kreuzkraut

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Senecio vulgaris, das große Problem


Um die negativen Einflüsse von Senecio vulgaris als Unkraut zu minimieren, sind verschiedene Maßnahmen und Strategien nötig. Das Wichtigste ist, die konsequente Feldhygiene, bei der jede Samenbildung verhindert wird. In Kombination mit einer optimierten Fruchtfolge wäre das Problem weitgehend zu entschäfen. Leider werden jedoch gerade im Gemüseanbau für den Frischmarkt beide Strategien noch lange nicht ausreichend und vor allen Dinge noch nicht profihaft genutzt.

Samenbildung vermeiden ist die beste Strategie!

Eine wichtige Strategie bei der Senecio-Eindämmung ist es, die Samenbildung zu vermeiden. Im Ökoanbau ist es sogar die allerwichtigste Maßnahme. Beim konventionellen Anbau ist sie insbesondere dann von Vorteil, wenn Kulturen angebaut werden, bei denen keine gut wirksamen Herbizide gegen Korbblütler einsetzbar sind.
Will man die Samenbildung beim Greiskraut verhindern, ist es hilfreich, das kritische Stadium, bei dem es zu keimfähigen Samen kommt, zu vermeiden. Versuche zeigen, dass Senecio vulgaris als Unkraut noch relativ harmlos ist, solange die Pflanzen noch nicht massenhafte Samen gebildet haben. Erfreulicherweise kann man es den Unkrautpflanzen von außen ansehen, ab wann sie extrem gefährlich werden. Im Falle des Gemeinen Kreuzkrautes ist die "Gelbe Farbe" das Warnsignal. Im Rahmen einer wirkungsvollen Feldhygienestrategie muss deshalb unbedingt vermieden werden, dass die Greiskraut-Blütenkörbchen ein Stadium erreichen, in dem sie gelbe Farbe zeigen. Die Unkrautpflanzen sollten deshalb vor dem kritischen Stadium beseitigt bzw. vernichtet werden, beispielsweise durch Schlägeln oder Jäten. Beim zu späten Jäten, wenn schon die gelben Röhrenblüten sichtbar sind, die gejäteten Pflanzen unbedingt vom Feld entfernen. Ansonsten könne die Pflanzen, gewissermaßen im Sterben, ihre angelegten Samen ausreifen lassen und damit massenhaft für eine Folgegeneration sorgen.
Liegen die gejäteten Pflanzen auf dem Boden und es ist eine ensprechend Feuchtigkeit vorhanden, wie im Gemüsebau meist auf Grund der Beregnung üblich, können die Pflanzen Adventivwurzeln bilden (siehe Bild) und damit sogar wieder weiterwachsen.


Falsches Saatbeet vermindert Unkrautdruck!

Falsches Saatbeet: Unkraut zurm Auflaufen anregen und zerstören.
Striegel zur Vernichtung von aufgelaufenen Unkräuter!

Eine weitere wichtige Maßnahme zur Reduzierung des Unkrautdrucks ist das sogenannte „Falsche Saatbeet“. Hierbei werden die Felder schon möglichst früh hergerichtet, so dass die vorhandenen Unkrautsamen vor der eigentlichen Feldbestellung auflaufen können. Bei Bedarf kann sogar eine Zusatzbewässerung nützlich sein.
Da noch keine Kultur auf dem Feld steht, lassen sich die jungen Unkrautsämlinge relativ einfach mechanisch, z.B. mit einem Striegel, oder chemisch mit einem Herbizid vernichten.
Da im Herbst keimende Pflanzen des Gemeinen Kreuzkrautes Samen mit einer längeren Lebensdauer produzieren, ist die Vernichtung der Keimlinge zu dieser Zeit besonders wichtig.

