Süßkirschenanbau

Aus Hortipendium
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Der Süßkirschenanbau bekam in Deutschland einen deutlichen Aufschwung durch die Einführung neuer, schwachwuchsinduzierter Unterlagen. Weltweit gesehen trugen die technischen Verbesserung in der Langzeitlagerung sowie in der mechanischen Größen- und Farbsortierung zum Aufschwung dieser Kultur bei. In Deutschland stiegen in den letzten 20 Jahren die Baumzahlen der deutschen Süßkirschenanbaugebiete kontinuierlich an, was in Zukunft auf ein deutlich höheres Produktivtätspotential hoffen lässt. Trotz der kulturtechnischen Weiterentwicklungen ist und bleibt der Süßkirschenanbau eine unsichere Kultur, die von häufig schwankenden und schwer kalkulierbaren Erträge sowie im Pflanzenschutz von bedeutenden Krankheiten wie dem Bakterienbrand (Pseudomonas syringae pv. mors-prunorum) und unsicheren Zulassungssituationen der wirtschaftlich bedeutenden Kirschfruchtfliegen betroffen ist [1].

Regionale Anbauschwerpunkte

Regionale Anbauschwerpunkte liegen in Baden (vorwiegend Brenn- und Verarbeitungskirschen), Franken, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Thüringen und im Alten Land an der Niederelbe.

Vermarktung

Nur etwa zwei Drittel der in Deutschland erwerbsmäßig angebauten Sorten sind Tafelkirschen für die Direktvermarktung. Der Rest ist für die Brennerei und die Konservenindustrie bestimmt. Für dunkle Konservenkirschen besteht ein kleiner, durchaus interessanter Markt, wenn die Qualität stimmt. Der Absatz von Verwertungskirschen wird zunehmend erschwert durch den Rückgang an Verarbeitern und die Importe von Destillaten aus Osteuropa zu Niedrigpreisen.

Sorten

Für den Obstbauern spielen neben den äußeren Merkmalen wie Farbe, Fruchtgröße, Festigkeit und ausgeprägter Glanz bei der Sortenwahl die Aspekte Produktivität, Platzfestigkeit, geringe Fäulnisanfälligkeit, homogene Reife, langer Stiel und eine geeignete Reifeperiode eine Rolle. Weitere Informationen auf der Seite Süßkirschensorten.

Unterlagen

Es wird nicht mehr dazu geraten, starkwüchsige Unterlagen wie Prunus avium, P. mahaleb oder ‘Colt’ zu pflanzen. Inzwischen sind die Vor- und Nachteile vieler schwachwuchsinduzierender Unterlagen genauer bekannt. Man weiß z.B., dass eine zusätzliche Wasserversorgung um so wichtiger wird, je schwächer die Sorten/Unterlagen-Kombination ist, dass unter Umständen schärfer geschnitten und mehr gedüngt werden muß, dass die Virusfreiheit des Ausgangsmaterials enorm wichtig geworden ist. In Trockenklima ohne Bewässerungsmöglichkeit wurde 10 Jahre lang der amerikanischen Maxma Delbard 14 (P.avium x P. mahaleb) der Vorzug gegeben (Wuchsreduktion gegenüber Vogelkirsche: 20 - 40 Prozent). Inzwischen findet eine Abkehr von Maxma 14 statt hin zu Unterlagen wie PiKu 1 oder Gisela 6. Grund: Maxma 14 zeigt nicht überall eine hohe Produktivität. Auf manchen Standorten, besonders dort, wo der Boden relativ schwer ist oder zu Staunässe neigt, lässt die Baumgesundheit zu wünschen übrig.
Wo die Wasserverhältnisse stimmen, greift man vorwiegend zur schwachwüchsigeren GiSelA 5 aus der Gießener Züchtung (P. cerasus x P. canescens), die im deutschen Sprachraum inzwischen einen Marktanteil von nahezu 80 % erreicht hat. Weiterlesen

Blüh- und Befruchtungsverhältnisse

Die Befruchtung der Süßkirschen ist die Grundlage für Fruchtansatz und Fruchtentwicklung. Abgesehen von Standortfragen sind grundlegende Kenntnisse der Blütenbiologie und Faktoren des Fruchtansatzes schon bei der Planung von Neuanlagen nötig. Weitere Informationen auf der Seite Blüh- und Befruchtungsverhältnisse Süßkirschen.

Düngung

Die Düngung in Süßkirschen erfolgt über den Boden und über das Blatt. Nähere Informationen dazu finden Sie im Artikel Düngung in Süßkirschen.

