Amblyseius cucumeris, Amblyseius barkeri

Aus Hortipendium
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Raubmilbe
Amblyseius cucumeris, Amblyseius barkeri
Amblyseius cucumeris Ruisinger.jpg
Amblyseius cucumeris
Systematik
Klasse Spinnentiere
Arachnida
Ordnung Milben
Acarina
Familie Phytoseiidae

Die Raubmilbenart Amblyseius cucumeris wurde ab 1985 in den Niederlanden zunächst bei Paprika gegen Thrips tabaci eingesetzt. Durch die starke Verbreitung des Kalifornischen Blütenthripses (Frankliniella occidentalis) in den folgenden Jahren in Europa wurde der Einsatz der Raubmilben stark ausgeweitet. Dadurch wurde auch die Art Amblyseius barkeri mit eingesetzt.

Biologie

Entwicklungszyklus

Ei – Larve – Protonymphe – Deutonymphe – adulte Milbe

Die Larve besitzt 3 Beinpaare, die Nymphenstadien und die adulten Tiere 4 Beinpaare. Mit dem vorderen Beinpaar kann die Milbe die Beute tasten, greifen und fixieren. Die ovalen, weißen Eier haben einen Durchmesser von etwa 0,14 mm. Die Larve ist inaktiv, hat die gleiche Farbe wie die Eier und ist nur wenig größer. Die Nymphen sind blassbraun, die Männchen sind kleiner als die Weibchen. Nymphen und adulte Tiere sind sehr mobil und suchen aktiv nach Nahrung. Adulte Tiere von Amblyseius cucumeris sind 0,4 bis 0,5 mm groß können durchscheinend glasig, milchig weiß, blassrosa, gelblich oder bräunlich gefärbt sein je nach Beute und Ernährungszustand. Amblyseius barkeri ist etwas dunkler und hat eine leicht bernsteinfarbene Ausfärbung.

Entwicklungsdauer von A. cucumeris bei verschiedenen Temperaturen mit F. occidentalis als Futter in Tagen[1]

Temperatur °C Ei Larve Protonymphe Deutonymphe Gesamt
20 2,9 1,4 3,2 3,6 11,1
25 3,1 1,2 2,4 2,1 8,7
30 1,9 0,4 2,0 2,0 6,3

20-30°C sind ideal für die Vermehrung. Bei 35°C schlüpfen noch maximal 50% Larven aus den Eiern, 90% dieser Tiere sterben innerhalb von 2 Tagen. A. cucumeris vermehrt sich unter 18°C nicht mehr. Das trifft für A. barkeri nicht zu. Die Weibchen legen bei einer Lebensdauer von 20 bis 35 Tagen 30 bis 50 Eier auf Blattunterseiten, an die Pflanzenhaare gedrückt, ab. Für eine optimale Eilegerate müssen sich die Tiere mehrmals paaren. Die ersten Eier werden 2 Tage nach der Entwicklung zum adulten Tier abgelegt, diese Phase dauert etwa 20 Tage, bis die Raubmilbe stirbt. Die Luftfeuchtigkeit sollte mindestens 60 bis 70% betragen. In den heißen Sommermonaten sollten die Pflanzenbestände deshalb ein bis mehrmals täglich mit Wasser besprüht und die Wege befeuchtet werden. A. cucumeris geht bei ausreichender Luftfeuchtigkeit auch bis in die Blüten auf Beutejagd, während A. barkeri sich mehr in den unteren Blattetagen und in der oberen Bodenschicht aufhält. Amblyseius cucumeris können auch im Kurztag eingesetzt werden, da sie keine Diapause einlegen.

Fraßverhalten

Die Raubmilben stechen ihre Beute an und saugen sie aus. Neben Thripsen werden auch Spinnmilben, Weichhautmilben, Gallmilben, Larven von anderen Raubmilben und eigene Larven ausgesaugt. Eine Ernährung von Pollen ist auch möglich. Das ist günstig bei Paprika und anderen Pflanzen mit genügend Blütenpollen, weil die Raubmilben vorbeugend eingesetzt werden können. Bei Gurken und anderen Pflanzen ohne Pollen ist das nicht möglich. Hauptsächlich (bis zu 80%) wird das 1. Larvenstadium des Thripses erbeutet, es können 6 Larven von einer adulten Raubmilbe täglich bzw. 15 bis 64 Larve in einer Lebenszeit gefressen werden. Die späteren Thripsstadien sind stärker und wegen des Abwehrverhaltens werden sie kaum attackiert. Für Raubmilbennymphen ist die Erbeutung von Thripslarven schwierig, deshalb fressen Nymphen teilweise von adulten Raubmilben getötete Thripslarven. Es gibt je nach Pflanzenart Unterschiede in der Zahl der erbeuteten Thripslarven. Bei Paprika werden mehr Thripse gefressen als auf Gurkenblättern. Amblyseius barkeri braucht neben Thripslarven noch anderen Nahrungsquellen wie z.B. Pollen oder Spinnmilben um sich vollständig entwickeln zu können.

Ausbringung

Die Raubmilben werden nur unter Glas eingesetzt. Die Ausbringung erfolgt als lose Streuware auf Kleie oder Vermiculit, in kleinen Papiertüten zum Aufhängen oder als Bugline. Amblyseius barkeri gibt es nur in Mischung mit A. cucumeris als lose Streuware oder in Einzeltüten. Bei dem Bugline-System hängen kleine Papertüten in 80, 100, 140 und 160 m langen Papierschläuchen zusammen. Jede 3. Tüte ist mit Nützlingen gefüllt. Das System wurde für eine schnelle Ausbringung in Schnittblumenkulturen entwickelt. Die Einzeltüten und die des Bugline-Systems enthalten neben Kleie noch Hefeflocken und dienen als kleine Vermehrungseinheiten, aus denen über Wochen Raubmilben in den Pflanzenbestand einwandern. Die Tüten sollten nach Möglichkeit nicht oder kaum befeuchtet werden. Die Ausbringung erfolgt vorbeugend oder bei erstem Befall. Die Streuware wird in der Regel im Abstand von 2 Wochen mit 50 Tieren/qm ausgebracht. Eine andere Möglichkeit ist die Überschwemmungsmethode mit Streuware, bei der 200 oder mehr Tiere pro qm zwei- bis dreimal nach Möglichkeit vor dem jeweiligen Rücken ausgebracht werden. Diese Methode hat sich bei Cyclamen etabliert. Zur schnelleren Ausbringung können veränderte Stäube- und Laubblasgeräte eingesetzt werden. Die Streuware eignet sich am besten zur direkten Bekämpfung, da die Raubmilben direkt auf den Pflanzenbestand kommen. Bei der Ausbringung sollten die oberirdischen Pflanzenteile trocken sein, damit das Trägermaterial nicht auf den Blättern kleben bleibt. Bei den Tüten werden 100 Tiere pro qm im Pflanzenbestand ausgebracht. Bei dem System Bugline werden die Papierschläuche durch die Pflanzreihen gezogen. Bei allen Methoden werden die Nützlinge flächig über den Pflanzenbestand verteilt. Zur Überwachung der Thripspopulation sollten beleimte Blautafeln im Pflanzenbestand aufgehängt und regelmäßig kontrolliert werden. Der Einsatz von Amblyseius cucumeris und A. barkeri erfolgt im Zierpflanzenbau in Beet- und Balkonpflanzenkulturen wie Pelargonium-Peltatum-Hybriden und Verbenen, in Cyclamen, Chrysanthemen, Rosen, Gerbera und anderen Kulturen. Im Gemüsebau werden die Raubmilben bei Paprika, Gurken und anderen Kulturen eingesetzt. Durch den Einsatz von Raubmilben kann im günstigen Fall die Thripspopulation kontrolliert, aber nicht vollständig bekämpft werden.


Quelle

  1. Gillespie, D.R. & C. A. Ramey, 1988: Life history and cold storage of Amblyseius cucumeris (Acarina: Phytoseiidae). Journal of Entomological Society of British Columbia 85: 71-76

R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

B. Lamparter (1992): Nützlingseinsatz im Gemüsebau unter Glas. Thalacker Verlag. Braunschweig. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 

E. Richter (Hrsg.) (2009): Nützlingseinsatz im Zierpflanzenbau unter Glas. DPG Selbstverlag. Braunschweig. 

M. Ruisinger (2009): Wer gegen wen? Raubmilben im Focus!. Monatsschrift 05/09.