Ökologische Infrastruktur

Aus Hortipendium
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Mit dem Begriff Ökologische Infrastruktur meint man die Gefüge eines Lebensraums, die aufgrund ihrer ökologischen Wertigkeit die biologische Vielfalt desselben erhöhen. Diese Biodiversität besteht aus der Vielfalt des genetischen Materials, der Arten und der Ökosysteme. Als ökologische Ausgleichsflächen im Betrieb sind diese Strukturen vor allem für die biologische Schädlingsbekämpfung von Vorteil, indem man sie gezielt bewirtschaftet und pflegt. Eine Prägung des Begriffst erfolgt maßgeblich durch die IOBC (International Organisation for Biological and Integrated Control of Noxious Animals and Plants). So soll der Anteil an ökologischen Infrastrukturen an der Gesamtfläche des Betriebs laut IOBC mindestens 5% betragen, wobei Fachleute 15% für notwendig erachten.

Wichtige ökologische Infrastrukturen

Hecken

Unter Hecken im Landschaftsbereich versteht man flächige Feldgehölze und Gewässer begleitende Ufergehölze. Gegenüber einer frei wachsenden Hecke im Hausgartenbereich, können hier auf Grund der größeren Fläche auch wüchsigere Großsträucher und sogar Bäume Bestandteil der Hecke sein. Man kann die Hecken daher nach ihrer Wuchshöhe in Nieder-, Hoch- oder Baumhecke einteilen. Teil einer solchen Hecke sind auch Stein- und Reisighaufen. Durch diesen Aufbau der Hecke vereinigt sie viele Strukturen von Wald, Waldrand und Flur auf kleinem Raum. Darin liegt ihre besondere Qualität, insbesondere wenn viele standortgerechte, heimische Strauch- und Baumarten gepflanzt wurden. Sie und der angrenzende Krautsaum bieten ein reiches Nahrungsangebot: Blüten für Insekten, Früchte für Vögel und Äsung für das Wild. Zu jeder Hecke gehört ein Krautsaum. Er bildet den Übergangsbereich zum angrenzenden Feld oder der intensiv bewirtschafteten Wiese.

Krautsaum

Ein Krautsaum besteht aus einem schmalen Band von wenig schnittverträglichen Halbschattenpflanzen, welches dann in eine lichthungrige, durch nährstoffarme Böden und seltene Mahd geförderte Wiesenflora übergeht.

Wiesen und Weiden

Die Art der Wiese bzw. Weide, die einen positiven Einfluss auf die Biodiversität hat, unterscheidet sich je nach Höhenlage. In alpinen Gegenden machen extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden einen Großteil der bewirtschafteten Fläche aus, die ökologischen Nutzen hat. In niedrigeren Lagen (unter 500-600m) und in Betrieben ist eine andere Art von Wiese nützlich: hierbei handelt es sich um lineare, schmale, dauerhafte Formen. Sie bilden meist Übergänge oder Pufferzonen. Die Bewirtschaftung mit Vieh ist hier zweitrangig.

Magerwiese: Die Artenvielfalt steigt mit sinkender Bewirtschaftungsintensität bzw. Kulturmaßnahmen wie Schnitt, Wässerung usw.

Streuefläche

Die biologische Vielfalt auf Streueflächen ist hoch, der Nährstoffgehalt niedrig. Es handelt sich bei Streueflächen um feuchte bis nasse Standorte. Spätestens alle 3 Jahre muss ein Schnitt erfolgen. Es ist nicht erlaubt, zu düngen oder eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln durchzuführen.

Ackerrandstreifen

Diese auch als Ackerschonstreifen bezeichneten Flächen werden zusammen mit der eigentlichen Kultur ausgesät. Sie werden, ohne den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden, extensiv bewirtschaftet, sodass sich Ackerwildkräuter ausbreiten können. Als begleitete Hauptkulturen werden Getreide und Raps empfohlen. Ackerrandstreifen bieten Insekten und Tieren Lebensraum sowie Nahrung. Hier können sich Schädlingsantagonisten entwickeln, was der biologischen Schädlingsbekämpfung gleichkommt. Manche Bundesländer fördern die Entstehung von Ackerschonstreifen finanziell.