Pflanzenschutz

Eine Übersicht sortiet nach Schäden an Blatt, Blüte, Frucht und Holz von möglichen pilzlichen Erkrankungen, Schädlingen und Virosen sowie eine Ausführung zur chemischen Unkrautkontrolle finden Sie über folgenden Link: Pflanzenschutz in Süßkirschen

Erziehung zur Spindel

Bei der Erziehung zur Spindel sind folgende Punkte charakteristisch:

  • Baumhöhe 1,80 – 2,00 m
  • Ausgeprägte Verringerung des Stammdurchmessers
  • Mindestens 4, besser 6-8 Seitentriebe, die mehr als 40 cm lang sind (rechtwinklig abgehend im Stammbereich von 70-90 cm)
  • Stammhöhe bis zur untersten Verzweigung: 70-80 cm
  • 20 mm Durchmesser über der Veredlungsstelle
  • Höhe der Veredlungsstelle: 25 cm
  • Wurzeln frei von Agrobacterium, nicht ausgetrocknet

Weitere Infos auf der Seite Spindelerziehung Süßkirschen.


Schnitt- und Formierungsmaßnahmen

Bei der Pflanzung

  • Nur beschädigte Wurzeln anschneiden
  • Ein Fußpfahl, in Windrichtung gesetzt, oder ein Gerüst verbessert die Anwachsleistung im 1. und 2. Jahr.
  • Immer elastische Baumanbinder verwenden.

Pflanzschnitt

  • Der Baum wächst am höchsten Punkt am stärksten
  • Nur schlechtes oder gar nicht verzweigtes Pflanzmaterial oder solches mit zu schwachen Seitenästen kann am Mitteltrieb angeschnitten werden.
  • Triebreaktion in der Regel nur 1 Scherenlänge unter dem Anschnitt
  • Je tiefer die Mitte angeschnitten wird und je stärker insgesamt zurückgeschnitten wird, umso stärker ist der Austrieb an den verbleibenden Knospen
  • Die Anschnitthöhe hängt von zusätzlichen Einflüssen ab: Bodenart, Nachbausituation, Sorte, Unterlage, Klima
  • Für gutverzweigte Jungbäume mit ausgewogenem Kronenaufbau und/oder enge Pflanzabstände gilt: Kein Anschnitt des Mitteltriebes.
  • Bei schlechtem Wurzelwerk oder spätem Pflanztermin: Überzählige Gerüstäste wegnehmen, flache Gerüstäste auf oben stehendes Auge anschneiden, Mitte zurückschneiden.
  • Für flach verzweigende Sorten (‚Kordia’, ‚Starking Hardy Giant’): Auch am Knipbaum zu hoch stehende Seitenäste immer entfernen, schwache oder hängende Seitentriebe anschneiden.
  • Für schlecht verzweigt Bäume und/oder weite Pflanzabstände gilt: Tiefer Anschnitt
  • Termin für den Pflanzschnitt: Anfang März
  • Schnitte mit einem fungizidhaltigen Wundverstreichmittel bestreichen

Binden

  • Knipbäume: Binden erst 1 Jahr nach der Pflanzung, nur in Ausnahmefällen direkt nach dem Pflanzen.
  • Alle übrigen, besonders Sorten, die sehr steil wachsen wie ‚Sylvia’, ‚Skeena’, ‚Samba’: Binden direkt nach der Pflanzung (März – Mai)

Ertragsanlagen

Grundsätzlich gibt es 2 Zeitfenster für den Baumschnitt: Den Vegetationsschnitt und den Winterschnitt. In Ertragsanlagen mit gutem physiologischem Gleichgewicht können beide Schnitt-Termine wichtig sein: Im August werden starke Äste und Überbauungen herausgenommen sowie die Baumspitze fertig geschnitten/gerissen. Da Winterschnitt „stärkt“, sollte im Winter eher im Grundgerüst und hängenden Fruchtholz gearbeitet werden.

Vegetationsschnitt

Dies ist der Termin, um Bäume im Wachstum zu beruhigen und die Gefahr durch Pseudomonas-Infektionen gering zu halten. Mit dem Vegetationsschnitt sollte erst Ende Juli begonnen werden. Zu einem früheren Termin besteht die Gefahr des Durchtreibens. Das Ende ist mit Ende August, evtl. Anfang September festzulegen. Bei späteren Terminen werden die im Bauminneren liegenden, freizustellenden Blätter und Blütenknospen nicht mehr ausreichen gestärkt, außerdem wird die Witterung feuchter und die Gefahr von Infektionen der Schnittwunden steigt an, da dem Baum nicht mehr genügend Zeit zum Wundverschluss bleibt.