Da Senecio vulgaris Lichtkeimer sind und nur in der obersten Bodenschicht keimen, darf man nach dem „Falschen Saatbeet“ den Boden nicht mehr vermischen, da dann wieder Saatgut „ans Licht“ käme und auflaufen würde. Das Falsche Saatbeet wirkt bei Senecio vulgaris erst bei Bodentemperaturen ab 10°C. Kommen keine neuen Samen ins Feld, so lässt sich der Unkrautdruck auch durch „das Falsche Saatbeet“ von Jahr zu Jahr merklich verringern.

Fruchtwechsel ist ein Muß, insbesondere bei Herbizidanwendung!

Eine vorteilhafte Fruchtfolge ist z.B. Gemüse + Getreide.

Eine optimierte Fruchtfolge kann den Befallsdruck von Greiskraut beachtlich reduzieren. Die Verbesserung der Situation ergibt sich sowohl aus dem Anbau der richtigen Pflanzenart, als auch durch den dadurch möglich werdenden Einsatz gut wirksamer Herbizide. Im konventionellen Anbau sollten die Fruchtfolgen so organisiert werden, dass möglichst bei jeder zweiten Kultur ein Herbizideinsatz mit guter Korbblütler-Wirkung zum Einsatz kommt.

Eine Gründüngungseinsaat, die den Boden schnell beschattet, kann den Befallsdruck durch das Gemeine Kreuzkraut reduzieren. Noch wirksamer ist die Zwischenfrucht, wenn im konventionellen Anbau bei Bedarf ein wirksames Herbizid zur Bekämpfung des Greiskrautes eingesetzt wird. Der Anbau von Futterhirse bzw. Sudangras soll den Befallsdruck von Senecio vulgaris reduzieren.

Im Ausland empfiehlt man zur Reduzierung des Unkrautdrucks bei Senecio vulgaris eine längere Schwarzbrache mit starker Bodenbearbeitung (Fallowing). Hierbei sollen die Samen „ans Licht“ gelangen und zur Keimung angeregt werden. Mehrfaches Pflügen oder Grubbern ist dabei nötig. Je nach Lage wählt man dazu eine ganze Saison oder eine kürzere Periode.

Mechanische Unkrautbekämpfung!

Eine Standardhacksystem ist die schleppergeführte Gänsefußhacke.

Die mechanische Unkrautbekämpfung ist vor allem im Gemüsebau von sehr großer Bedeutung. Oft ist sie sogar die Standardmethode. Dies gilt insbesondere für den Bioanbau, aber auch für den heutigen Standardanbau, der Integrierten Produktion (IP).

Weltweit wird intensiv an der Verbesserung der mechanischen Unkrautbekämpfung gearbeitet. So gibt es inzwischen schon Hightech-Geräte, die das GPS-Navigationsystem nutzen und Lasertechink einsetzen.

Bei der mechanischen Bekämpfung des Gemeinen Kreuzkrautes ist zu beachten, dass die Arbeitgänge möglicht in einem sehr frühen Stadium des Unkrautes stattfinden sollten. In einem fortgeschrittenen Stadium der Pflanzen können diese relativ leicht wieder anwachsen. Die Möglichkeit des Gemeinen Greiskrautes noch nach dem Jäten Adventivwurzeln zu bilden, erschwert die mechanische Bekämpfung zusätzlich.

Am Allerwichtigten bei der mechanische Unkrautkontrolle ist es, daran zu denken, dass man auf keinem Fall so lange warten sollte bis das gefährliche Stadium der Samenbildung erreicht ist. Zeigen nämlich die ersten Blütenkörbchen des Gemeinen Kreuzkrautes gelbe Farbe, ist die Samenentwicklung so weit vorangeschritten, dass auch nach einer Zerstörung der Pflanzen noch keimfähige Samen entstehen. Dann wirkt eine mechanische Unkrautbekämpfung nur insofern, weil damit die zusätzliche Samenanlage gestoppt wird.

Große Auswahl an Geräten:
Wer sich näher für die Hacktechnik interesiert, findet im im Internet mit dem Suchwort Bilder viele Anregungen.

Senecio vulgaris richtig jäten!


