Anthurium andraeanum

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Große Flamingoblume
Anthurium andraeanum
Anturio1.jpg
Große Flamingoblume
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Monokotyledonen
Ordnung Froschlöffelartige
Alismatales
Familie Aronstabgewächse
Araceae
Gattung Flamingoblumen
Anthurium


Die Große Flamingoblume wurde 1867 in Kolumbien von E. ANDRÉ gefunden und durch den belgischen Gärtner J. LINDEN nach seinem Entdecker benannt. Anthurium andraeanum ist in allen seinen Pflanzenteilen größer und auch robuster als A. scherzerianum, blüht aber weniger reich. Die einzelne Spatha ist bis zu 25 cm groß. Die lackartig glänzenden, breit herzförmigen Blütenscheiden sind weiß, grün, rosa bis dunkelrot gefärbt. Sie umschließen einen kurzen, gelben Blütenkolben[1].

Zunächst wachsen die Pflanzen unverzweigt, später bilden sie einen Stamm, Stelzwurzeln und verzweigen[2].

Die A. andraeanum Hybriden spielen als Topfpflanzen nur eine untergeordnete Rolle. Durch die größeren Blätter und die größere Spatha eignen sie sich besser zur Schnittblumenkultur. Von HOLTKAMP sind kleinere Hybriden, mit orangerot gefärbter Spatha, auf dem Markt zu finden. Auch ARNDT brachte interessante Klone auf den Markt[3].

Als reine Zimmerpflanzen sind sie aufgrund des hohen Luftfeuchtebedarfs nur bedingt zu empfehlen. Nur in ausgebauten Blumenfenstern, Wintergärten oder Kleingewächshäusern finden sie optimale Wachstumsbedingungen. Die intensiven Farbtöne der Flamingoblumenhochblätter schaffen eine tropische Raumatmosphäre.


Botanik

Anthurium andraeanum Linden ex André (Große Flamingoblume) ist eine meist epiphytische Staude, die im tropischen Amerika beheimatet ist. Die Blätter sind grundständig oder wechselständig mit einem durchgehenden Blattnerv. Die derben Blätter der Pflanze besitzen eine starke Wachsschicht, die die starken Regenfälle in den Regenwäldern abperlen lässt. Der Kolben wird im Knospenzustand von der Spatha umschlossen. Im weiteren Wachstumsverlauf rollt sich das Hüllblatt auf und die dicht gedrängten Einzelblüten werden frei. Bei A. andraeanum ist der gelbe Kolben verhältnismäßig kurz und gerade ausgebildet, bei A. scherzerianum ist er rötlich gefärbt und meist spiralig gedreht[4]. Zunächst erscheinen die weiblichen Organe in Form von kleinen Höckern. Diese sondern einen klebrigen Tropfen ab, an dem der Pollen haftet und den Narben zur Befruchtung zugeführt wird. Wenn sie absterben, strecken sich die Antheren und springen auf[5]. Knapp ein Jahr nach der Befruchtung wachsen die weißen, gelb oder rot gefärbten Beeren aus dem Kolben heraus und hängen an Fäden herab.

Selbstbestäubungen auf dem gleichen Kolben sind zwar möglich, für einen sicheren Fruchtansatz sind aber mehrere Pflanzen zu halten[6]. Die künstliche Bestäubung ist mit einem feinen Pinsel vorzunehmen. Die Reife der zu bestäubenden Blüten ist an der Tröpfchenabsonderung, die Reife des Pollen liefernden Blütenstandes am Stäuben erkenntlich.

Es gibt eine große Sortenvielfalt mit vielen interessanten Farbtönen von rot und rosa, bis hin zu violett und schwarzen Hochblättern, wie die Sorte 'Black Queen '.

Jungpflanzenanzucht

Vermehrung

Wegen der begrenzten Keimfähigkeit sollte das Saatgut möglichst schnell ausgesät werden. Die Beeren müssen ausgewaschen werden, da das Fruchtfleisch keimhemmende Stoffe enthält. Das gewonnene Saatgut wird mit lauwarmem Wasser abgespült, kurz getrocknet und gleich ausgesät[7].