Winterschnitt

Da in der Vegetationsruhe Reservestoffe in dicke Äste, Stamm und Wurzel zurückverlagert wurden, bewirkt ein Winterschnitt ein verstärktes vegetatives Wachstum beim Neuaustrieb. Der Schnitt sollte aber frühestens Anfang Februar begonnen werden, und dann bei alten Bäumen und wenig Pseudomonas-anfälligen Sorten. Er darf gern bis zur Blüte andauern. Mit der Vollblüte sollten die Schnittarbeiten unbedingt beendet sein. Wie Versuche zeigen, nimmt ein Schnitt in der Nachblüte und später bereits Blattmasse weg, er regt den Durchtrieb an und verstärkt den Fruchtfall, da alte Blätter, die zur Photosynthese beitragen, fehlen. Zudem wird die Reife verzögert.

Pflanzsysteme

Schon vor der Einführung schwachwuchsinduzierender Unterlagen entwickelte ZAHN das System der stärkenbezogenen Baumerziehung und des Zapfenschnittes, das die Erstellung von Spindel-Dichtpflanzungen (666 bis 1200 Bäume je ha) auch mit starkwüchsigen Unterlagen erlaubte. Es ist stark im Norden und Osten Deutschlands verbreitet. In Franken, Baden und Rheinland-Pfalz wird der Baumaufbau und frühe Ertragsbeginn auch durch das Binden der Gerüstäste beim Jungbaum erreicht. Gemeinsam ist allen Erziehungsmethoden, dass flache Astabgänge und fruchtbares Seitenholz erreicht werden sollen. Unterstützt wird dies durch das Laufenlassen der Mitte in der Jugendphase des Baumes. Erst, wenn der Standraum ausgefüllt bzw. das Vogelschutznetz erreicht ist, wird auf die gewünschte Endhöhe von 2,50-5,00 m, je nach Unterlage und Erziehungsart, zurückgeschnitten.

Pflanzabstände

Die Fahrgassenbreite richtet sich nach dem Schlepper (In der Praxis mind 3,50 m, bei stärkeren Wachstumsbedingungen und mittelstarken Unterlagen bis zu 6 m).
Die Baumhöhe ergibt sich aus der Formel von WINTER:

Der Pflanzabstand in der Reihe richtet sich unter Berücksichtigung der Wuchsstärke der Sorten-/Unterlagenkombination nach der Baumhöhe. Ein Höhen-Abstands-Verhältnis von 2:3, 1:2, 1:3 oder noch enger ist möglich. Dieses hängt auch sehr stark von der Bereitschaft des Obstbauern ab, kurzes Seitenholz zu erzielen.

Mögliche Pflanzabstände für Spindelerziehung in der Einzelreihe (Beispiele):

Unterlage/Situation Stark-/breitwüchsige Sorte Schwachwüchsige Sorte
PiKu 1, schwacher Boden oder Nachbau 2,50 - 3,00 m 2,00 - 2,50 m
PiKu 1, kräftiger Boden 3,50 - 4,00 m 3,00 - 3,50 m
Gisela 5, Nachbau 2,00 - 2,50 m 1,50 - 2,00 m
Gisela 5, jungfräul. Boden 3,00 - 3,50 m 2,50 - 3,00 m
Gisela 3, kräftiger Boden 2,00 - 2,50 m


Hierbei gilt: Gisela 5 bei Niederschlägen unter 700 mm und unter 60 Bodenpunkten möglichst mit Zusatzbewässerung. In V-Systemen können die Pflanzabstände nochmals um 30% gesenkt werden.
Die Reihen verlaufen aufgrund der gleichmäßigen Belichtung in Nord-Süd-Richtung.