Wenn es trotz aller Bemühungen zu einem Unkrautbesatz kommt, müssen diese unbedingt vor der Samenbildung, das heißt bevor die Körbchen gelbe Farbe zeigen, enfernt werden. Tiefflieger, wie im Bild ersichtlich,können dabei hilfreich sein. In den meisten Fällen ist es dabei nötig Unkräuter wie Gemeiens Kreuzkraut einzusammeln und vom Feld zu entfern. Nur so kann man eine nachträgliche Samenbildung oder Adventivwurzelbildung ausschließen.

Herbizide und ihre Wirkung!

Herbizide mit einer schlechten Wirkung gegen Das Gemeine Greiskraut bzw. Senecio vulgaris selektiert und fördert damit diese Unkrautart enorm. Schon nach wenigen Anwendungen kann so das Gemeine Kreuzkraut zu einem großen Problem werden. Die folgende Tabelle zeigt, welche Wirkung die aufgelisteten Unkrautmittel haben.

Wirkung gegen Senecio vulgaris! Unkrautmittel / Herbizid (Aktuellen Zulassungsstand beachten!)
Gute Wirkung Artist, Asket, Bandur, Basta, Betasana, Betanal Expert, Boxer, Buctril, Butisan, Cadu, Debut, Gardo Gold, Kontact, Lontrel, Terlin, Roundup, Sencor, Spectrum, Starane, Terano, Touchdown Quattro, Tristar
Mittlere Wirkung Basagran, Devrinol, Goltix, Pyramin
Schlechte Wirkung Centium, Kerb, Stomp, Tramat, Treflan


Herbizide fachmännisch einsetzen mit Hilfe des "PflanzenschutzInformationssystems Gartenbau"

Der erfolgreiche und umweltschonende Einsatz von Herbiziden erfordert ein hohes Maß an "Guter landwirtschaftlicher bzw. Gärtnerischer Praxis". Eine große Hilfe ist dabei die Online-Datenbank für den Gartenbau. Die z.B. im Bereich der Bekämpfung von Senico vulgaris besonders interessierten Gemüseanbau finden hier jederzeit, tagesaktuell, die zugelassenen Herbizide mit Angaben zu deren richtige Anwendung. Und so geht´s: Über Pflanzenschutz-Gartenbau online gehen und dann den Button "Suche" anklicken, z.B. die gewünschte Gemüseart auswählen und so herausfinden welche Herbizide in der Kultur zugelassen sind.

Unkrautselektion vermeiden!

Damit es nicht zu einer extremen Selektion von Senecio vulgaris kommt, sollte man nach einer Kultur mit Herbiziden, die unzureichend gegen Korbblütler wirken, eine Kultur folgen lassen, bei der eine gute Korbblütlerbekämpfung möglich ist.

Bekämpfungsstrategien an Hand der Samenvorräte im Boden ausrichten!

Mit Hilfe von Bodenproben und Keimversuchen kann man den Unkrautdruck einzelner Parzellen bestimmen. Daniel C. Brainar an der Cornell Universität in den USA, hat dazu ein Verfahren entwickelt. Repräsentative Bodenproben werden z.B. 1:1 mit einem unkrautfreien Substrat gemischt und in einer 3 cm starken Schicht in einem Gewächshaus bei 25/20°C aufgestellt. Zählt und bestimmt man die dann auflaufenden Unkräuter nach Arten getrennt, so kann man eine Empfehlung für die Anbauplanung sowie Unkrautbekämpfung geben.

Solarisation reduziert Unkrautdruck!

  • Kalifornische Versuche zeigen bei einer einwöchigen Solarisation im Juni/Juli eine gute Wirkung!


Bekämpfung von Senecio vulgaris mit Rostpilz (Puccinia lagenophora) noch nicht paxisreif!

Starker Rostbefall an einem Blatt des Gemeinen Kreuzkrautes.
Starker Rostbefall an einem Stängel des Gemeinen Kreuzkrautes.

  • Diese Pilzkrankheit kommt in der Natur an Senecio vulgaris vor.