Die Aussaat erfolgt in Schalen oder Kisten auf angefeuchtetem Substrat bei einem Abstand der Samen von 3 x 3 cm. In der Regel verwendet man ein Torfkultursubstrat. Zerkleinertes Sphagnum oder Heideerde mit Sandzusatz sind auch möglich[8]. Frisches Saatgut keimt bei 22 bis 24 °C in etwa 10 bis 12 Tagen. Das Saatgut sollte nicht mit Substrat bedeckt werden, da die Keimung durch Licht gefördert wird. Nach dem Auflaufen kann die Temperatur tagsüber auf 20 °C, nachts auf 18 °C gesenkt werden. Es treten auch sortenspezifische Unterschiede auf. Die Bodentemperatur wird immer um 18 °C gehalten[9]. Die Luftfeuchte sollte hoch sein, vor allem aber konstant um 80 % relativer Feuchte[10]. Nach ca. 4 Monaten können die Pflanzen entweder in den Endverkaufstopf oder in einen 8 cm Topf pikiert werden. Für den Zwischentopf spricht, dass die Pflanzen besser Anwurzeln und zügiger wachsen[11]. Die Sämlinge können auch als Hydrokultur weiterkultiviert werden.

Ein Nachteil bei der Aussaat ist die Heterogenität der Nachkommen. Also Lösung dieses Problems wurde im Jahr 1974 die Meristemvermehrung bei der Anthurium-Kultur entwickelt. Diese Vermehrungsmethode beruht darauf, dass unter Laborbedingungen auf Blattstücken Kallusbildung und Sprossregeneration erzielt wird. Mit der Ablauf von Kallusinduktion, Kalluswachstum, Kallusvermehrung, Triebbildung und Wurzelbildung ist es möglich, A. andraeanum sehr schnell, in großer Stückzahl und genetisch identische Pflanzen zu produzieren[12].

Die Vermehrung durch Kopf-, Trieb- und Augenstecklinge wird kaum noch durchgeführt. Grund dafür ist die geringe Anzahl von Jungpflanzen sowie der leichte Befall von Pythium.

Mutterpflanzen

Als Mutterpflanzen kommen streng selektierte Bestände in Frage. Die Gewinnung des Vermehrungsmaterials erfolgt durch Spezialbetriebe. Durch die Methode der Gewebekultur entfallen umfangreiche Bestände der Mutterpflanzenhaltung. Die gewonnenen Klonsorten sind in ihren Ertragsverhältnis und Klimaansprüchen sehr einheitlich. Eine optimale Kulturführung für alle Pflanzen des Bestandes ist dadurch möglich[13].

Die Mutterpflanzen können durch Teilung vermehrt werden. Der Stamm der Pflanze wird umgebogen und mit Substrat bedeckt. Der bewurzelte Stamm kann dann in drei bis vier Einzelpflanzen geteilt werden[14].

Kultur

Licht

Die Pflanzen werden auf ca. 15 klux schattiert. Gegen direkte Sonneneinstrahlung reagieren die Pflanzen schnell mit Verbrennungserscheinungen oder Aufhellungen an Blättern und Spathen. Von Oktober bis März kann auf die Schattierung verzichtet werden[15].

Zur Erhöhung der Frühjahrsproduktion ist der Einsatz von Assimilationslicht im Einzelfall zu prüfen. Allgemein wird mit hohem Lichtangebot die Blühwilligkeit gefördert[16]. So benötigen Blumen mit Erntezeitpunkten Juni bis Oktober etwa 7 Wochen, solche Mit Erntezeitpunkten von November bis Februar bis zu 11 Wochen.

Temperatur

Anthurien haben einen hohen Wärmeanspruch. Sie können im Sommer tagsüber bei 20 bis 24 °C stehen, kurzzeitig vertragen sie auch bis zu 30 °C. Nachts sollte die Temperatur um 18 °C gehalten werden. Im Winter sollte sie nachts nicht unter 17 °C liegen[17]. Unter 14 °C tritt ein Verblauen der Spatha ein. Hohe Temperaturen wirken sich kaum auf die Anzahl der Blumen aus, wohl aber auf den vegetativen Zuwachs und Triebbildung. Vorsicht ist bei zu starkem Absinken der Lufttemperatur geboten. Durch den raschen Anstieg der Luftfeuchte ist die Transpiration herabgesetzt und Wasser kann auf den Pflanzenteilen kondensieren. Im schlimmsten Fall treten Pilzkrankheiten auf, u.a. die Septoria- Blattfleckenkrankheit.