Überdachung

Die Zahl der einsetzbaren Materialien ist sehr groß. Im geschützten Obstanbau finden Verwendung: Folien, Bändchengewebefolien und Gewebe. An diese sind folgende Anforderungen zu stellen:

  • Lange mechanische Haltbarkeit (mind. 4 Jahre)
  • Hohe Reißfestigkeit
  • Hohe Scheuerfestigkeit
  • Hohe Durchlässigkeit für Globalstrahlung und ultraviolette Strahlung (mind. 85 % bei fabrikneuem Material)
  • Geringe jährliche Abnahme der Lichtdurchlässigkeit durch Alterung
  • Geringe Neigung zur Verschmutzung
  • Niedriger Anschaffungspreis

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Vogelabwehr

In Süßkirschen sind Schäden durch Vogelfraß an Früchten nicht selten. Als Schadvögel treten besonders Stare, Wacholderdrossel und Krähen auf. Eine wirksame Vogelabwehr lässt sich am ehesten durch eine Kombination verschiedener Methoden erreichen. Reine Ultraschallgeräte und Vogelscheuchen gelten allgemein als wenig wirksam. Beim Einsatz der dargestellten Vogelabwehrmaßnahmen sind die jeweils geltenden Rechtsvorschriften zu Lärmschutz, Nachbarrecht, Waffenrecht, etc. zu beachten. Weiterlesen

Sortierung

In der Obstanlage werden die frisch gepflückten Kirschen aus dem Pflückbehälter auf den Sortiertisch entleert, dort verlesen und in die Endverpackung gefüllt. Sortierung bedeutet hier, dass alle schlechten Früchte sowie zu dunkle und zu helle per Hand ausgelesen werden. Dafür muss die Arbeitsfläche weiß sein. Der Tisch ist zusammenklappbar, Höhe und Neigung können verstellt werden und eine Abfüllmöglichkeit für Schälchen besteht ebenfalls. Eine richtige Größensortierung kann nur mit aufwändigeren Hilfsmitteln erreicht werden, oder über das gezielte Pflücken von Bäumen oder Astpartien.
Der Tisch ist nicht im Handel erhältlich und muss daher individuell vom Schreiner oder einem Metallbauer angefertigt werden. Am einfachsten bringt man einen fertigen Tisch als „Modell“ mit – der Obstbauberater hilft hier gern weiter.


Bitte beachten Sie, dass die Kirschen bei diesem Arbeitsverfahren unmittelbar nach der Sortierung in einen kühlen Raum gebracht werden müssen. Zwischenzeitliches Erhitzen in der prallen Sonne ist unbedingt zu vermeiden (Schatten und Abdeckung mit Reflektionsfolie).

Ergebnis[2]
Sorte "Skeena" Sorte "Kordia"
Anteil Hauptgröße 47 % 60 %
Anteil Herausnehmen in 2. Kiste 46 % 33 %
Anteil Ausschuss (auf den Boden) 7 % 7 %
Sortierleistung 35 kg/Akh 73 kg/Akh
Lohnkosten (€/kg)
bei Stundenlohn € 5,34 0,15 0,07
bei Stundenlohn € 7,00 0,20 0,10

Teilzeiten: Eimer aufschütten, Kirschen sortieren, Kirschen nachschieben, Größe kontrollieren, Sortiertisch abwischen, Kisten austauschen

Wenn nur 2 Größenklassen sortiert werden, liegt die Handsortierung am Sortiertisch im Vergleich zur mechanischen Sortierung in einem vertretbaren Kostenbereich. Sie sind besonders niedrig, wenn wenig Stiele getrennt werden müssen und der Anteil der Hauptgröße möglichst hoch liegt, also deutlich über 50 %.


Lagerung

Jede Temperaturabsenkung verbessert die Haltbarkeit von Kirschen. Wie Versuche zeigen, ist bereits ein Absenken von 18 °C auf 12 °C sinnvoll, was daher Mindestvoraussetzung vor einer Vermarktung sein sollte. Für eine Frischhaltung für bis zu einer Woche muss natürlich tiefer gekühlt werden. Dazu sollte/n

  • nur saubere, trocken gepflückte geerntete und gegen Fäulnis behandelte Ware eingelagert werden
  • die Fruchttemperatur so schnell wie möglich auf ca. 1° C abgesenkt werden.
  • eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit angestrebt werden, um das Eintrocknen der Stiele zu vermeiden
  • die Kirschen vor dem Verkauf ggf. in ein Zwischenlager mit erhöhter Temperatur gestellt werden (10 – 12 °C), um das Beschlagen der Früchte zu vermeiden. Allerdings ist die Fäulnisgefahr durch das Beschlagen bei sauberer Ware nicht überzubewerten