Brache

In der Landwirtschaft bezeichnet man einst kultivierte Flächen, die nun aus wirtschaftlichen oder regenerativen Gründen nicht mehr benutzt werden, als Brachen. Als ökologische Infrastrukturen wichtig ist die Roationsbrache und die Buntbrache.

Rotationsbrachen: In Deutschland dienen Rotationsbrachen der Stilllegung landwirtschaftlich nicht mehr genutzter Flächen. In der Schweiz hingegen bezeichnet der Begriff Flächen mit einheimischen Ackerwildkräutern, die ein- bis dreijährig in die Fruchtfolge eingegliedert sind.

Buntbrachen: Hierbei handelt es sich um mehrjährige streifenförmige Korridorgefüge, die mit einheimischen Ackerbegleitarten und Wildkräutern Pflanzengesellschaften bilden. Auch hier werden weder Pflanzenschutzmittel eingesetzt noch eine Unkrautbekämpfung durchgeführt. Oft haben sie Vernetzungscharakter.

Teich

Teiche, aber auch Tümpel und Wassergräben, beherbergen eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Neben Lebensraum und Nahrung für Insekten, aber auch z.B. Vögel, bietet ein Teich Raum für Fortfplanzung. Viele Insekten können sich nur im Wasser fortpflanzen bzw. entwickeln.

Rebberg

Ein Weinberg stellt eine relativ langlebige Dauerkultur dar, in welche verschiedene andere ökologische Infrastrukturen integriert werden können. Die Qualität dieses Agro-Ökosystems wird also maßgeblich durch umliegende Gefüge beeinflusst. Grundlage ist eine Begrünung des Weinbergs, infolgederen sich eine wirtschaftlich interessante Fauna spontan und von alleine ansiedelt. Fördern sollte man eventuelle mehrjährige Kräuter. Bezüglich der Schädlinge ist es interessant, dass Weintrauben relativ tolerant gegenüber Pflanzenschutzmaßnahmen sind. Zudem fördern möglichst dauerhaft vorhandene blühende Pflanzen die Nützlingsentwicklung. Hier sollte das Angebot stets vielfältig sein.

Trockenmauer

Oft werden Trockenmauern an steilen Flächen im Rebberg errichtet. Sie sind bevorzugtes Habitat von Tieren und Pflanzen, die viel Wärme benötigen.

Hochstamm-Bäume

Streuobstwiesen mit hochstämmigen Obstbäumen dienen oft als Ausgleichflächen. Hier kann Obst ökologisch produziert werden. Aufgrund der extensiven Nutzung von Streuobstwiesen sollten sich die Schnittmaßnahmen an Hochstämmen in allen Lebensabschnitten auf das absolut notwendige Maß beschränken.

Eh da-Flächen

Eh da-Flächen sind Offenlandflächen in Agrarlandschaften und Siedlungsbereichen, die sowieso vorhanden sind ("eh da") und weder einer wirtschaftlichen Nutzung noch einer naturschutzfachlichen Pflege unterliegen. Es sind häufig wegebegleitende Flächen, die longitudinal geformt sind und damit eine wichtige Rolle bei der Vernetzung von Lebensräumen (Trittsteinbiotope) einnehmen können.

Quellen

Ernst F.Boller, Fritz Häni, Hans Michael Poehling Ernst F.Boller, Fritz Häni, Hans Michael Poehling (Hrsg.) (2004): Ecological Infrastructures. Ideabook on Functional Biodiversity at the Farm Level. 1. Auflage. Swiss Centre for Agricultural Extension and Rural Development (LBL). Lindau, Schweiz. ISBN 3906776077