Bei Pflanzen, die für Schnittzwecke verwendet werden, sollte nach der Hauptwachstumszeit in den Sommermonaten bei älteren Pflanzen eine Ruheperiode eingelegt werden. Die Pflanzen werden dann bei 15 bis 20 °C gehalten und weniger gegossen. Erst im Januar, wenn sich neue Triebe zeigen, kann wieder für mehr Wärme gesorgt werden. So kann die Hauptblütezeit vorverlegt werden um bessere Absatzmöglichkeiten auszunutzen[18]. Die Wirtschaftlichkeit dieser Schnittblumenkultur wird jedoch sehr kritisch bewertet. Für eine kühlere Kulturführung ist kaum Spielraum vorhanden. Bei 10 °C sind hohe Pflanzenausfälle zu erwarten, bei 13 °C treten noch Blattrandnekrosen auf. Erst ab 16 °C zeigen Sorten wie 'Hörning Orange', 'Vogels Nr. 202' und 'Vogels Nr. 233' keine Pflanzenschädigungen[19]. Eine rentable Kultur kann nur mit energiesparenden Maßnahmen wie Isolierglas (bzw. Stegdoppelplatten), Energieschirm, Kurzkultur und höhere Flächennutzung erfolgreich sein[20].

Luftfeuchte und Bewässerung

Die Pflanzen benötigen eine hohe relative Luftfeuchte von 70 bis 80 %. Nachts sollte sie nicht über 90 % liegen. Bei sonnigem Wetter kann sie auch ca. 60 % betragen[21]. Bei geringeren Werten steigt die Gefahr von Wachstumsstockungen und die Ausbildung kleiner Blumen.

Die Pflanzen benötigen wenig Frischluft. Man nimmt lieber höhere Lufttemperaturen in Kauf als ein plötzlicher Wechsel der Luftfeuchte[22].

Zur Pflanzenbewässerung kommen Tröpfchen- und Düsenbewässerungssysteme in Betracht. Eine gleichmäßige, aber nicht übermäßige Bodenfeuchtigkeit ist zu halten. Bei dem Einsatz einer Sprühnebelanlage ist darauf zu achten, dass wegen der Verschmutzungsgefahr auf Blätter und Spathen nur weiches Wasser zum Einsatz kommt. Die Wasserhärte sollte bei < 10 °dH (= 1,79 mmol/L) liegen. Bei der Anstau- und Rinnenbewässerung leiden die Wurzeln oft unter Sauerstoffmangel[23].

Düngen

Die Salzverträglichkeit der Anthurien ist gering. Bei vorgedüngten Torfsubstraten sollte der elektrische Leitwert bei 0,6 bis 0,8 mS liegen, bei Substraten ohne Vordüngung zwischen 1,0 bis 1,5 mS[24].

Die Grunddüngung erfolgt mit 1,5 bis 2 kg pro m3 eines Stickstoff-betonten Mehrnährstoffdüngers. Für eine Nachdüngung wird in der Hauptwachstumszeit eine wöchentliche Düngung mit einem 0,3 % Mehrnährstoffdünger durchgeführt. Insgesamt soll die Düngermenge 150 g/m2 nicht übersteigen[25].

Pflanzen, die in Hydrokultur kultiviert werden, benötigen eine Düngermenge von ca. 1 g/L Wasser eines Spezialdüngers (15-7-22-6)[26].

Eine CO2 Düngung von 600 bis 900 vpm fördert das Wachstum während der Wintermonate.