Bei der Langzeitlagerung wird bis zu 6 Wochen gelagert. Sie dient dazu, das Angebot in eine interessante Spätpreisphase zu strecken oder qualitativ hochwertige Übermengen vom Markt fernzuhalten. Zum Temperatureffekt kommt hierbei auch der Einsatz von CO2 mit hohen Werten von 15 – 20 % hinzu. Zweckmäßigerweise wird die CO2-Behandlung in mit Folienbeuteln eingehüllten Paletten durchgeführt.
Die Durchführung der CA-Lagerung muß mit ca. 12 Std. vorgekühlten Früchten erfolgen. Diese werden in PE-Großbeuteln (Maße 3000 x 1250 x 1050 mm; Dicke 0,2 mm) auf vorher ausgelegten Schaumstoffeinlagen eingestapelt. Die Einlagen dienen der Vermeidung von Beutelbeschädigungen, geeignet sind die Schaumstoffeinlagen der Apfelgroßkisten. Ca. 3-4 dt fasst ein derartiger Folienbeutel. Verschlossen wird der auf der Seite liegende Beutel durch das Zubinden der zusammengerafften Öffnungen. Durch diese wird vorher ein ca. 1,5 m langer Messschlauch aus Kunststoff (Ø ca. 6 mm) gelegt. Dieser Messschlauch muss ca. 1,0 m aus dem Beutel herausragen. Um den Beutel gasdicht zu verschließen, wird die zusammengebundene Öffnung in einen Eimer mit Wasser getaucht und mit einem Stein beschwert – nur der Messschlauch ragt aus dem Wassereimer heraus, durch ihn erfolgt das Befluten des Beutels mit CO2-Gas aus einer ca. 10 kg-Flasche. Bewährt hat sich zur Beflutung der Beutel auf ca. 20,0 % CO2 die Einhaltung von ca. 1 Minute Beflutungsdauer bei 2-3 bar Öffnungsdruck der Gasflasche. Beflutete Beutel werden nach 15 Minuten Wartezeit auf ihren erreichten CO2-Wert gemessen und ggf. nachbeflutet. Bei 20,0 - 25,0 % CO2 ist automatisch ein Rest-Sauerstoffwert von 12,0 - 15,0 % erreicht. CO2-/O2-Messungen am Folgetag der Beflutung machen sehr schnell deutlich, wie sich der einzelne Beutel in Zukunft verhalten wird – je nach Dichtigkeit des Beutels sind Werte-Korrekturen im 2 - 7 - Tage-Rhythmus die Regel.

Die Kühlung auf 1,0 – 1,5° C erfolgt als Mantelkühlung durch die Kühlanlage des Lagerraumes, in dem die Folienbeutel aufgebaut sind. Die Abbildungen 1 - 5 zeigen das Erscheinungsbild dieser mit wenig Aufwand machbaren CA-Lagervariante. Die benötigte Anwendungserfahrung ist nach eigener Einschätzung sowie nach Aussage von bisher beteiligten Obstbauern bereits nach dem 1. Beutel soweit fortgeschritten, das problemlos und mit einem Minimum an einzusetzender Zeit von jedem interessierten Obstbauern die CA - Lagerung von Süßkirchen gemeistert werden kann. Abschließend gibt die tabellarische Material- und Ausrüstungsliste einen Überblick.[3]

Für die Kirschen-CA-Lagerung erforderlichen Ausrüstung: (Aufstellung in einem Kühllagerraum)
Ausrüstungsteil Bezugsquelle Kosten
PE-Folienbeutel (1,05 m x 1,25 m x 2,50 m) Bedarfshandel 6 €
1,5 m Meßschlauch z.B. Baumarkt ca. 1 €
CO2-Meßgerät (0 – 60 % Skala) Schornsteinfeger-Großhandel ca. 160 €
10 kg – CO2-Gasflasche (incl. Druckarmatur) "Bierverlage" u.a. ca. 35 € Mietpreis
Schaumstoff-Einlagen normalerweise vorhanden
10-20l Eimer
1 m Schnürband
Staubsauger
Preßluft zur CO2-Senkung bzw. O2-Anhebung

Einzelnachweise

  1. M. Balmer im Vorwort zu: Intensiver Süßkirschenanbau - Sorten, Anbausysteme, Produktionstechnik. Redaktion: Balmer, M., Nyéki, J. und F. Apáti. Verlag der Universität Debrecen Zentrum für Agrar- und Wirtschaftswissenschaften, Institut für Forschung und Entwicklung. 2010. ISBN 978-963-9732-95-7
  2. Balmer und Wicke, 2006
  3. Kirchof, R., Vortrag Bundessteinobstseminar 1999

Quelle

  • M. Balmer, J. Lorenz (2010): Intensivierung im Tafelkirschenanbau. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Rheinbach. 
  • Winter, F. (1992): LUCAS‘ Anleitung zum Obstbau.. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart..