Andromeda-Netzwanze

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Andromeda-Netzwanze, Andromeda-Gitterwanze
Stephanitis takeyai
DRAKE ET MAA 1955
Synonyme
Tingis = Stephanitis globulifera MATSUMARA 1905
Andromeda Netzwanze011DLR-RLP-RW.jpg
Adulte Andromeda-Netzwanze
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Überordnung Schnabelkerfe
Hemiptera
Ordnung Wanzen
Heteroptera
Familie Netzwanzen
Tingidae


Die Andromeda-Netzwanze Stephanitis takeyai, auch Andromeda-Gitterwanze genannt, gehört zu den Gitter- oder Netzwanzen (Heteroptera, Tingidae). Diese Wanzenart ist in Europa nicht heimisch, sondern stammt ursprünglich aus Japan. Von dort aus wurde sie durch Pflanzentransporte nach Nordamerika und Europa verschleppt.

Verbreitung

Die in Japan heimische Andromeda-Netzwanze trat in Europa erstmals im Jahr 1994 in den Niederlanden auf [1], und gelangte von dort über Pflanzenimporte nach Südostengland (1998) und Italien (2000). 1998 konnte die Netzwanze in Polen nachgewiesen werden. Vermutlich wurde sie mit Pflanzentransporten aus Deutschland nach Polen verschleppt, obwohl ein sicherer Nachweis für Deutschland erst im Jahr 2002 erbracht werden konnte. [2] Es ist davon auszugehen, dass die Andromeda-Netzwanze zuvor schon längere Zeit in Deutschland unbemerkt auftrat [3] [4], insbesondere aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit zwei anderen in Deutschland auf Rhododendron vorkommenden Gitterwanzenarten.

In den USA wurde S. takeyai bereits 1974 durch Pflanzenimporte eingeschleppt. Im Jahr 2001 konnte sie auch erstmals in Kanada nachgewiesen werden. [2]

Merkmale und ähnliche Arten

Gitterwanzen erkennt man an den blattartig erweiterten Rändern des Halsschildes (Pronotum) und der Flügeldecken (Hemielythren), die mit einer grob netzartigen Struktur überzogen sind. Das Halsschild ist zum Kopfende hin in eine den Kopf überdeckenden Halsblase ausgezogen.

Die Larven sind hell und dunkel gezeichnet und tragen lange, spitze Fortsätze auf dem Körper.

Die ca. 3,5 mm große Andromeda-Netzwanze zeichnet sich durch zwei tiefschwarze Querbinden auf den ansonsten transparenten Deckflügeln aus. Die Querbinden sind an den Flügelinnenseiten miteinander verschmolzen. Auch die Halsblase ist schwarz, wodurch sich die Andromeda-Netzwanze von den zwei auf Rhododendron vorkommenden Gitterwanzenarten Stephanitis rhododendri und S. oberti (in Nord- und Nordosteuropa heimisch) unterscheidet. Die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der drei Wanzenarten sind nachfolgend tabellarisch gegenüber gestellt (nach [2])

Unterscheidungsmerkmale der drei auf Rhododendron vorkommenden Gitterwanzenarten
Merkmal S. takeyai S. rhododendri S. oberti
Flügelzeichnung
  • Kräftig dunkel
  • 2 dunkle Bänder in X-Form auf den Flügeln
  • Großteil der Flügeladern schwarz
  • hell
  • 1 dunkles Band auf dem vorderen Bereich der Flügel
  • dunkel
  • 2 dunkle Querbänder auf den Flügeln
  • vorderes Querband schmaler
Halsblase schwarz hellbraun hellbraun

Schadsymptome

Der durch die Andromeda-Netzwanze verursachte Schaden wird erst bei höherer Individuendichte offensichtlich, was dazu führt, dass ihr Vorhandensein oft nicht bemerkt wird. An der Blattoberseite entstehen aufgrund der Saugtätigkeit der Wanzen zunächst einzelne, helle Flecken, die mit zunehmendem Befall flächig zusammenlaufen. Es kommt zu einer vollständigen Vergilbung und schließlich zum Abwurf der Blätter.

Verwechslungsmöglichkeiten:
Ähnliche Symptome werden durch Spinnmilbenbefall oder Nährstoffmangel verursacht. Um einen Befall durch Netzwanzen eindeutig nachzuweisen, genügt jedoch ein Blick auf die Blattunterseite. In den Sommermonaten finden sich dort Adulte und Larven bzw. deren Häutungsreste und zahlreiche schwarze Kottröpfchen. Letztgenannte Verunreinigungen lassen sich auch dann noch finden, wenn keine Adulten und Larven mehr nachzuweisen sind.

Biologie und Lebensweise

Die Andromeda-Netzwanze (ebenso die beiden anderen auf Rhododendron vorkommenden Arten) überwintert als Eistadium in den Blättern. Die Eiablage erfolgt entlang der Mittelrippe auf der Blattunterseite. Die Eiablagestelle wird sofort mit einem Kottropfen bedeckt, was die Eier vor Räubern und Parasierung durch Schlupfwespen schützt. [5] Laut Literaturangaben kann ein Weibchen im Laufe seines Lebens bis zu 378 Eier legen. [6] Der Schlupf der Larven findet Ende April/Anfang Mai statt. Die jungen Larven saugen zunächst gesellig auf der Blattunterseite und verteilen sich mit zunehmendem Alter auf der gesamten Blattunterseite. Sie wandern dabei auch auf benachbarte Blätter über.

Gitterwanzen gehören zu den Hemimetabola (Insekten mit unvollkommener Verwandlung), d.h. die Verwandlung zum ausgewachsenen Insekt erfolgt schrittweise über verschiedene Larvenstadien ohne echtes Puppenstadium. Bei der Andromeda-Netzwanze erfolgt die Entwicklung über 5 Larvalstadien bis hin zur finalen Häutung zum ausgewachsenen Insekt. Alle Entwicklungsstadien halten sich ausschließlich auf der Blattunterseite auf. In Deutschland bilden sich in Abhängigkeit von der Temperatur mindestens zwei bis drei Generationen pro Jahr. [5] Detaillierte Angaben zur Entwicklungsdauer finden sich in nachfolgender Tabelle. [2]

Dauer der verschiedenen Entwicklungsstadien von S. takeyai
Entwicklungsstadium/-phase bei 25°C Dauer
Eistadium 9-14 Tage
Larvalstadien gesamt 12-15 Tage
Gesamtentwicklungszeit (Durchschnitt) 23 Tage
Präovipositionsdauer 6,6 Tage
Ovipositionsperiode 14,8
Lebensdauer Weibchen Bis zu 44 Tage
Lebensdauer Männchen Bis zu 63 Tage

Wirtspflanzenspektrum

Zu den Wirtspflanzen der Andromeda-Netwanze zählen hauptsächlich Pieris- und Rhododendron-Arten, wobei Pieris eindeutig der Vorzug gegeben wird. [2] In ihrer Heimat Japan tritt die Art vorwiegend an Lavendelheide (Pieris japonica) und Lyonia elliptica als Schädling auf.

Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick aller bisher bekannten Wirtspflanzen von S. takeyai (verändert nach [2] und [1]). In Deutschland trat die Art bisher nur an Pieris und Rhododendron auf.


Wirtspflanzenspektrum der Andromeda-Netzwanze
Ericaceae
(Heidekrautgewächse)
Illiciaceae
(Anisgewächse)
Lauraceae
(Lorbeergewächse)
Ebenaceae
(Ebenholzgewächse)
Pinaceae
(Kieferngewächse)
Lyonia elliptica Illicium anisatum (Japanischer Sternanis, Shikimifrucht)

(Syn. I. religiosum und I. japonicum)

Cinnamomum camphora (Kampferbaum) Diospyros kaki (Kakipflaume) Pinus densiflora (Japanische Rotkiefer)
Lyonia ovalifolia (Asiatische Lyonie) Lindera benzoin (Wohlriechender Fieberstrauch) Pinus thunbergii (Japanische Schwarzkiefer)
Pieris floribunda (Vielblütige Lavendelheide) Sassafras albidum (Fenchelholzbaum)
Pieris formosa (Formosa-Lavendelheide)
Pieris japonica (Japanische Lavendelheide)
Rhododendron ssp. (Rhododendron und Azalee)
Leucothoe sp. (Traubenheiden)

Bekämpfung

Die Andromeda-Netzwanze gelangt entweder durch infiziertes Pflanzenmaterial in Gärten und Grünanlagen, es kann aber auch lokal durch ihr gutes Flugvermögen zu einer aktiven Zuwanderung aus der Umgebung kommen.

Um eine weitere Ausbreitung der Andromeda-Netzwanze in Europa zu verhindern, sind Einfuhrkontrollen beim Handel mit ihren Wirtspflanzen unumgänglich. Verstärkte Kontrollen der Wirtspflanzen in Gartenbaubetrieben sind ebenfalls wichtig, um einer weiteren Ausbreitung in Deutschland entgegen zu wirken. Da sich die Andromeda-Netzwanze in manchen Teilen Deutschlands bereits etabliert hat, wird eine weitere Verbreitung jedoch kaum zu verhindern sein. [2]

Wenn ein Befall aus dem Vorjahr bekannt ist, empfiehlt sich ein starker Rückschnitt im Frühjahr vor dem Larvenschlupf. Mit der Entsorgung des abgeschnittenen Pflanzenmaterials werden auch die in den Blättern überwinternden Eier entfernt. Bei starkem Befall in den Sommermonaten können chemische Pflanzenschutzmittel gegen saugende Insekten, am besten systemische Wirkstoffe wie Imidacloprid, eingesetzt werden. Die aktuelle Zulassungssituation für den Profibereich sowie für den Haus- und Kleingartenbereich findet sich unter http://www.ps-zierpflanzenbau.de bzw. http://www.pflanzenschutz-hausgarten.de.

Quellen

  • Baufeld, P. (2002): Die Andromedanetzwanze (Stephanitis takeyai) - ein neuer Schädling an Ziergehölzen. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes. 54. Seite 318-319. 
  • Hoffmann, H.-J. (2003a): Die Gitterwanze Stephnitis takeyai DRAKE ET MAA, 1955 neu für Deutschland (Hemipetera-Heteroptera, Tingidae). In: Heteropteron. Heft 16. Seite 21-23. 
  • Hoffmann, H.-J. (2003b): Weitere Fundorte der Neozoe Stephnitis takeyai in Westdeutschland (Hemipetera-Heteroptera, Tingidae). In: Heteropteron. Heft 17. Seite 21-22. 
  • Hommes, M. (2004): Die Andromeda-Netzwanze. In: Deutsche Baumschule. 56. Nr. 9. Seite 32-33. 
  • Hommes, M., Westhoff, J. und Melber, A. (2003): Andromeda-Netzwanze, Stephanitis takeyai DRAKE ET MAA (Heteroptera: Tingidae) erstmals für Deutschland nachgewiesen. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes. 55. Nr. 8. Seite 174-177. 
  • Werner, D. J. (2004): Die Andromeda-Gitterwanze (Stephnitis takeyai DRAKE ET MAA, 1955) vermehrt auf Friedhöfen und in Privatgärten gefunden.. In: Heteropteron. Heft 18. Seite 11-12. 


Einzelnachweise

  1. a b Baufeld, P. (2002): Die Andromedanetzwanze (Stephanitis takeyai) - ein neuer Schädling an Ziergehölzen. Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes 54: 318-319
  2. a b c d e f g Hommes, M., Westhoff, J. und Melber, A. (2003): Andromeda-Netzwanze, Stephanitis takeyai DRAKE ET MAA (Heteroptera: Tingidae) erstmals für Deutschland nachgewiesen. Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes 55 (8): 174-177
  3. Hoffmann, H.-J. (2003a): Die Gitterwanze Stephnitis takeyai DRAKE ET MAA, 1955 neu für Deutschland (Hemipetera-Heteroptera, Tingidae). Heteropteron Heft 16: 21-23
  4. Hoffmann, H.-J. (2003b): Weitere Fundorte der Neozoe Stephnitis takeyai in Westdeutschland (Hemipetera-Heteroptera, Tingidae). Heteropteron Heft 17: 21-22
  5. a b Hommes, M. (2004): Die Andromeda-Netzwanze. Deutsche Baumschule 56(9): 32-33
  6. Werner, D. J. (2004): Die Andromeda-Gitterwanze (Stephnitis takeyai DRAKE ET MAA, 1955) vermehrt auf Friedhöfen und in Privatgärten gefunden. Heteropteron Heft 18: 11-12

Weblinks