Substrat

Gut geeignet sind grobfaserige oder mit 25 % Styromull aufgelockerte Torfkultursubstrate. Weiterhin werden Praxismischungen aus Torf, Styromull, Steinwolle oder Rinde verwendet. Bei einer Verwendung von Steinwolle ist zu beachten, dass sie einen hohen pH-Wert im alkalischen Bereich hat. Daher sollte diese vor der Verwendung gründlich mit der Nährlösung durchgespült werden. Der optimale Reaktionswert des Substrates liegt bei 4,5 bis 5,5 pH. Jedes Verpflanzen sollte unter größter Schonung der Wurzeln vorgenommen werden[27].

Mutterpflanzen können auf Beeten ausgepflanzt werden, wobei die Substratschicht mindestens 20 cm betragen sollte. Zur Anzucht der Anthurien in geschlossenen Systemen (Rinnenkultursystem) eignen sich Steinwolle und Polyphenolschaum. Bei einem Hydrokultursystem ist Blähton gut geeignet[28].

Pflanzung

Als Topfpflanzen im 2 bis 4 Liter Gefäß brauchen die Pflanzen ab dem Topfen ungefähr 35 Wochen bis zur Verkaufsreife[29].

Zur Schnittblumenkultur werden die Pflanzen entweder auf Beeten oder in 10 L Containern gehalten. Werden sie ausgepflanzt, sind Reihenabstände von 30 cm und Wegbreite von 60 cm günstig. Eine Bestandsdichte von 6,5 bis 7,5 Pflanzen ist anzustreben.

Stutzen

Bei der Schnittblumenkultur wird für erhöhten Licht und Luftzutritt bis zur Pflanzenbasis der Bestand regelmäßig von überhängenden Blättern befreit. Überzählige Seitentriebe können als Schnittgrün vermarktet werden.

Pflanzenschutz

Die Aussaaten sind leicht einem Befall durch Vermehrungspilze ausgesetzt. Hohe Temperaturen und Luftfeuchte begünstigen den Befall dieser Krankheiten. Beim Umpflanzen sollten die leicht zerbrechenden Wurzeln sehr geschont werden. Anthurien reagieren auf viele Pflanzenschutzmittel empfindlich. Es sind Probespritzungen durchzuführen.

Allgemein können folgende Krankheiten und Schädlinge auftreten[30].

  • Wurzel- und Stammgrundfäule (Pythium- Arten): von Wurzel auf Stengelgrund übergreifende Weichfäule; erst Gelb-, später Schwarzfärbung der Blätter; Pflanzen vergilben und sterben ab
  • Stammfäule (Phytophthora- Arten): Blätter sind fahlgrün und stumpf; Stengelgrund schwarzbraun gefärbt; Welken und absterben der Pflanze
  • Blattfleckenkrankheit (Septoria anthurii u.a.): graubraune Blattflecken mit schwarzem Grund und gelben Hof; Im Zentrum der Flecke schwarze Fruchtkörper; Blätter welken und vergilben
  • Echter Mehltau (Erysiphe communis): Weißer, später bräunlicher, mehliger Belag auf den Blättern
  • Blasenfüße (Thysanoptera): Auf den Blättern, besonders entlang der Blattadern, kleine silbrige bis braune Fleckchen, Blüten oder Blütenscheiden fleckig und missgebildet
  • Spinnmilben (Tetranychidae): Blätter anfangs mit hellen Sprenkeln, später braun und vertrocknend; blattunterseits winzige Milben in feinen Gespinsten
  • Blattpocken (abiotische Ursache): hell bis graugrüne, meist pocken- oder schwielenartige Blattflecken; tritt bei niedriger Temperatur und hoher Luftfeuchte ein

Ernte und Vermarktung

Qualität

Große Flamingoblume als Schnittblume für Blumensträuße

Sobald das Stielstück unmittelbar unter dem Hochblatt fest ist und der kolbenartige Blütenstand ca. 75 % weiß gefärbt ist, können die Schnittblumen geerntet bzw. vermarktet werden.

Die Blumen sollten keinen grünen Rand aufweisen. Geflammte Zeichnungsmuster auf den Blättern deuten auf eine Virusinfektion hin[31].

Markt

Pflanzen zur Schnittblumengewinnung werden in Europa kaum noch angebaut. Der großflächige Anbau findet in tropischen Gebieten, z. B. Hawaii, Mittelamerika und Westafrika, aufgrund der besseren Klimabedingungen, schnellerem Wachstum und günstigen Transportmöglichkeiten statt. Wegen der guten Preise pro Blume und des geringen Gewichts lohnt sich ein Transport über große Entfernungen[32].

Der Umsatz von Anthurien lag 2004 an der niederländischen Veilingen bei ca. 40 Mio. Euro. Er sank dabei gegenüber dem Vorjahr um 6,8 %. Es wurden rund 69 Mio. Stiele zu einem Durchschnittspreis von 0,58 Euro abgesetzt. Die Schnitt-Anthurie lag auf Platz 8 der meistverkauften Schnittblumen[33].

Im Jahr 2007 erreichten die Schnitt-Anthurien mit einem Umsatzanteil von ca. 2 % den 10. Platz des Gesamtvolumens bei Schnittblumen, bei einem Gesamtumsatz von 3150 Mio. Euro. Fast gleichauf liegen Sonnenblumen, Orchideen und Amaryllis mit ungefähr 3 %. Auf Platz 11 liegen Schnitt-Narzissen, gefolgt von Freesien und Calla[34].

Als blühende Zimmerpflanzen stehen Anthurien auf Platz 9, mit 4 % des Gesamtumsatzes von 1290 Mio. Euro, der umsatzstärksten Pflanzen im Jahr 2008[35]. Es ist davon auszugehen, dass Anthurium scherzerianum wesentlich zu diesem Erfolgt beiträgt. Diese ist bedeutend anspruchsloser und besser geeignet als Zimmerpflanze.

Als Neuheit wurde im Februar 2008 auf der Pflanzenmesse „Salon du Végétal“ in Angers die A. andraeanum 'Black Queen' ausgezeichnet. Sie besitzt eine dunkle, fast schwarz-gefärbte Spatha[36].

Als Mini-Anthurien wurde die A. andraeanum 'Royal Princess Alexa' auf der Pflanzenmesse Horti Fair 2008 vorgestellt. Mit einer Pflanzenhöhe von 25 bis 30 cm besitzt sie einen kompakten Wuchs und wird im 9 cm Topf vermarktet[37].

Haltbarkeit als Schnittblumen

Die Transporttemperatur sollte zwischen 13 bis 15 °C liegen. Plötzliche starke Temperaturunterschiede müssen unbedingt vermieden werden.

Die Blumen sind sehr lange in der Vase haltbar. Für die Qualitätserhaltung sollten die Blumen in wassergefüllte Kunststoffröhrchen gesteckt werden[38]. Schnittblumen sind im Wasser etwa zwei Wochen lang bei einer Temperatur von 16 bis 18 °C haltbar. Blumenfrischhaltemittel sind nur wenig wirksam[39].

In dem Fall, dass der Blumenstiel bei ungenügender Festigkeit geschnitten wurde, welken die Blumen schon nach wenigen Tagen und lassen sich auch nicht mehr auffrischen. Große Blumen erzielen oft höhere Preise, sind aber schwerer zu vermarkten als kleine bis mittelgroße.

Wegen der auffallend großen Blumen werden sie auch als Ergänzung zu den Topfpflanzen von A. scherzerianum vermarktet.

Standort und Pflege beim Endverbraucher

Anthurien sind anspruchsvolle Zimmerpflanzen. An einem hellen Standort lassen sich bei hoher Luftfeuchte (> 70%) Jungpflanzen von A. andraeanum halten. Ältere Pflanzen benötigen viel Platz und sind nur für das Blumenfenster zu empfehlen[40]. Die Blütezeit fällt in das Frühjahr. Die Blätter müssen regelmäßig mit einem feuchten Tuch abgewaschen werden, denn nur ein staubfreies Blatt bringt eine volle Wuchsleistung. Die abgeblühten Hochblätter entfernt man mit einem Messer.

Die Temperatur sollte zwischen 21 und 25 °C betragen, im Winter mindestens 18 °C. Schon kleinere Temperaturabsenkungen unter diesen Werten führen zu Wachstumsstockungen, von denen sie sich nicht mehr erholt. Für eine hohe Luftfeuchte kann der Topf auf nasse Kiesel oder in einem Übertopf mit feuchtem Moos gestellt werden. Hartes Gießwasser verträgt die Flamingoblume nicht, günstig ist die Verwendung von handwarmen Regenwasser. Im Sommer ist zweimal pro Woche zu wässern, im Winter genügen wöchentliche Wassergaben[41].

Bei beginnendem Austrieb können sie in durchlässiges Torfkultursubstrat gesetzt werden. Flachere Gefäße haben sich bewährt, da die Flamingoblume ein ausgesprochener Flachwurzler ist. Praxismischungen sind aus 3 Teilen Lehm und 1 Teil geschnittenen Sphagnum herzustellen. Der Wurzelhals sollte dabei über dem Substrat liegen. Der Zusatz von Styromull ist günstig zur Wurzelbelüftung[42]. Von älteren Pflanzen können bewurzelte Seitentriebe abgenommen werden. Eine Stecklingsvermehrung ist meist nur für erfahrene Hobbygärtner durchzuführen. Besser ist es, den Schopf abzumoosen bevor dieser abgeschnitten wird[43].

Neben Blatt- und Schildläusen können bei Kulturfehlern Wurzelfäule, Blattfleckenkrankheiten und Blattverfärbungen auftreten.

Züchtung

Die ursprüngliche Art ist nicht mehr in Kultur. An diese Stelle sind Hybriden getreten, die nicht mehr über eine Aussaat vermehrt werden, sondern durch Gewebekultur.

Die ersten Züchtungen gehen auf Gärtnern aus Frankreich, Belgien, England und Deutschland zurück. Seit ungefähr 70 Jahren wird die Pflanze züchterisch bearbeitet. Verbesserungen sind besonders bei Größe, Farbe und Form der Spatha erzielt worden. Reine, leuchtende Farben ohne die Bildung eines grünen Randes sind vorrangig erwünscht. Durch die Gewebekultur ist die Züchtung reiner, generativ vermehrbarer Sorten in den Hintergrund getreten. Es besteht noch immer Nachfrage nach Typen für die Topf- und Hydrokultur[44].

Kulturzeitverkürzungen lassen sich erreichen, wenn Typen mit kurzer Anzuchtdauer und frühzeitigem Blühbeginn ausgelesen werden. Von Bedeutung ist eine kühlere Kultur und Anspruchslosigkeit der Pflege. Unter einer Anzuchttemperatur von 15 °C besteht die Gefahr des Bläuens der Spatha. Weitere Zuchtziele sind: Reichblütigkeit; Wuchsfreudigkeit; Stellung, Form und Farbe des Blütenstandes[45]; Verträglichkeit gegenüber Luftfeuchteschwankungen; Haltbarkeit abgeschnittener Blumen; Verpackungsfreundlichkeit und Versandfestigkeit.

Internationale Bezeichnung

20px Deutsch Große Flamingoblume
Flag of Austria.png Österreichisches Deutsch Große Flamingoblume
Bandera de Suiza.png Schweizerdeutsch Große Flamingoblume
Flag of the United Kingdom (3-5).svg Englisch Flamingo lily
العربية Arabisch انتوريم
Flag of China.png Chinesisch (Mandarin) 火鶴花, 粉紅色火鶴花, 粉掌
Flag of Denmark (WFB 2004).gif Dänisch Flamingoblomst
Flag of Estonia (1990–2006).png Estnisch Flamingolill
Flag of Finland.png Finnisch Flamingokukat, Andrenflamingokukka
Flag of France.png Französisch Anthurium
Flag of Greece.png Griechisch Ανθούριο
Flag of Italy (1946–2003).png Italienisch Anturio
Japan flag - variant.png Japanisch アンスリウム
Flag of Lithuania.png Litauisch Anturis, Andrės anturis
Flag of the Netherlands.svg Niederländisch Lakanthurium
Flag of Norway.svg Norwegisch Flamingoblomst
Flag of Poland.svg Polnisch Anturium Andrego
Flag of Russia.svg Russisch Антуриум Андре
Flag of Sweden.svg Schwedisch Flamingoblomssläktet, Rosenkalla
Flag of Spain.svg Spanisch Anturio
Flag of the Czech Republic.svg Tschechisch Toulitka
Flag of Hungary.svg Ungarisch Flamingóvirág


Onlinevideos rund um die Große Flamongoblume

Details zur Kultur von Anthurium andraeanum werden manchmal erst so richtig klar, wenn man sie im Bild oder noch besser in einem Film sieht. Hauptsächlich werden in Onlinevideos Pflanzenpflege, Sorten und Vermehrung der Großen Flamingoblume behandelt. In der folgenden Tabelle sind einige Videos nach Thema, Titel, Sprache, Dauer und Anbieter usw. aufgelistet.

Thema Titel mit Link zum Film! Sprache Dauer Anbieter
Pflanzenvorstellung ANTÚRIO portugiesisch 4:01 Min. Youtube
Pflanzenvorstellung Cultivation practices of anthurium englisch (Indien) 5:57 Min. Youtube
Sorten ANTÚRIO - Black Queen - Musik - 0:34 Min. Youtube
Produktion Anthurium cultivation englisch (Indien) 19:46 Min. Youtube
Befruchtung Polinizacion anturio Spanisch 1:40 Min. Youtube
Schnitt-Anthurien Marketing for the Anthurium Industry englisch 14:58 Min. Youtube
Pflanzenpflege How to Care for Anthurium englisch 2:07 Min. Youtube
Pflanzenpflege Anthurium care and problem solving englisch 0:52 Min. Youtube


Quellen

Für diesen Artikel wurden folgende Quellen vorwiegend genutzt:

v. Hentig, W.-U. (Hrsg.), R. Röber, W. Wohanka (1994): Anthurium andraeanum Hybriden. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau. 3. Auflage. Paul Parey. Berlin und Hamburg. 

Röber, R. (Hrsg.) (1994): Topfpflanzenkulturen. 7. Auflage. Ulmer Verlag. Stuttgart. ISBN 978-3800151363

Zimmer, K., F. Escher, E. Gugenhahn und O. Kneipp (1991): Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. 3. Auflage. Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 978-3800151349

Fischer-Klüver, G. (2007): Anthurium andraeanum. In: DeGa. Nr. 03. Seite 45 - 46. 

Erhardt, W., E. Götz, N. Bödeker & S. Seybold (2008): Der große Zander. Nr. Band 1, Band 2. Ulmer Verlag. Stuttgart. ISBN 978-3800154067