  • In verschiedenen Forschungsprojekten hat man versucht, diesen Pilz zu vermehren und als Spritzmittel zur Unkrautbekämpfung zu nutzen.


  • Die Wirkung ist jedoch noch sehr unterschiedlich.


  • Das Verfahren dieser biologischen Unkrautbekämpfung mit diesem Rostpilz ist noch nicht praxisreif.



Siehe auch!

Portal: Gemüsebau

Hauptartikel: Gemeines Kreuzkraut
Hauptartikel: Rucola


Quellen

Brainard, Daniel C. (2006): Estimating weed seed banks for improving monitoring and management of weeds.. In: Deptartment of Horticulture, Cornell University. 

Frantzen J. (2000): Disease epidemics and plant competition: control of Senecio vulgaris with Puccinia lagenophorae. In: Basic and Applied Ecology. Nr. 2. Seite 141-148. 

Hanf Martin (1984): Ackerunkräuter Europas. BLV Verlagsgemeinschaft München. München. ISBN 3405129605

Lutman P.J.W. & K.J. Berry & S. E. Freeman (2008): Seed production and subsequent seed germination of Senecio vulgaris (groundsel) grown alone or in autumn-sown crops.. 48. Nr. 3. Seite 237-247. 

Müller-Schäfer, H. und G. S. Wyss (1994): Das Gemeine Kreuzkraut (Senecio vulgaris L.). Problemunkraut und Möglichkeiten der biologischen Bekämpfung.. Eidgenössische Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau (Sonderheft). Wädenswil. 

Paul N.D. and P.G. Ayres (1986): The impact of a pathogen (Puccinia lagenophorae] on populations of Groundsel (Senecio vulgaris]overwintering in the field.. In: Journal of Ecology. 74. Seite 1069-1084. 

Rast, A. Th. B. (2005): Host range comparison of the causal agents of pepper yellow vein and lettuce big vein. In: European Journal of Plant Pathology. 98. Nr. 5. 

Ren, Z. & Richard J. Abbot (1991): Seed dormancy in Mediterranean Senecio vulgaris L.. In: New Phytologist. 117. Nr. 4. Seite 673-678. 

Skidmore, D. & D.S. Ingram (1985): Gonidial morphology and the specialization of Bremia lactucae Regel (Peronosporaceae) on hosts in the family Compositae. In: Botanical Journal of the Linnean Society. 91. Nr. 4. Seite 503-522. 


Weblinks

Botanische Details zu Senecio vulgaris aus Malta.
Flora Deutschland, Österreich und Schweiz: Senecio vulgaris
Gemeines Greiskraut, Senecio vulgaris: Unkraut und Giftpflanze! Josef Schlaghecken, DLR-Rheinpfalz, 25. März 2009]
Giftige Kreuzkraut in Rucola. Hortigate: Josef Schlaghecken, Eva Morgenstern, Dr. Sebastian Weinheimer, 14.08.2009]
Groundsel (Senecio vulgaris). "Hedgerows, Hedges and Verges of Britain and Ireland!" ]
Groundsel: Organic weed control, 2009
Lässt Du das Unkraut blühend stehen..... Hortigate: Jochen Kreiselmaier, 24.06.2005
Organic weed control
Plants profile. United States Departement of Agriculture (USDA).
Poisonous plants: Senecio vulgaris "International programme on chemical safety."
Pflanzenschutz-Informationssystem Gartenbau
Senecio vulgaris, das Gemeine Kreuzkraut: Die Blätter werden oft mit Rucolasalat verwechselt. 3sat Sendung.
Weed control
Weed science, weed identification
Senecio vulgaris, Gemeines Kreuzkraut. Wikipedia Deutsch
Senecio vulgaris, Common Groundsel Wikipedia Englisch.
Senecio vulgaris. Henriette's Herbal Info
Senecio vulgaris, Klein Kruiskruid. Wikipedia Niederländisch.
Taxonomi Senecio vulgaris
Verbreitungskarte Senecio vulgaris BRD usw. Flora Web.