Einzelnachweise

  1. Miessner, E. (1968): Anthurium: Arten. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  2. Fischer-Klüver, G. (2007): Athurium andraeanum. In: DeGa 03/2007, S. 45-46.
  3. Röber, R. (1994): Botanik von Anthurium. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 7. Aufl., Stuttgart.
  4. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Botanisches von Anthurium. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  5. Miessner, E. (1968): Vermehrung von Anthurium andraeanum. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  6. Steib, T. (1994): Anthurium andraeanum Hybriden. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 6. Aufl., Stuttgart.
  7. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Aussaat von Anthurium. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  8. Miessner, E. (1968): Vermehrung von Anthurium andraeanum. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  9. v. Hentig, W.-U. (1994): Vermehrung von Anthurium andaeanum. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau, Verlag Paul Parey, 3. Aufl., Stuttgart.
  10. Horn, W. (1996): Kulturpraxis bei Anthurium andraeanum. In: Zierpflanzenbau, Blackwell-Wissenschaftsverlag, Berlin-Wien.
  11. Schmidt, K. (1984): Erfahrungen mit Topf-Anthurien. In: Deutscher Gartenbau 47/1984, S. 211.
  12. Leffring, L. (1976): Die Bedeutung der Gewebekultur. In: Gartenwelt 23/1976, S. 474-475.
  13. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Gewebekultur bei Anthurium. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  14. Fischer-Klüver, G. (2007): Vegetative Vermehrung von Athurium andraeanum. In: DeGa 03/2007, S. 45-46.
  15. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Lichtbedarf bei Anthurium. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  16. Röber, R. (1994): Licht, Temperatur und Luftfeuchte bei Anthurium. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 7. Aufl., Stuttgart.
  17. v. Hentig, W.-U. (1994): Temperatur bei Anthurium andaeanum. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau, Verlag Paul Parey, 3. Aufl., Stuttgart.
  18. Miessner, E. (1968): Kulturmaßnahmen bei Anthurium andraeanum. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  19. Schenk, M und W. Brundert (1981): Temperatureinfluss bei Anthurium-Andraeanum Hybriden. In: Deutscher Gartenbau 49/1981, S. 2064-2065.
  20. Schmidt, K. (1984): Erfahrungen mit Topf-Anthurien. In: Deutscher Gartenbau 47/1984, S. 211.
  21. Fischer-Klüver, G. (2007): Relative Luftfeuchte bei Athurium andraeanum. In: DeGa 03/2007, S. 45-46.
  22. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Ansprüche und Kulturverlauf bei Anthurium. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  23. v. Hentig, W.-U. (1994): Kultur von Anthurium andaeanum. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau, Verlag Paul Parey, 3. Aufl., Stuttgart.
  24. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Salzverträglichkeit von Anthurium. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  25. Röber, R. (1994): Substrate, Düngung und Wasser bei Anthurium. In: Topfpflanzenkulturen. Ulmer Verlag, 7. Aufl., Stuttgart.
  26. Fischer-Klüver, G. (2007): Düngung von Athurium andraeanum. In: DeGa 03/2007, S. 45-46.
  27. Miessner, E. (1968): Kulturmaßnahmen bei Anthurium andraeanum. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  28. Fischer-Klüver, G. (2007): Substrat bei Athurium andraeanum. In: DeGa 03/2007, S. 45-46.
  29. Horn, W. (1996): Kulturpraxis bei Anthurium andraeanum. In: Zierpflanzenbau, Blackwell-Wissenschaftsverlag, Berlin-Wien.
  30. v. Hentig, W.-U. (1994): Krankheiten und Schädlinge bei Anthurium. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau, Verlag Paul Parey, 3. Aufl., Stuttgart.
  31. Miessner, E. (1968): Haltbarkeit der Anthurien. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.
  32. Horn, W. (1996): Anthurium andraeanum. In: Zierpflanzenbau, Blackwell-Wissenschaftsverlag, Berlin-Wien.
  33. Fischer-Klüver, G. (2007): Absatz und Handel von Athurium andraeanum. In: DeGa 03/2007, S. 45-46.
  34. Unknown (2008): Rosen bauen Marktanteil aus. In: DeGa 15/2008, S. 5.
  35. Niehues, R. (2009): Die wichtigsten Pflanzen im grünen Einzelhandel. In: DeGa P&H 04/2009, S. 12-13.
  36. Unknown (2008): Neuheiten prämiert. In: DeGa 13/2008, S. 10.
  37. v. Meggelen, I. (2008): Was gibt´s neues? In: DeGa 39/2008, S. 34.
  38. Fischer-Klüver, G. (2007): Transport und Verkauf von Athurium andraeanum. In: DeGa 03/2007, S. 45-46.
  39. v. Hentig, W.-U. (1994): Ernte von Anthurium. In: Kulturkartei Zierpflanzenbau, Verlag Paul Parey, 3. Aufl., Stuttgart.
  40. Kummert, F. (1982): Anthurium. In: Das große Buch der Zimmerpflanzen. Südwest Verlag, München.
  41. Longman, D. (1987): Das große Buch der Hauspflanzen. MVG-Verlag, 4. Aufl., Landsberg.
  42. Schubert, M. und R. Herwig (1982): Flamingoblume. In: Wohnen mit Blumen. BLV-Verlag, 15. Aufl., München.
  43. Encke, F. (1987): Anthurium. In: Kalt- und Warmhauspflanzen, Ulmer Verlag, 2. Aufl., Stuttgart.
  44. Zimmer, K. (Hrsg.) (1991): Zuchtziele und Neuzüchtung von Anthurium. In: Hauptkulturen im Zierpflanzenbau. Ulmer Verlag, 3. Aufl., Stuttgart.
  45. Miessner, E. (1968): Züchtungsziele bei Anthurien. In: Zierpflanzen. Dt. Landwirtschaftsverlag, 3. Aufl., Berlin.

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